von Barbara Rogers
„Spiritualität“ zementiert die Blindheit der Kindheit
1. Teil
Wie wir lernen, unsere Gefühle zu verurteilen – die doch vitale Botschafter unserer Seele sind und uns beschützen wollen
Menschliche Gefühle sind vitale Botschafter, die eine den Körper beschützende Funktion haben. Während unsere Körper und Seelen auf unsere Umwelt reagieren, übermitteln Gefühle uns wichtige Informationen über die Handlungen und Einstellungen anderer sowie über Erfahrungen, die wir machen – vor allem traumatische Erfahrungen. Doch sehr viele Menschen wollen nicht alle ihre Gefühle erleben und verstehen, denn sie verurteilen einige von ihnen als „negativ“ oder „schlecht“. Diese manipulierende Verdammung unwillkommener Gefühle beginnt in der Kindheit. Eltern, Lehrer und andere Autoritäten, unter anderem religiöse Führer, wollen „gute“ – das heißt gehorsame, gefällige, unkomplizierte Kinder, die nur „gute Gefühle“ zeigen. Da sie weder Kritik noch Protest hören wollen, die aus Gefühlen von Schmerz, Unzufriedenheit, Zweifel und Ärger erwachsen würden, ignorieren, verurteilen und bestrafen sie, sogar körperlich, Kinder, die ihre Meinungen und Gefühle zeigen. Ein Kind, das leidet und rebelliert, erfährt von ihnen kein Mitgefühl und keine Achtung.
Ein guter interesaanter Artikel.Allerdings geht mir die Kritik an den 12-Schritten Programmen zu weit.Meiner Meinung nach muss man bedenken das es sich bei Alkoholismus um eine tödliche Krankheit handelt die einen Ausweg benötigt.Und es hat in den Gruppen sehr wohl Platz für negative Gefühle und Raum für Verletzlichkeit,verletzte Kindheit.Aber wie wohl überall begegnen einem auch dort Menschen die eine Mauer ziehen müssen und es nicht ertragen können an eigene Verletzungen erinnert zu werden.Gerade bei den wöchentlichen Sitzungen ist Platz für Ärger und Groll .Unverarbeiteter Kindheitserlebnisse.Man darf die Tatsache beim Beschreiben der Schritte nicht vergessen das Alkohol tatsächlich das Denken und Fühlen negativ verändern kann.
Das sich aber missbrauch im Denken ,Fühlen und Handeln nicht in ein paar Sitzungen aufhebt sollte jeder verstehen dem das als Kind passiert ist.Und daher auch das Programm mitunter lange braucht um zu „wirken“.Es sind Menschen im 12-Schritte Programm die oft nach einem sehr langen Leidensweg ankommen,um endlich wirkliches Mitgefühl und Verständniss zu erfahren.Das mag man sicher nicht an den einzelnen Schritten ablesen,wird aber erfahrbar wenn man einzelne „Mitglieder“auf dem Genesungsweg beobachtet.Aber wie alles andere kann auch so ein Programm missverstanden werden.Genauso wie Kirche…Und mir wäre nicht bekannt-aber ich lasse mich gerne aufklären-das es Verbrechen unter den 12-Schritte Programmen gegeben hätte…(Also mit dem vermeintlichen Deckmantel der Spiritualität)
Ich war ca 1997-199 häufig in 12-Schritte-Gruppen und habe es in diesem Frühjahr erneut versucht. Früher waren die Gruppen für mich eine Unterstützung und ich habe viel gelernt, ich fand ich dort auch einiges an Mut, Rebellion und guten Ideen versammelt.
Aber je weiter ich in meinem Leben damit kam, eigene Gefühle und generell meine Wahrnehmungen ernst zu nehmen, desto weniger kann ich mit dem Programm anfangen. Sorry, aber ich sehe in den 12-Schritte-Programmen kein Fragen nach den Ursachen, WARUM jemand hohe Dosen von irgendwelchen Suchtmitteln nötig hat. Und ich empfand bei meiner letzten Gruppenteilnahme einige Sätze als kontraproduktiv, wenn ich mich für mein inneres Kind öffnen will. Das Schuldigsein wird thematisiert, aber nicht die erlebte Unterdrückung. Ich glaube nicht, das ich das Programm missverstehe, ich bin heute allerdings weniger bereit als früher, ständig gedankliche Kompromisse zu machen, indem ich einmal mein eigenes Denken ins Programm einpasste, ein anderes mal die im Programm gemachten Aussagen abmilderte oder ignorierte.
Klar sind Süchte ein schweres Problem, was nicht so schnell behandelt werden kann und nicht jeder möchte sich nach innen zu seinen Gefühlen und Erinnerungen her öffnen. Deshalb bin ich gerne bereit zu glauben, das manchen Menschen die Schritte-Gruppen das Leben gerettet haben.
Aber es gibt eben auch Menschen, denen in den Schritte-Gruppen Wesentliches fehlt, und ich bin Barbara Rogers dankbar, weil sie die mit den Gruppen verbundenen Probleme ins Gespräch bringt.