Ich wurde von einem katholischen damals Neupriester 1982 sexuell missbraucht. Ich lernte ihn kennen als ich 13 Jahre alt war. Er stellte mir von Anfang an nach – er versuchte mich in seinen Bann zu ziehen und täuschte mir Freundschaft vor. Immer wieder bot er mir Alkohol wie süßen Kirschlikör an um sich danach an mir zu vergehen. Da ich mich derzeit in meiner Familie haltlos fühlte, nahm ich das Interesse was er mir für mich vorspielte an. Er meinte ich brauche Freunde wie IHN und er sei immer für mich da und hatte dabei nur eines im Sinne, leider hatte ich das in meinen jungen Jahren nicht durchschaut. Es gab unzählige Treffen zwischen uns – im Pfarrhaus und im Wald … Zum einen Mal war er interessiert an meiner Schulsituation das andere Mal fiel er über mich her. Er hatte mit Alkohol vorgebaut, dass ich nicht mehr fähig war mich zu wehren oder NEIN zu sagen. Bei unseren Zusammentreffen zog er mich teilweise aus – berührte meine Brüste und streichelte mich zwischen den Beinen. Oder er legte sich in seinem Auto auf mich um mich überall zu berühren. So ging das weiter über fast 4 Jahre hinweg, bis es in einer Vergewaltigung endete. Ein damals ebenso Neupriester in meine Wohnort erspürte mein Verzweiflung die ich mit meinem Verhalten anzeigte, er sprach lange und innig mit mir und er versprach mir zu helfen. Doch leider ist nichts überhaupt gar nichts passiert und nun sitzt er in Rom neben dem Papst. Ich allerdings habe die Hölle durchgemacht – ich wurde von psychischen Krankheiten heimgesucht und die körperlichen Krankheiten folgten. Ich hatte mich ins Zeug gelegt und einen guten Abschluss in meiner Berufsausbildung absolviert und arbeitet einige Zeit mit viel Erfolg bis mich die Krankheit einholte. Leider bin ich heute sehr verzweifelt und weiß nicht wie alles weiter gehen soll. Die Meinung meines Täters dazu ist: „Seine Wahrheit sei eine andere als meine!“
Nach meinen ersten ernsthaften körperlichen Beschwerden habe ich mich mit einer Autorin „Karin Jäckel“ zusammen gesetzt und in unendlich vielen Stunden Gespräche ein Buch über meine Geschicht veröffentlicht, mit dem Titel: „Er war ein Mann Gottes“!
Liebe Grüße
Cora O.
Email:
cora-o@arcor.de
Webseite:
http://home.arcor.de/cora.o
Hallo Cora,
ganz liebe Grüße aus Ihrem Heimatort Oberkirch, wo in der örtlichen Presse heute über Ihr Schicksal berichtet wurde. Herzlichen Glückwunsch erst einmal zu Ihrem Mut, Ihre Geschichte in einem Buch zu veröffentlichen. Ich gratuliere Ihnen aber vor allem aber, dass Sie jetzt die große Kraft gefunden haben, sowohl den Ort der Vorgänge zu nennen als auch sich auf dieser Seite als Betroffene sexueller Gewalt zu outen. Das Geschehen zeigt mit großer Wucht und einmal mehr die ganze Verlogenheit dieser Religionsverkünder bis in die höchste Kirchenspitze. Es ist ein Supergau für diese Institution, wenn selbst der persönliche Sekretär des Papstes sich der kriminellen Vertuschung einer Straftat schuldig gemacht hat und ein jugendliches Opfer im Stich liess. Ich wünsche Ihnen sehr viel Kraft auf Ihrem Weg. Die Zeit der Wahrheit ist gekommen, sie lässt sich nicht mehr aufhalten. Sie sind nicht mehr allein, es gibt viele Mitstreiter und Mitbetroffene, die jetzt aufstehen. Auch haben Sie viele Helfer aus der geistigen Welt auf Ihrer Seite.
Herzliche Grüße
Werner Reif
Hallo Cora,
Danke für Ihren offenen Bericht.
Ich kann mir nur zu gut vorstellen, daß Ihr Täter „eine andere Wahrheit“ hat als Sie.
