Leserbrief 3.6.2003
Hans Christian Andersen schrieb einmal eine wunderbare Geschichte „Des Kaisers neue Kleider“.
Sie ist aktueller denn je.
Ein Kind, so unverdorben und noch nicht durch die Scheinheiligkeit von und für Machthaber zurecht gebogen, entlarvt die Verkleidung.
Vertreibung/ Versteck/ Verwunderlich
Im vermeintlichen Paradies fing die Verkleidung der Gefühle an.
Heute haben Verkleidungskünstler Hochkonjunktur und werbungsstarke Angst vor Ent – Hüllung©
Mich erinnert dieses Märchen sehr an die Gebaren der Katholischen Kirche, die besonders jetzt ins Visier geraten sind und vor allen Dingen der Papst.
Die Menschen, die ihr ganzes Leben schwer unter der Knute dieses Vereins gelitten haben, sind viel mutiger und vor allen Dingen ehrlich! Sie haben mein vollstes Mitgefühl. Sie haben sich trotz schwerer Folgestörungen aus den Missbräuchen, verständlicher Scham und Angst ( damit hat die Kirche ja immer gearbeitet – Sünder jüngstes Gericht, etc.)getraut, an die Öffentlichkeit zu gehen.
Oft habe ich mich gefragt, wie kann es sein, dass diese Kirche so lange Bestand haben kann und konnte. Sind die Menschen tatsächlich mit so viel Blindheit auf die Welt gekommen? Ich habe noch nie einen Säugling gesehen, dem man ansah, dass er eine Erbschuld hat. Ich habe das geglaubt, als meine bigotten Eltern mir das mit Worten und Taten hoch katholisch eingeprägt haben. Ich war ihnen ja auch ausgeliefert. Unter dem Deckmantel der Katholischen Kirche konnten sie alles mit mir machen was sie wollten.
Ich bin Jahrgang 1950, selbst jahrelang Missbrauchsopfer eines streng katholischen Vaters und wuchs auch unter der Macht der Katholischen Kirche auf. Ich hatte Erbschuld, die ich nie und nimmer in meinem Leben abbeten/abarbeiten und büßen konnte. So wurde es gepredigt in Kirche und Elternhaus. Die Eltern hatten ja auch nichts anderes eingeimpft bekommen und mussten sich dem Diktat der Kirche beugen. Welch eine aussichtslose Perspektive – denkt ein Kind. Gott, der alles, wirklich alles, auch in der hintersten Ecke der Seele eines Kindes sieht, wurde zum Verhängnis und jegliches Vertrauen im Keim erstickt. Selbst das Denken war eingeschränkt (s.Beichtspiegel).
Wenn Eltern dann ihren praktizierten „GOTTESDIENST“ auch noch an ein Kind weitergeben, dann ist da kaum rauszukommen. Bestrafung musste sein. Wie kriegt man ein Kind sonst auch hingebogen zu Gotteskindern? Schließlich winkte nach dem Tod ja das ewige Leben. Mir macht der Tod heute keine Angst mehr. Ich bin ihm oft genug in meinem Leben begegnet und Gott war zu der Zeit auch nicht da, er hat mich auch nicht gehalten. Eine Porzellan -Madonna ersetzte den fehlenden Beistand. Die Psychotraumatologie kann , ohne Gott mit ins Spiel zu bringen, verständlich machen was da im Gehirn passiert, wenn Menschen dem Tode nahe sind. Nachdem ich das Buch „Die Bücherdiebin“ gelesen habe, ist mir der Tod, weil er so menschenfreundlich vermittelt wird, ein treuer, zuverlässiger, bedingungsloser Begleiter geworden. Bedingungslose Liebe habe ich weder von den Eltern oder von der Kirche erfahren.
Vor allen den Eltern sind Kinder anvertraut und sie müssen die Verantwortung für das Leben eines Kindes übernehmen. Geben sie ihre Verantwortung an die Kirche als höhere Instanz ab – sie nannten es – der liebe Gott – handeln sie grob verantwortungslos. Woran lag und liegt das?
