Liebe Mitglieder und Freunde von netzwerkB,

den nachfolgenden Text  können Sie als PDF herunterladen, ausdrucken und dafür benutzen, um Förderer für netzwerkB anzusprechen.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Ihr netzwerkB Team

Was ist netzwerkB?

netzwerkB, das Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt, hat seine Wurzeln in einer Selbsthilfegruppe, in der bereits 1993 Frauen und Männer gemeinsam über die von ihnen erlebte sexualisierte Gewalt sprachen. Das Netzwerk, das sich über Jahre bildete, fand im April 2010 mit der Gründung eines gemeinnützigen Vereins einen formellen Rahmen. Seitdem sind wir auf 893 Mitglieder gewachsen und es werden täglich mehr.

Viele unserer Mitglieder leiden schwer unter den Folgen der ihnen zugefügten Gewalt. Sie leben nicht selten am Existenzminimum und haben Probleme ihr Leben zu organisieren oder soziale Bindungen einzugehen. So finden sie sich oft vom gesellschaftlichen Dialog ausgeschlossen. Wir vertreten ihre Interessen und wollen nachhaltige Veränderungen schaffen, indem wir die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verändern, die sexualisierte Gewalt möglich machen.

Sexualisierte Gewalt ist ein Verbrechen, das eng verbunden ist mit Nicht-Sprechen, mit Schweigen. Schweigen, aus Angst, Scham und Schuldgefühlen. Schweigen, weil man schweigen muss. Schweigen, weil beim Sprechen alles kaputt zu gehen droht: Familien zerbrechen würden, nichts mehr so wäre wie zuvor. Schweigen, weil man durch das Sprechen zum Außenseiter würde. Schweigen, weil Sprechen so schwer ist. Schweigen, weil die Gesellschaft Opfer stigmatisiert.

Sexualisierte Gewalt ist kein Knochenbruch, der einige Zeit schmerzt und dann wieder verheilt. Betroffene von sexualisierter Gewalt leiden ihr ganzes Leben.

Als Gesellschaft müssen wir dies anerkennen. Wir müssen verstehen, dass sexualisierte Gewalt und Schweigen Hand in Hand gehen. Wir müssen verstehen, dass Opfer nicht sprechen können. Wir müssen den Opfern zugestehen, dass sie selbst entscheiden, ob oder wann sie ihr Schweigen brechen, denn das Sprechen tut unendlich weh. Opfer leiden ihr Leben lang und viele können nie darüber sprechen.

In den Mittelpunkt der Arbeit stellt netzwerkB Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die von sexualisierter Gewalt, psychischer und physischer Gewalt und ihren Folgen betroffen oder gefährdet sind. Die Vereinigung versteht sich als deren Interessenvertretung und will die gesundheitliche, soziale und rechtliche Situation der Betroffenen verbessern.

In welchem Umfeld arbeiten wir?

Die Betroffenen erlitten nicht nur sexualisierte Gewalt, sondern oftmals weitere Gewaltformen in ihrer Kindheit, Jugend oder als Erwachsene. Das können einmalige, mehrmalige oder langjährige Gewalterfahrungen sein, die im privaten Umfeld, unter anderem in der Ursprungsfamilie, aber auch in Institutionen wie Schule, Kirchengemeinde, Heim, Internat, Kinderkurklinik und andern Orten gemacht wurden. Es kann ein Täter gewesen sein oder auch mehrere. Die Opfer sind zumeist weiblich, aber es gibt auch männliche Opfer. Die Täter sind zumeist männlich, aber es gibt auch weibliche Täter.

Es gibt Betroffene, die unter den Folgen dessen leiden, was sie in der Vergangenheit erlitten haben. Dem stehen die Betroffenen gegenüber, die gerade akut Gewalt erleiden, also heute und morgen wieder, ohne zu wissen, wann das endet.

Es fällt den Betroffenen nicht leicht, das Schweigen über das Erlittene zu brechen. Häufig gelingt ihnen dies erst nach Jahrzehnten.

Die Gründe liegen nicht allein in der „Retrograden Amnesie“ (bei dieser Form der Amnesie können sich traumatisierte Personen entweder an spezifische Situationen oder auch an ganze Zeiträume um das traumatische Erleben herum nicht mehr erinnern). Die Betroffenen müssen erst einmal lernen, genügend Vertrauen zu schöpfen, um die passenden Worte zu finden und die Ängste vor den Ausgrenzungen durch ihr Umfeld zu überwinden – besonders in der eigenen Familie – oder/und vor der immer noch vorhandenen Macht des Täters. Darüber hinaus gibt es noch viel mehr Gründe.

netzwerkB zu gründen stellte eine Herausforderung dar, weil es etwas völlig Neuartiges war. Zwar entstanden in den letzten drei Jahren einige Betroffenengruppen mit einem konkreten Bezug zu einer Institution, doch stammen die meisten Initiativen aus den Bereichen Beratung und Frauenschutz. Unsere Vereinigung vertritt die Interessen von Betroffenen jedoch auch politisch.

