schwarzwaelder-bote.de 18.02.2011
von Ralf Müller
Ettal – Fast genau ein Jahr nach Bekanntwerden der ersten Missbrauchsvorwürfe gehen jetzt der Opferverein und der Konvent der Benediktinerabtei Ettal aufeinander zu. Basis ist ein Bericht, den der frühere Thüringer Justizminister und Bundesverfassungsrichter Hans-Joachim Jentsch über die Vorfälle in Internat und Schule seit den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erstellt hat. Darin wird der Klosterleitung vorgeworfen, gegen sexuellen Missbrauch und Grenzüberschreitungen im Internatsleben nicht entschlossen vorgegangen zu sein.
Die Betroffenen der Herz-Jesu-Missionare in Homburg/Saar wären froh, wenn es der Orden bisher überhaupt geschafft hätte, einen Ernst zu nehmenden Bericht zu erstellen und umfassende Aufklärung zu betreiben.
Nach einem Jahr stehen wir noch ganz am Anfang der Aufklärung, obwohl einige Zeugenaussagen im Bistum Trier, beim Orden und dem Bistum Speyer vorliegen.
Noch nicht einmal der Zwischenbericht des vom Orden eingeschalteten „Ermittlers“ ist öffentlich einsehbar, er wurde nur einem kleinen Kreis Journalisten vorgestellt.
Herr Feltes stand nach Aussage des Ordens für zwei Monate und 22 Tage lediglich als telefonischer Ansprechspartner zur Verfügung, er hat nicht ermittelt. Die Darstellung, „die Opfer“ hätten sich bei ihm gemeldet, entspricht nicht den Tatsachen. Richtig ist, dass sich ein geringerer Teil der sich bisher gemeldeten Betroffenen bei Herrn Feltes gemeldet hat. Der Bericht bezieht sich jedoch ausschließlich auf die Gespräche von Herrn Feltes mit diesen und berücksichtigt die u.a. auch durch die Presse bekannt gewordenen Erkenntnisse über Opfer, Täter und Verantwortliche ungenügend. Daher liegt hier allenfalls ein Zwischenbericht vor, der einer gründlichen Überarbeitung bedarf.