Lange konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, daß es Menschen gibt, die ein derartiges Doppelleben führen wie Sie es von Ihrem Täter beschreiben. Ich wußte zwar aus eigener Erfahrunge nur zu gut, daß sexualisierte Übergriffe weit verbreitet sind, aber mir war schleierhaft wie man so lange so leben kann wie diese – in meiner damaligen Sicht zumeist männlichen – „Mit-Menschen“.
Zwei Filme, in denen Täter aus dem religiösen Bereich zu Wort kommen und über sich sprechen, haben mich im wahrsten Sinne des Wortes nachfühlen lassen, was in solchen Menschen vorgeht, bzw. wie es in ihnen aussehen kann.
Zum einen der hier vorgestellte „holy watergate“, ein sehr guter Film, der die persönliche mit der politischen Ebene verbindet, was Übergriffe im katholischen Milieu angeht und „deliver us from evil“, den ich bei den „Mindpirates“ hier in Berlin ansehen konnte und der die „Vertuschungsgeschichte“ anhand des Falles eines letztendlich verurteilten Priesters auf sehr persönliche Art erzählt.
Die vorgestellten Täter weisen soziopathische Verhaltensmerkmale auf, die erst dann wirklich offenbar werden, wenn sie über ihre Taten sprechen. Sie sind stolz auf das, was sie tun. Sie erleben sich als „mächtig“ weil es ihnen gelingt, ihre Umgebung zu täuschen und so gut wie alle christlichen Gebote ungestraft zu brechen.
Ich habe mich beim Anschauen der Filme gefragt, ob diese Täter hätten von Privatpersonen gestoppt werden können. Ich glaube nein. Das christliche Milieu ist dazu zu verklemmt und zu obrigkeitshörig. Die Betroffenen und die Angehörigen machen sich immer wieder immer noch schwere Vorwürfe.
Eiskalt und berechnend haben dagegen die Vorgesetzten der übergriffigen Priester gehandelt. Obwohl es Zeugen für die Übergriffe gab, vieles aktenkundig war, die Polizei ermittelte und einige Eltern entschlossen gehandelt haben, wurden diese Priester von Gemeinde zu Gemeinde weitergereicht. Man setzte darauf, daß niemand sich wehren und aufbegehren würde. War aber so vorausschauend den besonders gefährlichen Priester O`Grady zuletzt in eine sehr abgelegene Gemeinde zu versetzen. In der Hoffnung, daß die Menschen dort besonders „gute“ Christen sind und es sich gefallen lassen, daß ihre Kinder von einem Priester vergewaltigt werden.
In „deliver us from evil“ macht einer der verantwortlichen Bischöffe eine besonders menschenverachtende Äußerung, die zeigt, was diese Kirchenführer von ihren „Schäfchen“ in Wirklichkeit halten.
Gefragt, ob er sich denn keine Sorgen um etwaige neue Opfer in den Gemeinden, in die der betreffende Priester von ihm versetzt worden sei gemacht habe, sagte ein Bischoff sinngemäß : „Nun ja, wenn es sich um männliche Opfer gehandelt hätte, dann schon, aber es waren ja Mädchen“.
Das sollte all den Frauen und Mädchen, die in den katholischen Gemeinden „Freiwilligendienst“ tun und sich engagieren zu denken geben.
Alle im Film gezeigten Betroffenen, ihre Angehörigen und Freunde und Helfer, wie z.B. der Priester Tom Doyle, der seit Jahren dagegen kämpft, daß das Kirchensystem Übergriffigkeit begünstigt, berichteten, daß sie erst dadurch, daß sie innerhalb des Kirchensystems um Unterstützung baten, erkannten, was die „Kirche“, die sie bislang kannten eigentlich ist : ein politischer Machtapparat, der außerhalb des Gesetztes steht.
Pater Doyle brachte es auf den Punkt „Der ideale Gläubige in den Augen der katholischen Machthaber ist jemand, der kuscht, der Angst hat, der sich klein macht. Jesus und seine Anhänger, die ersten Christen, waren ganz anders. Wir sollten uns darauf besinnen, wer wir als Katholiken eigentlich sein wollen und dafür auch eintreten.“
Mein Fazit aus all dem, was ich bisher hier über sexualisierte Übergriffe innerhalb der katholischen Kirche hier erfahren mußte:
Wovon derart Betroffene sich wohl schweren Herzens zuerst verabschieden müssen, ist die Hoffnung, daß ihnen irgendjemand aus dem kirchlichen Umfeld glaubt, ihnen hilft oder sie sogar verteidigt.
