netzwerkB 12.09.2011
von K. M. (Eine Betroffene)
Unsere Gesellschaft ist blind für das Thema sexualisierte Gewalt an Kindern. Ich bin der Meinung, dass sich das so lange nichts ändern kann, bis eine kollektive Aufarbeitung auch der körperlichen und psychischen Gewalt, die an Kindern aller Zeiten verübt wurde begonnen hat.
Denn:
Wer selbst als Kind körperliche Gewalt erlebt hat (und das sind fast alle heute Erwachsenen) und diese Gewalt verdrängt und nicht aufgearbeitet hat (das verdeutlicht sich z.B. in einer Haltung wie „die paar Ohrfeigen/Klapse haben mir nicht geschadet“) ist nicht fähig das durch Gewalt verursachte Leid von Kindern mitzuempfinden. Das betrifft auch das Leid, das durch sexualisierte Gewalt verursacht wurde.
Gut fände ich, wenn die Betroffenen von sexualisierter Gewalt sich mit den Betroffenen von körperlicher Gewalt solidarisieren würden und gemeinsam gegen das Vergessen und Bagatellisieren kämpfen würden. Dass nicht Fronten entstehen wie hier die Betroffenen – da die – blinde – Gesellschaft.
Die ganze Gesellschaft ist betroffen!
Denn fast alle heute Erwachsenen haben als Kinder körperliche (und damit auch gleichzeitig psychische) Gewalt erlebt, auch wenn sie sie verdrängen oder/und bagatellisieren. Viele haben auch gleichzeitig sexualisierte Gewalt erlebt. Oft ist ja sexualisierte Gewalt mit körperlicher verknüpft, da mittels körperlicher Gewalt das Schweigen über die sexualisierte Gewalt erzwungen wird.
Es ist zwar wichtig, dass das Thema sexualisierte Gewalt an Kindern endlich enttabuisiert wird. Gleichzeitig sollte die körperliche Gewalt nicht vergessen werden, denn alle Formen von Kindesmisshandlung traumatisieren Menschen ihr Leben lang.
So seltsam es klingen mag, ich denke, das Thema körperliche Gewalt an Kindern muss erneut enttabuisiert werden. Denn noch sind die Missstände erschreckend, die Gewalt findet täglich statt, vielleicht nicht mehr so öffentlich wie noch vor 20 Jahren, doch die Schädigungen, die Kindern zugefügt werden sind die gleichen.
Die UN-Kinderrechtskonvention war ein erster Schritt, um endlich mehr Bewusstsein in die Thematik zu bringen, doch die Umsetzung in Politik, Gesetzgebung und Praxis liegt noch sehr im Argen.
Dies schreibt im Übrigen eine Betroffene, die sowohl psychische als auch körperliche und sexualisierte Gewalt in ihrer Kindheit erfahren hat. Es geht nicht darum, die Betroffenen gegeneinander auszuspielen.
Was erschwerend bei der Auflösung der Blindheit der Gesellschaft hinzukommt ist die Tatsache, dass viele als Kinder Betroffene später als Eltern oder Erzieher_innen/Betreuer_innen/Lehrer_innen selbst zu Gewalttäter_innen werden.
Dass sie zu Täter_innen werden hat seine Ursache unter anderem darin, dass sie die selbst erlittene Gewalt aufgrund der Blindheit der Gesellschaft niemals aufarbeiten konnten. Religiöse Normen wie das vierte Gebot „Du sollst Vater und Mutter ehren“ erschweren die Aufarbeitung zusätzlich.
Die Täter_innen wenden wiederum sehr viel Kraft auf, um die Gesellschaft davon zu überzeugen, dass Gewalt an Kindern unschädlich sei, und sie somit unschuldig. So tragen sie maßgeblich zur Aufrechterhaltung der Blindheit der Gesellschaft bei. Besonders verheerend ist dies im juristischen und gesetzgebenden Bereich, wo „fleißig“ Täter_innen, also Gleichgesinnte geschützt werden und das auf dem Rücken der Betroffenen.
Ich halte es für wichtig sich zu vergegenwärtigen, dass die Täter_innen MITTEN UNTER UNS sind.
Denn nur die Ächtung von Täter_innen und deren die Gewalt bagatellisierende Haltung kann die gesamte Haltung der Gesellschaft ändern. Dazu kann jede/r einzelne in jedem Moment beitragen:
- Man kann Eltern, die in der Öffentlichkeit ihre Kinder anschreien oder gar schlagen die Meinung sagen (dazu gehört Mut!).
- Man kann im Freundeskreis bei Diskussionen über Gewalt in der Erziehung deutlich für Kinder einstehen.
- Man kann Politiker_innen oder Parteien wählen, die sich für Kinder und gegen Kindesmisshandlung einsetzen.
- Man kann in einer Situation, in der Kinder ausgelacht werden ob ihrer „Unbeholfenheit“ (was leider sehr häufig vorkommt) einfach nicht mitlachen.
- Man kann sich gegen Veröffentlichungen, die Kindesmisshandlung bagatellisieren oder schwarze Pädagogik in neuem Gewand propagieren mit Kommentaren und Leserbriefen zur Wehr setzen.
- Man kann betroffenen Kindern, die offensichtlich durch Gewalt im Elternhaus geschädigt sind vermitteln, dass Gewalt nicht normal ist.
Man sollte Eltern, die ihr Kind in der Öffentlichkeit schlagen, gleichfalls eine Ohrfeige verpassen. Mit dem Kommentar: Ja, so fühlt sich das an…
@Politikfreak: ja, moralisch wäre das auf jeden Fall gerechtfertigt. Doch als Erwachsener, der einen anderen Erwachsenen schlägt, kann man juristisch Ärger kriegen. Daran sieht man die Ungleichbehandlung von Kindern.
Erst gestern wieder erlebt: Eine Mutter (mit Migrationshintergrund), die ihr ca 2-3-jähriges Kind ohrfeigte. Ich ging zu ihr hin und sagte ihr, daß es verboten sei Kinder zu schlagen. Sie sagte „Jaja…“ mit dem Untertext „Ist mir scheißegal“. Ihre Entgegnung hat mich total entwaffnet. Leider. Konsequent wäre es gewesen, das Handy zu zücken und Sie höflich zu fragen, ob ich die Polizei anrufen soll.
Ich habe das mit dem Migrationshuntergrund erwähnt, weil mir Gewalt gegen Kinder in türkischen oder arabischen Familien besonders oft auffällt (mag auch an dem Stadtteil liegen, in dem ich lebe). Das ist auch noch ein Tabuthema im Tabuthema. Man traut sich ja kaum, das zu thematisieren, weil man sonst als ausländerfeindlich gelten könnte, aber es ist tatsächlich (und vermutlich auch statistisch) ganz besonderes krass. Ich kann mir auch vorstellen, daß der Islam die Kindesmisshandlung begünstigt. Der Koran ist diesbezüglich ähnlich wie das alte Testament.
Eigentlich ist es doch eine Benachteiligung von ausländischen Kindern, wenn man sie weniger gegen Kindesmisshandlung schützt als die deutschen. Die deutschen Gesetze und die Menschenrechte sollten doch auch für sie gelten! Warum nimmt man aber so viel Rücksicht auf deren (gewalttätige) Tradition? Vermutlich aus Angst vor ihr. Oder vor der eigenen gewalttätigen Tradition, die ja auch noch nicht aufgearbeitet ist.
Ich bin dafür, daß ALLE Kinder geschützt werden.
Anna, nicht nur in türk. oder arabischen Familien werden Kinder oft geschlagen. In unserer Nachbarschaft wohnen Familien aus der ehem. Sowjetunion und Polen, deren Kinder werden regelmäßig verprügelt, z.Bsp. bei schlechten Schulnoten.
ja, es scheint eine internationale Tradition zu sein…
Die internationale Tradition des Schlagens wird wohl nur durch breitenwirksame Aufklärung gebrochen werden.
Für moralisch halte ich es nicht, die Eltern zu schlagen, allerdings sollten da tatsächlich schneller Anzeigen erstattet werden. Es ist im Sinne unserer Ordnung, dass der Staat das Gewaltmonopol behält und das ist ein moralischer Grund.
Aber mal zurück zum Thema: Ich denke der Irrglaube besteht darin, dass viele relativ stumpf denken, ihre Kinder seien dermaßen zu erziehen. Und dann stehen wir in unserem Bekanntenkreis auch immer daneben und wundern uns, wie andere Eltern ihre Kinder auf dem Spielplatz anschreien und ohrfeigen. Die direkte Intervention verändert da tatsächlich wenig, sondern erntet nur Trotz. Das langsam wirkende Vorbild unsererseits allerdings funktioniert.
Tatsächlich ist körperliche Gewalt statistisch jedoch eher auf die ungebildeten Schichten verteilt, während sexualisierte Gewalt die gesamte Gesellschaft gleichermaßen betrifft. Da türkische und Aussiedlerfamilien häufiger geringere Bildungsstände haben, würde ich das daher eher auf den Bildungsfaktor zurückführen. Damit ist auch ein klarer Weg der Abhilfe aufgezeigt.
Hm… das hat nun den Anschein als würde Bildung sexualisierte Gewalt nicht verhindern. Bisher aber ist sexualisierte Gewalt in der Bildung kaum thematisiert. Ich wüsste nicht, dass es jemals in der Schule behandelt worden ist. Stattdessen hatten wir viel Gewaltprävention.
Norman.
@ politikfreak
„Man sollte Eltern, die ihr Kind in der Öffentlichkeit schlagen, gleichfalls eine Ohrfeige verpassen. Mit dem Kommentar: Ja, so fühlt sich das an“
Diese Forderung hat vor vielen Jahren ein Schüler, der vom Klassenlehrer geschlagen wurde, umgesetzt.
Nach dem der Schüler darauf dem Lehrer eine verpasst hatte, wurde er von der Schule verwiesen.
Besonders schlimm fand ich, dass in bestimmten Religionsgruppen das Züchtigen von Kindern mit der Bibel gerechtfertigt wurde.
@ all
mit dem neuesten Buch von Petra Klages der Pädagogin und Kriminologin könnte das nun geschehen,,,,die Menschen da abzuholen wo sie stehen,,,,
Mit einem Zitat aus ihrem Buch erschienen im V.F.Sammler verlag mit dem Titel “ serienmord und kanabilismus in deutschland“ hier ein statement von dem Polizeikommissar und Kriminologe Christian Pundt im Geleitwort:
„,,,,ihre Literatur muss weiter analysiert,untersucht und entsprechend einer präventiven Ausrichtung in die tägliche Arbeit mit auffälligen Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen einfliessen. “
Zitat aus dem Vorwort von Mark und LydiaBenecke
„Ein Appell-auch im Namen von therapierten oder teilweise einsichtigen Tätern- an die Leserinnen ist vor allem, daraus zu lernen und auffällige Verhaltensweisen eines Kindes aus dem Umfeld deutlicher wahrzunehmen. Wünschenswert wäre, wenn sich die Leserinnen, die sich die Schilderungen der Täter vor Augen führen, dann nicht untätig bleiben, sondern versuchen, mit dem Kind ins Gespräch zu kommen und sich eventuell Rat von Beratungstellen zu holen. Jeder einzelne kann sich dafür entscheiden, hinzusehen oder wegzuschauen. Was die Folge des Wegschauens im Falle von Kindesmissbrauch und- vernachlässigung sein können, das demonstrieren die Schilderungen der Täter eindrucksvoll. Es lohnt sich daher, im Täter auch den Opfer-Anteil zu sehen. Nicht aus Mitleid und nicht aus klebrigen Gefühlen von Schuld und Sühne, sondern ganz einfach damit nicht noch mehr Opfer entstehen. Denn glauben Sie uns: Es gibt in diesem Spiel keine Gewinner. Nur eine höhere oder niedrigere Anzahl vonOpfern.
