Pressemitteilung vom 21.09.2010
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
Die Bundesministerinnen Dr. Kristina Schröder, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Prof. Dr. Annette Schavan planen Gespräche mit Betroffenen sexueller Gewalt
Terminplanung des Runden Tisches bis zum Jahresende steht
Die Bundesministerinnen Dr. Kristina Schröder, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Prof. Dr. Annette Schavan suchen das Gespräch mit Betroffenen sexueller Gewalt. Im Rahmen der Arbeit des Runden Tisches „Sexueller Kindesmissbrauch inAbhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen im familiären Bereich“ werden sie gemeinsam mit den Teilnehmenden des Runden Tisches am 10. November 2010 mit Betroffenen sprechen. Das Gespräch wird gemeinsam mit der Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs, Dr. Christine Bergmann, vorbereitet und durchgeführt.
Ebenfalls noch im November werden die Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gemeinsam die „Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau“ besuchen. Dort informieren sich die beiden Ministerinnen über Missbrauchsfälle in Jugendwerkhöfen in der DDR.
„Die vielen Briefe und Mails, die ich von Betroffenen bekommen habe, geben mir eine kleine Vorstellung davon, wie unvorstellbar das Leid ist, das sie erfahren haben. Sie wurden als junge Menschen im Innersten gebrochen, an den Folgen tragen sie ihr ganzes Leben“, erklärt Dr. Kristina Schröder. „Ich möchte mit ihnen vertieft ins Gespräch kommen und gemeinsam mit ihnen darüber diskutieren, welche Forderungen und Anregungen sie in die Arbeit des Runden Tisches einbringen können“, so die Bundesfamilienministern.
„Vieles von diesem Leid wäre vermieden worden, wenn die Verantwortlichen in den betroffenen Institutionen rechtzeitig Polizei und Staatsanwaltschaft eingeschaltet hätten“, stellt die Bundesministerin der Justiz Sabine Leutheusser-Schnarrenberger fest. „Mein erstes Ziel sind klare Leitlinien, damit Fälle sexueller Gewalt nicht mehr vertuscht und verharmlost werden. Außerdem dürfen die Ermittlungs- und Strafverfahren die mutmaßlichen Opfer nicht unnötig belasten. Wir müssen daher darauf achten, sie in diesen Verfahren zu schonen und ihre Stellung zu stärken. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, die Überlegungen dazu bis zum Jahresende abzuschließen.“
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, erklärte: „Ich bin zutiefst erschüttert über die sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendlich und darüber, welchen Vertrauensbruch sie in jungen Jahren erlitten haben. Die Bundesregierung ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Wir suchen den Kontakt zu den Betroffenen, weil wir erfahren möchten, welche Strukturen verändert werden müssen.“
Bereits am 30. September 2010 trifft sich der Runde Tisch zu seiner nächsten Sitzung. Er wird sich mit Ergebnissen der Arbeitsgruppe sowie dem Zwischenbericht der Unabhängigen Beauftragten befassen. Außerdem werden Betroffene von dem Kongress „Aus unserer Sicht“, der am 25. und 26. September 2010 in Berlin stattfindet, berichten. Organisatoren sind die Berliner Fachberatungsstellen Wildwasser e.V. und Tauwetter e.V. Die Teilnahme an dem Kongress ist auf Menschen beschränkt, die sexuelle Gewalt in Kindheit oder Jugend erleben mussten.
Am 1. Dezember 2010 trifft sich der Runde Tisch dann erneut, um über den Zwischenbericht an die Bundesregierung zu beraten.
Am 24. März 2010 hatte die Bundesregierung die Einrichtung des Runden Tisches beschlossen. Ziel ist es, der gemeinsamen Verantwortung für einen verbesserten Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt gerecht zu werden.
Seit der ersten Sitzung des Runden Tisches im April haben Arbeitsgruppen unter dem Vorsitz der Bundesministerinnen Dr. Kristina Schröder, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Prof. Dr. Annette Schavan getagt.
