Hallo,
sicher kann ich gar nicht aufschreiben was passiert ist. Aber etwas über die Auswirkungen.
Durch Zufall entdeckte ich, dass meine kleine Tochter sexuellen Übergriffen ausgesetzt war, von ihrem Vater, von dem ich schon länger getrennt war. Sie selbst wäre noch zu klein gewesen um sich klar auszudrücken – im nachhinein weiss ich natürlich, dass sie es versucht hat. Sprachlich schon sehr weit, kam dann im Laufe der nächsten Monate und nach einer Kontaktsperre zum Vater immer mehr ans Tageslicht. Es waren Dinge dabei die für mich völlig unanehmbar waren.
Sehr viel Hilfe habe ich versucht zu bekommen, am meisten halfen mir Telefonate bei Nina.
Es ist das passiert was sich ein normal denkender Mensch nicht vorstellen kann.
Da wir eine grichtliche Besuchregelung hatten ging auch hier das Laufen los. Unterstützung gleich Null. Rennen zur Therapie, zum Anwalt, aufs Jugendamt, zur Polizei, zum Amtsgericht, zum Kindergarten, dazwischen ein Kind das klammert und dringend auf meine Unterstützung angewiesen ist. Keine Zeit für meine eigenen geschockten Gefühle. Aufbau immensens Druck von Seiten des JA usw. Und dann, dann habe ich den Fehler gemacht, dass auch noch mit meinen fast erwachsenen Kindern zu besprechen. Sie sind zusammengebrochen, Stück für Stück, denn es war keine Hilfe in Sicht.
Jeden Tag Angst, sie dem Vater wieder ausliefern zu müssen, bis heute.
Freundschaften sind zusammengebrochen.
Es hielt keiner aus was die Kleine, was ich da erzählte – ich hielt es selbst nicht aus und dazwischen ein kleines Kind, dass das aushalten musste und muss – Aplträume, Einnässen, Angstzustände (heute weiss ich es trigger).
Die familiäre Situation spitzte sich zu.
Ich erkrankte heftig, schwer psychosomatisch, zum Glück – ich konnte in Kur, kurz luftholen. Aber noch immer keine klare Aussicht wie es weitergehen kann.
Wir verloren die Wohnung, ich musste wegziehen, finanzielle Schwierigkeiten – auch dadurch. Gerichtsverhandlungen usw.
Inzwischen ist die stationäre Therapie beantragt. Postraumatische Belastungsstörung bei mir UND den Kindern.
Keine Zusicherung des Schutzes vor erneuten Gewaltanwendungen – bis heute.
Es liegt nun fast zwei Jahre zurück. Die Kleine ist gewachsen in der Zeit. Sie hat Mut – spricht die Dinge aus.
Doch noch immer – kaum bis gar keine Reaktion der Umwelt. Auch die Aussage bei der Polizei wurde ihr verweigert – sie sei zu klein. Dennoch. Hut ab vor ihr. Und wenigstens ein Trost.
Die Auswirkungen – die traumatischen – die Reaktionen – die sind normal! Wenn einem so etwas passiert.
Kein Spielplatzbesuch geht mehr, wenn sich dort ein Vater tummelt, ohne die Frage ob er wohl auch….
Der Film läuft ab – bei mir, oder bei der Tochter oder bei den anderen. Und es gibt noch wenig Mütter die darüber sprechen können – sich gegenseitig helfen können (habe bis heute keine gefunden, könnte am mangelnden Vertrauen liegen das zwangsläufig kommt). Und eben auch das finanzielle – Kollateralschäden könnte man das nennen – angefangen bei den Fahrten zum Arzt und endend bei dem Zoobesuch, den wir brauchten uns aber nicht leisten konnten.Achso – der Täter, der läuft natürlich noch immer unbehelligt durch die Gegend. Da ich davon ausgehen muss, dass Filmmaterial besteht – muss ich auch davon ausgehen, dass die Kleine noch immer benutzt wird.
Noch kann ich auch nicht arbeiten.
Mein Dank gilt trotzdem allen die unermüdlich gute Öffentlichkeitsarbeit machen.
Danke den verschiedenen Gebetsgruppierungen im Internnet.
Danke für alle die mit uns gehofft, gebangt und gebetet haben.
Wünschen würde ich mir Gesetztesveränderungen und eine Veränderung des Jugendamtes. Was da geht, geht gar nicht!
Danke an meine Anwältin die mich Gott sei Dank lange genug kannte, um mir zu glauben und die es geschafft hat, auch ohne spezielle Vorbildung, das Thema – das entsetzliche – das jeden zum weinen bringt der es an sich heranlässt – an sich heranzulassen.
NIE im Leben hätte ich es für möglich gehalten das die Auswirkungen sooo schlimm sein könnten, für mich als Mutter, für die Geschwister und den Rest der Familie. Nie. Und ich habe sicher schon früher mich mit diesem Thema grundsätzlich als Mutter auseinandergesetzt. Es ist wie wenn ein Tornado monatelang wütet.
Wer weiss ob wir es irgendwann schaffen werden ganz zu werden.
Ich wünsche mir nichts sehnlicher für meine Kleine, Tapfere, von ganzem Herzen geliebte Tochter…

Ludmilla