@Norman:
Die schlagenden Eltern nicht auf ihre Gewalt hin anzusprechen ist Täterschutz und vermutlich von der Angst vor den eigenen gewalttätigen Eltern genährt. Ja, solche Eltern können sehr aggressiv werden, wenn man sie mit ihren Taten konfrontiert. Von dieser Aggressivität bzw. dem zeitweiligem momentanen Trotz sollte man sich nicht abschrecken lassen. Je öfter sie Gegenwind bekommen, desto besser, das bricht ihre Macht. Mit dem Argument, daß man sich in ihre „Erziehung“ einmische, kommen sie nicht mehr durch. Das elterliche Züchtigungsrecht wurde abgeschafft, vielleicht sollte man ihnen das bei dieser Gelegenheit vermitteln. Ich halte es für meine staatsbürgerliche Pflicht einzuschreiten, wenn Kindern Gewalt angetan wird. Wäre schön, wenn viel mehr Menschen dies auch als Pflicht ansähen. Und das Gesetz ist auf meiner Seite. Es ist verboten, Kinder zu schlagen, oder sie auch nur anzuschreien (verbale Gewalt).
Im Übrigen profitieren auch die kindlichen Opfer von der Intervention. Ihr Weltbild wird zurechtgerückt, es geschieht ein Stück Gerechtigkeit, wenn jemand die Eltern ermahnt. Sie erfahren, daß jemand für sie einsteht, sie haben „helfende Zeugen“, das ist wichtig für die spätere Aufarbeitung der Gewalt.
Körperliche Gewalt ist nicht vom Bildungsstand der Täter_innen abhängig. Das ist ein weit verbreitetes Gerücht. Gebildetere Eltern haben nur aufgrund ihrer Intelligenz oder Raffinesse die Möglichkeit, diese Gewalt besser zu vertuschen. Sie schlagen dann eben hinter verschlossenen Türen, was für die Opfer keinen Unterschied macht.
@Anna M: In der Studie des Ärzteblattes, die retrospektiv hinsichtlich Gewalt gegen Kinder durchgeführt worden ist, heißt es:
„Prädiktoren für Misshandlungen aller Schweregrade
Unterschichtzugehörigkeit war ein Prädiktor für emotionalen und körperlichen Missbrauch sowie für emotionale und körperliche Vernachlässigung. Mittelschichtzugehörigkeit war ein Risikofaktor für körperlichen Missbrauch sowie für emotionale und körperliche Vernachlässigung. Weibliches Geschlecht war ein Prädiktor für sexuellen Missbrauch.“ (http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=87643)
Die Schichtzugehörigkeit wurde nach folgenden Kriterien bestimmt:
(kein Abschluss; Hauptschule = 1; Realschule, Fachhochschule = 2; Abitur = 3)
Berufsstatus
(Arbeiter, Sonstiges = 1; Angestellter, Beamter = 2; Selbstständig = 3)
verfügbares monatliches Haushaltsnettoeinkommen (1 = 2 500 €). (http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=87643)
Meine Statistikausbildung im Rahmen der Sozialwissenschaft liegt etwas zurück, daher kann ich aus den Tabellen nicht genaue Schlüsse ziehen, wie stark die Vorhersage zu werten ist. Ich müsste mich da erst wieder genauer einarbeiten. Ein Gerücht ist es jedenfalls nicht. Die Befragung wurde von Personen über 14 durchgeführt. Die Ausschöpfungsquote ist mit ca. 52% auch ganz gut für derartige Studien.
Solange wir keine Studien haben, können wir natürlich immer Vermutungen anstellen. Das stimmt und es sah in meinem ersten Post tatsächlich so aus, als würde ich nur eine Vermutung formulieren.
Die Ergebnisse bedeuten nun nicht, dass geringer Bildungsstand bedeutet, dass man seine Kinder schlägt. Für den Individualfall sind solche Statistiken nicht ohne weiteres anwendbar, wohl aber können daraus Schlüsse gezogen werden, die in Richtung einer gesellschaftlichen Veränderung führen. Gerade bei großen Fallzahlen ist dies unverzichtbar. Deswegen ist es auch besonders wichtig, hier gute Statistiken zu erhalten.
Zu deinem anderen Punkt stimme ich dir grundsätzlich zu. Wir sollten alle Eltern darauf ansprechen, wenn sie ihre Kinder schlagen. Die Fälle sind aber oftmals komplexer. Wir haben konkret mit diesen anderen Eltern zu tun, weil sonst unsere Tochter keine Spielkameraden hätte. Nun aufgrund eigens erlebter nicht verarbeiteter Gewalt sind da eigentlich Blockadehaltungen, wenn wir darauf zu sprechen kommen. Letztlich würde deine Herangehensweise zu einem Konfrontationskurs führen, so dass wir mit diesen Eltern nichts zu tun hätten und sie hinter verschlossenen Türen ihre Kinder schlagen würden.
Meinen Freundin war beim Jugendamtsbesuch mit dabei, mit direktem Ansprechen wird da allerdings nicht viel gelöst, auch nicht seitens des Jugendamts. Was sich Jahre lang eingeschliffen hat, wird nicht mit der Aufmerksamkeit auf der Straße gelöst oder einem Gespräch. Die beständige Auseinandersetzung allerdings und die Vorbildwirkung haben tatsächlich Effekte, so beobachtet es jedenfalls meine Freundin. Ich hoffe du verstehst mich. Wir sind uns schließlich einig, Kinder schlagen ist falsch, die Frage ist, wie dies gesellschaftlich verändert wird.
Insofern nun Studien nahe legen, dass sexualisierte Gewalt und schwere Gewalt zu differenzieren gilt, dann wird es hier vermutlich auch verschiedene gesamtgesellschaftliche Lösungsansätze geben, daher ist es ungemein wichtig, die Differenzierungen auszumachen, dann kann nämlich effektiver reagiert werden. Leider habe ich mich in dieses Thema noch nicht genügend eingearbeitet, so dass ich hierzu Aussagen machen kann. An unserem Institut für Sozialwissenschaft war dieses Thema noch nie im Mittelpunkt. Ich frage mich, ob es in Deutschland eine Professur gibt, die sich dieses Themas eigens annimmt. Wenn jemand sich mit diesem Thema aus sozialwissenschaftlicher Sicht auskennt, so bitte ich ihn oder sie, sich mit mir kurz zu schließen. Ich würde hier gerne etwas tiefer gehen als nur bei der Ärzteblattstudie zu verbleiben.
Norman.
@Norman
vielen Dank für den interessanten Link.
Kann sein, daß wirklich in sozial schlechter gestellten Elternhäusern mehr körperliche Gewalt angewandt wird, muß aber nicht. Was, wenn diese Art der Misshandlung dort nur öfter aufgedeckt wird als in sog. „besseren“ Kreisen, weil diese aufgrund ihres Status und ihrer Beziehungen besser vertuschen können? Genügend Fälle gibt es da ja. Außerdem stehen die sozial Schwächeren eher unter der Kontrolle des Jugendamtes (selbst wenn dieses dennoch viel zu wenig eingreift).
Worum es mir geht: es ist eine beliebte „Ausrede“ von, sagen wir Bildungsbürgern, daß körperliche Gewalt vor allem in „ungebildetem“ Milieu vorkommt. Doch genau dieses Vor-Urteil führt dazu, daß in den bürgerlichen Kreisen viel zuwenig hingeschaut wird, das Tabu ist immens. Und das mag auch der Grund sein, warum evtl. auch ehemals misshandelte Kinder aus „gebildeten“ Kreisen in Umfragen ihre erlebte körperliche Gewalt verschweigen oder bagatelliseren. Der Ruf der Familie mußte ja immer geschützt werden! Wieso sollten sie dann plötzlich zu reden anfangen, das ist gar nicht so leicht. Ich persönlich kenne keine bildungsbürgerliche Familie aus meiner Generation, in der nicht geschlagen wurde.
Ich führte das Beispiel mit der auf der Straße schlagenden Mutter an, um anderen Menschen hier im Forum Mut zu machen, sich öffentlich für Kinder einzusetzen. Was du beschreibst ist natürlich ein anderer diffizilerer Fall. Gegen das Schlagen der Eltern hinter verschlossenen Türen könnt ihr nichts tun. Aber ich frage mich, ob ich meinem Kind solch eine Atmosphäre zumuten würde. Auch das Miterleben von Gewalt traumatisiert.
Diese Eltern werden so lange bei ihrer Haltung bleiben, bis sie selbst eine Therapie gemacht haben und ihre eigenen Schäden begutachtet haben. Daß sie eine Therapie machen ist unwahrscheinlich. Das einzige, was man mit solchen Eltern wirklich tun kann, ist sie aufgrund ihrer Gewalttätigkeit zu ächten. Denn sie ächten ihre Kinder.
Ich habe aus diesem Grund keinen Kontakt mehr zu einer Nachbarsfamilie. Zwar irgendwie schade, denn das war ganz praktisch, gegenseitig auf die Wohnung aufzupassen etc. Aber der andere Effekt ist jetzt, daß sie enorm Angst vor mir haben und sich von mir kontrolliert fühlen. Das kann ich nur begrüßen, das ist soziale Kontrolle at it’s best. Ist mir auch egal, ob sie vor mir oder dem Jugendamt Angst haben, Hauptsache sie merken, daß die Gewalt gegen ihr Kind nicht geduldet wird.
Ich glaube, daß man kein Wissenschaftler sein muß und auch keine Statistiken braucht, um Ideen zu haben, wie Gewalt gegen Kinder verhindert werden kann. Das einzige was man dazu braucht, ist der Mut, sich mit seiner eigenen (Gewalt)geschichte auseinander zu setzen, Mitgefühl zu haben mit dem Kind, das man einmal war und keine Angst vor den damaligen gewalttätigen Eltern zu haben. Allein das ist schwierig genug. Mit diesen Voraussetzungen kann man die Mechanismen durchschauen, wie es in dem Artikel oben sehr gut beschrieben ist.
Ich halte z.B. Aufklärung über die Gewaltweitergabe von Generation zu Generation für sehr wichtig.
Eine von dir geforderte „breitenwirksame „Aufklärung ist genau das, was ich meine mit der Intervention bei der ohrfeigenden Mutter (die Mutter wird aufgeklärt und zwar an Ort und Stelle, so daß sie es wirklich „pädagogisch-didaktisch “ begreifen kann, daß sie Mist gebaut hat). Außerdem das, was in dem Artikel oben unter den Stichpunkten aufgeführt wird. Und noch viel mehr. Diese Aufklärung kommt nicht“von oben“, sondern „von innen“ und dazu kann jede/r was beitragen. Man stelle sich das vor: Kinder werden in der Öffentlichkeit geschützt, anstatt weiter zum Opfer gemacht durch Wegsehen. Das wäre wirklich toll. Vermutlich braucht es einzelne mutige „Anstifter“ um die Stimmung immer wieder zu kippen. Steter Tropfen höhlt den Stein. Und jedes verteidigte Kind hat ein kleines Trauma weniger. Auch das ist begrüßenswert.