Die in den Filmen gezeigten Menschen fanden erst ihre Würde und ihre Selbstachtung wieder, als sie entschlossen und ohne jeglichen „guten Glauben“ gemeinsam gegen den Machtapparat und damit ihre Täter vorgingen.
„Gute Christen“ im Sinne des Machtapparats waren sie ab da sicher nicht mehr, aber alle, die den Mut aufgebracht haben, im Film ihre Geschichten zu erzählen, wirkten wahrhaftig und sind in diesem Sinne „gute Menschen“.
Aus meiner heutigen Perspektive ist das viel mehr wert, als so wie die „normalen“ einfach wegzuschauen und die von Übergriffen gekennzeichnete Realität auszublenden .
Übrigens: Oliver O`Grady, der beschriebene soziopathische Priester, der in den USA wegen sexualisierter Übergriffe auf Kinder zu mehreren Jahren Haft verurteilt wurde und nach eigenen Aussagen 25 Kinder vergewaltigt hat, lebt derzeit bei einer Familie in Irland – die von der katholischen Kirche natürlich nicht vorgewarnt wurde.
Cora, ich wünsche Ihnen viel Kraft und ich hoffe, daß Ihr Buch möglichst vielen LeserInnen die Augen öffnet.
Angelika Oetken, Berlin
Lieber Herr Denef,
ich möchte Ihnen meine Hochachtung zu Ihrem Mut aussprechen. Ich wünsche Ihnen, dass sie diesen, trotz der vielen Angriffe, nicht verlieren.
Mit freundlichem Gruß, Elke Meister
Liebe Cora O.
Ich fange jetzt zum 4. mal an zu schreiben und weis immer noch nicht wie ich meiner Anteilnahme und meinen Willen dir irgendwie zu Helfen Ausdruck verleihen kann.
Ich finde es stark das du den Mut findest dich mit deiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu wenden. Weiter so!! Ich kann nicht viel mehr tun als dich mit meinem etwas unbeholfenen Zeilen zu unterstützen -wie ich hoffe- und dich damit hoffentlich ein wenig (besser noch sehr)- zu Stärken!
Hochachtungsvoll:
Johannes A.
Der schwarze Kuttenmann ( mein Vater ) schrieb an seine Mutter folgenden Brief.
“ In den Bergen dort bei Bützow steht ein Haus aus rotem Stein,darin lebte ich viele Jahre hatte keinen Sonnenschein.
Mutter,Mutter liebste Mutter viele Jahre hab gebüsst,will nun alles,alles ändern,Mutter ich hab dich so lieb „. Seine Mutter starb,denn sein Wort war gar nichts wert.Er wurde entlassen und vergwaltigte mich weiterhin brutal.Er dachte sich immer neue Perversitäten aus,wie Spiele mit seinen Rasierklingen und Spiele mit dem Feuer.Ich lernte Kerzenlicht anders kennen und ich weiß wie heiß eine kleine Flamme auf dem Körper ist.Als ich anfing eine Frau zu werden brannte er mir regelmässig die Haare unten herum weg.Irgendwann wuchsen sie nicht mehr nach und dieser kleine Schutz ist bis heute weg.loja
Liebe Cora. O!
Schon gleich nach Erscheinen des Buches habe ich es gelesen.
Es hat mich sehr betroffen gemacht: Ihre Geschichte, Ihr langes Leiden daran, die Genauigkeit der Erinnerungen, die offenheit und den Mut, sich dieser Geschichte im Erzählen wieder zu nähern.
Aber auch Karin Jäckel imponiert mir immer.
Viele ihrer Bücher habe ich gelesen. Und ich frage mich immer: warum werden die nicht zum Bestseller? Sie sind so gut recherchiert, so viel kenntnisse und Axchtung vor den Opfern kommt darin zum Ausdruck.
Schon viel früher als jetzt hätte man also w i s s e n können, was die angeblich so ahnungslose Öffentlichkeit jetzt so aufwühlt.
Aber die Kirche hatte immer zu viel Macht, bis ins 21. Jahrhundert hinein.
Möge ihre offenheit nützlich sein, auch die Offenheit und der Mut von Norbert Denef.
Alles Gute für Sie!!