Weitere Informationen finden Sie unter www.rundertisch-missbrauch.de.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
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Berlin – Veröffentlicht von pressrelations
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Gespräche mit Betroffenen sexueller Gewalt
Der Text der Pressemitteilung der Frau Dr. Schröder ist von bemerkenswerter Klarheit. Seit April 2010 ist der Runde Tisch installiert, eine Reihe von Sitzungen haben stattgefunden, viele Statements und Forschungsaufträge wurden erteilt, erste Zwischenberichte von Beteiligten werden veröffentlicht und auch ein erster Zwischenbericht der Runden Tisches ist avisiert.
Allen Aktivitäten zum Trotz kommen (scheinbar) erst jetzt, Ende September, die zuständigen Ministerinnen auf den Gedanken, dass es ja auch noch Missbrauchte und deren Familienangehörige gibt. Wird jetzt das Gespräch mit ihnen gesucht, heißt das gleichzeitig, dass bisher das Gespräch weder gesucht, noch weniger geführt wurde.
Am Runden Tisch haben die Teilnehmer ohne Hierarchie, jedoch in voller Gleichberechtigung über die Missbrauchten gesprochen, aber nicht mit ihnen.
Ziel eines runden Tisches ist es nach Wikipedia in Ergänzung des Brockhaus, einen von allen Seiten anerkannten Kompromiss zur Bewältigung von Krisen zu finden. Der Kompromiss kann sich, wenn die Opfer nicht eingezogen sind, nur im Finden einer gemeinsamen Sprachregelung der Mitglieder des Runden Tisches gegen die Missbrauchten richten. Folgerichtig formuliert die Ministerin der Justiz denn auch eine Reihe von Zielen in der Sache, denen eines gemeinsam ist: Die Missbrauchten selbst kommen darin nicht vor.
Dennoch suchen die Ministerinnen jetzt das Gespräch auch mit den Missbrauchten, zu einem Zeitpunkt, wo vieles bereits gelaufen ist, gleichzeitig jedoch immer höherer Druck entsteht, zum Kern der Dinge vorzudringen: der Entschädigung. Eine Entschädigungsregelung ist jedoch, soweit sie nicht legislativ diktiert werden soll, nur mit den Missbrauchten selbst möglich. Die Missbrauchten anzufragen ist somit unumgänglich. Die Ministerin Schröder entspricht dem aufgezeigten Grat, wenn sie mit den Missbrauchten diskutieren möchte, `welche Forderungen und Anregungen sie in die Arbeit des Runden Tisches einbringen können´. Das einfachste wäre es, die Anregungen und Forderungen von den Missbrauchten direkt erheben zu lassen, sie an den Runden Tisch zuzulassen und mit ihnen einen Kompromiss zu suchen. Dieser einfache Weg wird nicht beschritten, würde sich der Charakter des Runden Tisches doch verändern hin zum `mit den Missbrauchten´, weg vom `gegen die Missbrauchten´, müssten aber gleichzeitig doch die Forderungen und Anliegen ernst genommen werden, wäre doch ansonsten kein Kompromiss aller Beteiligten möglich. Nur wenn die Missbrauchten nicht am Runden Tisch sitzen, besteht die die Chance, die Missbrauchten zu böswilligen Sündenböcken abzustempeln, die die gesellschaftlich gewollte Krisenbewältigung – dokumentiert durch den am Runden Tisch organisierten Kompromiss – in egoistischer Motivation torpedieren.
So bleibt der Eindruck, dass die Gespräche und ihre Terminierung einer wohl kalkulierten Strategie folgen. Die Minister wollen offenbar die in den Gesprächen erhaltenen Forderungen und Anregungen der Missbrauchten überhaupt erfahren, um die zu erwartende Reaktion auf eine Entscheidung abschätzen zu können. Andererseits wollen sie offenbar die Forderungen an den Runden Tisch bringen, so die Missbrauchten als an ihm vertreten deklarieren und so in die entscheidende Eigenart eines erzielten Kompromisses, seine Gültigkeit für alle Beteiligten, auch die Missbrauchten einbinden. Akzeptieren diese den gefundenen Kompromiss dann nicht, so kommt ihnen unweigerlich nicht nur die Rolle des Sündenbocks zu, sondern auch die Makel der Unzuverlässigkeit und Unberechenbarkeit. Die Missbrauchten würden so gebunden, ohne beteiligt zu sein, aber auch ohne einen Rechtsanspruch auf Erfüllung des Kompromisses zu erhalten, hat der Runde Tisch doch keinesfalls legislative Vollmacht. Eine solche einseitig Bindung ist rechtlich nicht zulässig, ihr Schaffen oder auch nur der Versuch, sie zu schaffen, schlicht unmoralisch.
