Sein Protest auf dem Ökumenischen Kirchentag ging durch die Medien. Missbrauchsopfer Norbert Denef aus Scharbeutz spricht jetzt von bewusster Inszenierung – und seinem Hauptziel.
„Lügentheater“ brüllt der 61-Jährige. „Wir werden zum Schweigen gebracht. Wir wollen uns selbst vertreten.“ Norbert Denef tobt vor einer Bühne, auf der die Katholische Kirche eine Podiumsdiskussion zu Missbrauchsfällen in ihren Reihen inszenieren will. Denef sorgt in München für einen Eklat, er scheint die Veranstaltung sprengen zu wollen. Denefs Wutanfall scheint spontan. Doch der Mann, Sprecher des „Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt“, sagt jetzt: „Es war alles Kalkül. Ich habe meinen Auftritt wochenlang akribisch vorbereitet. Die Journalisten waren bestellt.“
Der Scharbeutzer erklärt das so: „Ich wusste, dass von der Kirche mit dieser Veranstaltung der Deckel zugeschraubt werden sollte. Ich musste beweisen, wie Kirche Betroffene behandelt. Das ist mir gelungen.“ Sie, die da oben in der Kirche, die da oben auf der Bühne, sie redeten über die Köpfe der Opfer hinweg. Seit Jahrzehnten. Und wie erwartet auch in München. Deshalb habe er ein Zeichen setzen wollen. „Wir wollen auf Augenhöhe diskutieren. Anders werden wir nicht wahrgenommen.“
Denef hatte sich für seinen Auftritt in den Messehallen nach eigenen Worten mit einem Fernsehteam verabredet. Er habe von einer Opferschutzorganisation (SNAP) in den USA gelernt, wie man mit Kinderfotos Medienaufmerksamkeit erzeugt. Denef hält in München ein Schwarzweiß-Porträt von seiner Erstkommunion vor der Brust. Es zeigt einen andächtigen Zehnjährigen. „Mit Bildern demonstriert man, worum es geht. Bilder sind emotional.“
Wochen, nachdem diese Aufnahme entstand, begann der sexuelle Missbrauchs Denefs. Er selbst meidet dieses Wort, weil dessen zweite Silbe etwas Falsches suggeriere. Denef spricht stattdessen von sexualisierter Gewalt. Er leidet bis heute unter Alpträumen.
Sein persönlicher Leidensweg begann 1958 in seinem Heimatort Delitzsch bei Leipzig. Norbert Denef war zehn Jahre alt und wollte endlich Messdiener werden, „endlich auch zu dieser Gruppe gehören“. Zwei ältere Brüder waren bereits Ministranten. „Und der Pfarrer war so nett, überall im Dorf beliebt.“ Nach dem Gottesdienst nahm ihn der Geistliche mit ins Pfarrhaus. Doch es ging nicht in die Bücherei, wie der Junge glaubte, sondern in die Privaträume des Pfarrers in die erste Etage. „Der Pfarrer schloss die Tür ab, setzte sich in einen Sessel, nahm mich auf den Schoß.“ Dann fing er an, den Jungen auszuziehen, ihn im Intimbereich zu berühren. „Diese Bilder haben sich eingebrannt“, sagt Denef heute. Mehrere Male in der Woche passierte ihm das Gleiche. „Ich wusste nur, dass irgendetwas nicht richtig war.“ Denefs Martyrium dauerte sechs Jahre. Er habe mit niemandem darüber reden können. „Der Pfarrer war ein Freund der Familie.“ Eines Tages war der Pfarrer versetzt. „Einfach weg.“
Norbert Denef schloss sich erleichtert dem Kirchenchor an. Er war 16 Jahre alt war, als ein neuer Organist in die Gemeinde kam. Der Chorleiter feierte gerne mit den Jugendlichen. An solch einem Abend, man hatte etwas getrunken, bot der Kirchenangestellte Denef an, bei ihm auf der Couch zu übernachten. Kaum war das Licht aus, kroch er unter Norberts Decke. „Da ging die gleiche Scheiße weiter“, erinnert sich Denef an den „Seelenmord“, wie er es nennt, der weitere zwei Jahre dauert.
