ZWEITES DEUTSCHES FERNSEHEN
z.H. Intendant
Herrn Markus Schächter
55100 Mainz

Eine redaktionelle Verschiebemasse – wie mit Missbrauchsopfer umgegangen wird

Sehr geehrter Herr Schächter,

nachfolgend möchte ich Sie davon in Kenntnis setzen, wie Ihre Mitarbeiter mit Opfern sexualisierter Gewalt umgehen und Sie bitten, sich klärend für diese Angelegenheit einzusetzen.

Am 25. Juni 2010 erhielt ich eine Einladung zu Ihrer Sendung „Menschen 2010“, zum „Thema Missbrauch“, als „ein wichtiger und kompetenter Gesprächspartner“ teilzunehmen.

Nach mehreren Telefongesprächen und e-Mail Kontakten habe ich am 08.09.2010 vertraglich zugestimmt (Vertrags-Nr.: 2010121925).

Die Firma „Bewegte Zeiten Filmproduktion GmbH“ nahm mit mir am 04.10.2010 Kontakt auf, zwecks Zusammenarbeit für einen Magazinbeitrag/Menschen 2010 im ZDF. Ein Drehtermin mit der verantwortlichen Regisseurin Birgit Wuthe wurde für Dienstag, den 09. November 2010 vereinbart. Drehort in meinem Haus in Scharbeutz und am Timmendorfer Strand.

Per e-Mail erhielt ich am 29.10.2010 folgende Absage:
Lieber Herr Denef,
wir haben uns leider noch nicht kennnegelernt oder gesprochen. Mein Name ist Kristina Verers und ich bin Redakteurin beim Jahresrückblick „Menschen 2010“. Mit meiner Kollegin Verena Scheidecker indes, hatten Sie bereits telefonischen Kontakt. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir nach ausführlichen, redaktionellen Gesprächen gestern beschlossen haben, das Thema: „Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche“ in unserem Jahresrückblick rein filmisch-dokumentarisch und nicht in Form einer Studio-Diskussion umzusetzen. Wir sind jetzt der Auffassung, dass wir uns dem Thema in Form eines chronologischen Films nähern sollten. Es bedarf dazu keines weiteren Drehs mit Ihnen. Uns ist bewusst, dass diese Tatsache eine Enttäuschung für Sie darstellt, wofür wir uns entschuldigen möchten. Wir bedanken uns herzlich für Ihre Mühe und Ihre Zeit, die Sie uns im Vorfeld bereits gewidmet haben. Für Ihr Projekt wünschen wir Ihnen weiterhin viel Willenskraft und Erfolg.
Mit den besten Grüßen Kristina Verres

Es kann sich immer die redaktionelle Sicht ändern, das ist nicht der Punkt, es geht hier um die Art und Weise. Mir das an einem Freitagabend per Mail mitzuteilen, von einer Person die ich nicht kenne, dass sich nicht die Redakteure melden, die mit mir das vereinbart haben, finde ich beschämend.

Was glauben Ihre Mitarbeiter wer ich bin? Eine redaktionelle Verschiebemasse?

Dadurch, dass das so kurzfristig ist und das wenige Tage vor dem Dreh mit mir abgesagt wird, nährt sehr wohl den Verdacht, dass da einer redaktionell gewaltig reingefunkt hat. Und das ist der Skandal!

Freundliche Grüße

Norbert Denef