Politik-Chaos belastet Betroffene
Nach dem Bekantwerden der “Missbrauchsfälle” im Canisius-Kolleg Berlin, am 28. Januar 2010 durch die Berliner Medien und der darauf folgenden Welle von Offenlegungen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder in einer Vielzahl von Einrichtungen, versuchten die meisten Verantwortlichen in Politik, Kirche und anderen Institutionen so zu tun, als hätten sie davon nichts gewusst.
“Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche” wird seit Jahrzehnten verleugnet, verschwiegen und vertuscht. Und sexualisierte Gewalt in der Familie – und das macht fast 90% aller Betroffenen aus – wurde und wird fast gar nicht thematisiert.
Wir sprechen hier von einem Massenverbrechen. Insgesamt geht es um mehr als 10 Millionen Menschen in unserer Gesellschaft die von sexualisierter Gewalt in der Kindheit betroffen sind (siehe Häuser-Studie). Und die Politik bildete am 23. April 2010 einen Runden Tisch, an dem vorwiegend die Täterorganisationen vertreten waren. Das Ergebnis, dass nämlich die Täter weiterhin durch die Verjährungsfristen unter staatlichem und rechtlichem Schutz stehen, sollte deshalb nun nicht wirklich überraschen.
Es ist heuchlerisch und verlogen, wenn die meisten Verantwortlichen in Politik, Kirche und sonstigen Einrichtungen nun so tun, als hätten sie zum ersten Mal nach dem 28. Januar 2010 von diesen Verbrechen gehört.
Der Fall Norbert Denef ist exemplarisch für das Lügentheater, welches sich hinter den Kulissen abspielt.
Bereits seit März 1994 wurde darüber in den Medien berichtet. Von Seiten unseres Rechtsstaates wurde nichts unternommen.
Presse:
1994/03/29/Frankfurter Rundschau „Erfahrung beider Geschlechter“
1994/06/29/ Offenbach Post „Mauer des Schweigens“
1995/05/28/Offenbach Post „Gruppe rettet vor Fall in den Abgrund“
1996/04/12/Frankfurter Rundschau „Endlich reden zu dürfen“
2005/12/03/destraitalia.it NEWS „Die deutsche katholische Kirche in Not“
2005/12/03/Le Bouclier „Premiere in Deutschland: die Kirche entschädigen ein Opfer der Pädophilie“
2005/12/03/Radio Vatikan „Bistum zahlt Entschädigung an Missbrauchsopfer“
2005/12/04/Mitteldeutsche Zeitung „Katholische Kirche entschädigt Missbrauchsopfer“
2005/12/05/DER SPIEGEL „Verirrte Hirten“
2005/12/05/El Sentinel „Kirche bestätigt Messdiener Missbrauch“
2005/12/05/lapapa.cl „Kirche bestätigt Messdiener Missbrauch“
2005 12/05/Expaticas German „Catholic diocese ‚compensates child- sex victim'“
2005/12/05/Landkreis Rosenheim „Katholische Kirche bestätigt sexuellen Missbrauch“
2005/12/05/Hamburger Abendblat „Kirche entschädigt Mißbrauchsopfer“
2005/12/05/Leipziger Volkszeitung “Familie Denef ist erschüttert”
2005/12/06/Leipziger Volkszeitung „Leser sprechen von weiteren Opfern“
2005/12/06/Leipziger Volkszeitung „Neue Missbrauchsvorwürfe“
2005/12/06/Lausitzer Rundschau „Pfarrer missbraucht jahrelang Ministranten“
2005/12/07/Leipziger Vokszeitung „Bistum will helfen“
2005/12/07/Volksstimme Magdeburg „Missbrauchsfall nach 40 Jahren anerkannt“
2005/12/11/Leipziger Volkszeitung „An die Zunge“
2005/12/12/Leipziger Volkszeitung „Zweiter Fall in Delitzsch“
2005/12/12/Wir sind Kirche „Therapeutische Hilfsangebote“
2005/12/13/DER SPIEGEL „Inzwischen melden sich Zeugen““
2005/12/13/Leipziger Volkszeitung „Man hat uns nicht geglaubt“
2005/12/13/ikvu „Immer mehr Fälle werden bekannt“
2005/12/17/Merkur „Katholische Kirche bestätigt sexuellen Missbrauch“
2006/01/10/Leipziger Volkszeitung „MDR-Team stößt auf Ablehnung“
2006/01/16/Leipziger Volkszeitung „Das ist ein unerträgliches Leben“
