planet-interview.de 9.06.2011

Polizeipsychologe Adolf Gallwitz über sexuellen Missbrauch, den Zölibat, Verjährung, Lolita-Effekt und Gewalt in der Familie

Adolf Gallwitz ist Professor für Psychologie und Soziologie an der Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen. Er arbeitet als Gutachter unter anderem für den Internationalen Gerichtshof in Den Haag und als Profiler bei Kapitalverbrechen mit unbekannten Tätern. Zusammen mit dem Kriminalisten Manfred Paulus hat er mehrere Bücher über Kindesmissbrauch und die Pädophilenszene geschrieben.

…Die Missbrauchsopfer-Initiative „netzwerkB“ fordert bei solchen Taten die Abschaffung der Verjährung, auch rückwirkend – welche Chancen sehen Sie für diese Forderung?
Gallwitz: Dies hätte Auswirkungen auf den Rechtsfrieden in der Gesellschaft. Auf der einen Seite haben wir das menschliche Problem, die Vermischung von Wut, Hilflosigkeit, Zorn und Aktionismus – auf der anderen Seite den Rechtsfrieden. Solche Forderungen klingen symbolisch und auf der „Stammtischebene“ gut, wo es vielleicht heißt „bestimmte Straftaten verjähren nie“. Doch sie sind meiner meiner Meinung nach für die Praxis ziemlich irrelevant….

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