Mehr als drei Jahrzehnte schweigt Denef. Erst nach zahlreichen Therapien findet er schließlich die Kraft, den Missbrauch auszusprechen. Als er sich offenbart, stößt er in der eigenen Familie auf Unverständnis. „Du hast so lange geschwiegen, dann hättest du für den Rest deines Lebens auch noch deine Klappe halten können.“
Denef zeigt seine Peiniger an. Beide haben die Verbrechen schriftlich gestanden. Das Bistum Magdeburg räumt den Missbrauch durch einen Priester ein. Aus „christlicher Mitverantwortung“ wird Denef eine Entschädigungssumme von 25 000 Euro angeboten – um die „fortdauernde Traumatisierung“ zu lindern. Im Gegenzug solle Denef es unterlassen, „irgendwelche Informationen über die angeblich schädigenden Handlungen oder über die Zahlung des Geldbetrages Dritten gegenüber zu äußern“. Denef lehnt ab.
Nach zweijährigem Kampf mit Anwälten verzichtet die Kirche schließlich auf die Schweigeverpflichtung. „Symptomatisch“, sagt er. „Die Kirche gibt immer erst etwas zu, wenn sie mit dem Rücken zur Wand steht.“ Auch heute noch, wo ein „Tsunami“ über sie hereingebrochen sei. So nennt Denef die Fülle bekannt gewordener Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche. Denef hat ein Netzwerk Betroffener gegründet. Sein Hauptziel: Die Aufhebung der Verjährungsfrist von sexuellem Missbrauch im Zivilrecht – und zwar rückwirkend. Eine entsprechende Petition an den Bundestag wurde abgelehnt. Denef sagt: „Der Staat schützt die Täter, nicht die Opfer.“ Gegen die Ablehnung sammelt der Scharbeutzer jetzt Unterschriften für eine Beschwerde an den Europäischen Gerichtshof. 15 000 Menschen haben inzwischen im Internet-Aufritt von „Netzwerk B“ (www.netzwerkb.org) unterschrieben. „Ich muss weiter kämpfen“, sagt Denef. „Sonst halte ich das Leben nicht aus.“
Ich begrüße Ihre Initiative, obwohl ich selbst das Glück hatte, unbeschadet durch Kindheit und Jugend zu kommen. Aber ich bin Mutter von vier Kindern und Großmutter von 9 Enkeln und habe jeden Tag Angst um diese kleinen Seelchen. Ich finde es unerträglich, dass Missbrauch und Vergewaltigung im Strafmaß geringer ausfällt als Vergehen gegen Besitz, Diebstahl, Betrug oder Ähnliches. Die Verletzung bei sexuellem Missbrauch, Gewalt in der sexuellen Beziehung oder Gebrauch von Sex zur Machtausübung sind so ungeheuerlich und nicht heilbar, dass sie Seelenmord gleichkommen und unverjährbar sein sollten. Alle netten „Resozialisierungs“-ansätze sind meiner Meinung nach nur nach körperlicher Verhinderung eines Rückfalls möglich. Und damit meine ich, dass es bestimmten Tätern körperlich unmöglich gemacht werden muss, erneut in den Zwang zu geraten. Eigentlich sollten einsichtige Täter das selbst wünschen. Der Mensch besteht doch aus mehr, als aus seiner Sexualität und was dann noch bleibt ist doch immer noch reizvoll und lebenswert. Die gesellschaftliche Einstellung dazu muss geändert werden, denn die gesellschaftliche Ächtung ist sehr wichtig. Und an der Sozialisierung unserer Menschen muss wieder gearbeitet werden, denn den stark Ich-orientierten Menschen, den die heutige Gesellschaft herausbilden möchte, kann nicht einmal mehr der moderne Kapitalismus ertragen. Der Mensch ist und bleibt eben ein soziales Wesen.
In dieses Bild passen die Übergriffe von (nicht richtig sozialisierten!) Hunden, die gedankenlose Vernachlässigung und Gewalt gegen Kinder, die Gewalt von Kindern (gegeneinander, gegen Gegenstände, gegen Erwachsene) und der Umgang mit den Opfern. Die Strafverfolgung beschäftigt sich mehr mit Täterschutz als mit Opferschutz. Straftäter von Sexualstraftaten werden „auf Versuch“ freigelassen, ups, sie tun es schon wieder, also wieder rein – zurück bleibt das Opfer!
Mein Kommentar zum Zeitungsartikel oben:
Norbert Denef hat diese Kirchenveranstaltung als das entlarvt, was sie war: eine PR-Show, wo eine ernsthafte Auseinandersetzung zwingend gewesen wäre und auch der Institution Katholische Kirche gut getan hätte.