@Norman, ich muß Anna zustimmen, auch in „gebildeten, besseren Kreisen“ existiert körperliche Gewalt gegen Kinder. Ein Vater der Bildungskategorie 3, Abitur mit Ingenieurstudium, schlägt seine Töchter mit einem Gürtel. Er findet das richtig und spricht offen darüber. Nur ein Beispiel. Bei solchen „besseren Familien“ würde das JA selten eingreifen, wahrscheinlich um diese Familien nicht anzutasten, noch dazu wenn diese im Ort einen „guten Namen „haben.
Hallo Simone,
natürlich gibt es Gewalt in „gebildeten, besseren Kreisen“. Das will ich nicht in Frage stellen und damit hast du Recht. Und es ist ein Skandal, dass der Vater darüber auch noch stolz berichtet, wie er seine Tochter verprügelt. So etwas sollte sofort angezeigt werden. Aber wie schon gesagt, hierbei handelt es sich um Individualfälle, insofern wir auf die Statistik vertrauen und es ins Verhältnis setzen.
Diese soziologische Sicht wird natürlich dem Einzelfall nicht gerecht, ist für gesellschaftlich orientierte Lösungsansätze allerdings wichtig, da nur so gesamtgesellschaftliche Konzepte entwickelt werden können, die sich an der Gesamtsituation orientieren. Der Nachteil ist natürlich immer, dass durch das Raster eines Lösungsansatzes wie der von dir angesprochene Fall durchfallen. Das ist problematisch, denn die gesellschaftlich vermittelten Lösungen werden dann dem Fall des einzelnen Betroffenen nicht gerecht. Du musst es allerdings so sehen, dass in der Behandlung von Problemen unter 80 Millionen Menschen, statistische Abstraktionen erstmal benutzt werden müssen, um überhaupt irgendetwas angehen zu können.
Ich wollte auch noch mal zu dem oben besprochenen Artikel folgendes sagen: Auch ich halte die Gewaltproblematik für ein nicht zu unterschätzendes Kapitel in unserer Gesellschaft. Ob wir es aber ohne weiteres mit dem Thema sexualisierte Gewalt vermengen können, ist eine andere Frage. Rein intuitiv erscheint es mir noch eine andere Stufe von Ursachen zu haben, wenn ein Elternteil seine Kinde sexualisiert bedrängt oder vergewaltigt. Dann frage ich mich auch, denn darin bin ich Laie, wie sich die Traumata ausprägen, womöglich verschieden? Hier kann ich aber noch solange spekulieren. Es braucht einfach einer guten Studie, um so etwas genauer zu sagen. Einzelfallbetrachtungen geben erstmal erste Hinweise.
Was nun beiden Fällen (sexulisierter Gewalt und Gewalt) gemeinsam ist, ist die Tatsache, dass Kinder nicht in der ihnen gerechten Weise behandelt werden. Die Ursachen allerdings, so erscheint es mir, sind eher andere. Das heißt nun immer noch, dass der Artikel ganz zu Recht auf diese Problematik aufmerksam macht. Es bringt nichts Grade von Betroffenheit auszuspielen. Für die Ursachenforschung und für gesellschaftliche Lösungskonzepte sieht das meines Erachtens aber anders aus, hier bedarf es irgendwann einer Abstraktion.
Norman.
Hallo Anna M.
mir ist dein Kommentar erst jetzt aufgefallen. Ich denke, dass Lösungen auf vielen Fronten her müssen und ich glaube auch, dass niemand Wissenschaftler sein muss, um sich Lösungen zu überlegen. Die Frage ist nur, wo wir ansetzen. Genau genommen muss ich auch sagen, dass ich mich in vielen meiner Fachgebiete wie ein Laie fühle, wenn gute Fragen kommen. Wissenschaft ist nicht die Sache von Experten, sondern wir haben alle Grund immer wieder kritisch zu prüfen und herauszufordern. Deswegen sollten wir uns auch nicht ungefragt etwas von Psychoanalytikern oder anderen Experten etwas vormachen lassen, sondern immer selbst prüfen.
Hinzu kommt: Es ist nicht eine Sache der Wissenschaftler etwas zu verändern, sondern der gesamtgesellschaftliche Diskurs ist wichtig. Dabei ist es natürlich ganz gut, wenn Einflüsse in Form von guten Argumenten der Debatte zugeführt werden. Wissenschaftler verengen ihren Blick ofmals und werden dabei zu nüchtern. Manchmal lässt man sich auch von seinen Argumenten in die Irre führen. Das ist mir auch schon oft genug passiert. Demokratisch ist die wissenschaftliche Meinung nicht legitimiert, das entscheiden immer noch wir alle im Diskurs.
Wissenschaft sollte niemanden ausgrenzen, sondern Blicke versuchen frei zu räumen. Wie du es beschreibst, ist es daher sehr richtig, dass in den konkreten Einzelfällen dann auch unterschiedliche reagiert werden muss. Es muss nicht immer Bildung von oben sein, sondern Bildung ist auch die Weise wie wir alle uns gegenseitig im Diskurs bewegen. Die soziale Kontrolle, die du mit deiner Vorgehensweise in deinem Fall ausübst, halte ich daher für richtig. Wenn du an diese Menschen nicht anders herankommst, ist es in der Weise geboten, so zu handeln wie du. Ich glaube viele Menschen müssen erstmal erfahren, dass unsere Gesellschaft Gewalt in jedweder Form ächtet und das sollten wir auch alle nach Außen tragen.
In dem von mir konkreten Fall, stellte sich später heraus, dass die Mutter selbst Betroffene sexualisierter Gewalt ist. Das heißt natürlich nicht, dass sie daher das Recht hat ihre Kinder zu schlagen oder, dass dies in jedem Fall ein Begründung wäre. Es heißt auch nicht pauschal, dass Betroffene sexualisierter Gewalt ihre Kinder schlecht behandeln. Ich sehe auch viele Fälle, da die sexualisierte Gewalt in der Vergangenheit das Bewusstsein der Personen für Gewalt schärfen und sie ihre Kinder um so liebevoller erziehen. Hier müssten wir wieder in die Statistik schauen, wie Gewalt tatsächlich weiter gegeben wird, denn nur weil ich vielleicht 10 Fälle in meinem Umfeld kenne, kann ich noch keine allgemein-gültige Aussage ableiten. Deswegen heißt es für den Einzelfall keine Vorverurteilung. In dem konkreten Fall ist es so, dass die Mutter keinen Zugang zu sich selbst hat, sie hat kaum Empathie und reagiert sehr schnell über und das obwohl sie ihre Kinder liebt. Sie spricht sich auch vollkommen gegen sexualisierte Gewalt aus und auch für das Wohl ihrer Kinder. Womöglich merkt sie nicht, was sie ihren Kindern antut. Sie kommt nach Hause und ist emotional überfordert, lässt ihren Jüngsten schreiend irgendwo auf dem Bett liegen und kümmert sich um andere Dinge. Sie schreit ihre Kinder an und ohrfeigt sie sehr schnell. Ich sehe nun nicht, dass sie ihre Kinder schwer verprügelt, aber das Klima ist nicht schön. Unsere Tochter, weiß auch nicht genau, wie sie mit ihren Kindern selbst spielen soll, weil diese sie immer schlagen oder ihr Dinge permanent wegnehmen. Danach haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie uns auch häufiger geschlagen hat. Ich glaube aber, mittlerweile hat sie gelernt, dass wir nicht schlagen und uns auch nicht anschreien.
Als das Jugendamt da war, dachte die Mutter, alle wären gegen sie. Es war nicht mit ihr zu reden. Da wir nun bald wegziehen, haben wir überlegt, dass meine Freundin nochmals spezifisch darüber mit ihr spricht. Das wird schwierig, denn es ist vor allgemeine Blockadehaltung bei ihr da. Ich denke eigens verursachte Traumata in der Kindheit verhindern bei ihr den Zugang. Nun könnte mir schnell Täterschutz unterstellt werden, aber wir beide versuchen das Problem so gut es geht zu behandeln. Nur seien wir ehrlich, da wir wegziehen, werden wir keinen weiteren Einfluss mehr darauf haben. Hinzu kommt, dass sie sich regelmäßig mit Müttern trifft, die ihre Kinder ähnlich „erziehen“.
Wenn ich das nun allgemeiner betrachte, hängt dies für mich auch mit einer mangelnden Ausbildung von Empathie und kommunikativen Fähigkeiten zusammen. Bevor ich das aber ausführe, will ich erstmal langsam machen. Es ist so, dass ich viele Menschen kennengelernt habe, die sehr interessiert sind, sehr kommunikativ und sehr emphatisch und die keinen hohen Bildungsabschluss hatten. Bildung bedeutet nicht immer, dass höhere Qualitäten im Menschlichen erfolgen. Nur weil einer mathematisch exakt arbeitet, ist er noch lange kein guter Mensch.
Ich denke aber, dass statistisch sich Gewalt dennoch auf Ungebildete eher verteilt. Wenn ich nämlich an meine Schulausbildung zurückdenke, dann hatten wir ständig Anti-Gewalt-Programme, wir haben ständig das Thema Gewalt behandelt. An meinem Gymnasium war Gewalt geächtet. Es zeigt sich auch, dass Kinder die ein Musikinstrument erlernen eher weniger zu Gewalt neigen. Hinzukommt, dass wir ständig versucht haben Konflikte vor allem verbal zu lösen. Wenn jemand in seinem Leben nie lernt sich mit Konflikten verbal auseinanderzusetzen, niemals lernt, wie Problemsachverhalte benannt werden, wie man darüber versucht sich intellektuell auszutauschen, dann führt dies zur Kompensation durch Gewalthandlungen. Dies wäre für mich eine Erklärung, warum in gebildeten Familien Gewalt weniger durchgeführt wird.
Nun kann es allerdings so sein, dass die Gewalt viel unterschwelliger, durch Druckmittel in der Sprache oder ähnlichem durchgeführt wird. Versteh mich nicht falsch, ich will hier nicht sagen, dass Gebildete Menschen in jedem Fall besser sind, so was liegt mir wirklich fern. Was ich dann bemerkenswert an der Studie finde, ist aber, dass Gewalt weniger auftritt mit Bildungsgrad. Sexualisierte Gewalt jedoch alle Schichten durchsetzt. Dies deutet für mich nun darauf, dass entweder Bildung keinen Einfluss auf Menschen in diesem Bereich hat oder aber, dass unser Bildungssystem keinen Wert darauf legt, sexualisierte Gewalt derart zur Sprache zu bringen, so dass diese sich auch mit dem Bildungsgrad minimiert.
Zu deinem Einwand, dass Gewalt in gebildeteren Familien verborgener ist, so stimme ich dir im Einzelfall zu. Die Wahrung nach Außen spielt in gehobenen Familien wohl eher einer Rolle. Bei der Erhebung der Studie scheint das aber für mich eine untergeordnete Rolle zu spielen, da diese anonymisiert durchgeführt worden ist und retrospektiv, das heißt Erwachsene (einschließlich Kinder bis 14 Jahren) haben Auskunft über ihre Kindheit gegeben. Natürlich gibt es hier einen erwartbaren Fehler hinsichtlich der Wahrheit der Aussagen, ich denke aber, dass dieser sich in einem Rahmen befindet, so dass die Studie dennoch valide ist. Kritik ist in dieser Hinsicht natürlich immer angebracht, die Frage hier wäre allerdings, warum Erwachsene einen Grund hätten Falschaussagen zu machen, da solcherlei Studien vollkommen anonym sind und sie freiwillig teilnehmen. Sie können Fragen auch auslassen.
