von Volker Bracke, Beirat netzwerkB
Ich bin 48 Jahre alt, seit 2013 als Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis niedergelassen, und habe in über 20-jähriger stationär-psychotherapeutischer Tätigkeit mit vielen Menschen gearbeitet, die unter den Folgen sexualisierter Gewalt (und anderer Traumatisierungen) zu leiden hatten bzw. haben und entweder direkt deshalb oder unter der Bezeichnung verschiedenster Krankheiten – von Angststörungen und Depression über Suchterkrankungen bis hin zu Borderline- und anderen Beziehungsstörungen – Hilfe suchten. In dieser Zeit ist sowohl die gesellschaftliche Sensibilität für das Schicksal der Opfer als auch die therapeutische Sensibilität für ihre spezifischen Bedürfnisse in der therapeutischen Beziehung gewachsen – je nach Sichtweise kann man sagen: „langsam aber stetig“ oder „stetig aber langsam“. Dass es da bei vielen KollegInnen und Einrichtungen noch erheblichen Entwicklungsbedarf gibt, ist sicher. Leider auch, dass selbst „solche“ die Grenzen ihrer KlientInnen überschreiten und sie für ihre fragwürdigen Bedürfnisse ausbeuten. Für meine eigene Arbeit gilt: als Therapeut bin ich weder Ankläger noch Verteidiger, sondern sehe mich als Begleiter und Unterstützer bei den Schritten und Entscheidungen, mit denen sich Betroffene mir anvertrauen, die sie aber selbst tun. Sie sind diejenigen, die mit den Folgen – auch ihres eigenen Handelns – weiter leben müssen. Ich selbst bin froh über alle Fortbildungs- und Vernetzungsmöglichkeiten, die es mittlerweile gibt und die es mir erleichtern, ein Stück der Last mitzutragen und bei allen Verwicklungen, die Zweifel und Selbstzweifel, Verdacht und Unsicherheit, Berührungsängste, Schuldgefühle und Vorwürfe auslösen, meine eigene Sicherheit und meinen Standpunkt zu behalten.
Diesbezüglich sehe ich netzwerkB als eine große Herausforderung, der ich mich nun stelle, vor allem aber als Möglichkeit, an der Brücke zwischen Betroffenen und professionellen Helfern mitzubauen.
_
Mehr auf netzwerkB:
Offenheit überzeugt
–
Herzlich willkommen, Herr Bracke, im netzwerkB.
netzwerkB braucht mehr fachkompetente Menschen wie Sie, Herr Bracke. Die ärztliche Schweigepflicht kann ja trotzdem gewahrt bleiben. Wo sind die Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiater, die Herrn Bracke unterstützen und mit netzwerkB für die Abschaffung der Verjährungsfristen kämpfen. Lösen Sie sich endlich von diesen eingefahrenen Strukturen in diesem Deutschland. Es gibt Alternativen zur Alternativlosigkeit Merkels. Wir sind diejenigen, die noch leben und um Hilfe schreien, nicht nur für uns, sondern auch für zukünftige Generationen. Wir sind diejenigen, die nicht mehr viel vom Leben erwarten können, weil die Politik unser Leiden nicht anerkennt. Aber wir kämpfen trotzdem weiter.
Sehr geehrter Herr Bracke,
hervorragend, dass Sie netzwerkb tatkräftig unterstützen.
