taz.de 17.09.2011
Die HeldInnen des Alltags sind gekürt! Den taz Panter Preis 2011 erhalten Kazim Erdogan und Hadja Kitagbe Kaba.
taz.de 17.09.2011
Die HeldInnen des Alltags sind gekürt! Den taz Panter Preis 2011 erhalten Kazim Erdogan und Hadja Kitagbe Kaba.
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Ich bin etwas enttäuscht, da ich die Tragweite der Probleme dieser Plattform gegen sexualisierte Gewalt als beträchtlicher einschätze. Nun gut, was bedeutet ein solcher Preis? Wohl ein unnötiger Preis, denn der Preis allein ändert nicht viel. Die Aufmerksamkeit wäre nützlich gewesen. Schade, dennoch Glückwunsch an die Gewinner. Auch ihre Arbeit ist wichtig.
Nachtrag: Es macht es nicht ganz so schlimm, wenn wir bedenken, dass Hadja Kitagbe Kaba mit ihrem Kampf gegen Genitalverstümmelung von Frauen sicher eine ähnliche Aufgabe erfüllt wie NetzwerkB.
Norman.
Ich bin masslos enttäuscht! Für mich bestand gar kein Zweifel, dass Norbert unter den Gewinnern sein „müsste“.
Sicher, der Kampf gegen die Genitalverstümmelung von Frauen ist ähnlich wichtig, aber kein weltweites Problem so wie sexualisierte Gewalt!! Das betrifft ausschliesslich einen Teil von Afrika.
Und die anderen Projekte haben nicht annähernd die gleiche Dimension.
Wer sitzt eigentlich in der Jury??
Hätte gern gewußt, wie das Ergebnis der Wahl zustande gekommen ist. Habe mal gehört, die taz hätte früher die Reformpädagogik der Odenwaldschule sowie deren Vertreter unterstützt.
Kazim Erdogan hätte ich keinen Preis gegeben. Türkische Männer sitzen eh immer zusammen und reden über alles, nur nicht über Probleme, die türkische Frauen mit ihnen als Männer haben. Dass nur türkische Männer zusammensitzen und über ihre Probleme reden, ist das übliche Alibi-Denken und ganz im Sinne der Herrschafts-Demokratie, – was sind das überhaupt für Probleme, die diese türkischen Männer haben? Die einzigen Probleme, die sie haben, sind doch angebliche Probleme mit den Töchtern, den Frauen und minderjährigen Knaben, die nicht so wollen, wie sie als patriarchale Männer wollen. Dass gerade diese Seite, die sich mit sexueller Gewalt beschäftigt, hier keinen Wiederholungszwang erkennt, und dies nicht eindeutig kritisiert, ist erschreckend, und lässt mich an den Verantwortlichen und ihren wiedererweckten Gefühlen zweifeln. Der TAZ, die einstmals für Gleichberechtigung und Basisdemokratie angetreten ist, ist hier wohl ein Fehler unterlaufen, oder sie wird bezahlt von Alibi-Deutschen. Dass der Verein Mama Afrika eV über Hadja Kitagbe Kaba einen Preis errungen hat neben einem Türken überrascht. Aber ist der richtige Weg. Ich hätte Petra Wollny einen Preis gegeben. Es ist wichtig und richtig, Kinder und Jugendliche zu stärken, vor allem da diese sexuelle und körperliche Gewalt erfahren haben. Norbert Dennef hätte ich nach diesem Filmbeitrag keinen Preis gegeben. Zu viel Herrschaft und Gewalt, die Norbert Dennef darin von sich gibt. Gerade traumatisierte Menschen finden darin keinen Halt. Mit Verjährungsfristen, die sich in den Kopf der Täter einnisten sollen, ist diesen auch nicht geholfen und bringt gar nichts. Dies kommt Vergebung gleich. Was wir brauchen, ist eine Therapie für die Opfer UND die Täter im Sinne von http://www.alice-miller.com/index_de.php. Norbert Dennef – so wichtig diese Arbeit auch ist