Meine Vermutung: sie haben nichts hinterfragt und blind geglaubt.
Durften sie überhaupt hinterfragen?
Beten, arbeiten und absoluten Gehorsam zeigen und bloß nicht mucken. Jeden Abend eine Gewissenserforschung halten, wöchentlich beichten nach dem Beichtspiegel des LAUDATE.
4.Gebot:Eltern und Vorgesetzte.
Bin ich gegen meine Eltern und Vorgesetzte unfreundlich, grob, trotzig gewesen? – Bin ich ungehorsam gewesen? – Habe ich sie belogen? – Habe ich schlecht über sie geredet? – Habe ich ihnen Böses gewünscht? – Habe ich für meine Eltern nicht gebetet?
Was bedeutet das alles für ein Kind von 5/6 Jahren?
Es muss gehorsam sein bis zur Selbstaufgabe, sogar dann wenn Eltern ihr Kind emotional, körperlich, rituell und sexuell missbrauchen. (viertes Gebot) Ein Kind macht das denn auch und richtet sich so als ein fast seelenloses Wesen ein (Schein-Zuhause)
Jetzt ist der Beichtspiegel aber noch gar nicht zu Ende. Da kommen auch noch die Gebote 6 – 9.
6. u. 9. Gebot: Schamhaftigkeit und Keuschheit.
Habe ich mich und andere unschamhaft angeschaut? – Habe ich mich unschamhaft berührt? – Habe ich über Unkeusches freiwillig nachgedacht? – Habe ich Unkeusches gewünscht? – Habe ich Bilder, Menschen,, mich selbst mit unkeuscher Absicht angeschaut? – Habe ich unkeusche Reden geführt, unkeusche Lieder gesungen, Unkeusches freiwillig angehört? – Habe ich Unkeusches getan? (Allein? Mit anderen?) – Habe ich von anderen Unkeusches an mir tun lassen?
In meinem Sündenkatalog stand auch noch: Habe ich daran gedacht, Mutter zu werden? Leider konnte ich diese schriftliche Quelle nicht mehr auftun, evtl. stand es im Katechismus.
Wiederum stellt sich die Frage, warum die Kirche mit ihren eigenen Gesetzen Bestand hat und mit kirchlicher Druckerlaubnis so etwas als Richtschnur an ihre Gläubigen weitergibt und sich das auch noch bezahlen lässt?
Welchen Spagat muss ein Kind da vollführen? Wie soll es auf der einen Seite den Eltern/Priestern/Vorgesetzten bis zur Selbstaufgabe gehorchen und alles mit sich machen lassen, wenn es sich dadurch auch wieder schuldig macht , weil es sich nicht wehrt, wenn Eltern, etc. sich an ihm vergreifen. Diesen Konflikt kann ein Kind nicht aushalten und versucht alles, um sich die „Liebe“ der Eltern zu erkaufen/ zu erarbeiten oder es steigt aus dem Leben aus. Hurt eine Mutter dann noch mit einem fremden Mann herum und das Kind sieht das, so macht es sich ja auch wieder schuldig. Grausam!
Möglicherweise sind die jetzt bekennenden Missbrauchsopfer genau so erzogen/zurechtgebogen worden wie ich.
„Ich bin der Herr, dein Gott“. Das allein ist schon Tobak genug. Beugen bis zur Lähmung.
Guckt man sich einmal recht nüchtern GENESIS an, womit alles doch anfing, da kann einem nur schlecht werden. Zuerst sieht es doch ganz nett aus, dass Gott die Welt so wunderbar erschaffen hat. Schubert hat in seiner `Deutschen Messe` in den ersten Zeilen noch ein sehr heiles und unverdorbenes Weltbild hinterlassen.
Noch lag die Schöpfung formlos da, nach heiligem Bericht;
da sprach der Herr: Es werde Licht! Er sprach‘ s und es ward Licht.
Und Leben regt, und reget sich, und Ordnung tritt hervor. (da regt sich Leben noch)
Und überall, allüberall tönt Preis und Dank empor. (von wem?)