Ich werde nie begreifen, dass sich für die schweren traumatischen lebenslangen Folgen nach sexuellen Delikten / sexueller Gewalt die Politik und die Justiz nicht interessieren. Die Krankenhäuser sind voll mit solchen Patienten, die immer wieder sich stationär behandeln lassen. Darüber wird überall geschwiegen. Warum sind schwerste psychische Folgen keine Beweise, wenn vorher die Opfer kerngesund waren ? Angehörige können dadurch auch noch Krankwerden, wenn sie miterleben , dass keine Besserung eintritt und die Täter überall behaupten, sie haben damit nichts zu tun, obwohl außerdem 50 abscheuliche, vulgäre, nötigende, beleidigende, Angstmachende Briefe den Behörden vom Täter vorliegen, die laut leitenden Oberstaatsanwälten nicht gelesen werden zubrauchen. Mit anderen Worten: „Psychische Körperverletzung unbedeutend ist .“
Leider sehen viele Psychologen,Psychiater und Psychotherapeuten das Thema anders als z.Bsp. Netzwerkb oder moderne Traumatherapeuten.Man hängt nämlich noch im wesentlichen den Thesen von Freud,Kernberg und Co nach und da hat das Kind immer eine wesentliche Schuld.Der Täter wurde sozusagen verführt und mit dem Kind bzw. Jugendlichen stimmt etwas nicht.So landen nicht wenige Kinder mit sexuellen Gewalterfahrungen in der Kinder-und Jugendpsychiatrie-z.b. mit Essstörungen und Anorexie-während die Täter oft in gehobenen Stellungen und respektabelem Ruf in dieser Gesellschaft weiter machen gerne auch als bekannte Politiker oder Politikerinnen während man den Kindern nicht glaubt und diese auch als Erwachsene in Scham und Schuld versinken.Viele Psychologen,Psychiater und Psychotherapeuten sind Helfershelfer der Täter und manchmal üben sie selbst sexuelle Gewalt aus auch an ihren Klienten.
Das Sigmund Freud Institut in Frankfurt gehörte übrigens auch zum Netzwerk der Odenwaldschule -siehe dazu auch „Das System Hellmut Becker“!
Prof Eggers der 25 Jahre lang Direktor der Rheinischen Klinken für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters und Inhaber des gleichnamigen Lehrstuhls in Essen war, ist anscheinend einer der wenigen unter Fachleuten, die für eine Aufhebung der Verjährung ist undn auch neue Wege gegangen ist.
Hier ein Artikel über die Ausgrenzungen
http://www.taz.de/!69835/
Ich kenne keinen glaubwürdigen Psychologen, Psychiater, Traumatologen, Arzt usw.
Auch einem Hr. Bracke würde ich nicht glauben.
Lieber Herr Bracke,
ihre Vorstellung hat mich angesprochen. Ich freue mich, dass Sie hier sind, und mitmachen bei netzwerkB! Meine Erfahrungen mit Trauma-Therapie waren überwiegend sehr gut, menschlich warm und auf Augenhöhe. Da hatte ich Glück- denn ich weiß, dass es viele Betroffene gibt mit anderen Erfahrungen und Therapeuten, bei denen ich mich frage, wieso ihnen überhaupt erlaubt ist, Menschen, nochdazu traumatisierte Menschen, zu „therapieren“. Sigmund Freud und seine Triebtheorie, Hysterie, Ödipuskomplex und weitere Irrtümer mit schwerwiegenden Konsequenzen für Betroffene spuken immer noch in vielen Menschen herum. Es ist furchtbar, nicht gesehen zu werden, und die Realitäten, die einem angetan wurden, völlig anders interpretiert zu bekommen- auch diese Erfahrung blieb mir vielfach nicht erspart, schon familiär geprägt!
Es muß sich dringend noch sehr viel ändern-umso mehr freue ich mich über Ihre Bereitschaft an der Brücke mitzubauen. Noch Mal ein herzliches Willkommen Herr Bracke!
@ C.F Es ist ja gerade unser Misstrauen, was alles in unserem Leben kaputt gemacht hat.
PS: Ich kenne eine glaubwürdige Psychologin.
