netzwerkB 22.06.2012
Wir HUNGERSTREIKER:
Christiane Kieburg (13.Tag) Katharina M. (12.Tag)
fordern die Aufhebung der Verjährungsfristen von sexualisierter Gewalt
GEGEN KINDER
und wollen das auf der
CSD-Parade (Christopher Street Day) am 23.6. in Berlin kundtun.
Wer sich uns anschließen will:
Treffpunkt: 11.45 Uhr U-Bahnhof Prinzenstr. (U 1) auf dem Bahnsteig Richtung Warschauer Str.
Zu erkennen sind wir an folgendem Transparent:
Liebe Christiane, liebe Katharina,
so schnell kann ich leider nicht nach Berlin kommen. Sehr gerne würde ich euch / uns unterstützen. Habe die Info weiter geleitet.
Ich wünsche euch ganz viele Mitstreiter / innen und dass ihr aufmerksam wahr genommen und begleitet werdet.
Passt bitte gut auf euch auf. Durch den langen Hungerstreik seid ihr körperlich sicher nicht sehr fit.
In Gedanken werde ich bei euch sein.
Ich danke euch, Annette
Es geht nicht darum, wer die schönsten Texte und Beteuerungen über das Warum, Weshalb und Weil schreibt, sondern um die Konsequenz. Also keine Entschuldigung für die Entschuldigung in der Entschuldigung über die Entschuldigung usw. Einfach hingehen und machen! Keine Texte, sondern Taten. Stell Dir vor, es gibt eine Demo und keiner geht hin. Was dann? Wer nicht physisch auftritt, existiert auch nicht! Also hingehen oder nicht, aber keine Ausreden und Ausflüchte, das glaubt eh niemand mehr.
@ Ghandi: Ich finde Deinen Kommentar bedauerlich, da er nicht dem gerecht wird, was Annette m.E. zum Ausdruck bringen will. Es geht hier nicht um das von Dir präferierte Entweder – Oder, sondern um ein Sowohl – Als auch. Was ist denn dabei so verwerflich, wenn Annette in liebevoller und empathischer Weise den Teilnehmenden und insbesondere Christiane und Katharina Gutes und Erfolg für die geplante Aktion wünscht? Wie Annette werde auch ich nicht in Berlin dabei sein, weil ich nicht mal gerade so von jetzt auf gleich 500 km überbrücken kann. Aber ich existiere trotzdem und bin mit meinen Gedanken sehr wohl bei den Teilnehmenden.
@ Annette: Du hast das ganz toll und sehr nett geschrieben – vielen Dank!
@ Christiane und Katharina: Auch ich wünsche Euch und den anderen Teilnehmenden viel Kraft und Gutes. Annette hat recht und dem schließe ich mich an: passt gut auf Euch auf!
Wir sollten Ghandi entschuldigen. Er hat immerhin seit Wochen nichts gegessen. Da kann schon mal eine Ausrutscher passieren.
Ja, wir sollten allen Teilnehmenden viel Erfolg und Gesundheit wünschen.
Tolle Aktion, DANKE !!!
War das jetzt eine kurzfristige Entscheidung? Habe es erst heute morgen erfahren, weil ich wegen einer Mahnwache in Aktion bin.
DJARAn hätte ich zur Unterstützung sehr gerne teilgenommen, aber das geht nun nicht. Sehr schade und auch ärgerlich, denn Ihr braucht Unterstützung. Habe aber die Nachricht verteilt und hoffe, daß sich auf diese Weise noch einige mehr einfinden.
Wünsche Euch ERFOLG und VIEL KRAFT! Vor allem aber AUFMERKSAMKEIT, damit die Bevölkerung vor diesem Thema nicht mehr die Augen verschließt und endlich ufwacht. Unsere Politikere sind sowieso ein Schiuß in den Ofen!!!!!!!! Leere Versprechungen – raus kommt leere Luft.
Ich habe niemanden persönlich genannt oder gemeint, sondern die ganze Bedauerlichkeit, die sich vorallem in Worten und nicht in Taten abspielt. Die Hungesrtreikenden ausgenommen. Man unterstützt sie zwar geistig, aber trennt sich physisch trotzdem von ihnen. Man ist in Gesinnung und Leid solidarisch, aber nicht in der Öffentlichkeit. Irgendwie stimmt da was nicht, oder sehe ich das falsch?
