taz.de 25.05.2010
Der Runde Tisch fordert Mindeststandards gegen Missbrauch und bessere Aufklärung in den Schulen. Lehrer und Opfervereine fordern einen lokaleren Blick.
VON LALON SANDER
Der Runde Tisch Kindesmissbrauch will einheitliche Mindeststandards zur Verhinderung von sexueller Gewalt durchsetzen. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sagte am Dienstag, es gebe große Einigkeit darüber, dass die finanzielle Förderung von Kinder- und Jugendeinrichtungen an die Einhaltung dieser Regelungen geknüpft werden müsse. Zuvor hatte sie am ersten Treffen der Arbeitsgruppe „Prävention und Intervention“ teilgenommen.
Beim nächsten Treffen der Arbeitsgruppe im Juni will sie diese Standards weiter konkretisieren. Sie dürften „nicht zu nebulös“ sein, sagte Schröder, da sie von den jeweiligen Aufsichtsbehörden überprüft werden müssten. „Wenn wir vorschreiben würden, dass es ein Klima der Sensibilität geben muss, wäre das schwierig zu überprüfen“, so Schröder. Beispielsweise müssten Fragen der Nähe und Distanz geregelt werden: „Wir müssen entscheiden, wann mehrere Erwachsene anwesend sein müssen und wann sie gar nichts bei Kindern und Jugendlichen zu suchen haben, etwa beim Duschen.“
“Wir müssen entscheiden, wann mehrere Erwachsene anwesend sein müssen und wann sie gar nichts bei Kindern und Jugendlichen zu suchen haben, etwa beim Duschen.”
…und was ist mit Baden??? Oder beim Umkleiden???
Sind das Mindeststandards??? Beim Duschen auf gar keinen Fall, aber beim Baden, naja – Ermessenssache???
Ich bin entschieden dagegen, dass Institutionen vor Ort ihre Standards festlegen. Die Gefahr, dass dort wie ja nun zu hauf bekannt wurde, der Täter an der Spitze sitzt, muss entschieden entgegen gewirkt werden.
Aber das was da der Runde Tisch von sich gibt, ist halbherzig, ja fast peinlich und noch sehr ausbaufähig!
Sarah M.
Will mal vorausschicken, daß ich mit nackten Kindern absolut nichts am Hut habe (bei erwachsenen Frauen bin ich schon eher gern Voyeur – nicht weitersagen 🙂 !). Daß Pädophilie entgegengewirkt gehört, ist keine Frage, denn für die Opfer ist Mißbrauch schrecklich.
Aber man bewegt sich da auf der Kante. Gemeinsames Duschen z.B. ist die Gelegenheit für Mobbing unter den Kindern. Ist das wirklich sinnvoll, sie dabei sich selbst zu überlassen? Anderes Beispiel: ein absolut fähiger Grundschullehrer wird pädophiler Neigungen bezichtigt, weil er gelegentlich Erstkläßlerinnen auf seinem Schoß hocken läßt. Wer so etwas von vornherein verdammt zeigt nur, daß er von Kinderseelen Null Ahnung hat.
Entscheidend ist nicht allein die Handlung, sondern die Bedeutung, die sie hat. Wenn besagter Grundschullehrer solche Situationen herbeiführt, um sich aufzugeilen, dann liegt Mißbrauch vor. Aber von außen ist das verdammt schwer zu beurteilen. Dringend geboten ist es darum, die Sensibilisierung potentieller Täter zu betreiben, also zumindest all jener, die professionell mit Kindern zu tun haben.
Nichtsdestoweniger: es gibt eindeutige Fälle, und da sollte wegen des schambedingten langjährigen Schweigens der Opfer auch die Verjährungsfrist fallen!
Günther Brecht (lange Jahre mit Kindern tätiger Diplompsychologe).
Ich möchte meinen Kommentar noch durch den von Peterchen ergänzen, der das Dilemma auf den Punkt bringt:
Duschverbot für Pädagogen … ich sehe schon die Schlagzeile vor mir „Jugendlich mißbrauchen Mitschüler in der Dusche – wo waren die Aufsichtslehrer?“
Günther Brecht
Hallo Günther,
die Gefahr der Übertreibung in die Extreme ist meist gegeben, wenn man sich das Ausmaß der nun öffentlich gewordenen unzähligen sex. Misshandlungen in Institutionen sieht.