—————————————————-
Wenn man immer zu sehr involviert ist in Arbeit, in Politik, in Wahlkämpfen, in Machtkämpfen, in Verdrängung, hat man irgendwann keine eigene Meinung mehr und die Propaganda in diesen Zeiten trägt dazu bei, keine eigene Meinung mehr haben zu dürfen. Ein Burn-Out könnte eine willkommene Krankheit sein, sich seines Ichs und seiner eigenen Meinung zu besinnen. Nun, ich hatte vor 13 Jahren einen Burn-Out, man kann auch sagen, ich habe nicht mehr verdrängen können. Da war ich 43 Jahre alt. 33 Jahre befand ich mich zuvor in einem Vakuum aus Angst, Schuldgefühlen, Befehlsgehorsam, Anpassungswillen und staatlich verordneter Funktionalität. Ich war 33 Jahre ein Sklave meiner selbst und habe es nicht gemerkt. Der Spruch: – Jeder ist seines Glückes Schmied- hat bei mir nicht gefruchtet. Gefruchtet, auch so ein Wort, das ich hasse. Und dann kam dieser Burn-Out und brachte meinen zivilen angepassten Gehorsam in Ungehorsam und du kannst dich nicht dagegen wehren. Deine Frau, deine Kinder, deine Geschwister, deine Eltern kennen dich nicht wieder. Du erlebst die Welt als etwas, was du vorher nicht kanntest, als Hölle. Es ist, als wenn dir einer befiehlt, du müsstest jetzt dadurch, ob du willst oder nicht. Leben oder Tod. Du musst aufarbeiten, ob du willst oder nicht und eine Stimme befiehlt dir: Arbeite schnell auf. Und dann bist du bei dieser traumatischen Belastungsaufarbeitung nochmals überfordert weil man dich nicht in Ruhe lässt, weil du weiter funktionieren sollst. Und dann erlebst du einen Burn-Out in einem Burn-Out. Und du kannst dich nicht dagegen wehren. Ein angehender Psychologe, der das durchgemacht und überlebt hat, kann auch ohne Master oder Bachelor sofort seine Praxis aufmachen. Keine Sorge, ich bin jetzt da durch. Mein Vater sagte immer: „Das Leben ist Kampf.“
Als „Begleiter und Unterstützer bei den Schritten und Entscheidungen, mit denen sich Betroffene mir anvertrauen, die sie aber selbst tun“ beschreibt sich der Kollege Bracke. Ich finde, dies ist vielleicht die wichtigste Botschaft an die Menschen, denen es sehr schwer fällt, therapeutische Hilfe annehmen zu können. „Wegbegleiter“ sein für diejenigen, die sich „auf den Weg machen“, dabei Wege aufzeigen, die weniger schwer sind. Aber dennoch die Wege mitgehen, die sich die Patienten aussuchen, denn die Hoheit über das Therapieverfahren hat der/die PatientIn. Ich glaube, das unterscheidet heutige Psycho(trauma)therapie grundlegend von den beängstigenden Vorstellungen so mancher, die sich teils so vehement gegen jegliches Therapieangebot aussprechen.
@ Godehard Pötter,
gestern abend hatte ich ein Vorgespräch bei einem Psychotherapeuten mit Approbation und, laut Eigenaussage, einem Schwerpunkt in systemischer Traumatherapie. Ich sagte zu Beginn des Gespräches ganz klar, dass mir immer wieder Leute sagen, „wo es längs geht“/ was ich tun soll, aber ich mir von der Therapie erhoffe, dass sie meine Fähigkeit verbessert, selbständig Entscheidungen zu treffen. Zwanzig Minuten später erzählt mir dieser Herr, „wo es längs geht“, was mein Problem ist, was ich tun soll …
Mir fiele es überhaupt nicht schwer, psychotherapeutische Hilfe anzunehmen, denn die Sehnsucht nach Unterstützung ist groß, somit auch der Glaube, dass es das doch eigentlich geben muss – aber meinen „Alarmglocken“ traue ich heute viel mehr als jeglichen schönen Worten.
Sehr geehrter Herr Bracke,
wenn ich das auf Ihrer Homepage richtig verstanden habe – und bitte korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege – bieten Sie Traumatherapie nur gegen PRIVATE Bezahlung (also nicht über Krankenkasse) an.
Das finde ich persönlich angesichts des auch von Ihnen eingeräumten katastrophalen Mangels an qualifizierten Traumaanlaufstellen / TraumatherapeutInnen und der nicht selten schwierigen ökonomischen Situation vieler Betroffener kritikwürdig. Und es macht MIR PERSÖNLICH Vorbehalte gegen Ihr Engagement bei netzwerkB. Dort wurde schon viel fachlich Qualifiziertes zusammengetragen, von dem auch Sie sicherlich profitieren. Und das lassen Sie sich dann von Betroffenen (im Einsatz als Traumatherapeut) privat bezahlen? Ich finde das nicht sehr Betroffenen-orientiert.
