Hallo alle,
heute möchte ich mich outen. Ich war damals im staatlichen DDR-Kinderheim. Ich bin mit 3 Monaten ins Heim gekommen. Ich war erst im Kindergartenheim und dann im normalen. Meine erste Erfahrung im normalen Heim war, dass ich mit dem Gesicht in der heißen Suppe gelandet bin, nur weil ich mir erlaubt habe im Flüsterton zu sagen: “Mm die Suppe riecht gut“. Ich dachte mir nur, wo bin ich hier gelandet? Alle Kinder trugen die gleichen Sachen, bloß in verschiedenen Größen. Ich bin mit 8 Jahren zum ersten Mal vergewaltigt worden. Wir waren 20 Kinder in der Gruppe 2. Jeder im Heim hatte seine Nummer ich hatte die Nummer 44. Na ja jedenfalls musste ich eines Abends raus, weil wir 8 Mädels Kissenschlacht gemacht hatten. Erst musste ich in der Diele stehen und dann den Duschraum mit der Zahnputzbürste schrubben. Ich hatte eine Wut. Die größeren Heimkinder ab 14 Jahren aufwärts, mussten auf uns aufpassen ca. 2 Stunden. Sie nannten es damals (EvD) Erzieher vom Dienst. Als ich damit fertig war, sollte ich noch den Umkleideraum sauber machen der gleich daneben war. Ich war sauer und weinte. Ich weiß nicht mehr, wie spät es da schon war. Als ich nun endlich fertig war, sagte er zu mir ich soll noch in die Wäschekammer klettern es war ein kleiner Schacht mit einer Luke. Ich fragte was ich da soll, er sagte nur: „Die Wäschesäcke sortieren“. Ich wollte nicht, er schmiss mich rein und vergewaltigte mich. Von dieser Nacht an war ich nicht mehr ich. Bin öfters ohnmächtig geworden, war viel krank. Schulische Leistungen waren auf dem untersten Niveau. Na ja, hab es auch nur bis zur 6. Klasse geschafft. Und das ging 4 Jahre so. Bin von den Erziehern mit Schlüsselbunden beworfen worden und viel bestraft worden, Schläge waren auch dabei, von Strafarbeiten ganz zu schweigen. Ich war bis zum18. Lebensjahr in diesem Heim. Also bis 1984. Leider war ich damals noch nicht soweit mich zu outen.
Ich wünsche Euch viel Kraft.
Ramona
Hallo Romana,
ich weiß vom Forum ehemaliger Heimkinder, dass sehr viele Heimkinder der DDR grauenvolles erleben mussten.
Manchmal muss ich Angelika wirklich Recht geben. Sie sagte einmal:
ganz „normal“ missbraucht.
Was musst du alles mitgemacht haben. Ein Schw… macht das Leben eines Kindes zur Qual, lebt wahrscheinlich unbehelligt sein Leben weiter, und Du hast lebenslang darunter zu leiden.
Vielleicht hast du schon in unserem Forum hier einiges gelesen. Du wirst schnell erkennen, dass wir alle Betroffene sex. Gewalt sind, und uns in diesem Netzwerk zusammen gefunden haben, um gegen diese unerträglichen Missstände zu kämpfen. Wir lassen uns nicht mehr in eine Schmuddelecke drängen, da gehören die Täter hin! Wir hätten im Grunde alle einen Orden verdient, weil wir die lebenden Zeugen dieser Gewalttaten sind, und all unsere Kräfte für die nächste Generation einsetzen, damit es unsere zukünftigen Kinder einmal besser haben werden. Damit Gesetze geschaffen werden, die Kinder schützt und nicht Täter.
Liebe Romana, du hast – indem du dir dein Leid von der Seele geschrieben hast, einen wichtigen Beitrag dazu geleistet. Je mehr Betroffene nicht mehr in diesem von Täterlobbiismus durchtränktem Deutschland schweigen, sondern rebellieren, desto weniger wird man uns überhören und übergehen können.
Vielen Dank für deinen Mut, denn uns ist allen bewusst, dass jeder seine Zeit braucht, um eine Sprache für diese Verbrechen zu finden!
Ich wünche auch dir viel Kraft für deinen weiteren Weg!
Sarah M.
Hallo Sarah
Vielen Dank für Deine Antword.Das ist nur ein kleiner Teil meines Lebens.
Denn leztes Jahr ist meine 5 Jährige Tochter von einen 14 Jährigen misbraucht wurden und er wird höchst warscheinlich frei gesprochen wegen
Mangels an Beweisen.Ich bin so satt und habe so eine Wut im Bauch,das es Ihr genauso ergeht wie mir,Trotz einer Anzeige.Wofür soll das denn gut gewesen sein.wenn sich sowieso nix ändert.Keine Entschedigungnix .Und er läuft weiter rum Als wer nix gewesen.
Bey mona
Hallo Ramona
Danke für deinen Mut, dich hier zu outen.
Schrecklich was du erleiden musstest.
Unendliche Qualen für ein kleines Kind, dass eigentlich in dieser Obhut gut aufwachsen sollte.