GENESIS
1 Moses 1, 26-27
Menschen
Dann sprach Gott:“ Lasst uns den Menschen machen nach unserem Abbild, uns ähnlich; sie sollen herrschen über des Meeres Fische, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über alle Landtiere und über alle Kriechtiere am Boden!“ So schuf Gott den Menschen nach seinem Abbild, nach Gottes Bild schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie.
1 Moses 2, 15-17
Bestimmung
Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und erhalte. Gott, der Herr, gebot dem Menschen:“ Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, nur vom Baum der Erkenntnis darfst du nicht essen; denn am Tage, da du davon isst, musst du sterben.“
1 Moses 3, 1-24
Versuchung und Fall
Die Schlange aber war listiger als alle anderen Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gebildet hatte. Sie sprach zur Frau:“ Hat Gott wirklich gesagt: `Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?`“ Da sprach die Frau zur Schlange:“ Von den Früchten der Gartenbäume dürfen wir essen. Nur von den Früchten des Baumes, in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: `Esst nicht davon, ja rührt sie nicht an, sonst müsst ihr sterben.!“ Die Schlange sprach zur Frau:“ O nein, auf keinen Fall werdet ihr sterben! Vielmehr weiß Gott, dass euch, sobald ihr davon esst, die Augen aufgehen, und ihr Gutes und Böses erkennt.“ Da sah die Frau, dass der Baum gut sei zum Essen und eine Lust zum Anschauen und begehrenswert, um weise zu werden. Sie nahm von seiner Frucht, aß und gab auch ihrem Mann neben ihr, auch er aß. Da gingen beider Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenlaub zusammen und machten sich Schürzen daraus.
Entdeckung
Da vernahmen sie das Geräusch Gottes, des Herrn, der im Garten beim Windhauch des Tages einherging. Und es versteckten sich der Mann und die Frau vor dem Angesicht Gottes, des Herrn, mitten unter den Bäumen des Gartens. Gott, der Herr, aber rief dem Menschen zu und sprach:“ Wo bist du?“ Er antwortete:“ Dein Geräusch hörte ich im Garten; ich hatte Scheu; denn nackt bin ich ja; daher versteckte ich mich.“ Warum hat Gott die Menschen nackt= ungeschützt, vor allem vor ihm gelassen und bietet anstatt Schutz nur Verbote und Bestrafung?) Er sprach:“ Wer tat dir kund, dass du nackt bist? Hast du etwa von jenem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?“ Der Mensch entgegnete:“ Die Frau, die du mir als Gefährtin gegeben, hat mir vom Baume gereicht, und ich aß.“ Da sprach Gott, der Herr, zur Frau: “Was hast du getan?“ Die Frau erwiderte:“ Die Schlange hat mich betört, und ich aß.“
Strafen
Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange:“ Weil du das getan hast, sei verflucht aus allem Vieh und allem Getier des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang! Feindschaft will ich stiften zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten und du wirst nach seiner Ferse schnappen.“
Zur Frau sprach er:“ Zahlreich will ich deine Beschwerden machen und deine Schwangerschaften: unter Schmerzen sollst du Kinder gebären. Und doch steht dein Begehren nach deinem Manne, er aber soll herrschen über dich.“ Zum Manne sprach er:“ Du hast auf die Stimme deiner Frau gehört und vom Baume gegessen, von dem zu essen ich dir streng verboten habe; darum soll der Ackerboden verflucht sein um deinetwillen; mühsam sollst du dich von ihm nähren alle Tage deines Lebens! Dornen und Gestrüpp soll er dir sprießen, und Kraut des Feldes sollst du essen! Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot verzehren, bis du zum Ackerboden wiederkehrst, von dem du genommen bist. Denn Staub bist du, und zum Staube sollst du heimkehren!“ Adam nannte seine Frau Eva, denn sie ward zur Mutter aller Lebendigen. (Wie gut, dass Adam seiner Frau den Namen Eva als Bezeichnung für Lebendig, gab)
Vertreibung
Gott, der Herr, machte Adam und seiner Frau Fellröcke und bekleidete sie.( Nackt kann auf der einen Seite Freiheit bedeuten, anderseits auch: schutzlos. Hier ist wohl gemeint: Gott bedeckte sie, um Adam und Eva der Freiheit zu berauben. Beides wäre möglich) Dann sprach er:“ Ja, der Mensch ist jetzt wie einer von uns geworden, da er Gutes und Böses erkennt. Nun geht es darum, dass er nicht noch seine Hand ausstrecke, sich am Baume des Lebens vergreife, davon esse und ewig lebe.“ (An dieser Stelle werden Angst, Neid, Konkurrenz und Machtstreben Gottes sehr deutlich) So wies Gott, der Herr, ihn aus dem Garten Eden fort, dass er den Ackerboden bearbeite, von dem er genommen war. Er vertrieb den Menschen, ließ ihn östlich vom Garten Eden wohnen und stellte die Cherubim und die flammende Schwertklinge auf, den Weg zum Baum des Lebens zu behüten.
