Frankfurter Rundschau 24.06.2011
Der Frankfurter Journalist und Buchautor Tilman Jens wehrt sich mit Unterlassungserklärungen gegen die Kritik an seinem Buch über die Odenwaldschule.
Der Frankfurter Journalist und Buchautor Tilman Jens geht juristisch gegen drei Rezensenten seines Buchs „Freiwild: Die Odenwaldschule – Ein Lehrstück von Opfern und Tätern“ vor. Der Sohn des Tübinger Philologen Walter Jens hat nach Informationen der FR über seinen Anwalt Unterlassungserklärungen gegen den Berliner Filmemacher Christoph Röhl, den Darmstädter Künstler Gerhard Roese und den früheren Lehrer der reformpädagogischen Odenwaldschule (OSO), Salman Ansari, abgegeben.
Merkt ihr wie der Wind sich dreht?
Kaum ist das Interesse der Öffentlichkeit abgeflaut und die Berichterstattung mit dem unliebsamen Thema durch werden kritische und mahnende Stimmen mit Gewalt zum Verstummen gebracht.
Die Täterelobby besitzt Macht und Geld in einem Ausmaß, das ich mir nicht hätte vorstellen können, wenn ich nicht selbst im Laufe der letzten anderthalb Jahre mehr Einblick in die Systematik der Verbrechen und deren Vertuschung, sowie dem Ausmaß der „inoffiziellen“ Bekanntheit derselben bei Institutionen und Medien bekommen hätte.
Manches an Fehlverhalten ist dem Zeitgeist geschuldet, um so schlimmer allerdings werte ich den Versuch vieler Institutionen keinen reinen Tisch machen und weiterhin die Verantwortung für Kinder und Jugendliche übernehmen zu wollen, ohne sich der Vergangenheit zu stellen.
Prävention ohne Aufarbeitung der Vergangenheit ist eine Farce!
Ob die Vergangenheit adäquat aufgearbeitet ist entscheiden weder die (völlig unzureichenden) Richtlinien einer DOK, oder Bischofskonferenz, weder wohlmeinende Journalisten, noch Täter, das entscheiden alleine die Opfer.
Mit welcher Dreistigkeit Täter und Verantwortliche sich selbst und die Öffentlichkeit belügen glaubt nur der, der an den diversen runden Tischen gesessen hat.
Wir werden weiter kämpfen gegen das Vergessen, für unsere Mitschüler und Freunde! Das Thema geht uns alle an.
Das ist nicht die Gesellschaft, die wir haben wollen, in der nur der gewinnt, der rücksichtsloser ist und die teureren Anwälte hat.
Es ist traurig, dass mittlerweile viele Leute ein besseres Gespür für Anstand und Moral zu besitzen scheinen, als eine Kirche für sich beansprucht.
Und falls das die einzige Sprache ist, die die Kirche versteht und alle Appelle an Mitmenschlichkeit und Wahrheit ungehört verhallen, dann lasst sie uns dort treffen, wo es ihnen alleine wehzutun scheint,
an den Finanzen.
Nie wieder Kirchensteuer für das Einschüchtern der Opfer, never.
Ja, nun ist es vollkommen klar, der Jens versucht sich nicht nur bei der OSO einzuschleimen, sondern verteidigt mit seiner Sichtweise TäterInnen von gestern und heute. Das ist infam.
Würde mich nicht wundern, wenn er selbst in irgendeiner Form Opfer wurde und nun die Täterintrojekte in ihm zum Tiger werden. So läuft’s.
Unerkannte Täterintrojekte sind insgesamt für die Gesellschaft noch viel gefährlicher als wirkliche TäterInnen, weil sie die öffentliche Meinung beeinflussen, das Verbrechen decken und Betroffene mundtot machen.
Ich hoffe, daß T. Jens juristisch nicht durchkommt.
