WELT ONLINE 14.05.2010

Von Matthias Kamann

Die Missbrauchfälle sind zum zentralen Thema des Ökumenischen Kirchentags geworden. Bei einer Podiumsdiskussion, zu der sie nicht geladen waren, verschafften sich Opfer lautstark Gehör. Während scharfe Kritik an den Kirchenoberen geübt wird, tun sich diese in der Debatte immer noch schwer.

Kaum stand Pater Klaus Mertes vom Berliner Canisius-Kolleg am Mikrofon, schon ging ein älterer Herr nach vorn und rief Mertes zu, er solle aufhören. Diese ganze Veranstaltung zum Thema Missbrauch müsse abgebrochen werden. „Hören Sie auf, Sie haben versagt“, rief der Mann. Es war Norbert Denef, Sprecher des Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt, einst selbst missbraucht.

Er warf der Runde auf dem Podium sowie dem Ökumenischen Kirchentag vor, dass bei dessen Debatten über Missbrauch in der katholischen Kirche Opfer nicht zu Wort kämen. Dabei hätten die den Skandal erst aufgedeckt. So spitzte dieser Eklat das zentrale Thema des verregneten Kirchentages zu auf die Frage: Wie hält es die Kirche mit den Opfern?

Darüber jedoch konnte Denef auf dem Podium am Freitag nicht mitdiskutieren. Er musste unten vor der Bühne bleiben, wo ihn ein Fotografen-Rudel umringte und alsbald Ordner abdrängten. Warum einer wie Denef nicht nach oben geladen wurde, blieb unklar. Kirchentagsregie gegen Betroffene?

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