mit dem Netzwerk – tritt noch viel zu sehr gewichtig auf für sich selbst, als dass er glaubwürdig wird in dem Anspruch, der auch für mich gelten soll, als betroffenes einstmaliges Kind dieser skrupellosen Ausbeutungserziehung, die bis heute in Politik, Sozialwissenschaften, Religion, Wirtschaft, Schule usw. herrscht. Um Alice Miller kommen wir wohl alle nicht herum, ihr hätte ich neben Petra Wollny und Hadja Kitagbe Kaba einen Preis gegeben. Mit Gewaltlosigkeit und Herrschaftslosigkeit kommen wir eher weiter, als mit vollmundigen Ansprüchen, auf die keiner der Täter eingehen wird und kann, weil diese Demokratie nun mal auf Herrschaft und Gewalt aufgebaut ist. Mit dem Erkennen des Schreckens sind wichtige Konsequenzen angesagt, die unbedingt zu gehen sind, um sich vollständig zu befreien. Nur gegenseitige Hilfe und Gewaltlosigkeit – die uns als Säugling gewaltvoll aberzogen wurde – wird helfen, diese Schwärze Pädagogik zu überwinden. Verjährungsfristen und dies Denken, das Norbert Dennef pflegt, gehört zur Schwarzen Pädagogik. Es ist gut, dass es diese Seite gibt, aber den Verantwortlichen würde ich mich als betroffenes ehemaliges Kind nicht unbedingt anvertrauen wollen. Und wir alle sind ehemalige betroffene Kinder, die darauf warten, dass wir an der Hand genommen werden mit unbeschränkter Aufmerksamkeit, Wertschätzung unserer brachliegender Authentizität als freie gewaltfreie Menschen von Anfang an. Keine Herrschaft für Niemand.
Sehr geehrter Herr Zehnle,
ich möchte wirklich mal wissen, was an Norbert Denefs Auftreten schwarzpädagogisch sein soll. Nur weil er mutig und auch (berechtigt) wütend für die Betroffenen kämpft? Das Unterdrücken der Wut war und ist ein Instrument der schwarzen Pädagogik. Wenn Sie Norbert Denefs Wut nicht goutieren und ihn als gewalttätig bezeichnen, versuchen Sie, ihm und der Sache für die er kämpft das Maul zu stopfen. DAS ist schwarze Pädagogik. Wir wissen, wie schwarzpädagogische Eltern und Lehrer_innen ihre Opfer haben wollen: Vor allem leise. Und ich bin froh, daß Norbert Denef NICHT leise ist. Er und netzwerkB kämpfen NICHT gewalttätig.
Es ist die alte Täter-Opfer-Verdrehung, der Sie anheim gefallen sind: Sie beschuldigen das Opfer, das sich wehrt. DAS finde ich gewalttätig.
Offensichtlich haben Sie auch Alice Miller nicht sorgfältig genug gelesen. Für sie ist Empörung und Wut ein sehr wichtiges Vehikel der Therapie und Heilung. Und sie erwähnt auch sehr oft, daß uns die Wut als misshandelte Kinder verboten wurde, was zusätzlich nochmal einer Misshandlung gleichkommt, da wir so unsere Integrität und Würde nicht wahren konnten.
Und daher kann ich nur sagen: Weiter so, Norbert Denef und netzwerkB! Und weiter so laut und vehement!
Nach der Wut kommt die Liebe. Und ich empfinde es schon als übergriffig, netzwerkB zu unterstellen, Zusammenhänge nicht zu erkennen. Genau das Gegenteil ist der Fall.
Und ich finde es ziemlich vermessen, Alices Millers Lebensphilosophie mit ins Spiel zu bringen, aus dem sie schöpfte, als sie um die Liebe den Schutz und die Geborgenheit unserer Kinder kämpfte,,,,,
Sie war doch eine von denen die es LAUT sagen,,,,,
@ Siegbert Zehnle
„Gerade traumatisierte Menschen finden darin keinen Halt.“
Das überlassen Sie doch bitte den Traumatisierten selber zu entscheiden, worin sie Halt finden.
