WELT ONLINE 12.10.2011
Umstrittene Liebe: Renate Juras verliebt sich in einen Minderjährigen, seit zwei Jahren sind sie ein Paar. Sandra Maischberger sprach mit ihnen über Moral.
Seine schulische Reifeprüfung, die österreichische Matura, liegt für den 15-jährigen Ervin Unterlechner zwar noch in ferner Zukunft, in Liebesdingen hat er sie allerdings schon hinter sich. Seine Mrs. Robinson heißt Renata Juras, ist 42 Jahre alt und war seine Handballtrainerin.
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Die ARD macht es sich mit der Pädokriminalität sehr leicht – es kann doch nicht nur uns und einem bestellten Therapeuten um die störungsfreie Entwicklung eines noch nicht erwachsenen Menschen gehen!
Genügt schon der Anschein von Einvernehmlichkeit einer Beziehung und der von Gewaltlosigkeit? – Was will man mit solch locker und leicht daher kommendem Plaudereien-Geplätscher erreichen?
Erschwert es den mühselig Überlebenden sexualisierter Gewalt nicht wieder einmal die Mühe, einer gleichgültig gewordenen Gesellschaft den Ernst der damaligen Not-Lage plausibel machen zu können?
Verbaut solch seichtes Geschwätz nicht geradezu die Chance, die Gefahren verfrühter Sex-Kontakte bei heutigen Kindern und Macht-missbrauchende Beziehungen zu anderen Abhängigen noch ernsthaft aufzeigen zu können?
Wer will noch den Part als Auflöser des Gordischen Knotens übernehmen?
Der Papst zieht sich aus der Welt zurück – und das Parlament applaudiert ihm – und die Verjährungsfristen werden ein paar Jährchen verlängert – und die Täter werden verschont – und die Vertuscher tuscheln weiter – und die Betroffenen kriegen den Maulkorb verpasst – und Kinder und Abhängige kommen um in Sprachlosigkeit und Todesangst – und keiner will’s am Ende gesehen, gehört, gesagt, geahnt, gewusst haben …
Hatten wir das nicht schon mal?
Tja, ich höre schon regelrecht die Hintergedanken: Na also, ist doch gar nicht so schlimm. Und ich habe mich nur „angestellt“, als ich den Pater angezeigt habe – ich war 17.
Da wird man schnell zur Zynikerin … ich habe geweint, als ich davon las!
Ich kann nur hoffen, dass diese Sendung ein Nachspiel haben wird.
zur Maischberger Sendung „Gefährliche Liebschaften…11.10.2011“: Als ich 14 war und von einem katholischen Priester, der der verehrte Leiter unserer Jugendgruppe war, sexuell missbraucht wurde, hätte mir kein Mensch überzeugend vermitteln können, dass es sich hier nicht um Liebe, sondern um Missbrauch handelt. Ich glaubte dem Priester.
Der Junge, der von der österreichischen Trainer missbraucht wird, befindet sich auf diesem Level. Seine Eltern verstehen nichts. Noch befindet sich der Junge in seiner Individuationsphase, eine Prägephase, die auf Konditionierung angelegt ist. Wie lange Zeit er braucht, um aus dieser Phase zu einer echten Erkenntnis, die unabhängig von der Entwicklungsprägung stattfindet, gelangt, ist nicht absehbar. Ich jedenfalls habe ca. 25 – 30 Jahre gebraucht um mich damit zu konfrontieren und habe 42 Jahre daran gelitten. Es ist noch nicht abgeschlossen.