Im Fall von sexualisierter Gewalt allerdings habe ich mich kürzlich mit einem Betroffenen unterhalten, der mir sagte, dass er als Kind unter keinem Umständen dieses in einer anonymen Studie bestätigt hätte, weil er dazu zu viel Angst gehabt hätte. Das ist natürlich eine zu berücksichtigende Fehlerquelle. Ich würde also in der Analyse der Studie, die Kinder unter 18 Jahren ausschließen, da hier ein erwartbarer Fehler vorliegen würde. Dennoch denke ich, dass die Studie dennoch sehr gut durchgeführt ist. Auch die Vergleiche mit Studien aus Amerika (die im Metateil angehängt sind), legen nah, dass die Studie sehr valide ist.
Aber mal ganz ab, von der ganzen Diskussion: Ich kann einfach nicht verstehen, warum Menschen ihre Kinder schlagen oder gar missbrauchen. Ich kann es einfach nicht verstehen. Menschlich erscheint mir das jedenfalls nicht. Und nochmal an K.M. ich finde sehr gut, dass du mit diesem Text darauf aufmerksam machst. Gewalt gegen Kinder ist auch ein sehr wichtiges Thema.
@ Anna M.
Die Reaktion jemanden zu ächten empfinde ich als fast so schlimm wie den Schläger zu schlagen, in beiden Fällen ein schlechtes Signal für ’s Kind! – abgesehen von der Gewalt, die ein genervter Elternteil nun auch noch in einer „Strafe“ durch Verachtung sieht. Ein lauter Zwischenruf „keine Gewalt“ könnte ein wirksames Mittel zum Abbruch der Miss-Handlung sein:
Das Kind erlebt unerwartet positive Aufmerksamkeit für sich, und – auf die Weise würde auch die „aufgeschreckte“ Umgebung an das bestehende Schutz-Gesetz erinnert und einbezogen – ein Denkanstoß für ALLE Beteiligten.
Je nach Situation reicht es vielleicht auch, nur mal laut von Deeskalaieren zu parlieren, was mir einmal im Zug gelang:
Da beanspruchte ein älterer Herr in einem sehr unangemessenen Ton die rechtmäßig für seine später ankommende Gruppe – auf seinen Namen daußen am Fenster – reservierten Plätze. Die Plätze waren aber nicht gekennzeichnet worden, das Abteil voll besetzt, das Zugpersonal ratlos. – Das Echo kam von einem jungen Franzosen, der sich diesen Tonfall nicht bieten ließ und der seinerseits persönlich wurde und den Kampfhahn beleidigend mit einem gleichnamigen Kampf-Tier verglich (der Name war nicht ‚Hahn‘ 😉 -ich tippte den Jüngling am Arm an und sagte sehr bestimmt „De-eskalation, bitte!“ – er begriff sofort, zwinkerte mir zu und zog sich mit seinem Gepäck zurück …
Ein „anderes Denken“ in Gang setzen, eine Lösungsmöglichkeit aufzeigen statt Ächtung üben wäre m.E. eher tauglich, den Teufelskreis zu durchbrechen. Leute auf dem Holzweg unaufgeregt ablenken und in ein „schönes Gespräch verwickeln“ – das würde Achtung zeigen statt Ächtung, könnte leichter „an-„genommen werden, da Empathie ins Spiel kommt – vor allem für ’s Kind …
Nach meiner Überzeugung kann eine Therapie den Eltern dies so leicht und so schnell NICHT leisten – und Kinder verlieren derweil gänzlich den Glauben an Besserung …
Am Ende klagt die Zuschauer-Gesellschaft über Krankheit und Kriminalität bei Kindern – dabei ist genau dies Muster im Vorlauf zu erkennen, nämlich Kinder-„Kacke“ der Eltern – um mal ganz deutlich zu werden …
Schaut selbst in euren näheren oder ferneren Bekannt- und Verwandtschaft nach – notfalls mit Lupe oder „mit umgekehrtem Fernglas“ …
@ Hildegard: Du hast natürlich Recht, mit Ächtung kommen wir
auch nicht wirklich weiter, da Gewalt noch vielmehr verbreitet ist, müssten wir so viel Ächtung verbreiten, dazu haben wir alle keine Zeit. Deeskalation ist wohl für bestimmte Akutsituationen notwendig. Zumindest können wir aber Gewalt ächten und immer darauf aufmerksam machen. Ob das insgesamt etwas hilft, können wir aber noch so lange diskutieren. Ich muss mal schauen, was ich dazu an Literatur finde. Ich denke es gibt verschiedene Problemsituationen und so auch viele verschiedene Lösungsansätze ganz pauschal finde ich daher die Lösungsansätze von K.M. ganz gut:
„Man kann im Freundeskreis bei Diskussionen über Gewalt in der Erziehung deutlich für Kinder einstehen.
Man kann Politiker_innen oder Parteien wählen, die sich für Kinder und gegen Kindesmisshandlung einsetzen.
Man kann in einer Situation, in der Kinder ausgelacht werden ob ihrer „Unbeholfenheit“ (was leider sehr häufig vorkommt) einfach nicht mitlachen.
Man kann sich gegen Veröffentlichungen, die Kindesmisshandlung bagatellisieren oder schwarze Pädagogik in neuem Gewand propagieren mit Kommentaren und Leserbriefen zur Wehr setzen.
Man kann betroffenen Kindern, die offensichtlich durch Gewalt im Elternhaus geschädigt sind vermitteln, dass Gewalt nicht normal ist.“
Letztlich sind diese im Übrigen alles Vorschläge an eine bessere Bildung und Demokratisierung. Im Einzelfall ist dann immer speziell zu entscheiden. Das kann mal Deeskalation sein, mal müssen wir aber auch eingreifen. Ich würde nie zuschauen, wie jemand sein Kind verprügelt, das ist klar. Langfristig dann Deeskalation. So einfach ist das aber alles nicht, wir brauchen eine Lösung insgesamt. Und nochmal abgesehen von der Theorie brauchen wir mal ein paar empirische Auswertungen, was dann wirklich funktioniert und was am Effektivsten ist.
Ich bitte weiter darum, dass sich jemand, der sich in diesem Bereich auskennt mal bei mir meldet. Andernfalls werde ich diesbezüglich mal im neuen Semester die Bibliothek konkret aufsuchen.
Norman.
@Hildegard
das „Ächten“ galt bekannten Eltern (z.B. Nachbarn), die nicht aufhören wollen, ihre Kinder zu schlagen. Das Ächten ist hier ein Mittel der sozialen Kontrolle. Das geschieht immer, wenn ein Mitglied einer Gemeinschaft etwas tut, das nicht den Werten dieser Gemeinschaft entspricht. Probates Mittel.
Dieses Ächten halte ich für sehr hilfreich für’s Kind, wenn es mitbekommt, warum die Eltern „geächtet“ werden. Dann weiß es, daß es Menschen gibt, die Gewalt nicht tolerieren. Und daß man Freunde verlieren kann, wenn man gewalttätig ist. Eine gute Lektion.
Anders ist es bei Situationen in der Öffentlichkeit, bei denen man die gewalttätigen Eltern nicht kennt. Da kommt man mit „Ächten“ nicht weit, das ist klar. Einem wildfremden Menschen ist es vermutlich egal, ob ich ihn ächte oder nicht.
So langsam gefällt mir der Begriff „ächten“ immer besser, klingt so schön antiquiert. Sagt aber genau das aus: Mißbilligung, Mißachtung, Null-Toleranz. Und gewalttätig finde ich ihn überhaupt nicht.
Soziale Kontrolle. Wie soll die aussehen wenn es über die Ächtung hinausgehen kann?
Ich finde, wenn wir an dem Punkt angelangt sind, dass eine Familientherapie als „angezeigt“ gilt, wenn eine Mutter oder ein Vater auffällig wurde, wäre der richtige weg.
Was ist dabei, wenn sich alles so entwickelt, dass junge mütter und väter wöchentliche stunden damit verbringen kollektive familienschicksale aufzuarbeiten?
Jeder will doch das beste für sein kind, also packen wir es doch an,,,
Klar kann nur therapiert werden wenn der betroffene auch selber will,,,,,,aber dieser Anspruch steht mir immer schon zu sehr im mittelpunkt,,,,
Wie ich finde darf jeder zur aussage „bewegt“ werden, der mit kindern zu tun hat,,,,und der in solch einer familie involviert ist.
… ja – es braucht Gespräche, gerade mit den schlagenden Sprachlosen!
Fordern wir dies statt der verzögernden und mehr pseudowissenschaftlichen Forschungsaufträge an Täterschützer!
@Norman
Ich bin fassungslos darüber, daß du deine Tochter Kindern aussetzt, die sie schlagen. Deine Tochter wird dadurch TRAUMATISIERT! Da nützt ihr das Vorbild in der eigenen Familie wenig, denn ein Kind lernt durch ERFAHRUNG! Es lernt, daß Gewalt ein Mittel der Auseinandersetzung ist. Je früher, desto prägender ist diese Erfahrung.
Bitte setze deine Tochter nicht länger dieser Gewalt aus!
Hallo Anna,
ich sollte wohl nicht so viel Persönliches von mir öffentlich Preis geben, denn es verletzt mich schon etwas. Das Maß an Fassungslosigkeit überrascht und verwundert mich zugleich. Es hört sich an, als wäre ich einer der schlimmsten Sorte. Zunächst mal: Es ist eine Situation über die wir viel nachdenken und wo es keine einfachen Lösungen gibt. Gewalt wird von uns geächtet und das Wohl aller nach dem Ideal der Gewaltlosigkeit steht im Vordergrund. Ich werde auch nicht mehr weiter ins Detail gehen, wenn du möchtest und es dich wirklich fassungslos macht, können wir uns gerne per E-mail dazu austauschen. Das meine ich ganz ernst und ohne irgendwelche böswilligen Unterstellungen, ich habe hier nur das Gefühl, dass Privatpersonen an den Pranger gestellt werden würden, die es in dieser Weise nicht verdient hätten. Vielleicht hast du ja gar Recht, aber dann lass uns bitte nicht öffentlich dazu austauschen.
Ich muss auch sagen, dass ich etwas überrascht bin und dieses Angebot besteht nicht, weil ich irgendetwas verheimlichen will. Ich denke nur nicht, in Folge der Reaktion, dass dieses in einer allgemeinen Öffentlichkeit diskutiert werden sollte. Mal zur Richtigstellung, wenn ich „immer schlagen“ gesagt habe, dann hätte ich diesen Ausdruck lieber ersetzt oder näher erläutert. Schlagen bedeutet in dem Fall, das ein Kind leicht mit der Hand ausholt und das andere Kind trifft und gar manchmal nicht trifft, „hauen“ wäre wohl treffender. Das ist nicht zu vergleichen mit Prügel, Ohrfeigen oder Schlägen, die spürbar sind. Schön ist dies dennoch nicht, da es auch eine sehr leichte Form von Gewalt ist. Dass Gewalt im Umfeld negative Auswirkungen hat, glauben wir auch, daher versuchen wir diese Kontakte zu dosieren. (ich möchte nicht gleich vom Traumata reden, da andernfalls der Begriff in seiner Tragweite vollkommen verwässert wird. Ich denke Menschen, die schwere Gewalt oder sexualisierte Gewalt erlebt haben, haben Traumata) Es ist eine schwere Frage der Abwägung und ich möchte darum bitten, wenn es denn wirklich um Lösungen geht, alles weitere mit mir per E-mail zu besprechen. Ihr merkt, dass ich hier versuche mit Würde herauszukommen und das es schwer ist, die Diskussion über mich privat an dem Punkt abzubrechen, ich möchte mich nicht aus der Kritik stehlen. Ich wollte eigentlich nur ein Beispiel hinzufügen, dass zeigt, wie kompliziert es manchmal ist, alles richtig zu machen.