Glaubwürdiger haben sich die Kirchenvertreter damit nicht gemacht.
Bin gespannt, was die neuen Umfragewerte sagen. Gibt es schon welche aus der Zeit nach dem Ökumenischen Kirchentag?
Angelika Oetken, Berlin
@Dorothea Wende
Hallo Frau Wende,
Ihr Kommentar vom 23.5.2010 hat mich nachdenklich gemacht, auch ich habe 2 Kinder und 3 Enkelkinder und möchte näher Ihre Ansichten
zu den Spätfolgen eines sexuellen frühkindlichen Missbrauches wissen, besonders interressiert es mich was Sie mit “ dass es bestimmten Tätern körperlich unmöglich gemacht werden muss, erneut in den Zwang zu geraten“, meinen…
Haben Sie irgendwelche Verdachtsmomente in Ihrer Familie ?
Ich jedenfalls wurde unlängst wider Willen mit diesem Thema konfrontiert, als meine Frau aus mir bis dahin unbekannten Grund erwerbsunfähig wurde und ich im Rentengutachten lesen konnte, dass eine schwere Straftat von vor 50 Jahren die Ursache der Erkrankung war und ist. Die Straftat ist leider verjährt, der Täter tot, doch die Straftatverdeckenden Eltern( Mittäter) müssen sich auf eine heftige moralische Konfrontion meiner Person einstellen, es gibt nicht Unverantwortlicheres , als wenn man einen Kleinkind die Seele tötet …
Dabei Frau Wende, bin ich schon aus aus beruflichen Gründen alles andere als ein naiver Mensch…
Dorothea Wende, DANKE! – es tut mir und ich denke allen anderen betroffenen Forumsleuten hier sehr gut, wenn sich NICHT-Betroffene solch perverser, perfider Verbrechen klar an unsere Seite stellen.
Es werden in Zukunft immer mehr Mit-Menschen solch eindeutiges Rechts-Empfinden zeigen …
Der Durchbruch ist geschafft! Der von uns lange ersehnte, von Herrn Denef sehr klug inszenierte Befreiungsschlag von Fängen und Fesseln institutioneller und gesellschaftlicher Verhaftungen in den Verliesen von Verschweigen und Vertuschung hilft – so hoffen wir – den heutigen Heranwachsenden gerade noch rechtzeitig … Das Problem in der Privatzone von Familien werden wir allerdings politisch noch genauer unter die Lupe nehmen müssen, weil die Voraussetzungen wirkungsvoller Soforthilfen für Akutfälle schlicht fehlen.
Wir dürfen uns nicht länger „brutalstmöglichen“ Einsparungs-Programmen verantwortungsloser – vielleicht nur kurzsichtiger Egozentriker beugen.
Viel zu lange ließen wir im gesamten Erziehungs- und Bildungswesen Etat-Kürzungen zu, die sich inzwischen verheerend in den „REST“-Schulen unserer Nation auswirken, wo alle „LOOSER“ landeten!!
Wo blieb die Menschenwürde?! Geben wir sie ihnen wieder, unseren Kindern und Jugendlichen!!!
Hallo Frau Oetken,
am Samstag habe ich auf meine Anzeige bei der Polizei eine Antwort erhalten,d.h. wie meistens im Alltag komme ich mir vor,die da Oben und wir da Unten,ich muss das Ganze erst verdauen,
das war ja zu erwarten,einiges ist verjährt,Schutzbefohlene haben nur eine
geringe „Lobby“;die Polizei führt die rechtlichen und politischen Regeln aus.
Nur wenn wir uns nicht entmutigen lassen,können wir etwas bewegen,
ich habe früher im Gesundheitswesen gearbeitet bis zur Geburt des ersten Kindes.Mein Chef ,als Arzt,sowie mein Elternhaus haben mir viele Werte
vermittelt,manchmal denke ,ich bin eine Träumerin,
dass wir aus Situationen lernen würden,
nochmals ,wer schützt hier wen??
