DER TAGESSPIEGEL 30.07.2011
Im März 2010 gab es den Bericht „Das Ende der Scham“ über mich, in dem es um „sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche“ ging. Ich habe auf Anraten einen Antrag auf Entschädigung bei der Kirche gestellt. Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen mitzuteilen, dass ich innerhalb eines Vierteljahres unbürokratisch als „Härtefall“ eingestuft wurde und finanzielle Hilfe zugesprochen bekam.
Finanzielle Hilfe zugesprochen bekommen. Wie das schon wieder klingt. So gönnerhaft. Der klerikale Täter zerstört ein Menschenleben für etliche Jahre, und sein Verein bietet dem Opfer finanzielle Hilfe an. Gehts noch? Wieder muss sich das Opfer abhängig fühlen, in Dankbarkeit dieser Geste ergießen.
Von Schuldzuweisung und berechtigter Geldstrafe keine Rede. Ich kotz gleich
Sarah M.
Werte Sarah.
Danke für Ihre beherzten Worte. Kein Geld der Welt kann das wieder gut machen was einer verletzten zerrissenen Seele angetan wird. Es gibt nur einen Weg. Ab mit dem Täter in den Kerker bis der Tot ihn erlöst aus den Kerker. Und genauso alle Klerkiker und Politiker hinter Gittern die das noch beschützen, und das gilt nicht nur für klerikale Täter sondern für alle Täter, weil es da keinen Unterschied gibt. Die Würde des einzelnen ist zu achten und zu schützen und wer der einzelnen Seele die Autorität nimmt frei zu leben, hat sein Recht auf Freihheit selbst verworfen, hat für immer ohne großen Prozeß weggesperrt zu werden. Mit welchem Recht hat ein Mensch Imunität zu haben, und mit welchem Recht hat ein Mensch sich heilig zu nennen, oder genannt zu werden. Selbst im Vater unser wird nicht vom heiligen Vater geredet. Will ein Mensch wirklich sich höher stellen als den Gott den er anbetet? Ich werde niemals einen Menschen anbeten, der sich selber als heilig hinstellt, und sein Geld kann er sich weiß Gott wo hinstecken. Man kann mir alles nehmen, doch nicht meine WÜRDE als Mensch.
@Heinrich Bruns
Dabei ist mir im letzten Absatz ein Fehler unterlaufen. Es sollte heißen: Von Schuldanerkennen und….
Zu deinen Gedanken möchte ich Dir gerne meine Ansicht schildern. Dass Geld nichts wieder gut machen kann, nicht den verursachten Schaden mildern oder wegzaubern kann, sehe ich auch so. Dennoch weiß ich von vielen Betroffenen und erlebe es auch an mir, dass durch die kindlichen Misshandlungen, die wir erleiden mussten, das Leben aus der Bahn gehebelt wurde, und somit viele nicht mehr arbeitsfähig sind. Dadurch entgehen den Betroffenen sämtliche Jahre Gehalt. Und genau daran müsste man die Geldstrafe bemessen. Wie bei Unfallopfern auch. Der Verursacher (oder dessen Versicherung) zahlt solange Schmerzensgeld, wie der Betroffene in Behandlung ist. Weiter werden ihm Entschädigungsgelder zugesprochen für alles, was er finanziell entbehren muss seit diesem Unfall. Das wäre das mindesteste (ausgenommen natürlich die Inhaftierung des Täters), was der Gesetzgeber verankern müsste.
Sarah M.
Auch ich bin ein sogenannter ‚Härtefall‘, der erste, den die Kirche als solchen „entschädigte“. Es freut mich, dass Sie finanzielle Hilfe zugesprochen kamen – ich gehe aus, in Form eines Einmalbetrages. Dennoch schließe ich mich der Meinung von Heinrich Bruns an – die Seele ist kaputt. Kein Geld der Welt kann retten. Ich kämpfe weiter. Die Systematik, die hinter dem Missbrauch steckt, wird immer deutlicher. Lasst uns unsere Kinder wenigstens davor bewahren:
http://bistum-trier.blogspot.com/
WARUM aber passiert „das“ überall – nicht nur durch machtmissbrauchende Autoritäten außerhalb, sondern auch innerhalb zahlloser kleinster Schutzräume für Kinder und Jugendliche?
Für meine heutige Sicht lichten sich immer mehr die Nebel über diesen auch zahlenmäßig ungeheuerlichen Gewaltexzessen GERADE im intimen Familienbereich – eben DURCH diese „Vorlage damaliger Respektspersonen“ – schließlich und endlich und ÜBERALL.