Deswegen möchte ich auch nochmal etwas Allgemeines hinzufügen, zu dem, was schon gesagt worden ist, es aber auch möglichst allgemein halten; die Diskussion allgemeiner fortsetzen. In Zukunft werde ich eher nicht mehr meine privaten Dinge thematisieren, das gehört wohl eher in den Bereich zwischen Menschen, die sich kennen.
Das Allgemeine:
Es ist nicht so, dass Kinder sich untereinander verprügeln, aber Formen der leichten Gewalt werden immer entstehen. Dass Gewalt nicht einfach so (das heißt ohne ersichtliche Ursache) entstehen könne, erscheint mir als nicht sehr einleuchtend – in der Wissenschaft werden Phänomene, die ohne Ursache auftauchen können „emergent“ genannt. Gewalt in leichtester Ausprägung halte ich für ein solches Phänomen. Gewalt ist mit dem Medium Körper, der Gewalt erst möglich macht, verknüpft. Das heißt, selbst Kinder, die niemals Gewalt erlebt oder gesehen haben, könnten irgendwann doch mal mit der Hand ausholen. So etwas wie prügelnde Kinder sollten wir dennoch unter keinen Umständen zulassen. Erziehung ist hier gefragt. Dazu gehört erstmal, eine Auseinandersetzung mit dem Gewaltphänomen überhaupt. Umstritten ist an dieser Stelle auch, wie Jungs sich zueinander verhalten. Es scheint hier zur natürlich Körperwahrnehmung zu gehören, dass diese sich im Kindergarten oder in der Grundschule mal rangeln. Das können vermutlich auch viele aus ihrer eigenen Kindheit bezeugen. Ob wir dies durch bessere Formen wie zum Beispiel kompetative Spiele ersetzen können, sollen oder müssen, erscheint mir jedoch angesichts der realen Probleme, die wir haben, als etwas verschwendete Energie.
Es sind kleine Reaktionen im Spiel, dass Kinder plötzlich mit Emotionen überwältigt werden. Der Körper ist da erste Vermittlungsinstanz für sich und den Anderen. Geringe Formen der Gewalt wird langfristig niemand in unserer Gesellschaft verhindern können, da Kinder ihren Körper in dieser Form erst kennenlernen. Daher ist eher die Frage, wie wir diese Gewalt dann verarbeiten und interpretieren und das innerhalb der Grenzen unserer Erziehung, so dass sich diese Gewalt nicht weiter ausbreitet. Es geht also um die Frage der Immunisierung unserer Gesellschaft gegen die ausartende Gewalt.
Spätestens, wenn Kinder in den Kindergarten kommen, wird dies Schicksal auftauchen, dass Kinder zu Hause davon berichten, dass ein anderes Kind sie gehauen hat. Ich bin sicher, dass so etwas passiert. Natürlich ist das keineswegs gutzuheißen, aber es heißt in erster Linie, sich mit Gewalt auseinanderzusetzen und sie nicht nur zu verdrängen. Natürlich ist es falsch, Kinder sich schlagen zu lassen, aber das richtige Maß Kinder bei ihrer Auseinandersetzung Freiheiten zu gewähren, ist wohl ebenfalls eine komplizierte Frage. Kinder müssen Konflikte zu gewissen Graden auch unter sich selbst regeln können. Dazu sollten wir sie mit den richtigen Idealen erziehen. Hier kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Konflikte als schwer traumatisierende Gewalt erlebt werden und es erscheint mir auf den ersten Blick vollkommen übertrieben. Dort wird niemand mit Gürteln verprügelt oder permanent geohrfeigt. Wann sollte ein Pädagoge also eingreifen und wo müssen Kinder Erfahrungen machen und lernen? Eine schwierige Frage vor der wohl jedes Elternteil irgendwann stehen wird. Gewalt passiert, das Gleichgewicht zwischen lernen und Schutz ist schwer auszumachen. Den Traumabegriff auf diese Situationen jedoch auszudehnen, würde dazu führen, dass wir plötzlich alles als Trauma behandeln müssten.
Meiner Meinung kann es durchaus ein fruchtbarer Durchgang für Kinder sein, wenn sie Gewalt in minimaler Form der Auseinandersetzung erleben und es dann aber thematisieren oder in anderer Weise als falsche Form der Auseinandersetzung kennen lernen. Daher setzt ja die Theaterpädagogik auch darauf, solche Situationen durchzuspielen. Für diese Darstellung der Art wie Kinder sich „hauen“, erscheint mir das Wort Gewalt aber schon einfach zu überdimensioniert. Dies heißt nun nicht, dass ich befürworte, dass Kinder sich schlagen, auch nicht damit sie es lernen. Eine Gesellschaft, die keinerlei Form der Gewalt hätte, wünsche ich mir. Dennoch, wir leben in einer Gesellschaft, wo Gewalt immer wieder auftauchen wird und wir nicht isolierte Objekte sind. Die Frage ist wie wir langfristig in einer Gesellschaft verhindern, dass sich das Gewaltphänomen immer weiter verselbstständigt und zu einem wünschenswerten Zustand wird. Erst heute las ich, dass 50 % der Briten für die Prügelstrafen in Schulen seien (Schläge mit Stock und Schuhen). Dies sollte uns eher fassungslos machen.
Und natürlich ist es klar zu beobachten, dass an Schulen aus gehobeneren Familien weniger körperliche Gewalt passiert. Das ist kein Gerücht. Nun könnten wir es natürlich auch darauf anlegen, unser Kind in Gated Communities unterzubringen, wo eine Auseinandersetzung mit anderen Gesellschaftsschichten nicht mehr stattfindet. Dies ist in Deutschland zum Glück noch nicht so stark verbreitet wie in den USA oder Großbritannien. Dies würde schließlich bedeuten, dass wir uns gesellschaftlich auseinander entwickeln. Was heißt das gesellschaftlich zum Beispiel für die USA?
Für liebevolle Eltern, die humanitär genauso gebildet sind, aber nicht über die Einkommen der Reichen verfügen, bedeutet dies ihre Kinder zu Hause zu lassen und sie in diesen schwerpunktmäßigen Zentren nicht nach draußen zu lassen. Leider ist es soweit in den USA gekommen. Für eine Lösung halte ich dies nicht.
Sollten nun Eltern, die in solchen Zentren leben, ihre Kinder zu Hause lassen? Ich halte es für sehr wichtig, dass Kinder auch wissen, dass es andere Kinder draußen gibt. Was auf leichte Schläge folgt, ist Problemauseinandersetzung und Aufarbeitung dessen, was wohl ein gesellschaftliches Phänomen ist, nämlich Gewalt und was uns immer wieder betreffen wird.
Was mich persönlich etwas angreift: Ich würde meine Tochter niemals schlagen oder ihr Gewalt antun und würde versuchen jegliche Form von Gewalt gegen sie zu vermeiden. Doch sollte ich deswegen (und ich spreche von einer hypothetischen Tochter) das Kind zu Hause lassen, es für immer in einem Maße beschützen wollen? Die Ideale brechen sich an der Realität.
Aber wenn es darum geht, dass wir keine Gewalt in unserer Familie erfahren, so sind wir immer noch genau eine Gesellschaft und in dieser Gesellschaft geht es um mehr als nur um uns. Vielleicht müssen wir auch Sorge tragen, dass andere ihre Kinder nicht schlagen? Es sind mitunter so viele Punkte, die sich in einer Praxis vereinigen. Ich fühle mich oft überfordert, da ich versuche Dinge immer zu durchdenken, die moralisch vertrackt sind. Kategorische Lösungen jedenfalls, soweit steht die Philosophie in der Forschung der Ethik heute, gibt es nicht und das macht reale Entscheidungen und angewandte Ethik sehr schwer. Lösungen müssen immer wieder vermittelt werden und dies sollten wir anstreben in breiten Diskursen, die überall geführt werden.
Das Ausmaß an Aufgeregtheit kann ich an dieser Stelle nicht nachvollziehen. Auch erlebte Gewalt kann traumatisieren, das ist mir bekannt und das ist ein Punkt, der sehr genau durchdacht sein muss. Aber ist das bei geringfügiger Gewalt unbedingt der Fall?
Ich glaube auch nicht unbedingt, wie du es darstellst, dass Menschen die Gewalt erlebt haben, notwendig selbst Gewalt anwenden. Die Gefahr ist natürlich da, dass sich hier Lern-Zirkel etablieren. Ich bin allerdings der festen Überzeugung, dass wir die humanitären Mittel und Möglichkeiten haben, diese Zirkel zu durchbrechen und weiß, dass dies bei vielen auch hier im Forum überhaupt keine Frage ist. Ich denke auch deswegen ist es für Hildegard so wichtig, auf den Punkt der Deeskalation zu verweisen. Wenn mir eine Tochter nun sagen würde (und ich spreche jetzt von einer hypothetischen Tochter), dass das doch alle so machen, dass alle schlagen, dann sage ich, „Wir nicht!“ Und es sind doch gerade die Leistungen gewisser Menschen, die ich auch hier im Forum kennengelernt habe, die wirklich traumatisierende Gewalt auszuhalten hatten und dennoch sagen können (und dies mit völliger Überzeugung): „Dazu gehöre ich nicht.“
Nun könnte natürlich der Vorwurf lauten, dass Kinder für verquere Idealisierungen instrumentalisiert werden. Davon nehme ich Abstand. Es geht hier nicht darum, seine Kinder für die Verbesserung zu opfern, und doch sind wir gleichfalls nicht einfach nur alleine da und, um einen ganz allgemeinen Einheitsgedanken noch hinzu zu bringen, wir leben in einer Stadt, in einem Land und ganz groß gesprochen in einem Universum. Wir haben dieselben Ursprünge, wir gehören zueinander. Ich glaube auch dieser Grund der Einheit und Zugehörigkeit macht es, dass wir so fassungslos da stehen, wenn Menschen dieses Grundgefühl der Empathie nicht empfinden und schlagen oder missbrauchen. Wie gesagt die Alternative zu der Aussetzung seiner Kinder in die reale Gesellschaft ist, jedweden Kontakt zu dem schlagenden Teil der Gesellschaft abzubrechen. Was bedeutet dies? Dies würde wohl letztlich zur Folge haben, dass wir alle im Maße unserer gesellschaftlichen Entwicklung zu isolierten Inseln werden, die sich gegen Nachbarinseln abschotten; in einer kleinen Mietwohnung einsam und verlassen wären. Wenn wir uns dann Zahlen anschauen, warum immer mehr Menschen psychotherapeutische Behandlung nötig haben, dann kann es auch sein, weil wir hier etwas professionalisieren, wofür die Gesellschaft nicht mehr das nötige Netz zur Verfügung stellt. Sollen wir Sack und Pack einpacken und flüchten, wenn andere ihren Erziehungsstil in unserer Gesellschaft propagieren oder in die sanfte oder harte Konfratation gehen, deeskalieren? Wenn wir jedenfalls uns in der Gesellschaft permanent alleine lassen, dann müssen wir wohl die Hilfe in jedweder Form professionalisieren und nur noch Therapeuten die Probleme übergeben.
