Das Bundesministerium verteilt Geldmittel für Studien im Rahmen der Fördermaßnahme „Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalt“.

Eine Übersicht der Verteilung der Geldmittel findet sich hier:
http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/4543.php

Beteiligung von Opfern

Es wird um die Teilnahme geworben, auch werden ein paar Euro für die Teilnehmer geboten. Bei der Universität Heidelberg geht es zum Beispiel um Substanzmissbrauch und um das Anzeigeverhalten der Opfer.
In einer anderen Studie werden misshandelte und missbrauchte Kinder auch für Blutproben herangezogen und in München analysiert, um Hinweise auf Stressfaktoren zu untersuchen.
netzwerkB erhielt auch Anfragen, für die Studien mitzuwerben.

Nach welchen Kriterien werden die Betroffenen ausgesucht?

Es scheint, in manchen Studien lässt man Schwersttraumatisierte und ältere Betroffenengruppen aus Bequemlichkeit aus. Einmal wurde geantwortet: „Gerne würden wir alle Altersgruppen untersuchen, dies ist aufgrund der zeitlichen Begrenzung des Projekts jedoch nicht möglich.“ Gleichwohl gibt es viele Menschen, die erst mit Anfang 40 oder noch später endlich verstehen, was für ein Verbrechen man ihnen angetan hat.

Was passiert, wenn ein Opfer eine Krise bekommt?

Es wird gesagt, man sei rücksichtsvoll und behutsam. Ergänzend, in Krisen betreue man dann selbst: „Sofern Belastungen auftreten, gehe ich sofort aktiv darauf ein und suche gemeinsam mit der Interviewpartnerin/dem Interviewpartner nach Lösungen.“ Reicht das? Müsste nicht eine zweite unabhängige Person zur Verfügung stehen, die zum Beispiel einen Abbruch der weiteren Befragungen entscheiden kann zum Schutz des Befragten?

Anzeige?

Was passiert, wenn ein Opfer über Erlebtes spricht? Was passiert, wenn man erkennt, dass ein Täter nicht belangt wurde, frei herumläuft und vielleicht auch weiter Verbrechen begeht? Darf das der  Wissenschaftler selbst anzeigen? Was rät der Wissenschaftler, wenn das Opfer ihn fragt, was es tun soll? Will man zum Beispiel das Meldeverhalten der Opfer unmittelbar wissenschaftlich erforschen und unterstützen, oder schaut man dann weg, wenn man genau solch einen Fall konkret vor sich hat? Man antwortete uns in einem Falle: „insofern nehmen wir keinen Einfluss auf die Entscheidung der Interviewteilnehmenden in Bezug auf eine eventuelle Strafanzeige.“

Aufruf

netzwerkB hat in den letzten Wochen bei einigen Studien nachgefragt. Die Antworten klangen nicht wirklich befriedigend. Bei genaueren Nachfragen schrieb man uns nur, wir könnten doch die Ergebnisse vorangegangener Studien auf den Internetseiten des Institut nachlesen.

Wir lehnen Studien nicht ab, im Gegenteil, Studien sind wichtig, um die gesundheitlichen Schäden und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Es sollte aber auch dazu beigetragen werden, dass Opfer nicht erneut zu Opfern gemacht werden.

Wir bitten Sie daher um den Hinweis auf Ihnen bekannte Studien, gerne per E-Mail an info@netzwerkb.org, oder als Leserbeitrag. Insbesondere würden uns Erfahrungen mit solchen Studien, aktuell und in der Vergangenheit, sowohl aus Sicht der Befragten als auch der Befrager interessieren!

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