heute.de 11.09.2011
„Schuldig vor Gott und den Menschen“
Evangelische Kirche bittet Heimkinder um Verzeihung
Viele Heimkinder in der Bundesrepublik und der DDR waren bis in die 80er Jahre Demütigungen und sexuellem Missbrauch ausgesetzt. Die Evangelische Kirche hat sich nun bei den Kindern entschuldigt, die damals in evangelischen Einrichtungen lebten….
…Mehrere ehemalige Heimkinder hatten die Veranstaltung der Evangelischen Kirche unter Protestrufen verlassen. Sie warfen der Kirche eine Relativierung des Unrechts in den Heimen vor. Der 57-jährige Göttinger Udo Trost sagte, solange er bei seinen Versuchen, seine eigenes Schicksal zu erforschen, noch abgewimmelt werde, sei die öffentliche Bitte um Entschuldigung „eine Schaufensterveranstaltung“.
Diese „Entschuldigung“ ist die pure Heuchelei!
Die TäterInnen haben doch nur brav nach der Religion gehandelt! In der Bibel, im alten Testament wird Kindesmisshandlung gutgeheißen, ja sogar vorgeschrieben und ich habe noch von keiner offiziellen Stellungnahme der ev. Kirche gehört, in der sie sich von besagten Passagen aus der Bibel distanziert und sich dezidiert für eine gewaltfreie Kindererziehung einsetzt.
Jaja, sagen jetzt die Evangelischen, das haben wir doch längst überwunden. Nein, habt ihr nicht! Und kommt mir jetzt nicht mit Bibelstellen à la „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ (Jesus). Es geht darum, daß ihr euch JETZT von Gewalt gegen Kinder distanziert und daß die evangelischen Hirten ihren evangelischen Schäfchen VERBIETEN, Kinder zu schlagen! Das gilt für Heime und Erziehungsinstitutionen ebenso wie für Eltern. So lange zu diesem Thema nicht explizit Stellung genommen wird und TäterInnen geächtet werden können sadistische Eltern ungestört weiterschlagen. Und das noch im Namen Gottes. Die soziale Kontrolle innerhalb der Gemeindemitglieder ist sehr hoch und eine Ächtung von Gewalt gegen Kinder würde sich gut durchsetzen lassen, aber die ev. Kirche WILL es nicht. Und warum? Weil als Kinder misshandelte Schäfchen besser regierbar sind und bei dieser Sekte bleiben (gut gegen Mitgliederschwund). Keiner der Verantwortlichen will sich „zu weit aus dem Fenster“ lehnen und eine gewaltfreie Erziehung propagieren. Weil er/sie vielleicht selbst seine/ihre Kinder geschlagen hat oder es heute noch tut? Weil er/sie Gegenwind (d.h. Machtverlust) von den konservativen Kräften dieser Institution fürchtet? Da bleibt man doch lieber beim Alten und entschuldigt sich, weint Krokodilstränen. Das ist auch fürs Image sehr gut.
Die Misshandlung von Kindern in Heimen war SYSTEMIMMANENT! Religion provoziert und produziert Gewalt gegen Kinder! Das tut jede streng hierarchisch strukturierte Institution. Der Druck wird immer weiter nach unten weitergegeben bis zu den Kindern und bei den Kindern sammelt sich dann alles. Kinder können sich nicht wehren. Sie bekommen den ganzen angestauten Frust der hierarchischen Kette ab.
Und auch die evangelische Kirche hat vertuscht und Täter geschützt. Daß dort verhältnismäßig weniger Priester straffällig geworden sind als in der katholischen Kirche, liegt an der Tatsache, daß evangelische Pfarrer eigene Kinder haben können und deren Untaten im großen Dunkelbereich der familiären Kindesmisshandlung verschwinden.
Die ev. Kirche soll sich nicht entschuldigen und damit die Konturen verwischen, sondern B u ß e tun! Sich wirklich um die Opfer von damals kümmern, sie NICHT im Regen stehen lassen und vor allem sich endlich von diesem gewaltverherrlichenden Buch distanzieren! Alles andere ist unglaubwürdig.