Fernsehen:
2006/01/18/MDR Sachsenspiegel Extra „Den Qautsch an den Hut stecken“
2006/01/20/MDR Brisant „Peiniger und Opfer“
Presse:
2006/02/06/Leipziger Volkszeitung „Sexueller Missbrauch durch Ex-Vikar“
2006/02/09/Leipziger Volkszeitung „Denef-Auftritt im Fernsehen“
Fernsehen:
2006/02/17/MDR Unter uns „Die Narben bleiben“
2006/02/17/SWR Nachtcafé “Narben auf der Seele”
Presse:
2006/03/03/Leipziger Volkszeitung “Missbrauch durch den eigenen Vater”
2006/03/03/Leipziger Volkszeitung “Er hat gesagt, dass ist ganz normal”
2006/05/16/Leipziger Vokszeitung „Humorvoller Pfarrer“
2006/07/04/Süddeutsche Zeitung „Das Schweigen der Hirten“
2006/09/30/Leipziger Volkszeitung „Warum haben sie sich darauf eingelassen“
2006/10/09/Offenbach Post „Dreiecher in Menschen bei Maischberger“
Fernsehen:
2006/10/10/ARD Menschen bei Maischberger „Missbraucht: Müssen wir den Tätern helfen?“
Presse:
2006/12/16/Leipziger Volkszeitung „Filmen bisher nicht erlaubt“
2006/12/20/Leipziger Volkszeitung „Opfer mit Kamerateam unterwegs“
2006/12/21/Leipziger Volkszeitung „Offener Brief an verschlossener Tür“
Fernsehen:
2007/02/28/MDR Sachsenspiegel „Missbraucht: Opfer brechen das Schweigen“
Presse:
2007/05/22/Leipziger Volkszeitung „Denef Buch da“
2007/05/29/Bild „Vom Pfarrer missbraucht“
2007/05/31/Leipziger Volkszeitung „Denef plant Stiftung“
Fernsehen:
2007/06/11/MDR „Vom Pfarrer missbraucht“
Presse:
2007/06/27/Main Spitze „Vom Pfarrer sexuell missbraucht“
2007/07/25/Rüsselsheimer Echo „Missbraucht von engsten Vertrauten“
2007/07/30/Main Spitze „Springe ich oder springe ich nicht“
Fernsehen:
2007/08/16/ARD Panorama “Wie Bischöfe versuchen, die Taten von Priestern zu verschleiern“
2007/10/02/ZDF Johannes B. Kerner „Lebenslänglich“
Presse:
2007/10/05/DENK MIT „Sexualverbrechen von Priestern und der Vatikan
Fernsehen:
2007/11/12/NDR „Ich sag’s mal etwas banal“
2007/11/12/westART im WDR „Ich wurde sexuell missbraucht“
Presse:
2008/01/10/DIE ZEIT „Ich steh auf Sechsjährige“
2008/02/06/Blick Aktuell „Das fest Eingebrannte von der Seele reden“
2008/02/21/Courage „Damit die Stimmen der Opfer lauter werden“
Fernsehen:
2008/05/23/ARD „Bericht Katholikentag 2008“
Presse:
2008/05/23/Domradio „Klare Worte zum Tabuthema“
2008/05/23/Schwäbisch Zeitung „Kirche gesteht Versäumniss bei Missbrauch ein“
2008/05/23/katholisch.de „Wir haben das Tabu sexueller Gewalt zu spät gebrochen“
2008/05/23/DER WESTEN Katholikentag: „Wow, Gott ist schön“
2008/05/24/Stuttgarter Nachrichten „35000 Christen und ein Fluss namens Hase“
2008/05/24/Kieler Nachrichten „Die Kirche muss sich schämen“
2008/08/05/Südthüringer Zeitung „Das ist unser Geheimnis“
2008/09/03/Leipziger Vokszeitung „Denef im roten Ochsen in Stasi-Haft“
2008/09/04/halleforumde „Norbert Denef in der Gedenkstätte Roter Ochse in Halle“
2008/09/05/Leipziger Voklszeitung „Denef sammelt Unterschriften zu Petition“
2008/09/05/Mitteldeutsche Zeitung „Lesung in Gedenkstätte“
2008/09/06/Mitteldeutsche Zeitung „Leben mit einer gemarterten Seele“
2008/09/06/halleforum „Ich wurde sexuell missbraucht“
2008/09/09/Leipziger Volkszeitung „In den Arm genommen hat mich niemand“
2008/09/19/Evangelischer Pressedienst „Missbrauchsopfer wollen Verjährung kippen“
2008/09/23/Frankfurter Allgemeine Zeitung „Schuld Sühne Rechtfertigung“
2010/01/16/Leipziger Volkszeitung „Ich hatte noch ein paar Dinge zu verarbeiten“
2010/01/22/Leipziger Volkszeitung „Äußerungen zum Fall Denef“
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Für Journalisten-Rückfragen:
netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.