Die meisten Opfer an der Odenwaldschule haben sich nie geoutet-aus gutem Grund wie man jetzt sieht.Auch die Gesellschaft sieht lieber wieder weg und tut so als gäbe es Kindesmissbrauch praktisch nicht.Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen sowie Schutzbefohlenen ist Teil unserer Kultur-wenn auch ein stark tabuisierter Teil.Daran hat sich seit der öffentlichen medienwirksamen Aufdeckungen vor über einem Jahr nichts wesentliches geändert.Eine wichtige Schlüsselfunktion spielt dabei unsere Justiz,die wenn garnichts mehr anderes hilft via Unterlassungs-und Verleumdungsklagen die Opfer endgültig zum Schweigen bringt während die Täter in keiner Weise jemals zur Rechenschaft gezogen werden. Neben solchen Klagen wurden auch Odenwaldschüler durch Bedrohungen und Unterschieben von Verkehrsstraftaten eingeschüchtert und mundtot gemacht.So funktioniert Gerechtigkeit.
Herr Jens wird da wohl nicht alleine agieren.Im Hintergrund wird er da sicherlich noch von bestimmten Kreisen unterstützt.Ausserdem verdient er mit seinem Buch Geld.
Lesenswert sind die Rezensionen des Buches auf amazon.de, die im Detail aufzeigen, wie Jens Täter und Taten verharmlost und das Leid der Opfer verschweigt.
Er ist sich nicht zu blöd, das von US-amerikanischen Täterorganisationen verwendete pseudo-wissenschaftliche „False Memory Syndrome“ zu bemühen.
Mein Eindruck: Er versucht, auf einem Scherbenhaufen sitzend, den Schaden kleinzureden.
Mein Mitgefühl gilt den Opfern der Odenwaldschule, die sich durch so ein Buch verhöhnt fühlen müssen.
Yep, das klingt einleuchtend: „Würde mich nicht wundern, wenn er selbst in irgendeiner Form Opfer wurde und nun die Täterintrojekte in ihm zum Tiger werden. So läuft’s.“
Hier könnte die Aggressivität des in seiner Amnesie gestörten Opfers durchkommen. . .
In Sachen Odenwaldschule ist das alles nur deprimierend und sinnlos.Die Opfer haben sich geoutet in der Hoffnung endlich anerkannt zu werden.Stattdessen werden sie retraumatisiert und von Leuten wie Jens verhöhnt und via Unterlassungsklagen mundtot gemacht.Man hat eh gegen Pädokriminelle aus der Oberschicht und gehobenen Mittelschicht wegen ihrer schützenden Netzwerken- auch in der Justiz- keine ernsthafte Chance.
Als Betroffene von sexualisierter Gewalt möchte ich sagen, dass ich allen ehemaligen, von Übergriffen und Gewalt betroffenen Odenwaldschülern, die sich geoutet haben, dankbar bin und sie sehr mutig finde. (Das gilt natürlich auch für alle, die in anderen Zusammenhängen Opfer wurden und den Mut haben, darüber zu sprechen und sich zu engagieren.)
Für mich war es sehr wichtig, dass dadurch das Thema sexualisierte Gewalt mehr Aufmerksamkeit bekam, viele Menschen sich dadurch damit beschäftigt haben und Strukturen von Pädokriminalität sichtbar wurden und werden.
Tilman Jens wird feststellen, dass Kritiker nicht dauerhaft mundtot gemacht werden können. (Mal abgesehen davon: Als Autor gegen schlechte Rezensionen Unterlassungsverfügungen anzustrengen – wie uncool ist das denn?!) Auch wenn andere wegen Einschücherungsversuchen etc. das Handtuch geworfen haben, Jens‘ Buch ist nicht das einzige und hat mittelfristig keinerlei Bedeutung.
Erkennbar daran, dass es kurz nach seinem Erscheinen schon jetzt zum Ramschpreis gebraucht bei einem großen Online-Buchhändler erhältlich ist.