Marga
Liebe Cora O.
sich von der Seele schreiben, worüber das Herz nicht mehr schweigen kann! Haben Sie dank für Ihren Mut, Ihrem Schmerz Worte zu geben, die Öffentlichkeit in Ihre Mitverantwortung zu stellen!
In einem Zitat aus der Rezession von Regina de Rossi über Ihr Buch „Er war ein Gottes Mann“ ist zu lesen: …“Dieses Wegschauen, Stillschweigen ist einer der Punkte, den die engagierte Autorin anprangert. »Die Umwelt sieht weg. Hier waren es die Eltern, der Pfarrer, die Gemeinde, die Verwandten, Bekannten, Nachbarn, die keine Fragen stellten, sich nicht kümmerten. Dort sind es Lehrer, Ärzte, Jugendamtsmitarbeiter, die nichts bemerken, nicht eingreifen, falsche Toleranz an den Tag legen oder mit ihren Aufgaben überfordert sind. Mein Briefkasten ist voll von Kinder- und Jugendschicksalen, die durch das Eingreifen von Erwachsenen hätten verhindert werden können!«
In der gestrigen Podiumsdiskussion an der TU war es mir ein innigstes Bedürfniss, zum Schluss an alle Anwesenden einen Appell zu richten, der genau diesen Inhalt, den Sie oben in Ihrem Buch anprangern widerspiegelt!
nämlich dass es Aufgabe der Gesellschaft sei, also jedes Einzelen persönlich, wie zukünftig mit diesem Thema umgegangen wird, ob weiterhin der Fokus auf die Täter gerichtet werde, und dadurch der Blick auf die Not der Betroffenen und Opfern außen vor bleibt. Dass gerade in kleinen Gemeinden die Täterlobby nach wie vor sehr groß ist, vor allem wenn es um Täter geht, die in einer Gemeinde oder in einem Ort hohes Ansehen genießen. Hier wird das Opfer, der Betroffene von der Gesellschaft ausgegrenzt, als Nestbeschmutzer deformiert! Der Blick auf die Opfer ist Aufgabe der gesamten Bevölkerung. Auch würde es einem Opfer eher gelingen, aus der „Opferrolle“ sich zu befreien, wenn Täter durch eine klare Gesetzgebung, durch eine klare Stellungnahme der Bevölkerung gezwungen würden, ihre Täterrolle mit allen Konsequenzen übernehmen zu müssen.
Liebe Caro O., mit Ihrem Buch haben Sie einen Beitrag dazu geleistet! Vielen Dank und meinen größten Respekt für die Kraft, die Sie dafür investiert haben!
Sarah M.
Hallo Sarah M.
mit der Gegenüberstellung „Opferrolle“ – „Täterrolle“ hast Du voll ins Schwarze getroffen. Toll, daß Du den Mut hattest, auf der öffentlichen Veranstaltung ein klares Wort an die Anwesenden zu richten.
Und noch schöner, daß Du offenbar gehört und verstanden wurdest.
Das ist ganz wesentlich – JEDER KANN UND MUSS ETWAS TUN!
Dazu ist es auch gar nicht nötig, sich immer gleich ganz weit aus dem Fenster zu lehnen. Ein paar gezielte Fragen, Nachhaken, auch mal jemandem ins Gewissen reden, reichen häufig schon, um ein Nachdenken und ein gezieltes Nachhaken anzuregen. Das sind die ersten Schritte zur Veränderung.
Ich habe heute Nachmittag mal überlegt, was mir als Kind etwas genützt und mir letztendlich geholfen hätte. Ich kam zum Schluß, daß keiner der verantwortlichen Erwachsenen bis auf den Täter hätte wirklich etwas tun müssen, was ihm selbst geschadet hätte. Das Risiko für jeden, bis auf den Täter – wäre relativ klein gewesen.
Aber dazu hätte Selbsterkenntnis, das Eingeständnis eigenen Fehlverhaltens und eine Verhaltensänderung gehört.
Das ist wohl das Wesentliche und offenbar fällt das vielen Erwachsenen – noch – zu schwer.
Habe gleich mal gegoogelt – zu „Täterrolle“ gibt es viel weniger Beiträge als zur Opferrolle, der Begriff ist ja auch nicht so geläufig.
Auch bezeichnend oder?
Kommt natürlich sofort auf die „To-do-Liste“ für das Glossar…
Herzliche Grüße von
Angelika