netzwerkB 18.10.2010
Patrick Raggett war Schüler von 1969 bis 1976 am Preston Catholic College, eine Jesuitenschule für Jungen in Lancashire. Dort wurde er vier Jahre lang von Bruder Spencer missbraucht. Die Schule wurde 1978 geschlossen. Der Pater verstarb 2000 im Alter von 76 Jahren.
Raggett studierte Rechtwissenschaften und wurde Anwalt, aber er war spielsüchtig, verschuldete sich, trank, nahm Drogen und konnte keine Beziehungen aufbauen. Er hielt seine Erinnerungen nahezu völlig blockiert. Raggett lud Bruder Spencer 1991 sogar zu seiner Hochzeit ein, um sich von ihm trauen zu lassen. Seine Ehe scheiterte. Aufgrund seiner aggressiven Phasen und Alkohol-Exzesse verlor Raggett immer wieder seine Anstellungen in den Kanzleien. Sein Leben blieb ein Chaos.
Im April 2005, gut drei Jahrzehnte nach seiner Schulzeit geschah es Raggett an einem Sonntag beim Essen zusammen mit Freunden, dass seine Erinnerungen wieder da waren. Er brach zusammen. Drei Jahre später musste er seine Tätigkeit als Anwalt aufgeben. In seiner Behandlung stellte man fest, dass er unter einem posttraumatischen Belastungssyndrom litt.
Vor Gericht machte Patrick Raggett im Februar 2007 geltend, dass er vieles mehr in seinem Leben hätte erreichen können, hätte er an der katholischen Jungenschule keinen Missbrauch und Schaden erlitten. Raggett verlangte eine Kompensation in Höhe von 5 Millionen Pfund. Eine Reihe von Mitschülern konnten die Vergehen in der Schule bezeugen. Die Kirche hielt ihm entgegen, dass seine Ansprüche verjährt seien.
Im März 2009 wurden Patrick Raggett, inzwischen 50 Jahre alt, vom Gericht das Recht zugesprochen, die Klage einreichen zu dürfen.
Die Entscheidung gilt zugleich ein Signal, Entschädigungszahlungen in Großbritannien in der Höhe an die in den Vereinigten Staaten üblichen Beträge anzupassen.
Über diesen Fall wurde in der deutschen Presse bis heute nicht berichtet.
Quellen:
£5m claim over ’sex abuse by priest‘
In: The Independent, 24. März 2009
http://www.independent.co.
‚Sexual abuse at Jesuit school wrecked my life‘, claims top City lawyer in £5m High Court action
In: Daily Mail, 24. März 2009
http://www.dailymail.co.uk
Hallo
was geschiet wenn Patrick Raggett einen Präzedenzfall schafft?
“ Sagt es LAUT “
Pia Survivor
Armer Patrick Raggett.
Gut für die anderen Opfer: er setzt Maßstäbe für die Entschädigung.
Gut auch, daß er Anwalt ist und sich in dem Rechtsdschungel auskennt und sich vielleicht nicht mundtot machen läßt.
Weiter so.
Steter Tropfen höhlt den Stein.
So ähnlich wie Patrick ist es mir auch ergangen. Ich bin felsenfest mittlerweile davon überzeugt, das mein Leben anders und besser verlaufen wäre, wenn ich nicht von Tätern beider Kirchen missbraucht worden wäre. Auch hätte ich ein anderes Verhältnis zu Geld, wenn wir Kinder zumindest für unsere (Sklaven)Arbeiten bezahlt worden wären. Wenn Kleider-u.Ausbildungsbeihilfe bei uns Kindern angekommen wäre.
Nun oute ich mich dahingehend, das auch mein Leben nicht ohne Strafhandlungen verlaufen ist und ich auch schon verurteilt wurde. Bitte, dies soll keine Entschuldigung sein, aber für den Weg der Aufarbeitung, kann ich dies nicht so einfach beiseite schieben.
Mehrmals musste ich eine Traumabehandlung abbrechen, da das Damoklesschwert der Inhaftierung über mir schwebt. Ein Gerichtsgutachter hat mich haftfähig geschrieben und ich weiss nicht, wie innerhalb einer Haftanstalt eine Traumatherapie durchgeführt werden kann. Ich bat den Staatsanwalt, mich doch erst meine Therapie machen zu lassen, um danach erneut über eine Inhaftierung zu sprechen.