Als ich diese Textstellen abschrieb aus einer Gutenberg – Bibel, wurde mir erst einmal schlecht. Einerseits wurde mir Gott genau so beigebracht, wie man es liniengetreu in dem Lied: Strenger Richter aller Sünder nachlesen kann.(es reichen die ersten drei Strophen mit Refrain)
Strenger Richter aller Sünder, der du uns so schrecklich drohst,doch als Vater deiner Kinder, unser einz`ger Schutz und Trost:
Gib uns Gnade, recht zu büßen, dass wir nicht einst hören müssen:Geht von mir, ich kenn euch nicht! Herr, wend ab dies Strafgericht!
Weh uns! Kennen deinen Willen,/ den dein Sohn uns selbst gelehrt,/ und ihn dennoch nicht erfüllen, das ist doppelt Strafe wert.
Und wie viele sind der Sünden,/ die wir Herr, vor dir getan!/ Doch du lässt uns Gnade finden,/ nimmst ich gern der Sünder an.
Diese Abhängigkeit von Gott, dem Allmächtigen wird kaum in einem anderen Kirchenlied so deutlich wie hier. Immer wurde es Karfreitag mit aufrichtiger Sünderhaltung in der Kirchengemeinschaft laut gesungen!!!
Fangen wir mal von vorne an. Gott erschuf die Welt und“sah, dass es gut war.“ (Welch ein narzistisches Gebahren!)
Es muss einen Grund gegeben haben, um die Welt zu erschaffen, oder? Ich finde keinen, nehme jetzt aber mal kindlicherweise an: weil Gott sonst viel zu einsam gewesen wäre. Er macht den Menschen aus Staub, nach seinem Abbild. Abbilder sind genaue Wiedergabe eines Menschen oder eines Dings. Das müsste dann folglich so sein, dass der Mensch wie Gott ist.
Er (zumindest die Verfasser und Veränderer dieser Schöpfungsgeschichte schreiben es)sagt es auch so, schränkt jedoch den Menschen in seinem Lebensspielraum in der Ausübung von Sexualität ein. Seine Macht spielt er aus, indem er dem Menschen verbietet vom Baum des Lebens zu essen. Eigentlich geht das gar nicht; wie sollen Menschen existieren, geschweige denn gezeugt und geboren werden, wenn sie des Lebendigen beraubt werden, bzw. das Lebendige ihnen vorenthalten wird vom Herrn, dem Gott? Ich verstehe das immer noch nicht. Sei Dank, haben sich die Menschen das Lebendige bewahrt.
