Das Thema Abschaffung der Verjährungsfristen bei sexueller Gewalt ist offenbar eine unendliche Geschichte. Seit Jahren wird geredet, passiert ist allerdings bisher wenig. Das Gesetzgebungsverfahren, scheint auf Eis zu liegen.

Die Bilanzsitzung des Runden Tisches etwa wurde wegen wichtiger Termine der Ministerinnen Schröder und Leutheusser-Schnarrenberger auf Februar 2013 verschoben.

Mit einem neuen Gesetz rechnet nun keiner mehr bis zum Ende der Legislaturperiode und das zur Enttäuschung der Opfer von sexueller Gewalt.

Thorsten Philipps hat den Vorsitzenden der größten Betroffenen-Organisation, netzwerkB, getroffen:

Norbert Denef am Ostseestrand, hier ist der 63jährige aus Scharbeutz fast jeden Tag wenn es kalt ist und ihm ein eisiger Wind entgegen weht. Als 10jähriger wurde Denef Opfer sexueller Gewalt. Als Messdiener wurde er über Jahre von einem katholischen Priester missbraucht. Auch 50 Jahre später ist es noch schmerzhaft für ihn sich zu erinnern. Er kann nicht vergessen was ihm angetan wurde. Heute kämpft Denef als Vorsitzender der Betroffenen-Organisation dafür, dass die Verjährungsfristen bei sexueller Gewalt aufgehoben werden. Ein Kampf bei dem er auch Rückschläge hinnehmen muss.

Norbert Denef: „Hier kann ich Kraft tanken. Hier krieg ich auch neue Ideen, wenn‘s gar nicht mehr weiter geht. Der Bundestag, der bewegt sich nicht. Die Politiker bewegen sich nicht. Es passiert einfach nichts. Die lassen die Betroffenen im Regen stehen. Hier, hier kann ich Kraft schöpfen, um weiter zu machen.“

Seit April 2010 gibt es einen Runden Tisch, der sich mit den Verjährungsristen beschäftigt. Vor zwei Wochen sollte eigentlich eine Bilanz vorgestellt werden, doch weil die Bundesministerinnen Schröder und Leutheusser-Schnarrenberger keine Zeit hatten, musste der Termin verschoben werden, auf Februar 2013.

Überhaupt sei die von der Bundesregierung geplante Fristen-Verlängerung im Zivilrecht nur ein Placebo für die Betroffenen.

Norbert Denef: „Damit können Sie gar nicht‘s anfangen, das ist völliger Unsinn ist das. Damit versucht man die Gesellschaft zu beruhigen: Wir tun was, schaut Mal und jetzt gebt wieder Ruhe.“

Die meisten Juristen sagen, man könne solche Fristen nicht ganz abschaffen, sonst gebe es nie einen Rechtsfrieden. Doch das ist für Denef kein Argument.

Norbert Denef: „Das hier, hat nichts mit Rechtspolitik zu tun, sondern das ist eine rein politischer Entscheidung – will ich das oder will ich das nicht.“

Vor nicht mal einem halben Jahr kamen immerhin 65.000 Unterschriften für die Abschaffung der Verjährungsfristen zusammen, als Denef für 46 Tage im Hungerstreik war. Nur Saft und Brühe gab es in der Zeit. Ein Rückblick, damals nach einem Monat, ohne feste Nahrung.

Norbert Denef: „Wissen Sie, ich hab den Anfang selbst bestimmt und ich werde auch das Ende selbst bestimmen. Das hat nichts mit Wut, nichts mit Hass und auch nichts mit Erpressung zu tun.“

Denef wollte mit dem Streik Druck auf die Politik ausüben. Dennoch, die schwarzgelbe Bundesregierung will nicht Mal eine Anhebung der Fristen im Strafrecht auf etwa 30 Jahre, so wie die SPD es fordert. Eine Sprecherin des Justizministeriums sagte, es sei unklar wann ein neues Gesetz verabschiedet wird. Doch auch wenn die Aufhebung der Verjährungsfristen bei sexueller Gewalt bald auf den St. Nimmerleinstag verschoben wird, Norbert Denef macht weiter.

Norbert Denef: „Ich denke jeden Tag darüber nach aufzugeben, jeden Tag. Wenn ich an dem Tag nicht aufgegeben hab, ist das ganz gut so und da mache ich am nächsten Tag weiter.“

Ein Bericht von Thorsten Philipps
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