ZEIT ONLINE 26.12.2010
Ob in der Kirche oder an der Odenwaldschule: Die Täter waren nicht allein
Tiefer als Hartmut von Hentig sind wenige gefallen in diesem Jahr. Bis zum Frühjahr galt der 85-Jährige als Lichtgestalt der deutschen Reformpädagogik. Nun zitiert die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung aus einem Brief, der noch einmal unterstreicht, wie krampfhaft sich von Hentig der Aufarbeitung der Affäre um sexuelle Gewalt an der von ihm mitgeprägten Odenwaldschule verweigert hat. »Aussitzen« wolle er den Skandal, in dessen Zentrum sein Lebensgefährte Gerold Becker stand, auch wenn das »nicht leicht einzuhalten« sei, schrieb von Hentig im Mai. Aus dem bewunderten Pädagogen ist endgültig eine traurige Figur geworden: uneinsichtig, larmoyant und rücksichtslos.
Zit. „Sexuellen Missbrauch gab es, gibt es und wird es weiter geben. Gerade in Familien, immer noch der Tatort für die überwiegende Zahl von Fällen. Und doch sind Kinder heute emanzipierter, selbstbewusster als vor fünfzehn oder zwanzig Jahren. “ Z-Ende
Merkwürdig, wie die Tatsache sex. Gewalt IN FAMILIEN immer nur am Rand der Berichte erscheint – wenn überhaupt.
Glaubt denen NICHT, die hier wagen ‚Kinder heute emanzipierter, selbstbewusster‘ zu bezeichnen.
Es ist GEWALT, es bleibt GEWALT – und was Prof. Hüther (im Artikel am 25.12.) zur Prügelstrafe sagt, gilt auch für sex. Gewalt!!
„Fälle“ in Schulen und Kirchen scheinen den ganz großen Anteil Betroffener im Dunstkreis von HEILIGER FAMILIE aus dem Blickfeld zu räumen …
Zumindest in der Vergangenheit haben KIRCHEN + STAATEN auch diesbezüglich äußerst miese Rollen gespielt: es galt nur der Schutz des Stärkeren …
Kinder IN IHREN – ach, sooo behüteten – Familien brauchen DEN Schutz + DIE verstärkte Aufmerksamkeit …
@Hildegard, hier geht es um die Jugendaufsichtsämter, die wissen müssten, wenn es in einer Familie ´nicht stimmt´, wenn hier ein krankes oder verbrecherisches Regime herrscht. Solange man nur von ´Familien´ allgemein spricht, dient das nur den grossen Wegguckern und Vertuschern, Staat und Kirche sich aus der Verantwortung zu ziehen. ´Familie´, das ist obskur, lasst uns lieber sagen: ´die für die Familien, Kinder und Jugendlichen zuständigen Stellen´- Natürlich müssten auch Schulen und Kirche aufmerksam sein.. Es kommt also immer wieder auf die Gleichen zurück, die es mit dem Schutz der Kleinsten nicht so genau nehmen..
Erst wenn eine zuständige Stelle zehntausende oder hunderttausende an Entschädigung zahlen muss, für versäumte Aufsichts- und Fürsorgepflicht, erst dann werden sie genauer hinschauen!
@ hildegard
Ich höre das täglich . Die ambivalenten Gefühle zu den Tätern auf der einen Seite und die Verlockung,sprich „Schweigegeld“ auf der anderen Seite sorgen dafür, dass die Münder der Opfer weiter verschlossen bleiben. Ich bin ein seltener Fall und habe „alles“ herausbekommen aber eine äussere Bestätigung durch Jugendamt oder Familiengericht oder Strafgericht werde nicht bekommen. Ja,….nochnichtmal auf eine Dokumentation kann ich hoffen, damit meine Enkel und Urenkel wissen wo sie herkommen. Dies aber steht im Grundgesetz.Jeder Mensch hat das Recht zu erfahren wo er herkommt.
Aber der allgemeine „Knüngel“ ist dermassen stark….
Es wird gnadenlos zugeschaut wie ich als einzige der Familie alleine Weihnachten verbringe. Es ist, als würde man warten, dass sich der Glaubenssatz aus der Kindheit erfüllt und ich den Freitod wähle.
Von denen lässt sich niemand von der Rede des Papstes bezüglich Brüderlichkeit oder dem appell von Wulf „es möge niemand das Gefühl bekommen nicht dazu zugehören“ beeindrucken.
Es klingt wie Hohn in meinen Ohren.
Meine Kinder haben das Schweigegebot angenommen und sich gegen mich gestellt. Meine Tochter wird in der Schule nicht mitreden können, was Veränderungen und Transparenz angeht, sie wird mit „bedrückenden Gefühlen“ dort sitzen müssen.
Das Jugendamt erwartete von mir über zwei Jahre lang, ich möge so tun als hätte ich mit denen nichts mehr zu tun. Heute wäre alles anders und von dem Täter meiner Tochter würde nunmehr keine Gefahr ausgehen. Sie war 14 zu dieser Zeit und es kam zu keiner Anzeige.
Das Thema Inzest in unserem Lande bedarf der dringenden Aufmerksamkeit. Von alleine werden sich die kollektiven familien widerholungszwänge sicherlich nicht verflüchtigen.
Absolut Verantwortungslos wie sich die Politiker den Mantel des Schweigens teilen.
Die Bestätigung wäre sehr wichtig für meine Heilung und die weitere Entwicklung .Aber intelligent wie meine Seele ist und es bishier geschafft hat, werde ich Wege finden in die Öffentlichkeit, dessen bin ich mir sicher.
Es tut natürlich sehr weh, dass man mir meine Rollen als Mutter, Patentante und Verwandte geklaut hat, doch mich hat die Gelassenheit erreicht und ich werde diesen Weg weiter gehen.