ZEIT ONLINE 15.07.2010
Die Odenwaldschule muss die Missbrauchsopfer entschädigen
…Die Würde der Opfer muss endlich an erster Stelle stehen. Verkauft die Schule, und gebt den Opfern das Geld! Wer das Geld nicht will, möge es weitergeben an Hilfsorganisationen und die vielen anderen Opfer sexueller Gewalt. Die Schule könnte so ihre Schuld auf achtenswerte Weise eingestehen und versuchen, Wiedergutmachung zu leisten.
Ein gute Artikel.
Allerdings sollte nicht der Verkauf der Schule im Fokus stehen, sondern die Genugtuungszahlungen. Sicher kann der Schulträger die Mittel dazu anders auftreiben. Da gibt es viele kreative Modelle. evtl gibt es Rücklagen, Grundbesitz um die Schule herum usw.
Klar ist, dass der Schulträger zahlen muss.
Niemand kann heute mehr behaupten nichts gewusst haben zu können,
vorausgesetzt man hat seine Aufsichtspflicht genauso wahr genommen wie die Wahrung der finanziellen Interessen.
Für die Heilung der Wunden bei den Betroffenen ist es sehr wichtig, dass sie die Entschuldigung der Verantwortlichen annehmen können.
Dies können sie nur, wenn sie wissen, dass die Reue ehrlich ist und auch weh tut.
Die Organisationen, Schulträger, Verbände, die hier dahinter stehen täten gut daran, freiwillig solche fairen Genugtuungszahlungen an jeden auszuzahlen und zwar pauschal.
Wenn unter den Betroffenen jemand das Geld nicht will kann derjenige es spenden oder zurückspenden oder ablehnen, aber die Bereitschaft muss da sein.
Was sonst? Nur so kann man auch sicher sein, dass verstanden wird, dass Prävention billiger ist als Genugtuungszahlungen..
…es geht auch nicht, dass Geld wieder in irgendeinen ´Maria-Hilf´-Fonds zu strecken, bei dem die Opfer dann betteln gehen müssen und sich vor sich selbst und der Welt erneut als Opfer dar!-stellen! müssen, sondern dies muss sauber und auf gleicher Augenhöhe geschehen.
Dannach kann Heilung beginnen und dannach können Betrofenne auf gleicher Augenhöhe bei Aufarbeitung und Prävention mitarbeiten.
Es geht auch nicht darum, dass Mittel in die Einrichtungen Re-investiert wird, etwa um Räume zu renovieren die dann als Präventions-Labor fungieren.
Prävention muss natürlich auch sein genauso wie die Finanzierung eines Fonds für später sich outende Betroffene etwa und von Vereinen wie NetzwerkB und ´Eckiger Tisch´.
Aber all dies schliesst einander nicht aus sondern ergänzt sich.
Hallo Herr Bohn,
Sie schreiben:
„Für die Heilung der Wunden bei den Betroffenen ist es sehr wichtig, dass sie die Entschuldigung der Verantwortlichen annehmen können.
Dies können sie nur, wenn sie wissen, dass die Reue ehrlich ist und auch weh tut.“
Mein Gedanke ist, was macht derjenige, dessen Täter seid 30 Jahren tot sind, ist der Umkehrschluß dann, dass Heilung nicht möglich ist?
Und wie wichtig sind Entschuldigungen? Es wurde hier schon mal über Vergebung diskutiert, leider finde ich es in den Kategorien nicht wieder.
Eine Entschuldigung annehmen zu können, ist der erste Schritt zu einer manchmal vielleicht möglichen Vergebung. Ich hatte oben eher über ´Verantwortliche´ im Sinne von dem Umfeld gesprochen, die Organisationen in denen so etwas passieren konnte aber nicht durfte, wenn man die Aufsichtspflicht wahrgenommen hätte. Das kann auch die Familie sein, wenn es innerhalb der Familie passiert oder die zuständige Behörde, die wissen sollte wenn einem Kind innerhalb einer Familie nicht gut geht, Schularzt etc.
Ich hatte weniger von dem konkreten Täter gesprochen. In meinem Fall sehe ich diesen als einen getriebenen kranken Menschen, dessen Treiben andere, Schutzbefohlene, verletzte. Inzwischen weiss ich, das dieser Täter innerhalb des Jesuitenordens eine Entwicklung durchgemacht hat, vom jungen Spanner während des Duschens zum Herrscher über eine Schule mit systematischer Abschöpfung von minderjährigen als Lustobjekte.
Irgendwo hier, während dieser 40 Jahre dieser Täterkarriere hätte der Orden eingreifen müssen. Hier sehe ich die Verantwortung.
Und hier muss auch für mich die persönliche Aufarbeitung beginnen.
Für meinen Täter habe ich nur noch Gefühle zwischen Mitleid bis Ekel und Verachtung. Von dem will ich auch keine Entschuldigung. Könnte ich nie annehmen. (ich weiss, dass andere das komplett anders sehen) Aber auf das Umfeld, dass mich hat im Regen stehen lassen habe ich eine verzweifelte Wut.
Ich könnte auch keine Entschuldigung der damals Verantwortlichen annehmen. Jedenfalls fühle ich so, wenn ich mich jetzt selbst überprüfe. Aber eine neue, selbst noch nicht schuldig gewordene Ordens-Führung, die mich davon überzeugen kann, gelernt zu haben, das alte Verhalten des Wegschauens und Leugnens abgelegt zu haben, die könnte bei mir eine Vergebung bekommen.
Die Verjährungsfristen im Zivilrecht stehen jetzt kurz vor der Verlängerung. Aber was ist mit den Betroffenen bei denen es schon lange verjährt ist, diese können ihre Therapiekosten dann wieder selbst bezahlen. Und im Falle der Erwerbsunfähigkeit ganz zu schweigen.
Und sollte mann es öffentlich machen muss man wieder mit einer Verleumdungsklage rechnen. Im Grunde bringt es den jetzigen Betroffenen nicht das Geringste.
Das ist genau meine Meinung. Macht diese Schule dicht!!! Wie kann in einem solchen Gemäuer eine Athmosphäre des anstfreien Lernes, ein Raum der Anerkennung der Grenzen jeder einzelnen Schülerin/jedes einzelnen Schülers entstehen, wo über Jahrzehnte so ein Unheil von so vielen Erwachsenen angerichtet wurde??? Ich glaube, das ist nicht möglich. Schliesst endlich diese Schule, zumal zu erkennen ist, das Aufarbeitung und Aufklärung doch eher schleppend vorangehen. Wieso wird unter solchen schweren Verbrechen!! an Kindern und Eranwachsenen noch eine 100 Jahrfeier begonnen??? Ich finde das als weitere Taktik und Verschleierung dieser Schulpolitik und aller der daran beteiligten Erwachsenen.
Setzt endlich ein Zeichen für alle OPFER/ÜBERLEBENDE dieser Schule.
Stimmt Heike,
so habe ich das noch nicht gesehen.
Es ist doch hoffentlich immer noch die Ausnahme,
das Schulen zu pädophilen Fürstentümern geworden sind.
Und in diesen Fällen sollte man dann wirklich die Schliessung in Erwägung ziehen. Die über Jahrzehnte gewachsenen pädophilenfreundlichen Strukturen zu überwinden kann man den Wegguckern von gestern wohl heute kaum zutrauen.
Besonders wenn dort immer noch Realitätsverweigerung herrscht und neue Sportplätze geplant werden und Schulfeste stattfinden, bevor die Täter und Vertuscher geständig waren und entlassen bzw bestraft sind und bevor man die noch lebenden Opfer soweit wie möglich entschädigt und versöhnt hat.