Wie gesagt: FALLS ich das richtig verstanden habe…
An Hr.Götz; Ich verstehe den an mich gerichteten Kommentar nicht.
Wenn ich wohin gehe und mich für etwas engagiere, würde ich mich nach manchem Kommentar wie ich ihn hier lese, ziemlich unwillkommen fühlen. Ich finde es wichtig auch zu merken, wenn jemand Positives im Sinn hat. Auch ob jemand Privat oder per Kasse abrechnet, ist in meinen Augen eine persönliche Sache, und keine Diskussionsgrundlage!! Die desaströsen Zustände bezüglich Traumatherapiekosten- und Möglichkeiten liegen doch nicht in der Verantwortung der Traumatherapeuten!
Großes Misstrauen, ist auch ein Teil meiner Selbst, nicht ohne Grund- aber keinerlei Vertrauensvorschuß zu geben, bei gleichzeitig völlig überhöhten Erwartungen und Spekulationen, ist einfach sehr schwierig. Ich schätze an netzwerkB die Verbindung, die Vernetzung, die kann aber nur stattfinden, wenn wir uns beteiligen die Brücke zu bauen- von alleine geschieht das nicht, Bzw. mag vielleicht das andere Ende der Brücke irgendwann nicht mehr mitbauen!
@C.F
Ich wollte damit sagen, dass nicht alle „über einen Kamm zu scheren sind“ und dass es jedenfalls für mich unmöglich ist, richtiges Vertrauen, was immer das auch sein mag, aufzubauen. Ich versuche Vertrauen zu erlernen. Jeder gute Psychologe würde jetzt sagen, dass ich auf einem guten Weg bin nachdem mein Vertrauen damals mit Füssen in den Dreck getreten wurde. Ab dem Datum der sexualisierten Gewalt, die mir damals zugefügt worden ist, schaltete mein Hirn auf Misstrauen um. Jeder gute Psychologe würde mir jetzt bestätigen, dass genau ab diesem Datum meine Lebensgrundlage zerstört worden ist. Die Richtung meines Lebens wurde durch diesen Vertrauensverlust vorprogrammiert und zwar direkt in meinen Schädel. Die Psychologie spricht von der Zerstörung der Lebensgrundlage, netzwerkB nennt das Seelenmord. Es ist dasselbe. Wenn ich heute noch mal darüber nachdenke, warum ich damals ein schweigender misstrauender kleiner Junge war, da wird mir heute noch übel. Lieber Übelkeit als die ganze Scheiße noch mal in einem Posttrauma zu durchleben.
@ klaraklara: Dass Sie über so achtsame „Alarmglocken“ verfügen, die Ihnen frühzeitig sagen, wann etwas nicht gut ist für Sie, ist eine wertvolle Ressource, über die Sie verfügen. Solche zu nutzen und zu stärken ist eines der wichtigen Ziele in der Traumatherapie. Dazu gehört auch ein Umgang miteinander, der „auf Augenhöhe“ stattfindet. Ein wichtiger Unterschied zu anderen Therapieverfahren ist das Prinzip des „geleiteten Entdeckens“, also
das Mobilisieren eigener Bewältigungsstrategien. Das ist weitaus nachhaltiger, als wenn jemand meint, er wüsste was für den anderen gut ist und vorgibt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie den/die richtige TherapeutIn finden, wo Sie sich wohlfühlen, weil Sie in Achtsamkeit und Wertschätzung angenommen werden.
@ Realmenschin:
„aber keinerlei Vertrauensvorschuß zu geben, bei gleichzeitig völlig überhöhten Erwartungen und Spekulationen,“
bezieht sich das auf mich? Ich hoffe nicht.
Nein, klaraklara, ich beziehe mich nicht aus Sie und kann mich Godehard Pötters Worten da nur anschließen.