@Ghandie: Ich finde deinen Kommentar unangemessen und verletzlich. Jeder tut so viel, wie er/sie schaffen kann. Und manch einer denkt „nur“ an uns und drückt die Daumen…Ich finde das völlig okay.
Wir sollten uns nicht gegenseitig vorhalten wie viel und ob und wo wir Taten schaffen. Ich weiß ja nicht wo du wohnst. Ich konnte jedenfalls nicht mal eben nach Berlin fahren. Außerdem habe ich noch mein jüngstes Kind zuhause und auch Termine. Aber ich hab die Info weiter gegeben, an Betroffene die in Berlin sind. Ich habe in letzter Zeit auch mit so einigen über diese Aktionen gesprochen und z.B. meinen erwachsenen Sohn gebeten, es über Facebook zu verbreiten, wie es viele tun. Das ist nicht mein „Revier“.
Aber wenn ich rechtzeitig weiß wann Henryk in Berlin ankommt, dann werde ich hinfahren und ihn empfangen.
Wieso rechtfertige ich mich eigentlich schon wieder? Traumafolgestörungen! Persönlichkeitsstörung! Ich muss auch auf meine Grenzen achten. Bin immer noch mitten in der Therapie…………
Nur gemeinsam sind wir stark.
@Johannes: Danke für deine netten Worte.
Annette
Annette schreibt am 23. Juni 2012 um 21:54 Uhr
Wieso rechtfertige ich mich eigentlich schon wieder? (Gute Frage!)
Traumafolgestörungen! ( Huhn -Ei-Frage. Die Frage und die Antwort ist in uns, da brauchts keinen Traumaspezialisten!)
Das Internet ist eine virtuelle Welt, die Realität jedoch findet draussen statt. Alle Menschenrechtler gehen irgendwann auf die Strasse. So auch die übers Internet animierten Menschen im nahen Osten. Ghandie hat Millionen von Menschen einer ganzen Kulturnation vertreten, Norbert Denef eine Minderheit von nahezu 22`000 unterschreibenden Betroffenen und Sympathiesanten. Die Dunkelziffer ist nicht bekannt. Das scheint mir ein beträchtlicher Unterschied, der ins Gewicht fällt. Schlussendlich sind auch womöglich noch unsere Eltern schuldig und verantwortlich, dass sie uns gezeugt haben. Wir haben hier sehr hohe Ideale, was das Menschenbild betrifft. Das ist gut und schön, aber es entspricht leider nicht der Realität, auch wenn wir das ändern möchten, und wenn wir es ändern, entsteht neue Gewalt. Dies zu sehen, heisst auch erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Sonst bleibt es bei den Schuldzuweisungen und dem ewigen Hamsterradeffekt. Ändert man nichts, geschieht auch nichts. „Wer nirgends hingeht, kommt auch nirgends an“ (Transsilvanisches Sprichwort)
@Ghandie
das sind sicher sehr rationale Beobachtungen, die Du da machst. Es ist allerdings auch richtig, dass es ganz entscheidende Voraussetzungen gibt, um sich mit seinen Beobachtungen der Realität zu nähern.
Ausser der Fähigkeit zu rationalem Denken, gehört Wissen über die Vorgänge und ihre Folgen unausweichlich zu diesen Voraussetzungen.
Mir scheint, dass Du nicht weißt, was wiederholte systematische Verletzungen von Vertrauenspersonen mit der Seele und dem Körper eines Kindes und späteren Erwachsenen machen. Körperlichkeit ist immer ein Thema bei Verletzungen. Bei sexualisierter Gewalt sind die Deformationen im Körper und in der Seele deshalb besonders schwerwiegend.
Die Amnesien (das Vergessen) über Jahrzehnte sind eindeutiges Zeichen für die überwätligende Wucht der Verletzungen. Das ist ein immerwährender Faktor vom Verletzungsalter bis zum Lebensende.
Die Exekutivfunktion (die Fähigkeit zu eigenständigem Handeln, aus dem Verständnis: ich bin ich) wird durch sexualisierte Gewalt zertrümmert.
