morgenweb.de 22.05.2010
Bergstraße. Nach mehreren Wochen intensiver Arbeit mit verschiedenen möglichen Partnern sieht sich die Odenwaldschule Ober-Hambach (OSO) nun der Lage, sich für einen Neuanfang aufzustellen. Wie durch die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Schule deutlich geworden sei, bedürfe es einer externen Begleitung, „um die strukturellen und interpersonellen Dynamiken im Zusammenhang mit Missbrauch innerhalb einer Institution aufzuarbeiten und Transparenz über deren Zustandekommen herzustellen“. Dies könne von der Institution selbst nicht geleistet werden, da sie Teil des betroffenen Systems sei, heißt es in einer Pressemitteilung der OSO.
Tja, und wieder bestätigt sich:
Hätte man auf Betroffene gehört, z. B. Norbert Denef, der mehrmals in der Öffentlichkeit deutlich gemacht hat, dass es unmöglich ist, intern zu ermitteln, zu entscheiden, zu handeln – hätte man sich die Wochen „intensiver“ Arbeit sparen können.
Fazit: Wir sind die Experten! Fragen kostet nichts, und ist sogar erwünscht!!!
Sarah M.
@ Sahra M
Ich möchte Ihr brillantes Fazit noch ergänzen und
auf die Folgeschäden von Abiturienten dieses Eliteinternates Odenwaldschule, wo Eltern jeden Monat 2500.-€ bezahlen, um ein Höchstmass an Sicherheit und Ausbildungsvorteil für ihre Kinder zu bieten.
Es kann sich jeder Forumsleser selbst ein Bild machen, wie in Zukunft Bewerbungsunterlagen von ehemaligen Schülern dieser“ Eliteschule“ bei Personaleinstellungen wirken
Ja Hans Peter, da wäre dann ja wohl eine saftige Entschädigung fällig!
Sarah M.
Hallo Hans Peter,
für die betroffenen SchülerInnen und ihre Eltern ist das natürlich bitter.
Aber für die SchülerInnen der folgenden Jahrgänge ein Vorteil. Ich gehe davon aus, daß verantwortungsvolle Eltern ganz besonders interessieren wird, wie man mit dem Thema „Übergriffigkeiten“ umgeht.
So zynisch es erstmal klingt: Für die Sache der von sexuellen Übergriffen Betroffenen war es ein absoluter Glücksfall, daß die Exschüler des Canisius-Kollegs so mutig und entschlossen waren, die Fälle öffentlich zu machen. Und gerade auch auf die Gefahr hin, daß sie ins Zwielicht geraten.
Denn diesmal waren „Elitemenschen“ betroffen.
Denn zu den Klischeemythen unserer Gesellschaft gehört es immer noch, daß nur „solche“ Kinder von „solchen“ Tätern missbraucht werden. Daß Betroffene nämlich bemitleidenswerte Außenseiter aus kaputten Unterschichtfamilien sind und Täter entweder krank sind oder „sexsüchtig“ bzw. von ihren pflichtvergessenen Ehefrauen sexuell unterversorgt werden.
Von „wohlbehüteten“ Gymnasiasten war im Sinne des Opferklischees nie die Rede, von Priestern auch nicht.
Ausgelöst durch den „Canisiusskandal“ ist das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung nicht nur in der Mitte der Gesellschaft gelandet, sondern sogar ganz oben.
Konsequent gehandelt wird aber trotzdem nicht. Das sollte zu denken geben.
Es müssen folglich noch „schwerere Geschütze“ aufgefahren werden.
Ich hoffe inständig, daß sich fortan Betroffene aus „höheren Schichten“ vermehrt outen und auch TäterInnen, die Eliten angehören „enttarnt“ werden, damit durch diese „Skandale“ das öffentliche Bild noch klarer und realistischer wird.
Wie wäre es, wenn wir uns mal ganz kurz alle zusammen freuen, z.B. darüber, daß wir nicht in China leben und uns hier im Internet über unsere Eliten frei austauschen dürfen.
So haben wir nämlich die Chance, viele kleine Indizien zu sammeln, auszuwerten und daraus Schlußfolgerungen zu ziehen.
Auch wenn das Medieninteresse derzeit etwas abgebbt ist: das ganze wird im öffentlichen Bewußtsein hängen bleiben. Und damit haben alle in irgendeiner Form aktiven Betroffenen zusammen viel erreicht.
Herzliche Grüße von
Angelika Oetken
@Angela Oetken, ich behaupte, dass das Medieninteresse nicht „abgeebbt“ ist, sondern gerade zu diesem kirchlich begründeten „langen Wochenende“ bewusst „saubergehalten“ wird, dafür dürfte die Kirchenlobby gesorgt haben.
Von dem abgesehen, gibt es einige, meist die regionalen Tageszeitungen, welche sich im direkten Besitz des jeweiligen Bistums befinden, beispielsweise gehört dem Bistum Speyer die Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ und der „Mannheimer Morgen“.