@ Realmenschin
ich schreibe dir noch etwas dazu unter dem Artikel „Abschaffung der Psychotherapie“
„Melitta wohnt mit ihren Eltern bei Meschede, hat 7 Geschwister und besucht die 4. Klasse der Grundschule in Eslohe/Reiste. Von den Lehrern dieser Schule wird sie stets wegen ihres auffallend positiven Verhaltens gelobt. Als jedoch der Sexualkundeunterricht in ihrer Grundschule eingeführt wird, verlässt Melitta M. den Unterricht, da sie sich bei diesem Thema nicht mehr wohl fühlt. Dass ihr Verhalten nur nachvollziehbar ist, zeigen übrigens die jüngsten Vorfälle aus Borken, wo am 27.06.2013 acht Schüler der 6. Schulklasse kollabierten, als man ihnen Abbildungen von Geschlechtsorganen vorlegte.“
http://www.net-news-express.de/index.php?page=player&v=G6NhAhiIZB8
Kommentar:
Schau sich einer das Video an und behaupte noch, Deutschland wäre noch ein Rechtsstaat.
@Karl Görtz: ich sehe in dem Film Kinder, denen vermittelt wird, das Sexualität etwas so schlimmes ist, dass sie nicht einmal sachlich im Unterricht behandelt werden darf. Wie sollen diese Kinder sich Hilfe holen, wenn ihnen irgendwo sexuelle Gewalt widerfährt? Denn nur Kinder denen man Sprache gibt können sich deutlich ausdrücken.
Noch ein Gedanke zu den acht Schülern in Borken: rein statistisch gesehen kann man vermutlich davon ausgehen, das wenigstens einige der Kinder getriggert wurden, weil sie im Sexualkundeunterricht etwas gesehen haben, was ihnen wohlbekannt war. wenn diese Kinder irgendwann soweit sind zu erzählen, wird wohl kein Reporter kommen und einen Bezug zu der Situation im Borkener Klassenzimmer herstellen. Eigentlich schade, oder?
@Simone
ich sehe das auch so. Sexualkundeunterricht sollte wie seit 40 Jahren oder länger schon, ein ganz normaler Unterrichtsstoff sein. Hier pornografische Darstellungen als Grund wie im Film (Propagandafilm?) vorzugeben, die Kinder reihenweise kollabieren lassen, ist absurd. Die Frage ist jetzt aber: Warum kollabieren heute reihenweise Kinder im Sexualkundeunterricht oder wollen den Unterricht verlassen? Es ist wie Sie sagen die Triggerung, die negative sexuelle Vorerfahrung, so wie ich sie auch erleben musste. Damals hätte ich es nicht gewagt, den Klassenraum zu verlassen. Da herrschten noch andere Sitten wie heute, darunter auch gewaltsame Erziehungsmethoden von Eltern und Lehrern. Da flog noch Kreide an die Köpfe der SchülerInnen, Schläge waren an der Tagesordnung und der Zeigestock war eine Erziehungswaffe des Lehrers. Mir blieb also nur noch das Schweigen für die restliche Schulzeit und darüber hinaus. Damals wurde noch der mündliche Ausdruck benotet. Bei mir stand da immer: „ Der mündliche Ausdruck konnte nicht benotet werden, weil Karl sich mündlich nicht äußert.“
Insofern muss ich mich korrigieren. Deutschland war noch nie ein Rechtsstaat. Der steht seit 1949 bis heute nur auf dem Papier. Aber was ich nun an der ganzen Sache so arm finde ist: Warum hinterfragen die LehrerInnen in der heutigen Zeit nicht so ein Verhalten der SchülerInnen und suchen das Gespräch. Ist es die Angst hier etwas zu erfahren, was man nicht hören will? Stattdessen wird schnell der passende anzuwendende Paragraph rausgesucht und schon ist man aus Verantwortung. Der Gesetzgeber schreibt das ja schon seit Jahrzehnten so vor. So einfach macht man sich das heute immer noch. So richtig konservativ.