Keine Chance und in meiner Not habe ich dann den Petitionsausschuss vom Landtag NRW angeschrieben. Nur diese Prüfung kann dauern und solange lebe ich in der Sorge, jeden Moment von der Polizei geholt zu werden.
Wer könnte mir dbzgl. Ratschläge, Tipps und Infos geben und auch wie ich mich am Besten verhalten soll.
Ich lebe in einer Stadt, welche erzkatholisch ist und zum Bistum Aachen gehört. Vor Ort finde ich kaum eine Rechtshilfe, welche bereit wäre, sich für mich einzusetzen. Vielleicht, wenn ich tausende von Euros auf den Tisch blättern würde, aber als Hartz IV er einfach unmöglich.
Zwei Missbrauchsanwälte aus Trier und Frankfurt, sind schon pro bono für mich am kämpfen.
Für jede Hilfe und Infos bin ich Euch allen sehr dankbar! Vieleicht finde ich jemanden, der gleiches erlebt hat und auch schon mit der Justiz zu tun hatte. Geht Strafe vor Therapie? Ihr könnt Euch getrost dann an Norbert Denef wenden, wenn Ihr meine Kontaktdaten haben möchtet. Ihm vertraue ich voll und ganz. L.G. Uwe
hm, warum wurde dieser Fall in der deutschen Presse nicht veröffentlicht?
Unwichtiger Sachverhalt?
Angst davor, daß es auch so geht, wie es sein sollte?
Hier will man scheinbar eine solche Gerichtsentscheidung nicht.
Wobei ca. 7 Millionen Euro schon eine heftige Summe ist.
Besser ist doch, es bekommen alle Betroffenen etwas ab, als weniige sehr viel. Aber wie rauszulesen ist, wurde der Fall noch nicht entschieden.
Nur die Klage wurde zugelassen, was ja auch schonmal viel Wert ist.
Zumindest ist das schonmal eine Form der Anerkennung.
@Hubert
Wenn man hier Opfer-Vertreter vom Runden Tisch ausgrenzt und immer noch nicht einlenkt durch klare Aufhebung der Verjährungsfrist, dann dürfen wir Betroffenen schon auch auf die Idee kommen, dass man – zumindest den hier selbst betroffenen(!) – Juristen in Deutschland das Maul zu stopfen weiß …
Im Ausland kam nicht aus heiterem Himmel ein Begriff wie „German Angst“ auf …
Im Inland aber darf sich dann keiner mehr wundern über Suizide, Kranke und Kriminelle in dem zu vermutenden Opfer-Anteil der Gesamt-Bevölkerung …
Hallo
Warum wurde dieser Fall in der deutschen Presse nicht veröffentlicht?
Für mich scheint das ganz klar zu sein,was im Moment verkaufbar ist an INFO geht durch die Medien! Es ist nirk real von Interesse was mit uns Opfern geschiet. Die Realität ist, was sich vermarkten lässt wird verbreitet. Und wer hat schon gerne “ german Angst“ oder ein schlechtes Gewissen , “ NUR WEIL“ die Menschenrecht für Opfer und Survivor in Europa nicht zu gelten scheinen? Die Verjährungs- Frist muss fallen in ganz Europa, die Kirche muss sich für alle Geschädigten verantwortlich zeigen, das entspräche den Glaubensgrundsätzen oder?
Mir scheinen die Verantwortlichen “ RECHT WENIG Christlich “ oder menschlich, um nicht vin Unmenschen zu reden, wann immer es um Vergehen wie Seelnemord geht, scheint sich die Kirche meiner Meinung nach, nur immer wieder hinter Geld, Prestige, Juristen oder einfach nur hinter faulen Ausreden zu verstecken. Bis jetzt geschiet ausser beschriebenem Papier, noch garnichts.
“ Sagt es LAUT“
Pia Survivor
@Pia
du schriebst:
……. „Bis jetzt geschiet ausser beschriebenem Papier, noch garnichts.“
Genauso ist es. Und wenn Änderungen kommen, dann wie bisher nur in völlig unzureichender Form.
@ Hubert
Danke Hubert.
Pia Survivor