netzwerkB 18.08.2011

Sehr geehrte Frau Dr. Bergmann,

immer mehr solcher Antwortschreiben mit Ihrer Unterschrift (als PDF herunter laden) landen bei uns auf dem Schreibtisch und die Betroffenen, die solche Schreiben von Ihnen erhalten, wissen nicht mehr weiter. Sie schreiben uns dann solche Zeilen, s. unten.

Was ist da los Frau Bergmann?

Freundliche Grüße

Norbert Denef

Für Journalisten-Rückfragen:
netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.
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Hallo Norbert,

Ich bin in einer besonders schlimmen Lage. Ich weiss nicht wo ich ab dem 1.10.2011 leben werde.

Alleine diese Tatsache lässt das Schreiben von Frau Dr. Bergmann bei mir als absolut wertlos erscheinen.

Kein Tipp. Keine wirkliche persönliche Anteilnahme.

Außerdem geht es nicht um den persönlichen Einsatz, sondern wenn überhaupt eine Erwartung, dann, dass mir einer hilft zu überleben, aber das scheint die nicht nachempfinden zu können, welche Not wirklich unter den Betroffenen im Hier und Jetzt ist….

Auch hat sie nicht wirklich begriffen, dass immer noch gezielt versucht wird alles zu vermischen, damit die Herde weiter doof bleibt.

Wie kann sie mir auf der einen Seite sagen, dass sie der Ansicht ist, die therapeutische Arbeit würde mir Halt geben, wenn ihr gar nicht bewusst ist, dass ich auch mit dieser „wundervollen“ Unterstützung trotzdem alleine bin und tägliche Not habe, meine äußere Sicherheit aufrecht zu erhalten.

Das begreife ich nicht, wie man einem Menschen, dem seine traumatischen Reinszenierungen immer wieder zwanghaft hinterherlaufen, trotz aller gewonnener Weisheit, einfach so stehen lassen kann. Das bezeichne ich nicht als persönliche Anteilnahme, sondern als Wiederholung des ursprünglichen Traumas, völlig hilflos und alleine stehen gelassen zu werden.

Alleine meine Gefühle mit 50 Jahren, ein Nichts zu sein, nicht alleine überleben zu können, bedürften einer Therapie, die bis zum Tode ginge. Abgesehen von allen Folterungen die weiterhin lauernd an jeder Ecke auf einen Menschen wie mich warten.

Norbert, ich weiss nicht was ich der Frau sagen soll, außer dass sie meine Mail hätte früher in die Hände bekommen sollen und aufmerksamer studieren sollen.

Ich weiss den wahren Grund nicht und kann nur vermuten, dass es auch hier eine gezielte Taktik war, auf einmal die Internetsperren zu erwähnen. Es zeigt mir, dass sie vermeintliche Vertraute haben muss, in einem oder mehreren Vereinen der so genannten angeblichen „Bundesinitiative der Betroffenen“.  Anders kann ich das nicht deuten.

Wenn Frau Dr. Bergmann zu ihrem Wort steht und der Meinung ist, dass Betroffene mehr zu Wort kommen müssen, dann soll sie sich gefälligst selber etwas einfallen lassen und es nicht, wie sie schreibt, „in andere Hände gibt“. Wer macht denn so was??? Das kann man doch nicht delegieren wenn man selber felsenfest der Meinung ist. Da hat man doch den Wunsch, selber weiter die Stellung zu halten.

Ich bin absolut blockiert. Ich habe nur Angst vor dieser Frau und meinem Leben. Mehr spüre ich gar nicht mehr.

Wenn sie wirklich persönliche Anteilnahme gezeigt hätte und mich wirklich da abholen will wo ich stehe, hätte sie als erstes gefragt: „Wie geht es ihnen JETZT?“ Dann hätte ich antworten können und sagen: „Ich sterbe gerade an meinem Kindheitstrauma, weil niemand mir helfen kann eine Wohnung zu finden, außer, wenn ich bereit bin ins betreute Wohnen zu gehen.“

Ich habe Todesängste. Darüber ist die sich doch gar nicht bewusst.

Die denkt doch, nur sprechenden Menschen darf geholfen werden. Aber ich kann nicht mehr sprechen. Ich bin wieder sprachlos wie früher.

Norbert, sie hat es „versaut“.  So ist mein Empfinden.

Sie täuscht persönliche Anteilnahme nur vor. Oder ist nicht emphatisch genug. Ich weiss es nicht.

Von mir aus kannst du der das alles sagen. Ich kann nur noch weinen.

(Die Schreiberin will nicht genannt werden. Sie ist der Redaktion bekannt)