stern.de 5.08.2011
Wie kann den Opfern der norwegischen Massaker geholfen werden? Der Arzt und Psychotherapeut Professor Christian Pross warnt davor, sie sofort mit Therapiegesprächen zu bedrängen. Das kann mehr schaden als nutzen.
stern.de 5.08.2011
Wie kann den Opfern der norwegischen Massaker geholfen werden? Der Arzt und Psychotherapeut Professor Christian Pross warnt davor, sie sofort mit Therapiegesprächen zu bedrängen. Das kann mehr schaden als nutzen.
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Ein guter Artikel, dazu wäre viel zu sagen. Ich möchte mich mit diesem (ersten) Kommentar aber auf folgendes beschränken:
Zitat: „Einen auffallend hohen Stress- und Konfliktpegel in den Helferteams, dessen Ursachen vor allem in strukturelle Mängeln liegen wie Selbstaufopferung, Workaholismus, fehlender Einhaltung von Grenzen, Fehlen eines professionellen Managements und einer klaren Leitungsstruktur, Rollen- und Kompetenzdiffusion, fehlender klinischer Supervision und einer mangelhaften Selbstfürsorge. In vielen Traumazentren herrscht ein Klima, das wie ein Spiegelbild dessen erscheint, was die Patienten erlebt haben: Angst vor Spitzeln, vor Verrat, sich verfolgt fühlen, überall Feinde wittern, Spaltungstendenzen, Misstrauen, Aggression, Besessen- und Fasziniertsein von Gewaltthemen, sich ausgeliefert fühlen – wie in den Händen des Täters. Es handelt sich um Reinszenierungen des Traumas innerhalb von Helfer-Teams und Organisationen, um Gegenübertragungs- und Parallelprozesse. Die extremen Positionen von Täter und Opfer erzeugen einen Sog, dem man sich schwer entziehen kann. Helfer können diese Belastungen nicht alleine mit sich ausmachen, sondern sie sollen diese komplizierten Prozesse in einem geschützten Raum mit Hilfe eines erfahren, externen Beraters/Supervisors besprechen und bearbeiten können.“
Ich denke gerade, dass GENAU DAS auch immer wieder in den Betroffenengruppen passiert. Dass GENAU DAS die Vernetzung der Betroffenen so schwierig macht. Und dass sie – im Gegenteil zu den „professionellen“ Helfern – keine Supervision haben, niemanden, der/die „einen geschützen Rahmen“ bietet, damit der (unbedingt notwendige) Einsatz für die Belange und RECHTE (!!!!) der Betroffenen nicht zum nächsten Trauma wird.
Wenn wir Betroffenen uns aber den – wie hier auch dargestellten – DRINGEND NOTWENDIGEN Schutz und Ruhe genehmigen würden (mal vorausgesetzt, das wäre möglich in einer Welt/Gesellschaft, die das Trauma so vehement verleugnet und den Betroffenen damit so vehement Schutz und Ruhe versagt!) , dann würde erst recht NIEMAND mehr die Belange und RECHTE der Betroffenen von sexualisierter Gewalt in der Kindheit vertreten. Und dann???
Was ich sagen will: Es fällt diesen STERNs und SPIEGELs und tazs und ZEITs usw. überhaupt nicht auf, welch widersprüchlichen Sch… sie da oft verzapfen; am einen Tag so, am anderen anders. Nur der TATSÄCHLICHE Schutz und die TATSÄCHLICHEN RECHTE der BETROFFENEN werden auch von denjenigen, die einen „öffentlich-rechtlichen“ Auftrag, bzw. die Pflicht zur (neutralen!) Aufklärung haben, beständig und notorisch ignoriert. Wenn über sie/das Thema geschrieben wird, dann doch meistens nur zur Steigerung der Auflage.