In den Nachrichten kam grad absolute Nachsorge für die Täter,therapeutische Begleitung,damit sie nicht wieder sexuell erregt werden,wenn sie ein Kind sehn.Soll ja auch sein,bin sehr dafür,aber wo bleiben die Therapeuten für uns,die Therapeuten,die nicht manipullieren und ehrlich für uns da sind.Mir reicht es – und übrigens Herr Oberarzt,Sie sind ja jetzt Chefarzt und ich habe ja noch einen Wunsch frei-vielleicht auf eine freie Insel……………………… ? Merzedes
Auszug aus dem stenografischen Bericht(Plenarprotokoll 17/43) der 43ten Sitzung des Bundestages am 20. Mai 2010, das Wort hat Burkhard Lischka (SPD):
…..
Zur Prävention, die sich der Richtlinienvorschlag auf
die Fahnen geschrieben hat, gehört auch: Wir brauchen
mehr Therapieangebote für pädophile Täter. 220 000
Männer in Deutschland haben pädophile Neigungen; die
Anzahl der entsprechenden Therapieeinrichtungen hingegen
können Sie an einer Hand abzählen. Das müssen
wir ändern, sowohl in Deutschland als auch in Europa.
Wir können natürlich keine der Taten, die jetzt nach
Jahrzehnten öffentlich werden, im Nachhinein ungeschehen
machen. Aber wir können etwas für unsere Kinder
und Kindeskinder tun. Das sind wir nicht zuletzt den Opfern
der Vergangenheit schuldig.
…..
Man ist uns also etwas schuldig! Und die Anzahl der Täter kennen wir nun auch: 220.000, vielen Dank Herr Lischka!
Hallo Joachim X
Nach den obigen Ausführungen wird mir klar, wo sich die größte Täterdichte befindet. Wäre ich pädophil gewesen, wo hätte ich meine Neigungen gefahrloser ausführen können, als in der katholischen Kirche. Jetzt wird sie Nachwuchsmangel kriegen, weil die Pädophilen nicht mehr in so großer Anzahl kommen. (In Passau haben sie schon Dauerbeten für mehr Pfarrer eingeführt. Ha Ha
Es tut sich Etwas, der Mixa hätte nie gedacht, dass er mal kein Bischof mehr ist. Nicht nachlassen verehrte Betroffene
W.Müller
Richtig,Herr W.Müller………
Aber auch Sachsen ist ein großer Schwachpunkt,Kinderheime…Durch meine Arbeit und eignen Erfahrungen erlebe ich immer öfter,das sich Betroffene melden und outen,was ihnen damals passierteob es durch Heimerzieher,oder auch durch Kinderheimkinder war,jeder wusste es,keiner unternahm etwas! Wie sollen wir noch Vertrauen haben bzw.aufbauen,ob in Schulen,Kindereinrichtungen allgemein oder auch Freizeiteinrichtungen……da erinnere ich mich auch hier in Leipzig den bekannten Fall des Judotrainers…
Und das Täter,die frei sind sich irgendwann wieder present machen,einfach ein Zeichen setzen wollen,damit wir Opfer dies ja nie vergessen…..Aber ICH bin stark,meine Kinder ebenso……..WIR setzen HIER auch Zeichen…;)
Ich bin selber auch Opfer von furchtbaren Misshandlungen, sexuellem Missbrauch und wurde sogar sexuell gefoltert. So schwer, dass mir Knochen gebrochen wurde, und mein ganzes Leben bis heute in Krankheit, Kliniken und Selbstmordversuchen verlaufen ist. Ich kann Norbert Denef daher gut verstehen. Aber mit inszenierten Auftritten und gespielter Wut bringt er uns Missbrauchsopfer in ein schiefes Licht und schadet den eigentlich Betroffenen. Man kann nur seine Wunden und furchtbaren Verletzungen hochhalten und immer wieder vorzeigen, das spricht schon genug klare Sprache. Inszenierte Wutspiele hingegen schlagen nur Türen zur Hilfe zu, die wir als Opfer gerade jetzt so nötig bräuchten. Email: Traumatisiert@wolke7.net
@Traumatisiert
ich verstehe deine Ansicht dazu sehr gut – ist auch im Grunde richtig.
Nur – wenn diese fast schweigende Haltung über Jahrzente !! hinweg ignoriert wird, dann muss man ganz zwangsläufig zu anderen Mitteln greifen.
Eines ist das der lauten Sprache. Das wirkt um so beeindruckender, je
mehr man sich auf der moralisch richtigen Seite befindet.