Erbärmlich und traurig, dass diese Menschen sich pädagogische Fachkraft nennen.
Ein Kind ist das größte was es gibt und so sollte es auch behandelt werden. Leider geschieht viel zu oft das Gegenteil und das Kind wird nicht als Mensch sondern als Gebrauchsgegenstand benutzt.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute
lg Angela Moonlight
Hallo Ramona,
ja – es ist hart, wenn man erneut – so wie Sie erleben muss, dass wieder ein Täter ungeschoren davon kommt. Trotzdem haben Sie richtig gehandelt, in dem Sie ihn angezeigt haben. Denn er wird es irgend wann einmal wieder versuche, einem Kind sex. Gewalt anzutun. Dann wird Ihre Anzeige nicht umsonst gewesen sein, da er immerhin schon durch Sie aktenkundig wurde. Jede Anzeige macht Sinn, wenn auch leider in diesem Fall nicht direkt für Ihr armes Kind und Sie persönlich.
Sie müssen sich immerhin keine Vorwürfe machen, Sie haben alles in Ihrer Macht stehende unternommen. Die Vorwürfe müssen sich dann die Polizisten und der Staatsanwalt machen, die Ihre Anzeige nicht ernst genug nahmen. Heben Sie sich auf jeden Fall alles auf, was Sie an Kopien und dergleichen über die Anzeige und das „Nicht -urteil“ haben! Sollte sich der Täter erneut an ein Kind vergreifen, können Sie das groß an die Presse geben, dass Sie schon einmal diesen Typen angezeigt hatten, und Ihnen kein Glaube geschenkt wurde.
Für Ihr Kind war es trotzdem wichtig, zu erleben, dass Sie ihm Glauben schenken, und Sie sich für Ihre Tochter eingesetzt haben.
Weiterhin viel Kraft in der Begleitung Ihres KIndes auf dem Weg zur Heilung.
Sarah M.
Liebe Ramona,
bitte,bitte heben Sie alles auf,denn es ist so verdammt wichtig.Jeder Schnipsel,wirklich jeder.Ich wünsche Ihrem Kind und Ihnen ganz viel Kraft.Sie sind für Ihr Kind die beste Mutti von der ganzen Welt.Sie haben das Wichtigste für Ihr Kind getan.Das Gute kommt irgendwann in einer anderen Form zu Ihnen und jetzt ja schon mit dem Lächeln eines Kindes- Ihr Kind- und ich danke Ihnen ! Merzedes
Hallo an Alle,
ich bin gerade erst zurück und wurde in verstaubten Akten fündig.Ich bin so sehr schockiert.Was Behörden und Ämter in zwei Jahren nicht schafften,finde ich an einem Tag.Bitte,warum ist das so und ich bin so sehr am Nullpunkt…Schockiert aber über das was da steht.Nicht alles hab ich so gewusst…es ist so viel passiert und ich galt hier bei Behörden als Dauerlügnerin und jetzt halte ich Wahrheit in den Händen und ich bin doch fast gestorben und ich war ja auch tot…ich war so tot und ich schrei grad und heule,weine und schrei….
Unter sozialistisches Recht fand ich folgende Worte
…………………………..vernachlässigte ihre Kinder
Die ganze Gesellschaft bemüht sich in der DDR,die Sorge um die Menschen zu ihren wichtigen Anliegen zu machen.Eine besondere Stellung hat die Sorge um die Erziehung unserer Jugendlichen und speziell der Kinder.Alle Erziehungsträger,besonders aber die Eltern,werden verpflichtet,ihre Aufgaben in vollem Umfang gerecht zu werden.
Wegen Vernachlässigung dieser Pflichten hatte sich die …..jährige …….vor der Strafkammer des ………. zu verantworten.
Bei ihr nahm das Sich-nicht-Kümmern um ihre Kinder besonders Krasse Formen an.Die inzwischen Verurteilte……..und so weiter und dann ist beschrieben-was sie als Mutter tat.
Später fand ich auch Artikel über meinen Erzeuger und noch ein Schock.
Ich habe überlebt und noch immer kämpfe ich um mein Leben und jetzt kann ich gerade nicht mehr,aber ich werde weiter überleben-ich will leben……….Für zwei Menschen wäre ich gern das Wichtigste auf dieser Welt gewesen……Merzedes
Boh Merzedes
Ich wüsße dann mal gerne ,was bei mir überall stand .
Wo hast du nachschauen dürfen ?
Als ich mit meinen Eltern gefilmt wurde heimlich von (Psychologen ?)
aber ich denke so orientiert , wer weiß , was die da diagnostiziert h
atten ,damals bei mir .
es sieht So aus das da weg schauen ….
Angesagt war , heute villeicht etwas weniger wenn man glück hat ??
Gut das du da nicht alleine hingefahren bist !
Mfg
larissa
Liebe Mercedes,
auch wenn es Ihnen erst einmal die Füße vom Boden weggezogen hat, und Sie unter Schock standen, so ist es dennoch eine GUTE Nachricht, weil Sie nun endlich schwarz auf weiß wissen, dass nicht Sie spinnen, und sich irgendetwas eingebildet haben, sondern dass all die anderen sponnen und spinnen, die ihnen weiß machen wollten, dass alles erfunden gewesen sein soll.
