Sehr geehrte Frau Schröder, sehr geehrte Frau Leutheusser-Schnarrenberger,  sehr geehrte Frau Prof. Dr. Schavan, sehr geehrte Frau Dr. Bergmann,

ich bin weder ein kirchliches Opfer, noch ein institutionelles! Ich wuchs in einem Heim auf und wurde von Kleinkindalter an von meiner eigenen Mutter an den Wochenenden jahrelang verkauft an sadistische Täter, die mich bestialisch sexistisch misshandelten.

Durch die schockierenden unzählig nun endlich an die Öffentlichkeit geratenen sexuellen Missbräuche dank der mutigen Betroffenen kam mir kürzlich auch mein bisher letztes und grauenvollstes abgespaltenes Trauma ins Bewusstsein!

Nun stehe ich im Alter von fast 50 Jahren wieder am Anfang, um die an mir in meiner Kindheit verübten sexuellen Gewalttaten und Verbrechen zu verarbeiten, (oder beharren Sie weiterhin darauf, diese Gewalttaten bagatellisiert als „Vergehen“ im Gesetz zu verankern?)

Trotz meiner vor ca. 13 Jahren beendeten Therapie bekomme ich keinen Fuß mehr in die Türe des Arbeitsmarktes. Ich muss heute als qualifizierte Erzieherin und Werklehrerin von Leistungen des SGB II leben, vom Existenzminimum! Und das nicht aus eigenem Verschulden! Meine Seele blutet seit nun fast 50 Jahre!

„Verantwortung verjährt nicht!“

Bleiben die von Ihnen, sehr geehrte Fr. Schröder ausgesprochenen Worte leere Phrasen, oder wollen Sie mit den Verantwortlichen am Runden Tisch endlich die in unserem Lande bestehende Täterlobby durchbrechen?

Ich bin Eine von Vielen, die erst im Alter von 30, 40 Jahren aus ihrer Teilamnesie erwachte aufgrund von plötzlich eingetretenen körperlichen sowie seelischen Totalzusammenbruchs! Betroffene schweigen nicht aus Lust und Laune jahrelang, oder weil sie zu feige sind.

Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Schavan, Ihnen als Bundesministerin für Bildung und Forschung müssten folgende Forschungsergebnisse mittlerweile bekannt sein. Diese haben ergeben, je schwerer und bestialischer die sex. Misshandlungen sind, je früher sie beginnen und umso vertrauter der Täter ist, desto tiefer sitzt das Trauma.

Sie, sehr geehrte Frau Leutheusser-Schnarrenberger wollen die Verjährungsfrist auf 30 Jahre anheben. Übersetzt hieße das: Alle Opfer, die durch extreme Traumatisierungen aufgrund unvorstellbarer sexistischer Gewalt es innerhalb dieser Frist noch nicht „geschafft“ haben, ihre Teilamnesie zu lösen, trifft das Nachsehen.

Im Klartext bedeutet es: Je schwerer zukünftig Täter ihre Opfer traumatisieren, und je heftiger sie diese unter psychischen Druck setzen, desto mehr dürfen sich zukünftig diese Perverslinge in Sicherheit wiegen.

Ist das Ihr Ziel, das Sie in Deutschland zum Schutze unserer Kinder zukünftig erreichen wollen?
Ist das die Übersetzung der magischen drei Worte: „Verantwortung verjährt nicht“?

Begeht ein deutscher Bürger einen bewaffneten Banküberfall und ist auf der Flucht, wird er zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. Er muss dabei noch gar keinen getötet haben!

Traumatisierte Betroffene eines Banküberfalls bekommen automatische Hilfe zugesprochen. Sie müssen nicht erst verzweifelt suchen, wie sie mit ihrem Trauma zukünftig zurechtkommen. Betroffene von sex. Misshandlungen, die Jahre später erst an ihr Trauma stoßen, stehen völlig im Regen, sollen sich selbst in ihrem Schockzustand kümmern, wo sie Hilfe finden, müssen sich Amtsarztuntersuchungen unterziehen, haben keinen Anspruch auf Dienstausfallsleistungen, werden auf ein Abstellgleis gestellt, beziehen irgendwann eine kleine Rente, oder Harz IV -Leistungen, weil sie aufgrund ihres Zustandes nicht mehr in der Lage sind, einer Arbeit nachzugehen.

