der Standart.at 28. September 2010
von Markus Rohrhofer
Konkordat „verpflichtet“ – Opfer fordert 690.000 Euro
Wien – Die Bemühungen von staatlicher Seite hielten sich in Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen, abgesehen von einem einmaligen „Runden Tisch“, bis dato in Grenzen. Doch jetzt könnte auch die Republik vor allem rund um die Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche unfreiwillig zur Verantwortung gezogen werden. Ein Opfer sieht den Staat in der Pflicht und fordert rund 690.000 Euro an Entschädigung. Die Wiener Anwältin Vera Weld hat jetzt im Namen ihres Mandanten ein entsprechendes Aufforderungsschreibens bei der Finanzprokuratur der Republik Österreich eingebracht.
„Auf ewig und Amen“
Heikel könnte es für die Republik, nach Ansicht der Juristin, aufgrund des Konkordats werden. „Die Kirche genießt durch diese völkerrechtliche Vereinbarung zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Österreich eine Sonderstellung und verfügt über zahlreiche Privilegien. Und ist die Kirche nicht haftbar, muss der Vertragspartner in die Pflicht genommen werden. Immerhin hat der Staat ja auch den Vertrag auf ewig und Amen unterzeichnet“, so Weld. Konkret sei im Fall ihres Mandanten der Staat seiner Aufsichts- und Schutzpflicht in der Schule nicht nachgekommen.
Ausgleich für Opfer? Selbst Herr Erzbischof Zöllitsch betonte: „Die Zahl derer, die auch finanzielle Entschädigung verlangen, ist ausgesprochen gering.“ Angesichts dieser Feststellung, erscheinen mir die angebotenen Entschädigungsbeträge von 5.000,- bis 10.000,- Euro, noch beschämender.
Willkommen in der Bananenrepublik.
Wo gibt’s denn sowas – weder in Irland noch in den USA haben die Täterorganisationen die Höhe der Entschädigungen festgesetzt!
Aber bei uns in Deutschland . Und die Politiker schauen tatenlos zu.
Kein Wunder, wenn man weiss,
daß z. B. der Pressesprecher der Bischofskonferenz vorher Pressespecher bei Rüttgers war;
daß z.B. Angela Merkel sich auf einer Tagung beim Essener Bischof und Schwulenhasser Overbeck einschleimt;
daß z.B. Zollitsch sich auf einem CDU-Kongress feiern lässt usw. usw.
Denen da oben geht es doch nur um den Machterhalt. Opfer stören da nur. Und die Öffentlichkeit schweigt und die Presse schläft und läßt sich von wohlformulierten Erklärungen vernebeln wie durch Weihrauch.
Danke Internatsopfer, Du bringst es auf den Punkt.
Man kann nur hoffen, dass all dies zum weiteren Verdruss an dieser Art Politiker beiträgt! Und auch an dieser Art Kirche..
@hermes
Die Anzahl der Geschädigten, welche finanzielle Entgschädigung beantragen, ist wohl deshalb nur so gering, weil die Meisten derer nicht bereit oder in der Lage sind, das ganze Rechtfertigungs-Prozedere über sich ergehen zu lassen.
Ich bin überzeugt, daß, wenn der Weg dahin leichter gestaltet wäre, ohne zusätzliche ehrverletzende Belastungen, es wesentlich mehr Antragsteller geben würde.
Die erkennbare Schlußfolgerung von Herrn Zöllitsch, daß kein Interesse oder eine Notwendigkeit daran bestünde, ist irreführend.
Man bedenke auch, wer sich letzlich an der ganzen Angelegenheit mit Sicherheit bereichern kann.
Oben ist von einer Entschädigungssumme von 690.000 Euro die Rede.
Das Anwaltshonorar bemisst sich nach der Streitwerthöhe.
Bei Richtern ist das ganz ähnlich mit der Honorarberechnung.
Und wenn sich der Kläger auf einen Vergleich einlässt, verdoppelt sich sogar noch das Anwaltshonorar. Ist ja klar, daß die Motivation der Anwälte, sich für den Kläger einzusetzen, sich massivst „steigert“ 😉
Aber man bedenke dabei, daß zum Glück nicht alle gleich ausgerichtet sind. Es gibt Anwälte, die bereit sind, wirklich noch um das Recht zu kämpfen, insbesondere wenn es um moralische Sachverhalte geht.
Aber es ist wohl auch Glückssache, an so jemanden zu geraten.
Insgesamt kann man wohl sagen, daß alle daran Beteiligten Gewinne erzielen, selten jedoch die Betroffenen selbst, welche es am nötigsten hätten.
Und oft erweckt es den Eindruck, daß Opfer geradezu benutzt werden.
Es wird öffentlich diskutiert und diskutiert, die ganze Thematik wird breitgetreten und stellt nicht selten eine schwere zusätzlich Belastung für Betroffene dar, weil sie dabei am ende fast immer leer ausgehen. Geändert hat sich daran bisher nichts.
Jedrer hat das Recht zu klagen und jeder muß eine Niederlage eines Prozesses in Kauf nehmen. So einfach wird das seitens der Regierung gehandhabt.
Warum ist das so?
Hubert
Von einem befreundeten Jesuiten weiß ich:
Bisher war das Motto der Kirche bei allem, was „Schmuddelkram“ bedeutete und das heiligmäßige Image der Kirche ankratzen könnte:
„abstreiten!“
Jetzt geht das nicht mehr so ganz, Zollitsch macht viertelherzige Zugeständnisse: Prävention verbessern, z.B. !Das kann dann keiner nachprüfen, und kostet vor allem nichts.
Dieser möchtegern Staat im Staate versucht alles, um seine Macht zu erhalten. Und er gibt nur her, was man ihm entreißt.
690.000! Mindestens!
Endlich mal eine Zahl, über die man nachdenken kann.
5.000! sagt Zollitsch. Das nimmt er in einer Stunde an Zinsen, „Opfern “ in den Kirchen, usw ein.
Wahrscheinlich würde er über diese meine Vermutung – aber nur im stillen Kämmerlein – lachen: hihi, wenn die wüßte!