Liebe Mitglieder und Freunde von netzwerkB,

In Kooperation mit Betroffenen-Vertreter weltweit (USA, England, Belgien, BRD) demonstrierte am 19.11.2010 netzwerkB für die Rechte Betroffener von sexualisierter Gewalt mitten in Rom. Die Macht-Schaltzentrale der katholischen Kirche im Vatikan versuchte, mit Polizeigewalt diese Aktion zu verhindern. Ich hatte es gewagt, mein Foto (von der Erstkommunion, also kurz bevor ich acht Jahre lang missbraucht wurde) auf meiner Brust zu tragen. Daraufhin wurde ich polizeilich erfasst. Des weiteren wurde mir untersagt, den Sticker von „netzwerkB“ öffentlich zu tragen.

Pressemitteilung netzwerkB-SNAP

Kurz vor der „Polizeiaktion“ im Vatikan hatte das Nordwestradio ein mit mir durchgeführtes live Interview ausgesendet:
http://netzwerkb.org/2010/11/20/papst-und-kardinale-reden-uber-missbrauch

Trotz der angespannten Lage, aufgrund der eben durchgeführten polizeilichen Registrierung mit der Auflage, jegliche Demonstrationen zu unterlassen, gaben wir mittags in einem Hotel in Rom eine Pressekonferenz.

Anschließend verteilten wir am Nachmittag in Anwesenheit der Medien Flyer auf einem zentralen Platz in Rom. Das polizeiliche Verbot, unsere Kinderbilder öffentlich zu zeigen, hielten wir selbstverständlich nicht ein – nein, wir lassen unsere inneren Kinder nicht mehr zum Schweigen bringen – nirgendwo auf der Welt, auch nicht in der Schaltzentrale der katholischen Kirche, also im Vatikan!

Unter dem Titel „Missbrauchsopfer demonstrieren auf der Piazza Navona in Rom“ wurde in der Presse über das Geschehen berichtet:
http://www.tageblatt.lu
http://www.station.lu

Trotz großer Angst im Bauch, eventuell in Rom im Gefängnis zu landen, gab ich der Frankfurter Rundschau ein weiteres Interview per Telefon:
http://netzwerkb.org/2010/11/20/vatikan-kundigt-regeln-fur-kampf-gegen-missbrauch-an

Die Redakteurin der FR gab mir die Kraft, mich nicht der polizeilichen Schutzmacht des Vatikans zu unterwerfen. Mein Gefühl, dass sie sich für mich einsetzen würde, falls man mich verhaften würde, verstärkte sich, als ich eine E-Mail von ihr erhielt. Sie schrieb darin: „Sollten Sie tatsächlich heute noch Schwierigkeiten mit der ital. Polizei bekommen, rufen Sie mich doch bitte an.“

Giordano Bruno hatte sich einst der Macht der katholischen Kirche nicht untergeordnet und ließ sich nicht zum Schweigen zwingen. Er wurde auf einem Scheiterhaufen in Rom verbrannt. Auf denselben Platz erinnert heute ein Denkmal an dieses Verbrechen. Als ich nach unseren Aktionen davor stand, fragte ich mich im Stillen, wie lange es wohl noch dauern wird, bis ein Denkmal daran erinnert, wie viele Betroffene von sexualisierter Gewalt sich das Leben genommen haben, weil sie zum Schweigen genötigt wurden.

netzwerkB ist also nun seit dem 19.11.2010 in der Vatikanstadt Rom polizeilich registriert – wir werden trotzdem nicht mehr schweigen!

Herzliche Grüße

Norbert Denef

Am 1.12.2010 wird netzwerkB in Berlin eine Aktion starten. Dafür benötigen wir Ihre Unterstützung! Wenn Sie aktiv mitmachen wollen, rufen Sie uns bitte an unter: 04503 892782
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