In den bekannt gewordenen Missbrauchsfällen hat genau da die Beraubung des Lebendigen und der Seelenmord wieder statt gefunden. Da mache ich auch fast keinen Unterschied zwischen den sexuellen Missbräuchen von Priestern/ Vorgesetzten und den sexuellen Übergriffen in Familien. Die Missbrauchsfälle in der Kirche sind deshalb so schlimm, weil die Kirche Moralinstanz ist. In den Familien sind die Kinder direkt von Anfang an ausgeliefert und können noch eher verdeckt bleiben, da die Abhängigkeit wesentlich größer ist und intern die Strafmaßnahmen und Lebensbeschränkungen grausam sind. Sind die Eltern dann noch sehr Kirchen gläubig, wird es erbärmlich für die Existenz der Kinder
Wenn ein Kind (s. Beichtspiegel aus dem Laudate, Ausgabe Münster 1955) sündigt, also die Gesetze des Herrn und der Eltern nicht befolgt und einfach nur lebendig sein will, dann wird es äußerst schwer bestraft und „vor die Tür“ gesetzt. Außerdem wird der Mensch mit vielen Schmerzen beladen (vor allem die Frau). Wie hält ein Mensch das denn aus? Moses 3, 1-24 ist die Entstehung des ersten Sündenfalls. Sie ist Grundlage der kirchlichen Lehren von der Erbsünde bis zur Erlösung.
Der „Sündenfall“ bedeutet ja, dass der Mensch jetzt ja wie Gott ist und Gutes und Böses erkennen kann. Erkennen wird im Hebräischen für den ehelichen Verkehr gebraucht. Da wird es schon schwieriger. Wie soll das gehen, Nachkommen zeugen ohne ehelichen Verkehr? Das allein behält sich Gott vor? Da der Papst Stellvertreter Gottes ist, schreibt der Papst vor, wie die Menschen ihre Sexualität leben sollen, ansonsten….
Wie einsam hat Gott sich da wieder gemacht: zuerst erschafft er den Menschen, sagt, dass es gut war und dann wirft er ihn raus aus seinem Garten. Da er allmächtig ist, hätte er sich vorher überlegen sollen, wie er die Welt, die Tiere und die Menschen macht. Die Schlange hat er ja auch geschaffen, aber sie ist ein gottesfeindliches Wesen. Wir kennen das alle, wie im täglichen Leben Feindbilder geschaffen werden, doch von Gott? Wie kann man einem solch narzistischen Gott Vater glauben, dass er der liebende Gott ist? Im Namen des Vaters ist alles möglich. Vermutlich geht das nur, wenn mit der nötigen Strafe, Erbschuld, Vertreibung aus dem Paradies , dem „Jüngsten Gericht“ und der Institutionalisierung von Himmel, Hölle und Fegefeuer gedroht wird. Wird das von Anfang an eingebläut, dann ist Entrinnen (Leben) kaum möglich.
Als Abraham dann noch seinen Sohn Isaak töten soll als Opfer für Gott, da konnte Abraham von Glück reden, dass der Engel ihm das Messer aus der Hand nahm. Möglicherweise war das auch ein Schöpfungsfehler von Gott, die Engel zu schaffen.
Zum Höhepunkt schreitet Gott Vater, als er „seinen“ Sohn opfern lässt. War das Wiedergutmachung? Ziemlich harte Nummer, um die Menschheit zu erlösen. Wie heißt es noch in der Wandlung
„In gleicher Weise nahm er nach dem Mahl auch diesen wunderbaren Kelch in seine heiligen und ehrwürdigen Hände, dankte dir abermals, segnete ihn und gab ihn seinen Jüngern mit den Worten:
Nehmet hin und trinket alle daraus. Das ist der Kelch meines Blutes, des neuen und ewigen Bundes, Geheimnis des Glaubens – , das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“
Welche Mutter, welcher Vater würden ihr eigenes Kind aus dem Haus vertreiben oder es als Opfergabe töten? Wie mörderisch und sadistisch ist das denn? Ein Kind oder ein schon früh gebrochener Mensch hat nur Angst wie Adam und Eva, schämt sich, weil es/er seiner Würde beraubt wurde. Adam und Eva waren nackt ( eigentlich ein Zeichen für Freiheit), aber sie waren Gott damit auch schutzlos ausgeliefert wie Kinder, die missbraucht werden.
