Am 23.04.2010 hatte eins meiner Kinder Geburtstag. Ein weiteres “Geburtstagskind” war der “Runde Tisch Sexueller Kindsmissbrauch”. Ein weniger schöner Anlass mit einem noch weniger schönen Namen, aber dennoch ein Hoffnungsträger. Die Inhaberin von „tabumove. Kinderschutz und Kunst“ Tanja Bullert gibt uns hiermit einen Einblick in ein gesellschaftspolitisch brisantes und wichtiges Thema.

Nachdem man 2010 auf massiven Druck vieler Missbrauchsopfer nach dem Zufallsprinzip einige Vorzeige-Betroffene zu einem Treffen eingeladen hatte, setzten wir einen Kongress durch. Denn wir wollten mitessen statt erzählt zu bekommen, wie gut der Kuchen schmeckt. Nach dem Kongress zum Thema sexueller Mißbrauch im September 2010 erstellten wir einen Forderungskatalog und diskutierten die Idee, einen Opferdachverband zu gründen. Innerhalb der Opfergemeinde stellte sich jedoch schnell heraus, dass die Teilnehmer/innen aus allen gesellschaftlichen Bereichen nur schwer unter einen Hut zu bringen waren. Die Gruppe spaltete sich, noch bevor sie sich einig wurde. Allen Argumenten zum Trotz gründete sich die “Bundesinitiative Betroffener von sexualisierter Gewalt und Missbbrauch e.V.“, die bis heute von nicht ausreichend aufgeklärten und sensibilisierten Politiker/innen unterstützt wird. Unangenehm aufgefallen ist die sog. BI zum ersten Mal mit einem Botschafter, der sich in drittklassigen TV-Sendern vor der Kamera exponierte. Dann kamen rechtsextremistische Gruppierungen über die Facebook-Fanseite ins Spiel, von denen sich die BI mittlerweile distanziert. Ein Dauerbrenner ist ein Hostessenunternehmer, der die Initiative unterstützt. Neu hinzugekommen nun ein ehemaliger Sprecher des Universellen Lebens. Dr. Christian Sailer sprach bei der Pressekonferenz zur Gala der PBH-Stiftung “Künstler für den besseren Schutz der Rechte von Missbrauchsopfern”, die Teil der BI ist. Inzwischen ist der Runde Tisch auf den 20.02.2013  zugunsten der Beschneidungsdebatte von Jungen vertagt. Spannend bleibt, welches Tabuthema beim „Bilanztreffen“ zugunsten des anderen fallen gelassen wird. Dabei könnte es so einfach sein. Der Runde Tisch Kindesmissbrauch wird mit dem Tagesordnungspunkt Beschneidung ergänzt. Das wäre logisch konsequent, denn es geht sowohl beim sexuellen Missbrauch wie auch bei der Vorhautamputation um das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Das spart Zeit und Geld, welches für weitere Projekte zum Kinderschutz eingesetzt werden könnte.