Ich selbst fand den etwas lautstarken Auftritt von Herrn Denef angemessen, richtig und sehr mutig und überzeugend.
Zumindest wurde er von vielen ganz deutlich wahrgenommen. Und das zählt.
Im Grunde aber hast du recht. Man sollte es erst immer im ruhigen, friedlichen Stil versuchen. Und so hatte Herr Denef ja auch zu Anfang versucht.
@Hubert: Ja, in der Vergangenheit war es genau dieses Ignoriert-werden und nicht drüber Sprechen dürfen, was erst recht die Verletzungen potenziert hat. Ich habe das auch so empfunden. Jetzt aber, glaube ich, gibt es tatsächlich immer mehr Menschen in der Kirche, die sich schützend vor die Opfer stellen, selbst um den Preis der völligen Demontage der Kirche. Das kann Vorbild werden für die vielen anderen Bereiche in unserer Gesellschaft, in denen dieses Problem ja eigentlich noch viel weiter verbreitet ist. Da würde die Kirche ihrer Vorbildrolle nach langen Jahrhunderten endlich mal wieder gerecht. Das sollte nicht übersehen und ausgepustet werden! Sondern wir Opfer sollten alles dran setzen, dass diese Strömung verstärkt und diese Leute in der Kirche unterstützt werden, die uns helfen können. Ich z.B. brauche die Hilfe durch die Kirche, bin seelisch, kräftemäßig und wirtschaftlich am Ende. Mir nützt kein Krieg gegen Unverbesserliche in der Kirche, sondern nur die Hilfe durch diejenigen, die das bereits anders sehen.
@Traumatisiert
Stimmt alles was du da schreibst.
Allerdings müssen wir als Betroffene auch daraf achten, daß wir nicht nur
flehendliche Bettler sind, sondern das wir unser Recht auf ein würdevolles Leben einfordern. Dazu gehört auch die respektvolle Anerkennung und angemessene Unterstützung gegenüber den Betroffenen.
Bisher ist das nur in sehr schwachen Ansätzen erfolgt seitens der Verantwortlichen.
Das ganze Aufkochen der Thematik löste in der Bevölkerung eine Art Sensation mit viel Interesse aus. Bekanntermaßen verschwindet das Interesse an Sensationen sehr schnell. Und wir müssen sehr darauf achten, daß die Thematik nun aufgrund eines gelangweilten Desinteresses nicht untergeht.
Und weil das ansatzweise immer wieder so passiert und versucht wird, die Angelegenheiten ganz langsam aber sicher wieder zuzudecken, muß man eben etwas lautstarke dagegenwirken.
Es wird immer so getan, als passiere nun etwas durch große Diskussionen am runden Tisch usw., aber das alles sind bisher nur Inszenierungen, um der Bevölkerung zu signalisieren „hier, wir tun etwas!“
In Wirklichkeit jedoch sind die bisherigen Ergebnisse und Umsetzungen sehr mager.
Es kann einfach nicht angehen, daß man nun jahrelang über die Thematik nur debattieren will, ohne konkrete Ergebnisse bzw. Gesetzesänderungen.
Diese Gesetzeänderungen sollten schnellstens erfolgen und sind längst überfällig.
neueste Nachrichten von Frau Dr. Bergmann – – das lässt hoffen:
http://beauftragte-missbrauch.de/course/view.php?id=17
– – nützen wir diese Möglichkeiten!!
@Traumatisiert
das Schweigen ist gebrochen –
wie nun konkrete Hilfe bei jedem einzelnem „Survivor“aussehen mag –
ist mit Sicherheit unterschiedlich –
Ob therapeutische Hilfe bis hin zu finanzieller Unterstützung –
denn es steht fest – auch bei mir wie bei vielen anderen –
Das Erbe der Vergangenheit wiegt schwer in unseren Seelen und behindert uns in allen Bereichen des Lebens.
Und dann ist es eben nicht einfach nur mit wohlgemeinten Ratschlägen getan –
davon bekomme ich leider keine Wohnung als Hartz IV-ler –
davon werden meine Albträme nicht weniger
davon bekomme ich keine Arbeit , die ich aus Angst und Panikzuständen nicht mehr in der Lage bin auszuüben
davon bekomme ich keine normale Beziehung zu einer Frau aufgrund meiner Paranoia in Bezug auf Liebe, Nähe und Sexualität.
davon bekomme ich keine normalen Beziehungen zu Menschen da meine eingfleischte Scheu und mein innerer Rückzug dies unmöglich macht –
davon werden meine körperlichen Missstände und Qualen nicht geheilt die aus der dunklen Nacht der Seele resultieren.
aber es sollte nun wirklich was passieren –
und nicht nur hohle gutverpackte Worthülsen mit ner rausgedrückten Träne phrasiert werden .