Schwierige Fragen. Ich denke es ist nicht ganz verfehlt, dass Menschen die keinen sozialen Rückhalt mehr haben, eher Therapien benötigen (und damit ich nicht falsch verstanden werde, dazu zähle ich nicht Betroffene sexualisierter Gewalt, sondern Menschen die wegen „minderschwer“ Gründe den Therapeuten aufsuchen). Ich denke auch, dass Rasch Recht hat, dass solche Familien in Familientherapie sollten. Aber drückt es nicht auch aus, dass sie keinen anderen gesellschaftlichen Rückzugsort für ihre Probleme als eben die Therapie haben?
Bei der gesellschaftlichen Entwicklung verwundert es mich nicht, wenn mir eine andere Mutter sagt, dass ihr Kind nicht weiß, wie es mit anderen Kindern spielen soll. Diese Kinder stehen nämlich oftmals, wenn sie denn erst (!) mit drei Jahren das erste mal auf dem Spielplatz andere Kinder sehen, mit großen Augen da und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Ich glaube für Familien in Großstädten ist es bei der stark individualisierten Gesellschaft sehr schwierig, gute Kontakt zu anderen Familien aufzubauen. Die Gesellschaft können wir uns jedenfalls nicht aussuchen, aber wir können sie besser machen.
Fassungslosigkeit ist wohl eine Emotion, die richtig ist. Unaufgeregtheit und falsche Nüchternheit sind fehl am Platz bei Themen, die in die unterste Dimension des Menschen vorstoßen. Wenn Menschen jahrelang missbraucht werden (wobei auch einmal zu viel ist), sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind, und jedwede Form von Vertrauensaufbau ständig ambivalent von den Tätern nur neu missbraucht wird, um ihre egoistischen Täterbedürfnisse zu befriedigen. Machtmissbrauch, Kindersoldaten, das macht mich alles fassungslos. Und obwohl ich, so wie hier von einigen im Forum angemahnt, versuche auch die Täter menschlich zu verstehen, ich kann es nicht wirklich. Ich verstehe diese Täter nicht, auch wenn ich den Einheitsgrund unserer Herkunft bedenke, erscheinen sie mir als unwürdig. Aber ich möchte doch darum bitten, diese Fassungslosigkeit im rechten Maß auf die rechten Dinge zu bringen. Ich kann verstehen, dass wir vielleicht anderer Meinung sind, aber hier kommt es mir so vor, als würdest du mich ächten, für eine Sache, wo ich offen und ehrlich diskutiere und wo ich nur das Beste will. Ich verstehe, dass du dir Sorgen, um meine Tochter machst und weiß das zu schätzen 🙂
Das ist ein ehrliches Angebot Norman.
@Norman Schultz:
„Sie schreit ihre Kinder an und ohrfeigt sie sehr schnell. Ich sehe nun nicht, dass sie ihre Kinder schwer verprügelt, aber das Klima ist nicht schön.“
Was bitte kann denn demütigender für ein Kind sein als eine Ohrfeige? Das Klima ist nicht schön? Das ist alles? Ganz ehrlich, ich bin empört und mir fehlen die Worte!
Ach Elke,
ja du hast Recht: ich muss sagen, natürlich ist es menschenverachtend seine Kinder zu ohrfeigen. Was soll ich dazu sagen? Die Wendung „Das Klima ist nicht schön“, trifft es nicht, ist unpassend gewählt und euphemistisch. Das tut mir leid. Ich versuche schon sehr genau damit umzugehen und wenn du meine Texte liest, das heißt im gesamten Zusammenhang, dann wirst du sehen, dass ich diese Auffassung nicht vertrete. Es ist falsch seine Kinder zu schlagen und anzuschreien und ich möchte auch, dass sich das ändert. Die Frage ist: Wie ändern wir etwas? Das wurde hier ja schon breit diskutiert und es erscheint schwieriger als das manche gerne hätten.
Aber ist es denn wirklich so, dass dir gleich die Worte fehlen? Ich bin doch hier und du kannst mit mir reden.
Ich muss hinzufügen, dass dieses Klima nicht permanent so ist. Natürlich ist es falsch, das möchte ich immer wieder betonen und es empört mich auch. Wir versuchen etwas zu verändern. Wir versuchen es wirklich und wir wollen auch, dass es unserer Tochter gut geht. Das mag hier bei den Texten nicht immer in aller Deutlichkeit rüberkommen und ich führe darüber schon viele Gespräche mit meiner Freundin. Das ist hier mein ganzes Anliegen, warum ich überhaupt etwas sage. Ich will das sich etwas ändert. Was soll ich dazu sagen? Es ist falsch seine Kinder zu schlagen. Jedes Schlagen ist zu viel, aber wie gehen wir praktisch damit um? Da wird die Sache vertrackt und schwierig. Dazu mache ich Vorschläge und bin auch bereit kritisch dabei mein Verhalten zu reflektieren.
Auch du kannst gerne mit mir privat darüber sprechen, mich überzeugen, mich verändern, ich bin offen, aber glaubst du wirklich, dass ich das geeignete Objekt deiner Empörung bin? Es kann doch nicht eine Formulierung sein, die so etwas bedingt. Das Kindeswohl liegt auch mir am Herzen.
Mal ganz praktisch, wäre anzudenken, dass Jugendämter auf Spielplätzen in Brennpunktvierteln Aufklärung betreiben? Ich weiß es nicht. Im Übrigen auch wenn das einige womöglich für falsch halten, war am Mittwoch bei der Supernanny genau so ein Fall einer schlagenden Mutter. Die Sendung ist noch bis Mittwoch bei RTL zu sehen (http://rtl-now.rtl.de/die-super-nanny.php). Ich denke, dort zeigt sich ein hervorragendes Beispiel von Problemanalyse und „positivem“ Umgang mit dem Problem. Nun mag man von der Supernanny halten, was man will, ich fand diese Sendung aufschlussreich.
Liebe Grüße
Hallo Norman, eben habe ich deinen Kommentar von der Ohrfeigen gebenden Mutter und dem Kind, welches Deine Tochter schlägt, gelesen. Ich habe auch Kinder. Wenn meine Kinder von anderen Kindern geschlagen werden sollten, so würde ich den Kontakt zu diesen Kindern unterbinden, zum Schutz meiner Kinder. Außerdem möchte ich nicht, das meine Kinder sich in einer Familie aufhalten, wo Gewalt an der Tagesordnung ist. Es ist schlimm für die Kinder, die soetwas aushalten müssen. Mein Sohn ist mit einem Jungen befreundet, dessen Vater ist Alkoholiker und fast ständig betrunken (habe ich mehrmals gesehen), die Mutter ist überfordert und vernachlässigt die Kinder. Die Kinder werden sehr oft geschlagen und angeschrien, bekommen selten Essen. Damit der Junge Schutz , Essen und Ruhe hat, kommt er oft zu uns nach Hause. Meinem Sohn erlaube ich jedoch nicht, sich in dieser Familie aufzuhalten, weil es nicht gut für die Seele eines Kindes ist. Ich habe bereits zweimal das Jugendamt über die Misshandlungen des Jungen informiert, doch bis jetzt wurde nichts vom JA getan.
Hallo Anna,
ich stimme Hildegard vollkommen zu, dass wir nach Lösungen suchen müssen, die so wenig Gewalt wie möglich enthalten und dazu auch effizienter sind. Das heißt auch, dass Ächtung in gewissen Fällen in Betracht kommt, da es „effizienter“ ist. Dennoch ist Ächtung eine Form der sehr abstrakten Gewalt.
Da du dich der geläufigen Begriffe der Soziologie bedienst, möchte ich mal aus Sicht der Soziologie hinzufügen: Ächtung ist gekoppelt an die Etablierung einer Norm (eine Norm ist noch nicht an die Sanktion durch Staatsgewalt gekoppelt und damit noch kein Gesetz). Als eine Norm gilt, was in der Gesellschaft öffentlich missbilligt wird. Ächtung ist allerdings auch eine Sanktion und daher vom soziologischen Standpunkt auch als Form der Gewalt zu betrachten. Von der Abwesenheit von physischer und sexualisierter Gewalt ist es ein noch weiterer Schritt auch verbale Gewalt zu bekämpfen und dazu gehören auch die Formen der Ächtung.
Ich sehe unsere Gesellschaft nicht nur auf dem Weg der Ächtung von physischer Gewalt, sondern auch auf dem Weg der Abschaffung von verbaler Gewalt. Daher gefällt mir „Ächtung“ ähnlich wenig wie Hildegaard. Nun muss ich allerdings sagen, dass es praktisch nicht immer richtig sein mag, auf Ächtung zu verzichten und du daher durchaus Recht haben kannst, dass in deinem Fall die soziale Kontrolle durch Ächtung zu etablieren. Es ist wie bei der Frage, ob die Polizei Gewalt einsetzen darf. Im Vordergrund steht immer Aufklärung und Deeskalation, aber bei Kriminellen bedarf es immer wieder der Intervention.
Norman.
……. ach Norman,da kommst Du nun und versuchst zu tun,zu machen und ich weiß,dass Du Dich etwas unglücklich ausgedrückt hast. Ich weiß was Du meinst….mit „SCHLAGEN“-Du meinst so eine Situation-zwei Kinder im Sandkasten-das eine Kind möchte die Kuchenform,aber das andere Kind möchte die Form behalten und plötzlich kippt die Situation und das Kind ohne Kuchenform ist so traurig und möchte sich die Kuchenform mit noch kindlichem Druck erobern.Sowas passiert jeden Tag und die Mütter oder Väter müssten sich zwischen den Kindern setzen,damit es nicht passiert.Ja,Norman,da ist Erziehung gefragt von ganz klein an und ich weiß wie bemüht Du bist und was Du und Deine Freundin alles tun.Wie Du Deine Tochter nicht so einfach in den Kinderwagen legen wolltest,sondern wie liebevoll ein Tuch besorgt wurde wegen der Nähe zum Kind.Ich muss Dich nicht verteidigen,denn Du bist hier so bemüht und arbeitest lange und hart und das auch Du wie viele Menschen hier noch einiges zu lernen haben wissen wir doch.Keiner weiß so gut wie wir wie schlimm Gewalt ist.Gönnen wir uns doch bitte unsere Fehler und werden uns bewusst wofür wir kämpfen.Gibt es hier einen Menschen ohne Fehler ? Mir ist gerade hier auf netzwerkB klar geworden wie sehr ich aus meinen eigenen Fehlern lernen musste.Ich möchte niemanden in den Himmel heben und eigentlich wollte ich das nicht sagen,aber netzwerkB und besonders Norbert Denef retteten mir das Leben.Norman hatte Geduld und Norbert verstand jeden einzelnen Fehler.Nur darum kann ich den Stammtisch machen und meine Lesung…..bitte bleib so offen,denn das bist doch Du Norman…..es wird hier immer Menschen geben,die Dich richtig verstehen und die Dir sagen…hör mal…schau mal….vielleicht doch besser so…..so Norman und jetzt hau in die Tasten und spiel uns Dein Gefühl auf dem Kla4——-Liza
Hallo,
ich kann die Empörung teilweise auch verstehen, es ist wirklich nicht zu dulden wenn Kinder geschlagen und angeschrien werden. Die Stimmung in der Familie ist dadurch auch sicherlich nicht toll. Jedoch geht es in dem was Norman geschrieben hat nicht darum das er nun seine Tochter einfach mal so gewaltsamen Kindern und Erwachsenen aussetzt und nur hinterher erklärt dass das Zuhause aber nicht so gemacht wird. Ich glaube Norman meinte das eher so wie in diesem Abschnitt deutlich zu sehen ist:
„Was mich persönlich etwas angreift: Ich würde meine Tochter niemals schlagen oder ihr Gewalt antun und würde versuchen jegliche Form von Gewalt gegen sie zu vermeiden. Doch sollte ich deswegen (und ich spreche von einer hypothetischen Tochter) das Kind zu Hause lassen, es für immer in einem Maße beschützen wollen? Die Ideale brechen sich an der Realität.“
Ein Kind wird im Umgang mit anderen Kindern immer mal erleben das ihm jemand die Schaufel wegnimmt, schubst oder auch mal haut. Das sind nun keinesfalls lobenswerte Umgangsformen aber Kinder sind dabei zu lernen. Manche Kinder haben es aufgrund eines gewalttätigen Elternhauses bedeutend schwerer. Aber man kann sein Kind nicht immer schnell die Augen zuhalten wenn ein Kind auf dem Spielplatz gerade ein anderes schubst. Man kann aber zu seinem Kind gehen und ihm erklären was da los ist und wie man den Konflikt anders lösen kann. Das ist es denke ich, was auch Norman so meinte. Das man Kinder in solchen Situationen zur Seite nimmt und ihnen erklärt und andere Lösungsvorschläge gibt.
