DER WESTEN 12.09.2010

Brüssel. „Dutroux in der belgischen Kirche” – das hat sich nicht die Sensationspresse ausgedacht. Das Zitat stammt von Peter Adriaenssens, dem Vorsitzenden einer Kommission, die im Auftrag der Bischofskonferenz den Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche in Belgien untersucht hat. Die Ergebnisse verstören das Land: In den Nachkriegsjahrzehnten war Kinderschänderei keine entsetzliche Einzeltat, sondern ein geläufiges Verbrechen, das offenbar von hunderten Priestern und Kirchenbediensteten verübt wurde, oft über lange Zeit und immer wieder. Viele Vorgesetzte wussten Bescheid, ließen aber Beschwerden von Betroffenen oder Angehörigen auf sich beruhen. Die meisten Taten sind mittlerweile verjährt.

„In jeder flämischen katholischen Schule mit Internat, in jeder Kirchengemeinde saß ein pädophiler Geistlicher”, sagte der Kinderpsychiater Adriaaenssens bei der Vorlage seines Berichts. „Und all die Jahre hat man geschwiegen, das Problem verdängt, das Trauma geleugnet.” Dabei handle es sich „um schwere Fälle”. Das jüngste Opfer war erst zwei Jahre alt.

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