Geschichten aus dem Leben

von Marion Klesse

Ein kleines Kind erfährt erst in der Grundschule, dass andere Kinder allein baden dürfen. Alle Handlungen des Vaters in der Badewanne bedeuten Angst und Schrecken. Den Begriff „Missbrauch“ kennt es nicht. Es weiß nur, dass immer wieder etwas Schlimmes mit ihm geschieht. Dass die Mutter nicht hilft, sondern mit Gleichmut das Geschehen billigt, bedeutet für das Kind, dass es das wohl verdient hat. Es gibt keine Rettung, keine Hilfe!

  • Wenn dieses Kind irgendwann überredet wird zu vergeben, was bleibt ihm dann? Die tiefe Überzeugung, dass es selbst Schuld sei am Geschehenen festigt sich, und das Kind wird ein weiteres Mal zum hilflosen Opfer, und der Täter gewinnt ein weiteres Mal.

Der Vater hat seine Freunde eingeladen! Mehrere Männer pokern um ein Kind. Wer gewinnt, darf es „haben“. Diese Grausamkeit geschieht einmal wöchentlich! Scham und Verzweiflung hindern das Kind am Reden. Es ist froh, wenn der einzige Mann, der nicht ganz so brutal und schrecklich ist, gewinnt. Alle diese Männer laufen als  biedere  Familienväter durch die Welt. Niemand weiß etwas, niemand schöpft Verdacht, weder im Fußballverein noch in der Familie!

  • Kann dieses Kind durch Verzeihen das furchtbare Erleben verarbeiten? Muss es nicht lernen, dass die Täter grausam waren und dass es keinerlei Schuld trifft, dass es sich für nichts schämen muss, dass es diesen Männer niemals wieder begegnen muss? Dieses Kind muss lernen, dass es viel wert ist und keine Chance hatte, dem zu entgehen.

Ein Vater missbraucht seine Tochter unter dem Deckmantel der Liebe! Er umschmeichelt sie, macht ihr Komplimente, sie sei wie ein Engel, sie sei wunderschön, und dann nähert er sich ganz subtil sexuell. Das Mädchen weiß nicht, wie es sich wehren soll, ohne den Vater, den es eigentlich liebt, zu verletzen. Es lässt in seiner Hilflosigkeit vieles zu, fühlt sich schuldig, eben weil es nichts dagegen unternimmt!

  • Dieses Mädchen muss erkennen lernen, dass ein erwachsener Mann es auf bösartigste Weise willfährig gemacht hat. Es hatte keine Chance, sich zu wehren. Vergebung würde bedeuten, ihre Schuld zu untermauern und seine zu minimieren! Wie grausam!

Die Eltern fahren mit der Tochter in ihrem VW-Bus in den Grunewald. Sie fahren so weit es geht in den Wald hinein, wo keine Spaziergänger mehr sind. Der Vater stellt den Motor ab. Die Mutter bleibt im Auto sitzen, Vater und Kind steigen aus. Der Vater schlägt auf das Kind ein. Hier hört niemand die Schreie. Das Kind begründet dieses schreckliche Geschehen, das sich immer wieder und wieder abspielt, mit den Worten: “Ich war ja auch böse. Darum schlägt er mich!“

  • Wenn dieses Kind vergeben soll, dann lernt es endgültig, dass der Vater im Recht ist. Man hat ihm beigebracht, dass der Vater so handeln müsse, weil das Kind böse war. Nicht vergeben heißt nicht automatisch hassen! Es wird ein langer Weg sein, dem Kind klar zu machen, dass es nicht böse ist! Kein Kind ist böse. Und kein Mensch auf der Welt hat das Recht, einem Kind Gewalt anzutun!

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