Von Christina Düvell-Veen

Scharbeutz – Norbert Denef (63) hat sich gestern wieder zu Wort gemeldet. Der Scharbeutzer, der im Juni 2012 bundesweit Schlagzeilen machte, weil er in den Hungerstreik trat und diesen nach 46 Tagen beendete, kündigte im Internet eine Fastenaktion an: „Wann : Jeden Freitag; Beginn: 4. Januar 2013; Versammlungsort: www.netzwerkb.org; Ende: unbefristet“.

Als Kind wurde der ehemalige Ministrant Denef in der katholischen Kirche seiner Heimatstadt  Delitzsch in Sachsen sexuell missbraucht – erst vom Pfarrer, dann vom Chorleiter. Danach hat er 35 Jahre lang geschwiegen. Seit Jahren kämpft er dafür, dass das ihm angetane Unrecht anerkannt wird und dass die Verjährungsfristen für sexuellen Missbrauch aufgehoben werden. In dem von ihm eingerichteten „netzwerkB“ fordert er die Aufhebung der Fristen im Strafrecht, „weil eine Reihe von Fällen beweist, dass anhand der Forensik, Zeugenaussagen, Funde von Tagebüchern, anhand von Dias, Filmen und nicht zuletzt auch oftmals Geständnissen der Täter selbst eine Feststellung der Verbrechen vor Gericht möglich ist.“ Oftmasl gelingt es den Opfern erst Jahrzehnte nach der Tat, die Mauern von Scham, Angst und tatsächlicher Isolation im eigenen Umfeld zu durchbrechen. Mit seiner „Hungerstreik-Demo“ will Denef darauf hinweisen, „dass der Deutsche Bundestag das Thema sexualisierte Gewalt und andere Formen von Gewalt seit Jahren aussitzt, anstatt konkrete Entscheidungen zu treffen“. Die Bundesregierung verhindert eine gerechtere Gesetzesform sowie die Aufhebung der Verjährungsfristen.

Denef weiter: „Der scheinheilige Runde Tisch dieser Bundesregierung hat nichts gebracht. De facto ist nicht passiert.“

An jedem Freitag will Denef zwar wie bisher Sport treiben, in die Sauna gehen und danach in der Ostsee baden. Aber er werde sich dabei in Zukunft ausschließlich von Wasser ohne Kohlensäure ernähren, zudem werde er sich an diesen Tagen zurückziehen und viel lesen.

Quelle: Lübecker Nachrichten 05.01.2012