„Mit Verjährungsfristen, die sich in den Kopf der Täter einnisten sollen, ist diesen auch nicht geholfen und bringt gar nichts. Dies kommt Vergebung gleich.“
Wo ist da denn der Zusammenhang zwischen der Forderung Verjährungsfristen aufzuheben und Vergebung??
Insgesamt ein sehr wirrer Beitrag wie ich finde.
@Lili, finde ich auch. Herr Zehnle hat keine Ahnung wovon er schreibt.
Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen im eigenen Land interessiert eben doch nicht so.
@Ex-Odenwaldschüler
Da bin ich mir noch nicht so sicher. Angesichts des immensen Schweigens könnten wir natürlich mutmaßen, dass hier kein Interesse vorliegt. Um diese These zu belegen, bräuchten wir allerdings erstmal wichtige Zahlen, wie viele Betroffene es überhaupt gibt. Hierfür fehlen mir noch verlässliche Daten (ich werde mich allerdings im November auf Recherche begeben). Interesse der Bevölkerung ist zudem keine stabile Variable.
Meines Erachtens mag es allerdings viele Faktoren geben, warum das Ergebnis so ausgefallen ist. Mal ein paar spekulative Hypothesen:
Eine Frage könnte sein: Wer will sich als Betroffener identifizieren, um dort eindeutig abzustimmen? Wer versucht das Thema zu verdrängen oder erinnert sich einfach nicht daran, so dass er in diesem Bereich keine Stimme vergibt? Wer versucht aus falscher Scham das Thema tot zu schweigen? Es könnte auch durchaus sein, dass Betroffene aus falscher Scham sich eher nicht mit Namen dort eintragen wollten und lieber anonym blieben oder anonym bleiben wollten aus Angst. Anonymität ist ja schon bei demokratischen Wahlen nicht umsonst ein sehr wichtiges Kriterium.
Eine andere Frage ist: Wie viele Menschen erachten das Thema „sexualisierte Gewalt“ eher als ein Randthema unserer Gesellschaft, das nur wenige Menschen betrifft und erachten daher andere Themen als wichtiger? (Die Projektion auf den afrikanischen Kontinent könnte dies untermauern, da im Denken vieler womöglich dort eine „unzivilisierte“ Kultur herrscht, während es hier doch nicht so schlimm sein könne.)
Aber ein anderer Aspekt erscheint mir wichtiger:
Der Preis ist doch nach Leserstimmen vergeben worden oder irre ich mich da? Andernfalls hätten wir ja nicht alle abstimmen müssen. Es könnte daher sein, dass die anderen Teilnehmer einfach eine bessere Werbekampagne gefahren haben, denn wer die meisten Teilnehmer mobilisiert, hat dort die größten Chancen. Mit diesem Verfahren allerdings wird der Preis entwertet, da das das Abstimmungsergebnis dann keineswegs repräsentativ ist. Ich teile beispielsweise die hier in den Kommentaren geäußerte Kritik an den Gesprächskreisen für Immigranten. Nun denke ich, dass hier ein schnellerer Mobilisierungseffekt auftritt unter Gemeinschaften, die bereits eine viel bessere Vernetzung aufweisen (wie zum Beispiel Migranten) als doch durch ihre Biografie relativ isolierte Betroffene sexualisierter Gewalt, die zumeist nicht den familiären Rückhalt haben wie Menschen mit Migrationshintergrund. Werbung für das eine ist damit viel einfacher als Werbung für das andere.
Preise für solcherlei Dinge sollten meines Erachtens keinesfalls nach nicht-repräsentativen Umfragen vergeben werden, sondern nach Dringlichkeit, andernfalls sind solche Preise nicht das, was sie sein sollen. Aber gut, es ist schwierig im Nachhinein diese Kritik zu äußern, nachdem man selbst nicht erfolgreich war. Der schlechte Verlierer, der ja hier wirklich niemand ist, darf aber dann dennoch ein paar Dinge anmerken.