Das war zu beobachten nach dem 2. Weltkrieg, in der Aufklärungszeit usw.
Man kann nur hoffen, dass bald wieder die goldene Mitte gefunden wird, denn gerade Kinder, die im Heim aufwachsen – und keine Familie erleben – brauchen trotzdem Zuwendung und auch mal die Erlaubnis, kuscheln zu dürfen, ohne dass gleich sexualisierte Absichten unterstellt werden.
Wichtig ist – dass die pädagogischen Fachkräfte sensibilisiert werden, und Anzeichen sowohl beim Täter als auch beim betroffenen Kind frühzeitig erkennen, und genug Zivilcourage besitzen, dem Täter durch sofortige Anzeige das Handwerk legen, damit das Kind aus dem Dunstkreis dieses Verbrechers gelangt.
Ich war jahrelang als Erzieherin tätig, und es war für uns selbstverständlich, beim Duschen anwesend zu sein – allein schon wegen der Aufsichtspflicht! Aber das heißt ja noch lange nicht, dass man den Kindern dabei zusehen muss. Die Intimsphäre sollte dennoch gewahrt werden. Und das ist der kleine aber feine Unterschied! Der Mittelweg!
Sarah M.
Dass sich Voyeure jetzt offen auf den NetwerkB-Seiten zu ihren Vorlieben äußern können, mit einem verschwörerischen Augenzwinkern, ist mir unerträglich. In Wikipedia wird bei Voyeuren „Spanner“ in Klammern gesetzt. Kann man beim Blick auf den Hintern erkennen ob es sich um eine Frau oder ein Mädchen handelt. Wo sind da die Grenzen? Der voyeuristischer Blick macht den heimlich Beobachteten zum Objekt, an dem der Voyeur seine sexuellen Begierden stillt.
„Mobbing unter Kinder“ welche Geisteshaltung steht steht hinter diesem Argument? Die Kinder dürften sich nicht selbst überlassen werden? Ist das nicht ein Vorwand, dass Erwachsene die Intimsphäre der Kinder verletzen dürfen?
Ein absolut fähiger Lehrer, der Erstklässler sich auf seinen Schoß setzt, das ist wohl der Gipfel. Die Einschränkung „gelegentlich“ riecht sehr nach „einmal ist kein mal.“ Wir Betroffene haben keine Ahnung von Kinderseelen? Da bin ich sprachlos. Ein mit Kindern tätiger Diplompsychologe will hier Kraft seines Titels die Maßstäbe festlegen?
„Von außen ist das verdammt schwer zu beurteilen“. Ist es das? In der Odenwaldschule waren es „fähige“ Pädagogen, die ohne Kontrolle von außen, sich der Kinder bemächtigten. Und in der Tat waren die zu allem fähig. Aus dem zweiten Kommentar kann man nur daraus schließen, dass die Hauptbedrohung der Kinder und Jugendlichen vor ihnen selbst aus geht. Dann müsste man ja die Kinder vor sich selbst schützen ,durch eine Überwachung rund um die Uhr. Ist niemand da, der Kinder und Jugendliche vor solchen Schützer schützt. Wer verschont uns vor solchen Kommentatoren? Reicht es nicht, wenn wir das täglich von der Presse serviert bekommen?
Ist es dringlich geboten die Sensibilisierung potentieller Täter zu betreiben? Und wer betreibt dann dieses Geschäft der Sensibilisierung? Potentiell von Arbeitslosigkeit bedrohte Diplompsychologen? Herr Brecht übernehmen Sie (sich nicht?)!
Wieder sind es die Täter und solche die es werden könnten, die der Hilfe bedürfen. Was ist mit den potentiellen Opfern? Die Kinder brauchen eine Sensibilisierung, um Grenzverletzungen und Übergriffe durch Erwachsene frühzeitig erkennen zu können. Das war mir versagt, als ich einem Professionellen in die Hände fiel, der mit Kindern zu tun hatte. Ach so, ich hab ja von Kinderseelen keine Ahnung! Das stimmt sogar, denn meine Seele wurde damals getötet.
