Hamburger Abendblatt 13.12.2011
Wer als Kind misshandelt wurde, hat nicht nur psychische Narben. Forscher der Universität Münster haben in einer Studie jetzt auch biologische Veränderungen im Gehirn belegt. Noch Jahrzehnte nach dem Missbrauch zeigten die Opfer eine erhöhte Aktivität des Angstzentrums und mehrere verkleinerte Gehirnareale, berichten die Forscher im Journal „Biological Psychiatry“.
Wieder zwei Studien, wieder Bestätigungen aus der Forschung für die NACHWEISBARKEIT von Gewaltfolgen!
Geforscht und gefunden wurde schon manches …
Wo wird Wissen umgesetzt???
Wer lehrt die Regierungen LESEN???
Was nützt alles Wissen der Welt, wenn es auf taube Ohren, kalte Herzen, blinde Augen und erstarrte Denkstrukturen stößt?!
Wozu also noch Forschungsgelder verschleudern und vergeuden?
WIE schnellstens eine UMSETZUNG möglich ist, das ist die Frage!!!
Auch heute noch mit 48 Jahren zeigt die PTBS Folgen bei mir, wie Panikatacken oder Momente der Leerheit. Das „Nicht -erinnern-können/wollen/mögen“ und damit das „Nicht-Reflektieren“ brauchen/ dürfen/sollen war Überlebensstrategie bei mir, als ein durch die Eltern missbrauchtes Kind. Schließlich musste ich ja mit meinen Missbrauchern weiter zusammen leben. Hätte ich mein Gehirn und damit mein Erinnerungsvermögen ganz normal benutzt, wäre ich mindestens in der Psychiatrie gelandet. Dass bei der Nicht-Benutzung des Gehirns das Gehirn „kleiner“ wird ist also nur logisch. – Ich halte diese wissenschaftliche Studie für sehr wertvoll. Gerade in den 1990er Jahren, als ich anfing, mir therapeutische Hilfe zu holen, war ich darauf angewiesen, dass mein Gegenüber mir glaubte. Zu dieser Zeit glaubten mir extrem wenige Therapeuten! Oder sie konnten mit meinen Symptomen nichts anfangen. Wenn also bei missbrauchten Menschen im Gehirn das Erregungszentrum größer also normal ist und andere Zentren kleiner ausfallen, wird es vielleicht in der Zukunft einmal möglich sein, durch ein CT des Gehirns ebenfalls einen Beweis liefern zu können, dass man missbraucht worden ist. Und das wird Betroffenen auch helfen können.
Wenn das Gehirn Spuren der Gewalt noch jahrelang als Deformationen behält, so mag so ein „biologischer Beweis“ nützlich sein, sich einer blinden, tauben und stumpfen Umgebung gegenüber begreiflich zu machen.
Umso mehr aber fehlt ein mitfühlendes, verstehendes und tröstendes Gegenüber. Wo sind die heilsamen Menschen, die glauben, vertrauen und unterstützen können? Ohne auf Beweise angewiesen zu sein.
Warum werden Gewaltopfer wie zuweilen wie Störenfriede oder Angreifer behandelt? Alte Affentugenden: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen – um besser selbst möglichst unbeschadet davon zu kommen.
Wie verändert das Leid die Gehirne der Empathischen, die mitfühlen und mitleiden?