Es gibt viele weitere Folgen. Ich greife diese zwei heraus. Sie sind meiner Meinung nach ausreichend. Sie zeigen, dass in Deiner Einschätzung, wozu Betroffene sexualisierter Gewalt imstande sein müssten, große Wissenslücken klaffen.
Das ist an sich nicht weiter schlimm. Es wäre schön, wenn das in Deinem Auftreten hier auch erkennbar wäre.
Für mich als Betroffenen ist es ein Zeichen von Realismus und Fortschritt, wenn ich sagen kann: dazu bin ich im Augenblick noch nicht in der Lage. Ich würde es sehr gern tun. Ich fühle, dass ich es gerade nicht kann.
Darin sehe ich für mich selbst eine grosse Veränderung. Damit mache ich mich langsam frei vom Hamsterrad der Schuldgefühle.
Ich glaube auch, dass dies ein Schritt ist, der Verständnis von seiten der Nicht-Betroffenen möglich macht. Wenn wir uns alle als hoch funktionell und widerstandsfähig zeigen: Ja dann kann’s ja mit dem Missbrauch nicht so schlimm sein. Seht her, was der alles machen kann! Dem geht’s doch gut.
Wir wären dann wirklich in „dem ewigen“ Hamsterrad. Wir würden nach aussen etwas anderes vorgeben als das, was wirklich in uns ist.
@Ghandie, einerseits hast Du mir schon mit Deinen früheren Äusserungen geholfen- ich empfinde das was Du schreibst zu einem Teil als motivierend. Wenn ich das aber vor einem Jahr gelesen hätte, hätte ich mich NUR verletzt gefühlt, weil ich das was Du schreibst nicht als Motivation hätte empfinden können, weil ich- auch nach mehr als einem Jahrzehnt Traumatherapie und viel viel Arbeit- noch nicht so weit war, und es ist mir sowieso ein Rätsel, dass ich jetzt an dieser Stelle bin, Schritt für Schritt mehr zu tun.
So stiess einer Deiner früheren Kommentare an eine Seite bei mir an, und hat etwas ausgelöst- wäre ich aber nicht sowieso an dieser Stelle angelangt, hätte das nicht den Effekt haben KÖNNEN.
Es ist eine solch filligrane Struktur in mir entstanden durch die Traumata, dass ich erst lernen musste und lerne wie ich DAMIT lebe. Sie wird wohl nie so stabil sein wie die eines nicht beschädigt Gewordenen, aber immerhin, ich kann in manchem doch ein paar Dinge verändern- das waren aber viele Jahre, die diese relativ „kleinen“ Veränderungen gebraucht haben, und es war auch viel Glück dabei bestimmter Umstände, die ich hatte.
Ich kann Panagiotis nur absolut in allem unterstützen, könnte das jedoch nie so auf den Punkt ausdrücken. Deshalb DANKE! 🙂
Mir geht es auch so wie Anette, es gibt Dinge, die kann ich tun, und Dinge, die ich nicht tun kann. Ich finde das in den Worten Panagiotis wieder, dass es unglaublich hilfreich ist, dass ich endlich auch meine Grenzen gefunden habe und diese auch immer wieder einhalten lerne, denn niemand ausser mir hilft mir wiederum, wenn ich aus dem Gleichgewicht komme, und als Mutter gleich Dreimal.
Ich hatte auch bei Deinen jetzigen Kommentaren das Gefühl, dass da vielleicht nicht so viel Wissen ist über Traumafolgen. Wie oft mir früher egal in welchen Kreisen, vorgeworfen wurde, ich würde mich nur drücken, Verantwortung zu übernehmen, kann ich nicht zählen- das hat mich sehr verletzt, gerade weil ich viele Dinge so gerne getan hatte aber ständig an die von den Traumata aufgestellten Grenzen stiess, das war furchtbar. Und Deine Worte erinnern mich sehr stark daran. Nur werde ich mir diesen Schuh nicht mehr anziehen. Ich glaube es ist auch wichtig, sich an irgendeinem Punkt zu entscheiden, mit wem man sich solidarisiert und das auch für sich klar zu haben. Für mich machen Deine Kommentare teilweise den Eindruck, als wäre das für Dich noch nicht ganz klar.
Liebe Grüsse,
B. Realmenschin