Vor diesem Hintergrund kann Missbrauchten nur geraten werden, sich für solche Gespräche nicht herzugeben. Noch weniger sollten sich Organisationen von Missbrauchten, solche, die sich dafür halten oder solche, die sich in die Rolle des Helfers schwingen, wie Wildwasser e.V. oder Tauwetter e.V., für solche Gespräche zur Verfügung stehen. Sie helfen ihren Klienten nicht, im Gegenteil setzen sie sie weiterer Demütigung durch Benutzung aus. Die Verantwortlichen sollten sich über ihr Tun im Klaren sein: Sie laufen Gefahr zu handeln, wie die Missbraucher gehandelt haben: dass in sie gesetzte Vertrauen zur verraten, gar ihrerseits zu missbrauchen.
Wann ist eigentlich zum ersten Mal der Gedanke an den Kongress „ Aus unserer Sicht“ aufgetaucht, wer hatte ihn und bei welcher Gelegenheit? Die Fragen mögen unfair, ungerecht, auch ungerechtfertigt sein; sie sind aber der offenbaren Naivität der Verantwortlichen geschuldet, die das Erkennen möglicher Ränke und Fallstricke zu verhindern scheint.
Lichas
Am Runden Tisch sitzen schonmal zu einem drittel Leute die sich direkt als Kirchenvertreter identifizieren lassen, bei einer Reihe weiterer wird der Experte leicht feststellen können, dass es sich ebenfalls um solche handelt.
Die Nicht-Kirchenleute sind nicht mit besonderem Eifer dabei. Die Ministerinnen auch nicht.
Da sitzt also eigentlich schon wieder die Kirche um über sich selbst zu urteilen. Die hat aber gerade auf der Bischofskonferenz bewiesen zu welch erstaunlicher Wortakrobatik Ackermann und Zollitsch in der Lage sind, wenn es darum geht zu vermeiden dass diese Angelegenheit, die Kirche etwas kosten soll.
Wo blieben denn da ihre Goldbrockadenen Gewänder, die luxuriösen Erholungsheime, Bischofspensionen und Dienstwagen, von all den ausgesuchten Weinen im Keller, die wohl behilflich sind den Karren gegen jedes Realitätsgefühl so schön an die Wand zu fahren?
So geht der Kirche und auch dem Christentum die letzte Glaubwürdigkeit verloren.
Frau Kässmann ist benebelt Auto gefahren, die Bischöfe segeln scheinbar benebelt durchs Leben. Trotzdem räumt der Staat ihnen die Macht ein Ministern Ultimaten zu stellen und über sich selbst zu richten.
Die Opfer ehemaliger Heimerziehung sprechen von 54.000 Euro, bzw. 60-120.000 in Abstufung, der eckige Tisch 82.373. In Irland wurden 65.000 gezahlt.. Der Papst nennt den Missbrauch ein unbeschreibliches Verbrechen, die deutschen Bischöfe sind auf vielsagende Art sprachlos wenn es um Genugtuungszahlungen geht.
Der Bischof von Köln hat immer wieder gerne z.B. das Aloisiuskolleg besucht und sich dort hofieren lassen. Einen kritischen Blick auf den dort gleichzeitig stattfindenden Missbrauch Minderjähriger hat er dabei aber nicht riskiert.
Jetzt Verantwortung für die versäumte Aufsichtspflicht zu übernehmen, fällt den Herren Bischöfen aber nicht ein.