Opfer sex. Misshandlungen dürfen nach Ablauf der Verjährungsfrist im Zivilrecht ihr jahrelanges durch das Trauma ausgelöstes Schweigen nicht einmal den Namen des Täters erwähnen, da sie sonst durch ihren Seelenmörder wegen Verleumdung angeklagt werden dürfen. Welch ein Hohn!

Der Täter hat bis zu diesem Zeitpunkt in keinster Weise für seine Tat büßen müssen, weil sein Opfer stumm gemacht wurde durch die schwere Traumatisierung, und nun – wo es dann endlich die Sprache wiedergefunden hat, darf es dank eines täterfreundlichen Gesetzes nicht mehr reden. Glauben Sie wirklich, dass dies im Sinne der Bürger ist, der Eltern – die ihre Kinder in Liebe großziehen? Wir Deutschen stellen uns in der Öffentlichkeit gerne als familienfreundliches, soziales Land dar. Ist das familienfreundlich und sozial?

Sie rechnen nach wie vor damit, dass der Normalbürger über die Konsequenzen der Verjährungsfrist nicht im Bilde ist! Sie irren, inzwischen sind sich über 80% dieser Ungerechtigkeiten und deren fatalen Folgen bewusst!

Ein Kind darf in Deutschland ungehindert sexuell misshandelt werden, sei es von kirchlichem Würdenträger, von angeblichen „pädagogischen“ oder „ärztlichen“ Fachkräften, von eigenen Familienmitgliedern. Ihre Serientäter laufen heute unbeirrt dank der Verjährungsfrist im Zivilrecht durch die Lande und misshandeln munter und unbestraft weiter unsere Kinder, unsere nächste Generation Deutschlands. Ihnen fehlt bis heute der Mut, die katholische Kirche den gesetzlichen Regelungen auszusetzen. Es ist hinreichend bekannt, dass unzählige Akten in den jeweiligen Institutionen und Bistümer in den Archiven liegen. Jede Akte ein Zeugnis von unendlichem Leid. Sie schützen die Täter! Ich fordere Sie auf, eine Anzeigepflicht und die Aufhebung der Verjährungsfrist im Zivilrecht bei sexueller Gewalt gesetzlich zu verankern, damit hindern Sie Täter, sich weiterhin trotz Mitwisser an unsere Kinder zu vergreifen!

Es wäre Ihre Aufgabe, sehr geehrte Fr. Leutheusser-Schnarrenberger, als Bundesjustizministerin für die Einhaltung unserer Gesetze zu sorgen, sei es von Würdenträgern oder von jedem anderen Bürger des Landes. Sie haben das Recht, für all diese Einrichtungen eine Großrazzia einzuleiten. Warum zögern Sie so lange? Sind Sie der „Kirche“ etwas schuldig???

Wollen wir ein Land voller Täter und Opfer züchten? Eines Tages wird es keine „Unbetroffene“ mehr geben, wenn dem nicht endlich mutig und konsequent ein Schlussstrich gezogen wird mittels Gesetze, die unsere Kinder schützen und nicht die Täter!!!

Helmut Kohl ging in die Geschichte ein, weil er Realität werden ließ, worüber niemand je zu träumen gewagt hatte. Mutig und konsequent ging er zielstrebig seinem Ziel entgegen, unbeirrt davon, was Zweifler, Zögerer und Gegner von sich gaben. Er ließ die Mauern fallen, die Jahrzehnte lang ein Volk voneinander trennten.

Zeigen Sie, dass Sie auf der Seite der Wähler stehen, die in einer Umfrage mit über 80% für die Aufhebung der Verjährungsfrist im Zivilrecht abgestimmt haben!

Zeigen Sie, dass Sie im Sinne des Volkes handeln. Sie wurden als Vertreter des Volkes gewählt!

Enttäuschen Sie Ihre Wähler nicht! Jetzt können Sie beweisen, dass Sie das in Sie gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen werden!

Sehr geehrte Frau Dr. Bergmann, Sie wollen von Betroffenen hören, was Sie in ihrer Situation gebraucht hätten und auch heute noch benötigen! Wir Betroffene wollen nicht mehr von anderen vertreten werden. Wir wollen uns am Runden Tisch gegen sexuellen Kindesmissbrauch selbst vertreten.

Sehr geehrte Frau Schröder, als Mitarbeiterin von netzwerkB fordere ich Sie auf, mit uns in gleicher Augenhöhe zu diskutieren und nach akzeptablen Lösungen zu streben.

Hochachtungsvoll

Sarah Mohn
Mitarbeiterin von netzwerkB