tagesschau.de 1.12.2010
In Berlin tagt heute erstmals der Runde Tisch gegen Kindesmissbrauch – auf Einladung des Familienministeriums diskutieren Experten über Möglichkeiten, Kindesmissbrauch vorzubeugen. Das allerdings hätte man schon vor Jahren tun können, bemängeln Kritiker. Und: Viel zu wenige Opferverbände säßen mit am Tisch.
Von Patrick Gensing, tagesschau.de
Das Ziel des Treffens ist eigentlich klar: Man will die Betroffenen und Vertreter aller gesellschaftlich relevanten Gruppen an einem Tisch versammeln. Entsprechend lang ist die Liste der Teilnehmer – das Familienministerium teilte mit, man wolle wirklich alle relevanten Gruppen bedacht wissen.
Runder Tisch gegen Kindesmissbrauch:
Rund 60 Teilnehmer sind der Einladung von Familienministerin Kristina Schröder, Bildungsministerin Annette Schavan und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gefolgt. Die Ministerinnen übernehmen gemeinsam den Vorsitz des Gremiums. Hinzu kommen weitere Politiker, Juristen, Mediziner, Psychologen sowie Vertreter von Kirchen, Internaten, Sportvereinen sowie Opfer- und Lehrerorganisationen.
Doch genau das findet nach Meinung vieler Kritiker überhaupt nicht statt: Thomas Schlingmann von der Beratungsstelle „tauwetter“ etwa sagte gegenüber tagesschau.de, am Runden Tisch sei viel zu wenig Fachwissen vertreten, etwa von Seiten der praktischen Beratungsstellen. Dafür herrsche aber ein großes Übergewicht von Politikern und Juristen.
„Opfer erneut zu Objekten gemacht“
„Zartbitter“ in Köln. ] Auch Ursula Enders von der Beratungsstelle „Zartbitter“ in Köln bemängelte im Gespräch mit tagesschau.de, es seien nicht alle relevanten Gruppen vertreten: So fehlten wichtige Beratungsstellen. Dafür seien die Wohlfahrtsverbände dabei – hier sei beispielsweise auch die Odenwaldschule organisiert. „Die sollen sich jetzt um die Belange der Opfer kümmern?“, kritisierte Enders. Das sei „absurd“.
Die Verbände konnten nicht den Opfern helfen – und nun sollten sie Richtlinien entwickeln, kritisierte auch Schlingmann von „tauwetter“. Damit würden die Opfer erneut zu Objekten degradiert.
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