Denn OHNE diesen global stattfindenden fatal/falschen „Vorbild“-Charakter innnerhalb der von ihrem gesellschaftlichen Auftrag her schützenden Gemeinschaften wie einer RKK hätten sich unsere (blind)gläubigen Väter- und Onkel-Täter… NIEMALS zur Ausbeutung der ihnen schutzlos ausgelieferten ABHÄNGIGEN getraut, hätten auch ganze Clans nicht „dichthalten“ können …
Mit dieser meiner Familiengeschichte weiß ich mich seit einem Jahr nicht mehr allein und aus dieser Perspektive nenne ich das die „2. Hypothek“ der RKK – aber:
Weder ihre „1. Hypothek“, durch Kleriker und andere (abhängig gemachte!) Mitarbeiter unter den kalten Blicken ihrer vatikanischen Oberaufseher, noch diese „2. Hypothek“, die dadurch erst die Dimension der Durchseuchung ganzer Gesellschaften hat annehmen KÖNNEN – weder die eine noch die andere wird sie je „tilgen“ KÖNNEN – weder vor ihrem Gott noch vor der Menschheit …
Für solche Ausmaße einer Kollektiv-Schuld samt ihrer individuellen Auswirkungen, wie jenes 1000-jährigen oder dieses 2000-jährigen „Vereins“ – dafür sollten wir vor dem Plenum unserer zivilen Volksvertreter die Gründung eines Weltgerichtshofes, speziell für „Verbrechen gegen das MENSCHSEIN als solches“ beantragen – denn:
Dann erst kann ein Welt-Ethik-Rat Schluss machen mit Macht-Missbrauch.
Dann erst wird es objektiv gerechte Verfahren geben können, frei von Eigeninteressen der Täter und ihrer oft genug auch finanzkräftigen Lobbys.
Dann erst verliert auch die eid-begründete Bestechlichkeit von Beamten durch ihre Vorgesetzten und obersten Dienstherren ihren Schmuddelstatus.
Dann erst wird Menschlichkeit nicht mehr korrumpiert werden können.
Uns reicht’s!
Ein ‚globales Bündnis gegen Gewalt‘ bliebe dann nicht in allseits belächelten frommen Wünschen von Gutmenschen stecken und auch nicht in „Vetterli-Wirtschaft“.
Es würde uns Schritt für Schritt in eine humanisierte Global-Gemeinde führen, die sich an ihren Schwächsten orientiert – anders bleibt es bei globalisierter Macht im Mammon.
Schritt 1:
WER SPENDET UNS DEN MINDESTBETRAG ZUR PRODUKTION UNSERES MAHN-BALLONS? – für alle anderen Kosten gehen wir dann schon selber sammeln …
Und alle weiteren Schritte ergeben sich dann aus der gewaltlos-freiheitlich-demokratischen Grundausrichtung unseres Netzwerks.
Netter Beitrag. Sicher nicht verkehrt, sich damit intensiver zu befassen. Ich werde bestimmt auch weitere Posts lesen.
Werte Sarah.
Ich stimme Ihnen zu das zumindestens ein finanzieller Ausgleich geschaffen werden sollte, damit man zumindest in WÜRDE weiterleben kann, und zu den Opfergefühlen nicht auch Existenzielle Angstgefühle dazukommen, die dann nicht dienlich sind sich voll und ganz auf die Therapie zu konzentrieren. Das jedoch scheint den Herrschfften kaum zu interessieren, zumal der Herr Bischof Ackermann, als Aufklärer unterschwellig sogar Jesus Christus die Schuld dafür gibt, wenn seine Geistigen Vertreter etwas falsch machen, weil Jesus wohl anscheinend es nicht richtig erklärt hat, wie man seine Lehre gut vorlebt. Ich bin kein studierter Mensch, doch eins weiß ich: Für den Mist den ich selber verzapfe habe ich selber gerade zu stehen, ohne wenn und aber. Und ich selber habe nicht in den Beichtstuhl zu rennen, sondern auf den Menschen zu zugehen, dem ich ungutes angetan habe, und habe dann auch für wiedergutmachung zu sorgen und diesen Menschen in die Augen zu schauen und zumindestens um Verzeihung zu bitten für seine unguten Taten. Braucht man dafür ein Studium, um das zu können? Nein: Dafür braucht einen aufrechten Hintern in der Hose, und nicht das Schuld suchen bei anderen, wie zum Beispiel bei Jesus Christus. Der Jesus kann doch nichts dafür wenn ein Pharisäer sich A-SOZIAL verhält oder benimmt. Die Freiheit eines Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, das er nicht muss, was er nicht will. Zitat von Jean Jacques Rosussenau. Und wie sagt Gerhard Uhlenbruck: Wer die Weisheit gepachtet hat, besitzt ein großes Unvermögen. Und wer wie der Bischof Ackermann die Schuld Jesus in die Schuhe schiebt, will garnicht wirklich aufklären, weil er sich selbst für Vollkommen hält. Herzliche Grüße und mein tiefes Mitgefühl für Sie und all die anderen. Liebe Grüße
Hallo Heinrich,
genau darin liegt der Unterschied zwischen Religionen und Spiritualität, die unabhängig von irgendwelchen Gurus, Führern und Heiligen ist.
Denn Spiritualität ist etwas Ureigenes, das jedem Menschen innewohnt. Bei manch Einem verschüttet und bei manch Einem sehr lebendig. Und sobald diese Spiritualität in Gesetze und Vorschriften gezwängt wird, wird sie verbogen und zweckgebunden einem Verein hörig, und verliert ihre ursprünglichen Weite, bis hin zum vollkommenen Verlust.