Es ist doch unfair das diese Kinder ,die Zuhause geschlagen werden, nicht nur von ihren Eltern Ablehnung erfahren, sondern auch von uns, wenn wir unsere Kinder von ihnen wegziehen und ihnen den Umgang verbieten. Diese Kinder, die ein gewalttätiges Elternhaus haben, sind so doppelt benachteiligt. Der Umgang mit ihnen mag nicht immer einfach sein (aufgrund ihrer „Erziehung“) grade deswegen finde ich den Lösungsansatz von Simone wirklich toll. Weil sie auf das Kind das Hilfe braucht zugeht und nicht versucht ihre Kinder vor dieser Realität zu verstecken.
@ rasch
Bei unserer durch und durch traumatisierten Gesellschaft, einer Eisbergspitze von mindestens 10 Mio., ist MEHR notwendig:
Psycho-soziale Schulung der gesamten Schülerschaft unter Aufarbeitung aller selbst eingebrachten Probleme und Fragen, schon gleich zu Beginn der Grundschulzeit …!
Das ist, altersgerecht und einfühlend praktiziert eine sofort wirksam werdende Investition ins Bildungs- und Sozialgefüge. – Und wie Anna M. meint, sollte die gewaltfreie Gesellschaft spätestens im Sandkasten beginnen – ich denke sie hat Recht.
Die Universitäten können ihre Studenten durch Leute vom Schlage Schlagmann darüber informieren, welche Ausrichtung angemessen oder abzulehnen und warum das so ist …
Der Grundsatz der Gewaltfreiheit kann dann durch die ganze Kindheit bis zum Schritt in den Beruf beständig eingeübt werden bei Mensch und Tier und Pflanze und Umwelt …
Welcher Weg könnte direkter in die Familien führen?!
Was anders dürfte sich nennen „Kinder stark machen“ ?!
Wie erst würden Jugendliche dankbar sein endlich ernst genommen zu werden!
Eine solche Vorbereitung auf eigene Nachkommen halte ich jetzt schon bei gutem Willen der Zuständigen und Beteiligten für möglich und umsetzbar.
@ Anna M. … Ächtung als Begriff mag ja „schön antiquiert“ klingen, allerdings missfällt mir genau dies nach all unseren Erfahrungen mit Gewalt, was du mit „Mißbilligung, Mißachtung, Null-Toleranz“ aussagst, da gewalttätig in Bezug auf einen gewalttätigen Menschen.
Täter gehören in ihre Schranken verwiesen, aber missachtet? – nein! Missbilligung und Null-Toleranz, unbedingt! – aber nur für die Tat.
@ Norman Dank für Klärung! – Genau: Ächtung ist abstrakte Gewalt!
Hallo Simone,
ich wollte dir erst dazu etwas schreiben, aber ich möchte nicht mehr so sehr über die persönliche Seite schreiben. Ich kann ganz nachvollziehen, dass du nicht möchtest, dass die anderen Kinder dein Kind schlagen. Was heißt hier aber schlagen? Wir werden alle beobachten, dass Kinder im Sandkasten ganz verschiedentlich reagieren. Weißt du, ich glaube, es hängt auch vom Alter ab, wenn ich von Einjährigen rede, die sich hauen, ist es etwas anderes als würde ich von vierjährigen reden, die sich schlagen und nochmal ganz anders von 10 jährigen, die sich schlagen. Ich würde dazwischen gehen ja. Ich würde nicht mein Kind schlagen lassen, aber ich kann mir vorstellen, dass dies bei Sandplatzgeschichten einfach passiert. Eine leichte abwehrende Geste hier oder dort. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es stark von der Art der Eltern abhängt, wie dabei Kinder drauf sind. Ich rede hier nicht von einem Schlagen, bei dem ein Kind regelmäßig gemobt oder geschlagen wird. Das ist wohl falsch rübergekommen. Letztlich fragen wir uns doch nur, wie gehen wir am besten mit der Gewalt um.
Sollen wir beispielsweise diese Kinder, die von ihren Eltern geschlagen werden und dementsprechend handeln doppelt bestrafen? Sie nochmals im Sandkasten isolieren oder sollte die Kraft der Zuneigung doch hinwegsehen, die erklärende Kraft der leisen Erziehung hinzutreten? Wir sind in einer Gesellschaft. Meine Strategie sieht etwas anders aus, genauso kann ich aber auch verstehen, das andere das an der Stelle anders machen und wie gesagt alles hat sein Maß und wenn ich Erfahrungen machen würde, dass eines meiner Kinder, so etwas traumatisieren würde, dann wäre damit erstmal Schluss. Konflikte ja, Traumatisierung nein. Dementsprechend würde ich auch Kontakte dosieren und versuchen andere Kontakte für mein Kind zu finden, dementsprechend würde ich mein Kind auch in jedem Fall am Gymnasium anmelden und nicht an der Hauptschule.
Ich stelle mir also vor, dass Kinder aus einer richtigen Aufarbeitung und aus einem Lerneffekt gestärkt aus Konfliktsituationen hervorgehen. Genau genommen erinnert mich dies an eines der moralischen Entwicklungsstadien nach Kohlberg. Anhand der Eltern, die sich streiten, aber dennoch die Gemeinschaft erhalten, lerne das Kind so, dass es viele verschiedene Formen der Überzeugung gibt, ohne dass dabei die Gemeinschaft zerbricht. Damit gehe das Kind nicht mehr davon aus, dass es nur kategorisches wahr/falsch gibt, sondern viele verschiedene Überzeugungen, die gefunden und vermittelt werden müssen. So denke ich auch, dass Kinder lernen, diese Kinder schlagen, aber ich sage „nein“ zur Gewalt. Ich gehe davon aus, dass Kinder Konflikte positiv durchstehen. Sie lernen, dass es Gewalt gibt, aber Gewalt dennoch geächtet wird. Konflikte (solange sie nicht so schwerwiegend sind) sind damit auch immer Gelegenheit zur Reifung und nach Kohlberg wohl wichtig für die Entwicklung zur Moral. Deswegen ist es für einen geschickten Pädagogen auch wichtig abzupassen, wann eingegriffen wird. Natürlich Gewalt hat ihre Grenzen, „Schlagen“ damit meine ich nicht, dass ein Kind von anderen richtig gehend geohrfeigt wird, wohl aber Formen der nicht liebevollen Missbilligung gehören zur Einfindung des Kindes in das soziale Umfeld. Dieses Bündel an Geworfenheit in die Welt, dass erfahren muss, was der Andere in seinem Gegenüber bedeutet. Das auch lernen muss, das andere Kinder achtenswerte Emotionen haben. Das passiert nicht einfach so und es ist so schwer, wenn das Elternhaus diese Werte nicht vermitteln kann. Wie sollten diese Kinder ihre emotionale Verzweiflung anders ausdrücken? Ich würde zum Beispiel nicht davon ausgehen, dass, wenn mein Kind mich schlägt, dies eine hohe Bedeutung gegen mich hat, sondern zunächst seine Sprachlosigkeit bezeichnet, seine Unbeholfenheit im Umgang mit der Welt. Aber Sprache ist lernbar, zumindest zeigen uns das die Kinder 🙂
Konflikte, sind Lernsituationen. Weißt du für Außenstehende ist es schwer nachzuvollziehen, was Menschlichkeit bedeutet, aber wenn ein Betroffener sich aufmacht menschliche Ideale zu vertreten, so wie beispielsweise Sophie Stein wie viel mehr wert ist das als wenn es nur jemand lapidar vor sich her faselt. Menschlichkeit, Gewaltlosigkeit. Wenn es auf der Welt keine moralischen Spannungen gäbe, dann würden wir nicht über die Menschlichkeit nachsinnen und uns fragen, wie diese zu erreichen sei. Gut das ist an dieser Stelle zu weit ausgeholt, aber etwas lässt sich aus dieser ganzen kranken Gesellschaft wohl lernen? Wir müssen alle menschlicher werden, damit die Menschlichkeit eine Chance bekommt. Wir müssen alle Wege dieser Menschlichkeit ausschöpfen und ja das ist schon sehr idealistisch. Bei der Supernanny seht ihr übrigens auch mal das Profil einer solchen Mutter. Natürlich sie behandelt ihre Kinder wie Dinge und das ist eine Schande, aber wie wurde sie behandelt in ihrer Kindheit? Grausam. Erst das Eine: Schutz der Kinder… Langfristig? Diese Mutter ist doch ein ebenso unaufgeklärtes Kind, nie in die Stadien der moralischen Entwicklung hineingegangen: Das ist das zweite und ja das mag letzten Endes eine Form von Täterschutz sein. Solche Dinge aber erscheinen mir noch therapierbar, ob Therapien der Täter bei sexualisierter Gewalt sinnvoll sind, das ist eine andere Frage. Diese Täter müssen erstmal weg, das ist dort das Wichtigste. Ich denke deren Abart hat oftmals andere Ursachen, die nicht allein auf Bildung zurückzuführen sind. Um die Täterforschung führt allerdings kein Weg herum, damit wir dieses genau herausfinden können und richtige Wege in der Zukunft herausfinden. Daher denke ich, dass die Differenzierung zwischen sexualisierter Gewalt und physischer Gewalt sehr sinnvoll ist. Nichts aber gegen den Text von K.M., der mir als sehr sinnvoll erscheint, denn auch hier geht der Kinderschutz im medialen Alltagsgeschäft oft verloren und auch hier braucht es Aufmerksamkeit und guter Lösungen.
Norman.
Nachtrag : Ich denke und das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass selbst kleine Kinder, sehr schnell verstehen und annehmen, was Eltern als richtig oder falsch werten. Reflexion ist da ganz wichtig. Mit dem Alkoholikersohn: Das würde ich ganz genauso machen. Ich denke so lange Erwachsene die Situation begleiten, können sie noch abschätzen, was passiert, aber dann allein zu einem alkoholisierten Vater, der schlägt und seine Kinder anbrüllt? Nein, das würde glaube ich kein pflichtbewusstes Elternteil tun.
Hallo Norman,
ich finde es gut, daß wir dein genanntes Beispiel hier diskutieren. Denn es ist exemplarisch.
Selbst Menschen, wie du, die sich wirklich viele Gedanken machen über die Thematik Gewalt gegen Kinder sehen die Gewalt in ihrem nächsten Umfeld nicht.