Norbert Denef, Vorsitzender
Telefon: +49 (0)4503 892782
Mobil: +49 (0)163 1625091
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Missbrauch gehört zu unsrer gesellschaft wie die currywurst .Das täter und täterinstitutionen inkl. katholischer kirche oder odenwaldschule und viele andere das so belassen wollen und die täter nicht benennen und zur rechenschaft ziehen lassen wollen ist auch klar.Bei der kirche wird die tradition des missbrauchs nicht nur jahrzehnte wie an der odenwaldschule gedauert haben sondern vermutlich jahrhunderte .Das der staat von den missbrauchsverbrechen in seinen heimen nichts mehr wissen will und das wieder unter dem tisch haben will ist auch klar.Dabei hilft die verjährungsfrist und die justiz.
Ich bin selbst von jahrelangem Mißbrauch betroffen, innerhalb tiefkatholischer Familie & Umfeld. Es gab weder Unterstützung (trotz meiner Ansprache) noch existiert bis heute irgendein Schuldbewusstsein. Ich habe Jahrzehnte gebraucht um zu begreifen, dass Missbrauch stillschweigend toleriert und akzeptiert wird, überall. Nach dem Motto: wenn alle schweigen, ist´s einfach nicht wahr. Darüber herrscht gesellschaftlicher Konsens und es war für mich Schwerstarbeit, dass zu erkennen, weil diese Erkenntnis unvorstellbar weh tut.
Mit der Akzeptanz dieser Tatsache habe ich erst meine Wahlfreiheit gewonnen: weiterhin gegen innere und äußere Blind- und Taubheit incl. Herzlosigkeit zu kämpfen oder mich um mein Leben im Hier und Jetzt zu kümmern. Die Wahl war trotzdem hart und schwer. Letztendlich aber habe ich mich von Familie und Umfeld verabschiedet und im Gegenzug mich selbst willkommen geheißen.
Das Verwaltung und Justiz von den Verbrechen in den Heimen gewusst haben, ist bekannt und auch bewiesen. Vor Jahren durfte ich meine Akte beim Jugendamt einlesen (unter strenger Aufsicht). In dieser Akte befand sich ein Brief an den Jugendamtsleiter, mit der Bitte um Weiterleitung an die Staatsanwaltschaft. In diesem Brief , aus dem Jahre 1968 und 1972 wurde in aller Deutlichkeit, die Namen der Täter und deren Verbrechen aufgelistet. Dieser Brief ( der zweite war nur eine Erinnerung an den ersten Brief) war vor einigen Jahren noch in meiner Akte. Vor einigen Monaten beauftragte ich eine Behörde. diese Akte nebst Briefen sicher zu stellen.
Man ahnt es schon, die Briefe waren nicht mehr da und ich wurde als Lügner hingestellt. Das es von diesen Briefen jeweils eine Kopie gibt ist der Behörde nicht bekannt (jetzt schon) .
Ohne Rückendeckung der Politik handelt grundsätzlich keine Behörde. Also hat auch die politische Kaste von diesen Verbrechen gewusst.
Aus diesem Grunde wird es auch rückwirkend keine Aufhebung der Verjährungsfristen geben. Denn dann müsste die Justiz tätig werden und das würde den Politikern, die heute lauthals die Menschenrechte in aller Welt anmahnen die Schamesröte ins Gesicht treiben. Die brutalsten Verbrechen an Kindern im eigenem Land vertuschen, bestreiten und siehe RT-Heimerziehung, verharmlosen, ist, glaube ich erfolgreich gelungen. Aber solange es noch Menschen gibt, die mit breiter Brust an die Öffentlichkeit gehen, um diese Verbrechen anzuprangern ist unser Kampf noch nicht beendet.
Hunderttausende Kinder sind mit Wissen der Politik, der Verwaltung und der Justiz, Opfer von brutalsten Verbrechen geworden. Die Aufarbeitung dieser Verbrechen ist an der Rechtsstaatlichkeit vorbeigerutscht. Die Einzelheiten sind einigen Betroffenen sehr wohl bekannt. Die Quintessenz, Deutschland darf sich nicht Rechtsstaatlich nennen.
Meine leise Hoffnung ist, dass die Verjährungsfristen doch noch aufgehoben werden.
Warum dauert es so lange , dass Gesetzesentwürfe der Parteien bezüglich Verjährungsänderungen und oder von netzwerkb umgesetzt werden ?
Arbeiten daran überhaupt unsere Parlamentarier ?
Haben wir Bürger ein Recht zu erfahren wie der Stand ist ?
Oder liegt alles im Safe ?
Guter Beitrag!