Die Frage ist wohl eher, was daraus für die Zukunft gelernt werden kann. Ich sehe das Ganze nicht unbedingt negativ. Einerseits ist medial wiederum etwas Aufmerksamkeit für Norbert Denef herausgekommen (auch wenn netzwerkB nicht gewonnen hat und die Frage immer bestehen bleibt zu welchem Preis), andererseits gibt das Ergebnis Aufschluss über die bisherige Mobilisierungskraft dieses Netzwerkes selbst im Vergleich zu anderen Netzwerken. Vielleicht lässt sich ja da auch etwas abschauen oder lernen.
Norman.
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Anmerkung von Norbert Denef:
Der erste Preis wurde vergeben durch eine Jury von der taz an Kazim Erdogan (Männer-Gesprächsgruppen für Migranten) und der zweite durch die LeserInnen an Hadja Kitagbe Kaba (Praxis weiblicher Genitalverstümmlung).
Ich bin so überrascht, dass das ganze eine Juryentscheidung war. Ich hatte vollkommen überlesen, dass der erste Preis vergeben worden ist und der zweite eine Leserentscheidung war. Das verändert einiges in meiner Betrachtung.
Eine vollkommen unspezifische Themengruppe, die die Probleme türkischer Männer in den Mittelpunkt stellt im Vergleich zu einem Netzwerk, das versucht das grundlegende Problem unserer Gesellschaft, eine von sexualisierter Gewalt geprägte Kindheit zu verbannen und Betroffenen zu helfen? Das steht doch in keiner Dimension zueinander. Worüber reden denn die türkischen Männer in ihren Gesprächskreisen da? Über Ehre? Mir ist überhaupt nicht das Problem klar. Das Video sagt ungefähr: Türkische Männer gehen entweder in die Moschee oder in andere Gemeinschaftsräume und reden nicht miteinander. Reden müssten wir erreichen, aber worüber reden wir dann? Ich könnte genauso gut einen Gesprächskreis für Betroffene Deutsche Männer gründen und behaupten, dass diese nicht miteinander reden. Entschuldigt meine Zynik an dieser Stelle. Nun will ich das Engagement anderer nicht schlecht reden, aber mir als denkendem Menschen sind die Dimensionen zu verschieden.
Im Wesentlichen zeigt sich mir schließlich, dass die Idee eines solchen Wettbewerbs eigentlich widerlich ist, da Menschen, die ein soziales Engagement haben in einen Wettbewerb geschickt werden, wo sie gegeneinander antreten und am Ende gibt es eine Entscheidung, die die vielen anderen stehen lässt. Womöglich ist ein solcher Preis publikumswirksam zu vergeben, wenn eine Leserentscheidung stattfindet und die Jury sich noch nicht entschieden hat. Die TAZ präsentiert dann mit einer vollkommen überzogenen Heldenschärpe Menschen, die in einem spektakulären Leser- und Jurywettbewerb gegeneinander antreten. Besser wäre es doch noch, wenn dann Experten wie Dieter Bohlen oder Sylvie Van… öffentlich eine Einschätzung der Kandidaten mit ihrem „Expertenurteil“ abgeben. Aber neben der Ironie: Die Entscheidung wurde damit unweigerlich zu einer symbolischen Entscheidung, da wiedermal die Betroffenen sexualisierter Gewalt übergangen worden sind.
Ehrlich gesagt frage ich mich da tatsächlich, ob die Jury gewürfelt hat oder der Gewinner einfach nur die stärkere Lobby hatte. Ich rede hier niemandem nach dem Mund, denn gerade hier enttäuscht mich das Vorgehen. Womöglich wäre mir das nicht aufgefallen, wenn netzwerkB gewonnen hätte. Ich habe mal oberflächlich gegoogelt und keine Jurybegründung finden können, womöglich ist es auch besser so.
@Lili deine Einschätzung zur Beschneidung als Teilproblem teile ich vollkommen. Nach objektiven Kriterien hätte letztlich netzwerkB den Preis bekommen müssen, deswegen bin ich so überrascht, dass es letztlich eine Juryentscheidung war.
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Anmerkung von Norbert Denef:
Norman, Du hast mir aus dem Herzem gesprochen, deshalb weigerte ich mich die Heldenscherpe umzubinden:
http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2011/07/taz_panterpreis2011.pdf