taz.de 7.11.2010
In der Sendung „Tatort Internet“ werden mutmaßliche Pädophile verfolgt. Doch wie gefährlich ist das Internet wirklich für Kinder?
VON CAROLIN PIRICH
Die einfachen Mittel sind oft die wirkungsvollen: Orchestermusik verkündet Unheil; Betroffenheit lässt die Stimme des Moderators belegt klingen; rote Buchstaben leuchten auf schwarzem Grund wie auf einem Horrorfilmplakat der 80er Jahre: „Tatort Internet“ heißt die Sendung, zu sehen auf RTL 2, und eine entsprechende dramatische Bild- und Tonsprache gehört hier einfach dazu.
„Tatort Internet“ jagt Pädophile. Im Chat verabredet sich ein Mann Mitte zwanzig mit einer angeblich Dreizehnjährigen, und wenn er zum Treffen kommt, erwartet ihn bei einer Folge zum Glück kein Mädchen oder Junge, sondern eine strenge Journalistin mit schmalem Gesicht. „Was tun Sie hier?“, verhört sie den Mann. Dessen Gesicht und Körper sind verpixelt; die Hautfarbe verschwimmt mit der Farbe des Pullis, den er trägt, aber man kann ahnen, wie groß und von welcher Statur der Mann ist.
Die Journalistin fragt weiter. „Was würde Ihre Frau dazu sagen? Haben Sie selber Kinder? Warum brechen Sie jetzt zusammen?“ Der Mann sagt „Katastrophe“. Man sieht verschwommen, wie er seine Hände vors Gesicht legt, dann schweigt er, Abblende.
RTL 2 bleibt schwammig
Ja, ja,…die Taz…
jedes mal, wenn irgendwelche Warnungen und Aufklärungsversuche über Kindesmißbrauch, oder auch z. B. Zwangsprostitution (auch ein Täter – Opfer – Thema) auf den Tisch kommt, ist die Taz zur Stelle:
Alles halb so schlimm, Einzelfälle, keine gesicherten Zahlen, in Deutschland viel weniger….etc,etc.
Fehlt nur noch: die Kinder (die prostituierten) wollen das doch, wir sind doch in einem freien Land….
Sex mit Kindern bedeutet doch für diese ein großes Glück….sie sind doch auf der Suche…
Hatten wir alles schon.
Ich frage mich, wer dahinter steckt.
Hi,
HEUTE MONTAG 21.15 RTL 2 PFLICHTSENDUNG für alle die auf der Seite der OPfer stehen.
Schon klar, dass sie nicht soviel Freude bereitet, wie für so manchen der unsichere neue Personalausweis…….
Ich sage DANKE für diese Sendung und weiter so nach dem Motto:
„IMMER EINEN SCHRITT VORRAUS SEIN“
ICH als ehmaliges OPFER -sage auch DANKE!!! DANKE, für diese Sendung..DANKE, dafür, dass man endlich mal etwas tut. DANKE, Stefanie von Guttenberg!
Für die Täter ist es natürlich nicht angenehm..aber wenn nur EIN Kind dadurch gerettet werden kann..dann ist alles gut!
„Tatort Internet“ jagt Pädophile – Ja, wenigstens einer! Und: Es können nie genug sein. Es geht um den Schutz der Kinder!!
„Deutschlandweit bekannt wurde „Tatort Internet“ vor allem durch den Auftritt von Stephanie zu Guttenberg“ – Sagt wer?? Woher will die taz das wissen??? Vielleicht liegt die Aufmerksamkeit daran ja auch mehr imThema selbst begründet?
„…ob das Boulevardfernsehen das ernste Thema Kindesmissbrauch für höhere Zuschauerzahlen missbraucht“ – Nun, wir würden uns natürlich freuen, wenn es nicht (nur) das Boulevardfernsehen sondern auch das „seriöse“ Fernsehen wäre, das sich des wahrlich ernsten Themas Kindesmissbrauch zuwendet. Nur leider tun sie es nicht (oder viel zu wenig). Und: Mit diesem Argument („für höhere Zuschauerzahlen missbraucht“) kann JEDE Sendung über das Thema sexueller Missbrauch EGAL WO diskreditiert werden! Und somit wieder eher unterlassen bleiben (wie fein!)
„Wie groß ist die Gefahr tatsächlich, dass pädophil veranlagte Männer ihre Opfer im Internet suchen und finden?“ – Vielleicht sollte die taz dazu auch mal einschlägige Experten befragen wie beispielsweise die (völlig unterbesetzten) Polizeiabteilungen, die sich ebenfalls mit dem Tatort Internet befassen (müssen). Die amerikanische Kriminalpsychologin und Täterforscherin Anna Salter: „Jede Situation, die für einen Pädophilen Idealbedingungen verheißt, wird solche Menschen anziehen. (…) Das Internet leistet Täuschung und Betrug Vorschub wie kein anderes Umfeld. (…) Verabredungen übers Internet sind sozusagen eine neue Spielart des russischen Roulettes, primärer Jagdgrund für die Triebtäter unserer Tage.“
„In der Diskussion um die Sendung „Tatort Internet“ werde aber auch übersehen, „dass ein Kernpädophiler Kinder vor der Pubertät sucht. Und die sind im Internet nicht in dieser Zahl vertreten.“ – Schön und gut, aber was ist mit denjenigen, die Kinder missbrauchen, obwohl sie keine „Kernpädophile“ sind???