Bei unserer Arbeit stehen wir im Kontakt mit sehr vielen Betroffenen und deren Schicksalen. Wir befinden uns im Austausch mit anderen Initiativen, der Politik und der Gesellschaft. Daraus erwächst unser Anliegen: mehr Verständnis für Betroffene, Änderung bzw. Neubewertung der Gesetze und mehr konkrete Hilfe für die Betroffenen.

Unter anderem müssen wir auch veranschaulichen, wie ein Trauma entsteht, was dabei medizinisch und psychologisch geschieht und welche gravierenden Folgen für die Betroffenen und ihr weiteres Leben entstehen. Wir müssen mit Politikern, Medizinern, Juristen, Wissenschaftlern und anderen Experten noch mehr ins Gespräch kommen, um Veränderungen zu erreichen.

Welche Folgen hat sexualisierte Gewalt?

Man spricht von einem Posttraumatischen Belastungssyndrom (PTBS), wenn sich die Auswirkungen eines Traumas manifestieren, was bei Missbrauchsopfern und Vergewaltigungsopfern fast immer der Fall ist.

Die Belastungen für die Betroffenen erstrecken sich von psychischen Belastungen und Verhaltensveränderungen bis hin zu massiven gesundheitlichen Problemen. Daraus resultieren Probleme in der eigenen Entwicklung, im sozialen Umfeld, auch in Familie und Bindungen, auf dem Bildungsweg und im beruflichen Bereich. Häufige Folgen sind Depressionen, Suizidalität und Substanzmissbrauch.

Neurobiologen können nachweisen, wie sich bei den Betroffenen die Aktivitäten in bestimmten Hirnregionen verändern und permanente Stresslagen entstehen (insbesondere spielt das Hormon Cortisol eine wichtige Rolle). So lassen sich Angststörungen, ein geschwächtes Immunsystem, eingeschränkte Gedächtnisleistungen und mehr erklären.

Die Medizin weiß heute, dass für PTBS-Erkrankte die Wahrscheinlichkeit merklich erhöht ist, an Krebs (um 50 %), Morbus Crohn, Herzerkrankungen und mehr zu erkranken. Ebenso werden Krankheitsbilder wie z.B. Multiple Sklerose durch PTBS verschlimmert.

Die eigene Vorgeschichte und deren Folgen sind häufig auch den Opfern selbst nicht oder nur teilweise bewusst. Es fällt daher auch den Betroffenen schwer, sich diesem Problembereich zu stellen. Aus unserer Erfahrung heraus wissen wir, dass die Belastungen auch die Angehörigen von PTBS-Betroffenen ebenfalls gesundheitlich betreffen können.

Die Betroffenen, deren Angehörige und auch viele Personen in Gesundheitswesen und Justiz sind nach unserer Auffassung nicht ausreichend unterrichtet, wie man mit Gewalt, Trauma, PTBS und den Auswirkungen angemessen umgehen kann.

Neue Ergebnisse der Forschung über PTBS und andere gesundheitliche Folgen scheinen in der Gesellschaft weitgehend ungehört zu verhallen. Wir erfahren, dass Betroffene auch im Gesundheitswesen keine ausreichende und insbesondere keine geeignete Hilfe finden.

Was fehlt, sind die Mittel und die Kenntnisse. Die Gesellschaft und die Politik verdrängen die Lebenswirklichkeit von Gewaltopfern weitgehend. So muss zum Beispiel alljährlich eine fünfstellige Anzahl von hilfesuchenden Frauen und ihrer Kinder von den Frauenhäusern mangels Kapazitäten abgewiesen werden. Häuser für Männer in Not gibt es in ganz Deutschland nur einmal. Häuser für hilfesuchende Familien gibt es gar nicht.

Dagegen werden wir oft mit der Vorstellung konfrontiert, dass ein gemeinsames Gespräch mit dem Täter oder ein gemeinsames Gebet oder „Verzeihen lernen“ ausreichend seien, um die Situation eines Betroffenen wieder gerade zu rücken.

Wir möchten eine Diskussion über die Schäden bei den Betroffenen und die daraus resultierenden Konsequenzen für Verjährungsfristen, strafrechtliche Beurteilungen, Entschädigungen usw. anstoßen. Hieraus ergeben sich auch Ideen für eine bessere Prävention.

Was tuen wir?

Wir treten im Vorstand, dem Team und vielen Helferinnen und Helfern mit hohem Engagement in die Öffentlichkeit und haben uns als feste Ansprechpartner für die Presse etabliert.

