Sehr geehrter Herr Vors. Tom Koenigs,

in der heutigen Bundestagssitzung hat der Bundestag einvernehmlich für eine weltweite Glaubens-u.Religionsfreiheit gestimmt. Auf der Zuschauertribüne sass unteranderem Bischof Ackermann (Missbrauchsbeauftragter der Kath. Bischofskonferenz) und der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Altbischof Huber.

Der Runde-Tisch Berlin hat in seinem Abschlussbericht einen Hilfsfond in Höhe von 120 Millionen Euro vorgeschlagen, welcher nun vom Bundestag und Bundesrat beraten und zur Abstimmung gestellt werden soll. Die SPD Politikerin Frau Matthäus-Meier hat diesen Abschlussbericht als beschämend für Deutschland bezeichnet und der  Verein ehemaliger Heimkinder (VeH e.V.) hat diesen Abschlussbericht nicht akzeptiert und zurecht auf den geringen Betrag  verwiesen, den jedes ehemalige Heimkind aus dem Hilffond erhalten soll. Mal gerade umgerechnet 2-4000 Euro. Die Vors. vom VeH e.V. verwies auch gleichzeitig auf ihrer Presekonferenz, auf die Entschädigungszahlungen, welche in den USA, Irland und Österreich geleistet wurden, nämlich um ein beachtliches mehr.

Die Vors. Runder Tisch Berlin Frau Antje Vollmer, nannte in dem Abschlussbericht die damaligen Heime, Einrichtungen und Internate ein Ort des Bösen und das in vielen dieser Einrichtungen, massiv gegen die Menschenrechte-u.Würde  verstoßen wurde.

Die Menschenrechts-Verletzungen in den besagten Einrichtungen möchte ich gerne nochmal im Einzelnen aufzählen dürfen, da es für Außenstehende unfassbar und schwer nachvollziehbar ist, was tatsächlich geschehen ist:

Sexueller Missbrauch, Demütigungen, körperliche Züchtigungen, Kinder(sklaven)arbeit, Gefangenschaft, Isolierhaft, von
der Öffentlichkeit und der Gesellschaft ausgeschlossen, schlechtes Essen bis hin zum Essensentzug, Denunziation,
Zucker-u.Peitsche-Mentalität, Androhungen von Hölle und Fegefeuer, Erpressung, Nötigung, stundenlanges Strafantreten,
u.v.m. an menschenunwürdigen Methoden.

Dies, alles konnte nur geschehen, weil Kirche und Staat in diesen Einrichtungen einen rechtsfreien Raum zugelassen haben. Weil Priester, Nonnen, ErzieherInnen, LehrerInnen keiner staatlichen Kontrolle unterlagen und über alle Zweifel
erhaben waren.

Diese verwerflichen Praktiken konnten unter den Augen unseres Staates geschehen, obwohl schon 1954 die Menschenrechte
und die Menschenwürde in unserem Grundgesetz verankert waren.

Zurecht verurteilen wir heute weltweit die Kinder-u.Sklavenarbeit, wir diskutieren über angemessenen Arbeitslohn, sind
gegen sexuelle-u. häusliche Gewalt und Jugendämter-u. Jugendgerichte entscheiden immer vorrangig für das Kindeswohl.

Heute, nachdem Betroffene aus den 50er, 60er und 70er Jahren nach Jahrzehnten ihre Rechte, welche ihnen damals
vorenthalten wurden, zurecht einfordern, werden sie erneut gedemütigt. Denn nichts anderes ist der Abschlussbericht
RTH Berlin und der Hilfsfond von 120 Millionen, eine Demütigung für alle ehemaligen Heimkinder.

Es sei darauf hingewiesen, das die psychischen wie physischen missbrauchten Opfer heute nicht mehr als Bittsteller, sondern als Antragsteller an Sie den Ausschuss und den Bundestag herantreten.

Die Forderungen werden lauten:

  • Eine wesentliche Aufstockung des Hilfsfond und Zahlungen an die Ehemaligen wie in den USA und Irland geschehen, mindestens aber ca. 50.000 Euro u/o 300 Euro mtl. Rente, wie von den Opferverbänden vorgeschlagen
  • Für die geleisteten Jahre an Kinderarbeit wird die Anrechnung an die Rentenzeiten gefordert
  • Für die heute kranken Missbrauchsopfer eine materielle und pflegerische Versorgung (unbürokratisch)
  • Zuletzt, wenn die Entschädigungen erfolgt sind, eine gemeinsame von Staat und Kirche öffentliche Entschuldigung

Es besteht allgemein die Hoffnung, dass es zu einer einvernehmlichen Lösung durch den Bundestag/rat kommen wird, damit der Weg durch die gerichtlichen Instanzen uns allen erspart bleibt und die Betroffenen noch zu Lebzeiten ihre
finanzielle Wiedergutmachung erhalten.

Liebe AusschussmitgliederInnen,
alle Ehemaligen und ich auch rechnen fest mit Ihrer Unterstützung, aber auch mit Ihrer tatkräftigen Argumentation für eine Aufstockung des Hilfsfond im Deutschen Bundestag.

Wir werden die Debatten mit starkem Interesse verfolgen und wer für die weltweite Religion-u. Glaubensfreiheit im
Bundestag eintritt, der muss aber auch bereit sein, Sünden der Vergangenheit wieder gutzumachen und dafür auch die
rechtlich verbindliche Verantwortung übernehmen.

Seelische und körperliche Narben werden bleiben, nichts kann rückgängig gemacht werden, es liegt jetzt an Ihnen,
dass uns keine neuen Narben zugefügt werden.

Entscheiden Sie mit für einen gerechten finanziellen Ausgleich, denn der Worte sind viele gefallen, jetzt müssen für uns hilfreiche Taten folgen.

Ein frohes nachdenkliches Weihanchtsfest, wünscht Ihnen ein Ehemaliger,

mit freundlichen Grüßen

Uwe Werner
Aachener Str. 316
41069 Mönchengladbach
0152/23627521