„Bei jeder Ausstrahlung von „Tatort Internet“ werden E-Mail-Adresse und Telefonnummer von Save-me-online eingeblendet, dann würden sie „zugeschüttet mit Mails“, sagt die Geschäftsführerin. Nach jeder Sendung erhalten die Mitarbeiter 80 bis 100 E-Mails von Jugendlichen, die von „sexuellen Anmachen“ im Netz berichten.“ – Heißt was?? Jedenfalls nicht, dass es die Gefahr aus dem Internet für Kinder nicht gibt!!!
„In einer aktuellen EU-Studie „EU-Kids-Online“ wurden europaweit 23.000 Kinder zwischen 9 und 16 Jahren und Erwachsene zur Internetnutzung befragt. 12 Prozent der Kinder geben an, im Internet schon unangenehme Erfahrungen gemacht zu haben, wozu auch sexuelle Nachrichten zählen, aber nur 3 Prozent empfinden die Erfahrung als „sehr beunruhigend“. – Diese Aussage ist ein gutes Beispiel für Verschleierung bzw. Suggestion: 12 Prozent von 23.000 Kindern sind 2.760 Kinder!!! 2.760 Kinder geben an, im Internet schon unangenehme Erfahrungen gemacht zu haben, wozu auch sexuelle Nachrichten zählen. Allein diese Tatsache zu übergehen, kann als mangelndes Interesse am Schutz dieser Kinder gesehen werden. Dass „nur“ 3 Prozent die Erfahrung als „sehr beunruhigend“ empfinden, sagt nichts darüber aus, wie viele es als „beunruhigend“ empfanden.
Geradezu fahrlässig ist dann die anschließende Information: „In Deutschland sind die Kinder weniger betroffen, denn sie nutzen laut der Studie das Internet weniger als im europäischen Durchschnitt.“ – Wieder zeigt sich, dass man jede Statistik so hindrehen kann, dass sie zur eigenen Aussage/Intention passt!
„Aber man darf nicht vergessen, dass der Missbrauch an Kindern häufig in ihrem unmittelbaren Familien- und Bekanntenkreis stattfindet.“ – Der einzige Punkt, an dem ich der taz-Redakteurin Recht geben muss: Die EINZIGE Gefahr, die ich bei „Tatort Internet“ sehe, ist die, dass vergessen wird, dass Kinder nicht nur im Internet in Gefahr sind!
Eine abschließende Bemerkung: Immer wenn ich die taz über sexuellen Missbrauch von Kindern schreiben lese, habe ich sofort die ganzen linken + grünen Parolen aus den 1960er, 1970er, 1980er und 1990er Jahren im Ohr, in denen Forderungen nach einer „Entkriminalisierung der Pädosexualität“ und Plädoyers für die „Freiheitliche Entwicklung der kindlichen Sexualität“ zur Tagesordnung gehörten.
AUCH die Linke hat jahrzehntelang dazu beigetragen, dass sexueller Kindesmissbrauch verharmlost und als etwas „Positives“ und „Fortschrittliches“ galt. AUCH die Linke muss sich heute von uns zahllosen Opfern sexueller Gewalt vorhalten lassen, dass sie durch ihre dumme Haltung jahrelang zu unserem Leid beigetragen hat. Bis heute (siehe taz) scheint sie sich noch immer nicht ganz von ihren abstrusen Ideen bzw. ihrem Misstrauen gegenüber restriktiven Maßnahmen gegen Kinderschänder verabschieden zu können.
Traurig, aber wahr.
Ich denke, man muß sich von der Vorstellung verabschieden, daß man einen sicheren Ort schaffen könne.
Die Gefahr lauert überall, und gerade dort, wo man glaubt, es sei sicher.
Nichts ist schlimmer, als sich in Sicherheit zu wägen, dort wo eigentlich keine vorhanden ist.
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Die Prävention sollte darin bestehen, genau zu beobachten und alles zu hinterfragen, egal wie sicher man etwas glaubt.
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Die Aktion in der Sendung schafft auf der einen Seite Aufklärung,
auf der anderen Seite aber ebenso Nachahmer, die dann vielleicht
noch ganz anders vorgehen.
Ich werde zumindest den Gedanken nicht los, daß es dem Sender mehr um hohe Einschaltquoten geht, als wirklich an dem Dilemma etwas mitverändern zu wollen.