Gewalt von Gewalt zu unterscheiden ist Haarspalterei und Bagatellisierung – und somit Täterschutz. Gewalt bleibt Gewalt, ob das jetzt „hauen“ oder „ohrfeigen“ ist. Mir zeigt deine Bagatellisierung, daß du nicht fähig bist, dich in ein Kind, das „gehauen“ wird hineinzufühlen und dich vermutlich an die Gewalt, die du als Kind erlitten hast (nur DIE macht blind für die Thematik) nicht mehr erinnerst oder sie kleinredest. Sonst würdest du deine Tochter nicht dem aussetzen.
Ich hätte vermutlich damals auch meine (Stief)kinder dem ausgesetzt, ich habe sogar mein Stiefkind einmal geohrfeigt, was mir heute sehr leid tut. Aber damals dachte ich ja noch, ich hätte eine glückliche Kindheit gehabt, OBWOHL ich mich an die körperliche Gewalt seitens meiner Familie sehr wohl erinnerte. Ich hatte meine Gefühle, meine Ohnmacht, meinen Schmerz vollständig verdrängt, verdrängen müssen. Ich war gehirngewaschen durch die Gewalt(täter), war gezwungen worden zu lernen, daß Gewalt normal sei. Ist sie NICHT.
Warum geben wir den Tätern soviel Macht?
Warum habe ich mich dazu hinreissen lassen lieber meinen sohn zu ohrfeigen als dises krankhafte familiensystem aufzugeben,,,warum nur?
Tiefe Trauer spüre ich bei diesen Gedanken, aber ich kann es nciht rückgängig machen,,,,,ich war nicht ich,,,,
sondern ein mensch,,,,,,dem viele viele chancen genommen wurden, weil niemand meine signale hörte über zwei jahrzehnte hinweg,,,,
Ich weiss dass ich kämpfen darf für den schutz und die liebe und die geborgenheit der kinder, obwohl ich selber diesem schrecklichen widerholungszwang nicht standhalten konnte, aber ich ächte menschen, die es nicht zugeben und so tun „müssen“ als würden ohrfeigen ja nichts ausmachen, weil sie selber ihre Kinder geschlagen haben.
Mein sohn sagte mir als ich ihn um vergebung bat, in der bibel stünde ja schon dass man seine kinder züchtigt,,,,und das sagte er aus voller Überzeugung,,,,
Jeder Bürger sollte das Recht haben anzeigen zu können. Nicht jeder entwickelt soviel Stärke dass er aus diesem Teufelskreis aus liebe zu dem kind heraus kommt ohne jegliche fremde hilfe und selber noch gefangen. Ja ich schaffte es aber ich bin mir bewusst, ich bin immer eine von wenigen und das macht mich traurig,,,
Warum werden keine anlaufstellen geschaffen für menschen in not die lebensrettende unterstützung benötigen um aus solchen systemen „auszubrechen“, ergo meint SOFORT und nicht erst nach sich immer wieder widerholenden mustern,,,,
Es ist so widerlich wenn ich heute soeine alte hexe sehe die lacht,,,,,wenn drei meter weiter eine junge mutter mit ihrem zweijährigen steht der gerade einen mega tobsuchtsanfall hat.
Ich hab die alte gefragt, was es da jetzt so hämisch zu lachen gäbe,,,,sie meinte voll spontan sie hätte garnicht gelacht. Tja,,,,dann wurde sie frech nachdem ich ihr sagte dass ich das aber deutlich sehen konnte,,,,,
Ich dreht mich nur um und sagte klar und deutlich: “ ja, sie ergötzen sich darn, wie die mutter dorthinten in schweiss gebadet mit einem tobenden schreienden kind nicht weiss umzugehen,,,,,,
@rasch:
„Ich hab die alte gefragt, was es da jetzt so hämisch zu lachen gäbe,,,,sie meinte voll spontan sie hätte garnicht gelacht. Tja,,,,dann wurde sie frech nachdem ich ihr sagte dass ich das aber deutlich sehen konnte,,,,,
Ich dreht mich nur um und sagte klar und deutlich: ” ja, sie ergötzen sich darn, wie die mutter dorthinten in schweiss gebadet mit einem tobenden schreienden kind nicht weiss umzugehen,,,,,,“
Auch ich muss manchmal in solchen Situationen schmunzeln. Einerseits ist es die Gewissheit, dass meine Kinder aus diesem nervigen Alter heraus sind, andererseits die Freude über ein kleines Kind, das völlig normal reagiert. Wie kommst den denn darauf, dass jede(r) Beobachter(in) der Szene sich daran ergötzt? Und was außer Lachen hätte diese Frau tun sollen? Etwa der Mutter Vorwürfe machen oder das Kind maßregeln?
@Norman:
Ich halte es für völlig normal, wenn ein Kind im Sandkasten mal einem anderen Kind das Förmchen oder die Schaufel über den Kopf zieht. Kinder in dem Alter können noch nicht diskutieren, da geht sowas oder auch ein Schubser viel schneller, besser und eindrucksvoller – in den Augen der Kinder. Wenn aber Erwachsene Kinder schlagen, obwohl es etliche andere Wege gibt, sich mit dem Kind auseinanderzusetzen, dann ist das IMHO nicht zu entschuldigen. Nie! Auch nicht, wenn die Eltern selbst geschlagen wurden.
Ich betreue Familien mit verhaltensauffälligen Kindern. Fast immer ziehen in solchen Familien die Kinder den Kopf ein, wenn Mutter oder Vater nur den Arm bewegen! Es ist einfach grausam, sowas anzusehen. Da werden Rückgrate gebrochen und kleine Schläger herangezogen. Und es sind nicht nur die sozialen Brennpunkte, in denen sowas passiert.
Es geht mir hier auch gar nicht um rangelnde und kräftemessende Kinder mit gleichen körperlichen Verhältnissen. Es geht um „starke“ Erwachsene, die schwachen und von vornherein unterlegenen Kindern Gewalt antun, und eine Ohrfeige ist Gewalt, da gibt es nichts zu diskutieren!
Wenn wir alle die Augen und Ohren offen halten und diese Fälle den Jugendämtern melden (die sicher auch nicht sofort tätig werden, aber doch schonmal eine Akte anlegen, falls es nicht schon eine gibt), dann können wir einiges bewirken. Als Laie zu versuchen, schlagende oder missbrauchende Eltern zu läutern, ist immer zum Scheitern verurteilt.
Die Super-Nanny ist für mich ein Märchen, da wird den Zuschauern vorgegaukelt, dass schwerste Probleme innerhalb einer kurzen Sendezeit gelöst werden können. Klar zeigen sich die Leute dort oft einsichtig, beginnen Therapien und geloben Besserung. Was aber, wenn der Druck der Nanny nachlässt? Ohne Druck funktioniert da nämlich gar nichts, das ist leider so.
Ich kann dir nur raten, deine Tochter zunächst von diesen Menschen fern zu halten. Das, was du als „schlechtes Klima“ empfindest, ist in Wirklichkeit brutale Gewalt. Da ist es auch erstmal völlig nebensächlich, ob Mutter oder Vater selbst Gewalt erlitten haben. Es gilt, das Kind zu schützen, jetzt und sofort! Und trotz meiner deutlichen Stellungnahme hier bin ich immer bereit, alles dafür zu tun, dass das Kind bei seinen Eltern bleiben kann, denn es liebt seine Eltern, ganz egal, was sie mit ihm anstellen.
Viele Grüße,
Elke
Zitat von „rasch“:
„Warum werden keine anlaufstellen geschaffen für menschen in not die lebensrettende unterstützung benötigen um aus solchen systemen “auszubrechen”, ergo meint SOFORT und nicht erst nach sich immer wieder widerholenden mustern,,,,“
Die Verantwortlichen argumentieren diesbezüglich, daß dazu keine ausreichenden finanziellen Mittel zur Verfügung stehen.
Sie können (wollen) nicht jedem Betroffenen helfen.
Solche „Rettungsschirme“ würden richtig viel Geld kosten, insbesondere dann, wenn der Täter der Versoger der Familie ist. Denn dann müsste die ganze Familie von finanziell gestützt werden, wenn der „Versorger“ nicht mehr in der Familie ist.
Aber wenn man genau überlegt, so entstehen hohe Kosten für die Allgemeinheit ja sowieso, nämlich später, wenn die traumatisierten Personen ärztliche und soziale Versogung benötigen.
Wäre es da nicht besser, vorher entsprechende Maßnahmen einzuleiten, bevor sich die Situation durch die Langzeitfolgen derartig zuspitzt?
@ elke
nun ich weiss sehr genau, dass sie sich ergötzte, weil ich es spürte. Und nein, ich interpretiere nicht jede ähnliche situation genauso.
Was ich damit ausdrücken will, ist die Genugtuung die Menschen in sadistischen systemen mitunter haben.
Was sie hätte tun sollen?,,,,,das überlasse ich dem persönlichen Geschick eines jeden einzelnen. Ich persönlich bin in solchen Situation erstmal einfach nur „da“ und signalisiere, dass ich Anteil nehme,,,,
Elke,,,,es ist einfach die art des „scannen“ die ich im laufe der zheit nun erwarb, die mir die sicherheit gibt, solche situationen dann zu „deuten“.
@ hubert
„zuspitzt“ ist der genieale begriff für den zustand in den eine flexible seele unweigerlich kommt wenn sie die ketten ihrer vergangenheit „sprengt“.
Es ist angezeigt, kinder wie ich eines war unverzüglich aus der familie zu nehmen. In meinem falle hat die mir innewohnende explosive dynamik dazu geführt dass der gordische knoten erkannt und gelöst wird, aber ich hätte ja auch ein killer kind geben können.
Absolut verantwortungslos was hier bis heute passiert.
@rasch
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass ein Trotzanfall eines kleinen Kindes etwas völlig Normales ist! Und auch die anfängliche Hilflosigkeit der Mutter ist normal. So eine Szene mit einem Augenzwinkern zu beobachten, hat doch nichts mit Sadismus zu tun. Wir sollten uns hüten, diese und ähnliche Dinge überzuinterpretieren.
@ elke
das war kein augenzwinkern,,,,
aber ich weiss was du meinst. Und ja,,,klar,,,ein tobsuchtsanfall kann normal sein,,,,,dieser hier war es nicht.
In den meisten Fällen ist dort wo sexuelle Gewalt stattfindet, das Kind auch mit Prügel Gewalt konfrontiert.Vor allen Dingen in sehr patriarchalen Familien oder Einrichtungen.Ich bin als Kind selber von meinem Vater sexuell misshandelt worden.Für ihn waren die Übergriffe ganz selbstverständlich.Ich war ja schließlich seine Tochter,da „durfte“ er das.Beschimpfungen,Abwertungen,“Ohrfeigen“ usw.gehörte selbstverständlich dazu wie meine Kleidung und das tägliche Brot.Da ich Jahrgang 1965 bin,war die heftige Ohrfeige auf der Strasse oder die „Wucht“ durch den Erwachsenen etwas völlig „Normales“.Das hatte niemand hinterfragt.
zu Sich ,
Susanne Thiele——
es sind nicht nur die VÄTER;es gibt auch die MÜTTER;
die misshandeln und missbrauchen,
auch ich habe Fehler begangen,
versuche es besser zu machen,Frage an Dich,konnte Deine Mutter Dich nicht beschützen—-
Zitat –wäre die Liebe auf der Welt,wären Gsetze nicht nötig v.griech.Philosophen