Fassungslos Richard Till
Lieber Herr Till auch ich bin fassungslos und entsetzt.Als Frau erschlägt mich der Gedanke so einem Spanner zu begegnen.Gedanken können fliegen und meine Gedanken sind bei Ihnen,lieber Herr Till und mit Ihnen.Merzedes
Liebe Merzedes, ihr Beitrag hat mich sehr erleichtert. Mir wurde übel bei dem Gedanken, daß ein Lehrer so die Grenze der Kinder verletzt dürfte (Herr Dr.Brecht spricht nur von Mädchen!). Die verwaschene Sprache eines „Gutmenschen“ und Kinderspezialisten, ließen bei mir die Alarmglocken schrillen. Die Argumentation kenne ich von den „Pädophilen“her. Wobei ich Herrn Dr.Brecht nichts unterstelle, ich greife seine Argumentation an und die Art wie er sie vorträgt. Es ist die gleiche Unverschämtheit und Arroganz uns Betroffenen gegenüber, die das Recht der Kinder auf Intimität kompromisslos fordern. „O-Ahnung“ von Kinderseelen hätten wir, sagt Herr Dr.Brecht. Wir Betroffene haben buchstäblich an Leib und Seele erfahren müssen, wie sich eine unklare Grenzziehung auswirkt. Ich erwarte in diesem Forum einen respektvollen Umgang. Dieser Beitrag hat mich verletzt und ich fühle mich diffamiert. Ich bitte die Administratoren um eine Stellungnahme. Des weiteren möchte ich wissen, warum der erster Beitrag des Herrn Dr.Brechts rückwirkend geändert wurde. Denn er gab sich da noch als Diplompsychologe zu erkennen (wobei er seinen Arzttitel unterschlug, den er rechtlich zwingend, im Namen führen müßte.). So wird meine Reaktion auf diesen Kommentar nicht ganz verständlich. War das alles ein Ausrutscher oder ist es Standard. Ich kann nur noch weinen.
Liebe Merzedes ich danke Ihnen von Herzen. Gruß Richard
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Hallo Richard,
„Des weiteren möchte ich wissen, warum der erster Beitrag des Herrn Dr. Brechts rückwirkend geändert wurde.“
Bitte teilen Sie uns mit, was angeblich rückwirkend geändert wurde, um den „Ausrutscher“ aufzuklären.
Freundliche Grüße
Norbert Denef
Hallo Norbert,
ich hab mich geirrt, der Leserbrief des Herrn Brecht ist nicht geändert worden! Hinter dem Namen am Ende des Kommentars, steht seine Berufsbezeichnung: „lange Jahre mit Kindern tätiger Diplompädagoge“. Ich bitte um Entschuldigung. Dieser Leserbrief hat mich derart in Rage gebracht, dass ich nicht mehr richtig hin geschaut habe.
Der Voyeurismus-Vorwurf ist nicht der Kernpunkt meiner Kritik. Er schreibt: „(bei erwachsenen Frauen bin ich schon eher gern Voyeur- nicht weitersagen!)“ . Falls das spaßig gemeint sein soll, so ist das für mich mehr als eine Geschmacklosigkeit. Voyeure beobachten heimlich unwissender Personen, um sich sexuell zu stimulieren. Dieser „augenzwinkernde Spass“ suggeriert Normalität und zielt m.E. darauf ab, potentielle Kritiker lächerlich zu machen. Das kenn ich aus der unsäglichen Polemik sog. „Kinderfreunde“.
Es interessiert mich, was Du von den Äußerungen bezüglich des „Lehrerverhaltens“ hältst. Sehe ich Gespenster? Bin ich zu zu empfindlich? Wo verläuft auf den forumB – Webseiten, die Grenze zwischen Meinungsfreiheit und und nicht mehr tolerierbaren Beiträgen?
Mit freundlichen Grüßen
Richard Till
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Hallo Till,
Dieser „augenzwinkernde Spass“ suggeriert Normalität – deshalb ist es wichtig, dass WIR hier darüber reden und uns gemeinsam dagegen aussprechen. Aus meiner Sicht siehst Du keine Gespenster.
Freundliche Grüße
Norbert Denef
Nun ich kann nur sagen das ich den Voyeurismus auch nicht mag .
Ich hatte früh gezeigt bekommen von dem Erzeuger , das man mit dem Fernglas in ander leute zimmer schauen kann , auch wenn die Gardine davor ist .
ich fühle mich irgenwie damit immer auch in meiner Wohnung beobachtet , obwol 2 Etage .
Aber es gibt ja uach gegenüber noch Häuser .
Mfg
larissa