Hier sind eben genau die „Menschen “ in der Kirche gefordert –
die eben den Kern der christlichen Botschaft noch nicht pervertiert haben und Verantwortung innerhalb der Katholischen Institution übernehmen wollen
statt den rigiden Hardlinern der verkrusteten Kirchenhirarchie das Handeln zu überlassen.
Ich wünsche mir das aus tiefsten Herzen für alle Betroffenen
die sich Survivor nennen dürfen .
Nach jahrzehntelangem Schweigen, Vertuschen und Einschüchtern muss aber ersteinmal der Aufschrei her, damit die Verantwortlichen endlich begreifen, was sie und die Täter den Opfern angetan haben.
Jesus hat sogar die Tische der Händler ungekippt und geschrien: Macht aus dem Haus meines Vaters keine Räuberhöhle“
Da war doch der Auftritt von Norbert Denef auf dem ÖKT noch richtig zahm.
Schweigen war lange genug – jetzt müssen sich die Opfer Gehör verschaffen und gehört werden.
Ich glaube, ích verstehe, was Du meinst. Selber glaube ich aber inzwischehn, dass man keine Hilfe bekommt, wenn man nicht unbequem wird – außer vielleicht, dass man eine nette Unterstützung dabei kriegt (einen professionellen Gesprächspartner z.B.), es alles mit sich selbst auszumachen, alles selbst zu tragen. – Und das Alleine-Tragen funktioniert nicht so gut, wie wir leider wissen. Das endet oft in Autoaggression bis hin zum Selbstmord. – Vielleicht kucken wir, wie Mahatma Gandhi und Martin Luther King es fertig gekriegt haben, mit friedlichen Mitteln penetrant genug zu werden, dass sich etwas ändern musste. – Wie gesagt, ich bin inzwischen für „Penetranz“. Gegen Unsichtbarkeit.
PS, Traumatisiert, ich kenne auch Mitglieder der (kath.) Kirche, die engagiert daran arbeiten, sie zu verbessern und die ich für ehrlich und gut halte. Ich hatte bei ihnen aber den Eindruck, dass sie verstehen, wenn wir endlich gehört werden wollen. Dass wir unsere Ehre wiederbekommen wollen – jedenfalls den Teil davon, der einem von anderen verwehrt oder gegeben werden kann – finden (in meinem kleinen Umfeld) viele engagierte Hospizmitarbeiter völlig richtig. Diese guten Kirchenleute wünschen sich eine gute, ehrliche Kirche, in der kein Missbrauch stattfindet oder in der er zumindest nicht gedeckt wird. Wenn wir laut genug sind, helfen wir ihnen dabei, die Gründe zu haben, ihre Kirche zu verbessern. Ganz im Ernst. Die Guten in der Kirche brauchen unsere Hilfe, unsere Deutlichkeit.
Nachtrag:
Heute hätte Jesus vielleicht das Podium gestürmt und geschrien:
„Macht aus der Kirche keinen Zufluchtsort für Gewalttäter.“
Ja, natürlich laut (!) aufschreien, und unsere Wunden vorzeigen, immer und immer wieder. Das sehe ich genauso, das können wir gar nicht oft genug tun. Aber nur das! Denn das kann uns niemand nehmen, niemand wegdiskutieren, nicht relativieren oder gar schönreden. Unsere Wunden sind da, sie bluten, und wir müssen unsere Schmerzen auf die Schreibtische der Verantworlichen tragen. So brutal, wie es real ist. Aber nichts hinzu inszenieren. Denn dann wird nur noch über die Inszenierung diskutiert, nicht mehr über die realen Verletzungen. Nur DAS meine ich. Beim Aufschreien mache ich selbstverständlich mit, so laut wie ich kann.
Ja, denke ich auch. Jesus stürmte z.B. eine Synagoge, sprich: seine Kirche, warf die Tische der Händler um, schlug auf sie ein und warf sie raus, weil sie im Tempel Gottes ihre Geldgeschäfte machten.