Gerade jetzt, nachem Sie an sich selbst nicht mehr zweifeln müssen, lohnt es sich, weiter zu leben! Sonst wäre ihr ganzer Weg bis hierher umsonst gewesen! Ihr ganzer Schmerz, ihre Verzweiflung, ihre bisherige Arbeit mit sich selbst und mit den Recherchen.
Jetzt haben ihre inneren Kinder, die sich jahrelange durch Flashbacks gemeldet haben, endlich das „offizielle“ Recht, dass man ihnen Glauben schenkt, das man ihnen zuhört! Jetzt ist es nicht mehr nur „Ihre“ Geschichte, liebe Mercedes, jetzt wird es zur Geschichte, zur Wahrheit der dafür Verantwortlichen, die diese Wahrheit nicht mehr von sich wegschieben können. Die sich dieser Wahrheit stellen müssen!
Liebe Mercedes, ich kann aus eigenen Erfahrungen meiner momentanen Recherchenarbeiten nachfühlen, welche enorme Kraftanstrengung dieser Tag heute für Sie bedeutet haben muss, und wie es ist, wenn plötzlich alles, woran auch wir Betroffene dank der steten Suggestion der Verantwortlichen, woran wir immer wieder selbst zeitweise gezweifelt haben, schwarz auf weiß schlagartig Fakt wird! Es retraumatisiert zunächst erneut zutiefst. Ja, man bricht körperlich und psychisch noch einmal komplett zusammen.
So ging es mir heute, als meine Therapeutin mir versprach, mir einen Termin bei der Kripo einzuholen, um mit mir gemeinsam die Anzeige an das Heim wegen unterlassener Hilfeleistung und Fürsorgepflicht, und einen von den vielen Tätern, dessen Name ich inzwischen herausgefunden habe, anzuzeigen. Das was ich all die Jahre nie erfuhr, nämlich das mir jemand zu meinem Recht verhilft, das mir jemand sagt: Ja, es ist Dir grauenvolles Unrecht, Schreckliches widerfahren – und ich sehe nicht darüber weg, ich nehme es wahr, es muss angezeigt werden, damit die Verantwortlichen für ihre „Nicht – Verantwortung“ zur Rechenschaft gezogen werden, all das hat in mir heute einen Vulkan an erleichterten Tränen ausgelöst! Es ist ein Vulkan, der sich über all die Jahre des Vertuschens – des Wegschauen – des sich nicht dafür Sorgens, wie es einem kleinen Kind geht, dass bestialisch jahrelang sex. gefoltert wurde, angestaut hatte und mit dieser Geste meiner Therapeutin, die da heißt: Ich lasse diese kleine Sahah nicht allein, ich nehme sie an die Hand und gehe stellvertretend für die damaligen Zuständigen, die es nicht für nötig hielten, mit dem Mädchen zur Kripo! Wir schaffen das gemeinsam!
Solche mutigen und warmherzige Therapeuten braucht das Land!!!
Therapeuten , die erkennen, dass allein das Recherchieren eine hochgradige Retraumatisierung ist, ebenso wie eine Anzeige erstatten!
Was ist mit diesen Institutionen, die alles bagatallisieren wollen, um ihren Ruf noch tiefer in den Abgrund zu stürzen, da sie dies vor lauter Selbstverliebtheit und Egozentrik ga nicht bemerken?
Sarah M.
Wie die Verantwortlichen oder die Regierung dazu argumentiere wird,
kann ich mir jetzt schon denken:
1. ist denen die nötige Recherche viel zu aufwändig und wird als unverhältnismässig ausgelassen.
Somit lassen sich daraus folgernd die Unrechtstaten garnicht aufklären.
2. wird vorgeschoben, daß ja nicht allen Leitragenen aus vergangenen Unrechtstaten angemessene Entschädigung gezahlt werden kann.
3. man die Vergangenheit abhaken soll und sich nach vorn orientieren muß.
4. die Bevölkerung sich mehr den jetzigen Problemen widmen solle. Man denke nur an Griechenland …
Wie betroffene Opfer zurecht kommen sollen, bleibt den Opfergruppen dann selbst überlassen. Betroffene sollen sich gegenseitig helfen hört man oft. Die Restbevölkerung soll möglichst von deren Leid und den Folgen verschont bleiben, damit sie leistungsfähig bleibt.
So in etwa sieht es doch bis jetzt aus.
Zwar gibt es Pseudo-Hilfsangebote, welche aber bei weitem nicht ausreichen und oft nur als vorgeschobenes Alibi dienen.
Somit wird nur sehr wenigen wirklich geholfen und es soll nach Aussen den Eindruck erwecken, als würden alle Betroffene derart unterstützt. Man will sich eben nicht lumpen lassen.
In Wirklichkeit sieht es so aus, daß man betroffene Ofer nicht haben will.
Sie sind wohl zu Zeitaufwändig, zu teuer, zu nervenaufreibend und halten nur auf.
Und die Moral ist ja schon vielfach lange kein Thema mehr in unserem Staat.
Hubert