In der Pressearbeit war netzwerkB bisher aktiv mit 190 Pressemitteilungen, 42 Radiointerviews, 83 Fernsehbeiträgen und 376 Artikeln in Zeitungen und Zeitschriften. Wir nahmen an Konferenzen und Veranstaltungen teil und organisierten Demonstrationen und Petitionen.

Auf dem Bundesparteitag der SPD im Dezember 2011 durfte der Vorsitzende eine Rede halten, die stehenden Applaus fand. Im Sommer 2012 trat eine Gruppe von Mitgliedern in den Hungerstreik, darunter der Vorsitzende für 46 Tage, als wir feststellen mussten, dass den Worten der Politik keine Taten folgten.

Auf unserer Internetplattform wurden seit deren Bestehen 2.327 Artikel und 13.717 Kommentare redaktionell bearbeitet. Unsere Website hatte 496.495 Besuche. Unsere Geschäftsstelle bearbeitete seit der Gründung von netzwerkB 8.030 Telefonanrufe und 16.514 Zuschriften. Es ist ein pausenloser Betrieb, den wir ehrenamtlich leisten.

Und dennoch merken wir, dass wir trotz aller Arbeit noch immer ganz am Anfang eines langen Weges stehen.

Wie finanzieren wir uns?

Unsere Vereinigung finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Mittlerweile überlassen wir es den Mitgliedern, wie viel sie spenden wollen und können.

In erster Linie leben wir vor allem von unserem Willen, die Situation von Betroffenen zu verbessern, indem wir sie thematisieren.

Wir merken jedoch, dass wir nach nunmehr drei Jahren durchgehender Arbeit mit diesen Strukturen nicht mehr weiterkommen. Wir brauchen eine Professionalisierung, das heißt unter anderem auch bezahlte Mitarbeiter für den Bürodienst.

Auf der Suche nach öffentlichen Zuschüssen sind wir nicht weiter gekommen. Wiederholte Bitten an den Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung Johannes-Wilhelm Rörig, das Familienministerium und die frühere Missbrauchsbeauftragte Christine Bergmann blieben ohne Erfolg. Für die Unterstützung des gemeinnützigen Vereins war kein Geld da. Herr Rörig, der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, schlug im März 2013 vor, die Betroffenen könnten doch aus ihren Entschädigungen etwas spenden. Das lehnen wir ab.

Der jetzige Verein mit 893 Mitgliedern, Tendenz steigend, kann mit den aktuellen personellen Kapazitäten nicht mehr organisiert werden. Wir müssen uns professioneller aufstellen, wenn wir politische Veränderungen erreichen wollen.
Denn nicht nur Pressemitteilungen oder Medienauftritte gehören zum Tagesgeschäft, auch Aufklärungs- und Informationsveranstaltungen sind ein Teil der Vereinsarbeit.

Warum brauchen wir Ihre Unterstützung?

Um die Arbeit von netzwerkB verstärkt fortführen und den politischen Druck für die dringend notwendigen Veränderungen deutlich erhöhen zu können, sind wir auf eine solide finanzielle Basis mit einem vernünftigen personellen Einsatz angewiesen. Mit dem reinen Ehrenamt allein und den geringen Mitgliedsbeiträgen ist gegen den Lobbyismus der politischen Gegner nicht anzukommen. Mit Ihrer finanziellen Unterstützung können wir unabhängig von der Politik bleiben.

Wir haben Verständnis dafür, wenn Sie dabei lieber im Hintergrund bleiben; wir sind jedoch auch sehr gerne bereit, unsere Dankbarkeit für Ihre Unterstützung öffentlich auszudrücken. Beides würde in jedem Falle unserer Arbeit dienen.

Natürlich dokumentieren wir unsere Arbeit, was wir auch gegenüber den Mitgliedern seit drei Jahren regelmäßig tun.

Ihre Förderung würde bedeuten, dass wir unsere Arbeit fortsetzen können. Sie würde uns auch helfen, in der Zukunft mehr für die Betroffenen und mehr mit den Betroffenen arbeiten zu können.

Sprechen Sie uns an: +49 (0)4503 892782

netzwerkB (Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.) ist eine unabhängige Interessenvertretung – Betroffene setzen sich für die Rechte Betroffener ein, indem sie das gesellschaftliche Schweigen brechen, über Ursachen und Auswirkungen sexueller Misshandlung informieren, beraten und sich für konkrete Veränderungen stark machen. netzwerkB ist beim Amtsgericht Lübeck unter der Nr. VR3272HL als Verein eingetragen. Der Verein ist gemeinnützig, Spenden an ihn sind steuerbegünstigt.

netzwerkB
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Germany
Telefon: +49 (0)4503 892782
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