Wenn dann vom „lieben“ Gott gesprochen wird, so muss das ein anderer Gott sein als der in GENESIS. Es könnte auch sein, dass Allmächtige alles können: Willkür nennt man es dann, wenn etwas nicht so läuft, wie man sich das vorstellt, sind die Menschen schuld, müssen bestraft werden und dann kommt der „liebe“ Gott und nimmt sie nach reuigem Verhalten wieder zu sich, bis zum nächsten Mal. Ich weiß, dass dieses höchst ambivalente Verhalten in vielen Familien praktiziert wird ( mit Zuckerbrot und Peitsche) und Kinder in solchen Ambivalenzen ihre Sicherheit total verlieren.
Trotz allem kann ich die Vorstellung, dass es einen “lieben“ Gott geben könnte, verstehen. Das ist sicherlich ein Gegenbild zu dem strafenden Gott, aber eben nur Imagination – mehr nicht! Denken wir einfach mal an den letzten Krieg. Die Menschen beteten wie die Weltmeister und die Kirche hatte volle Häuser. Wie gut, dass die Menschen diese Fähigkeit der Imagination hatten. Möglicherweise haben sie so ihre Nöte, Ängste, Hunger und Verluste an ein imaginäres Wesen abgeben können. Sie nannten es Gott, hinterfragten es aber nicht. Die Sünderhaltung und die Gesetze der Kirche blieben bestehen. Als ich das Gotteslob meines biologischen Vaters vor ein paar Jahren durchsah, erschrak ich zutiefst. Voll geklebt waren die Seiten mit kleinen Zetteln, die immer nur den Tenor hatten: befreie mich Herr, mich armen Sünder von meiner Schuld! Welche seelischen Qualen müssen diese Menschen gelitten haben? Befreit haben sich diese Menschen nie von der Sünderhaltung und sind so in den Tod gegangen. Viele von ihnen waren (etliche Menschen heute auch noch) fest davon überzeugt, dass „Strafe“ muss sein i.S. Von: du hast so viel gesündigt, dass du den Stempel Sünder bis über den Tod hinaus behältst.
Heute weiß ich, dass die Imagination auch heilen kann, so dass ich mich schon vor 15 Jahren von der, für mich bigotten Kirche verabschiedet habe. Als Ersatz für Gott hat die Natur einen festen Platz bei mir – und die war ja schon vor der Niederschrift von GENESIS da. Das wiederum heißt nicht, dass jetzt alles gut ist. Gerade das Bekanntwerden der neuesten Missbrauchsfälle in Bereich der Katholischen Kirche wirkt wie eine Retraumatisierung für Menschen mit Missbrauchserfahrung. Ich wünsche, dass diese Menschen in den jetzt folgenden juristischen als auch kirchenrechtlichen Verfahren wirklichen Beistand bekommen. Opferentschädigungsverfahren sind kein Spaziergang – das Gegenteil ist der Fall.
Unbeeindruckt
Die Nacktheit verharrt zum Objekt degradiert unbeeindruckt vor blinden Augen.
Die parasitären Mäntel der getreuen Gesetzeshüter stehen zum Tausch an für die schützenden Umhänge der Scham und Neutralität. Das Haus der sezierten Blöße ist bewohnt©
Das Bekanntwerden der vielen Missbrauchsfälle hat sicherlich dem Ansehen der Kirche geschadet. So sagte es Bischof Genn aus Münster in den letzten Tagen. Geht es um Ansehen, gesehen werden? Die Missbrauchsopfer wurden von den Tätern (auch von den Verheimlichern in der katholischem Kirche) in ihrer menschlichen Würde absolut nicht gesehen, geschweige denn würdevoll behandelt. Wenn alles geheimnisvoll bleiben soll und mit Strafe gedroht wird ( auch der kriminellen Kreativität sind da keine Grenzen im Schweigeraum gesetzt), dann ist das Verbrechen. Den Opfern solcher Greueltaten ging es nicht um Ansehen, sondern einfach nur um nackte EXISTENZ. Zur Existenz gehört auch die Seele und die ist gebrochen. Seelenmord nannte es Frau Ursula Wirtz einmal. Ich verweise hier einmal auf einen sehr mutigen Menschen, der öffentlich seine sexuellen Missbräuche von Vertretern der Kirche kundgetan hat und auch immer noch tut. NORBERT DENEF. Ihm danke ich sehr herzlich für seinen Mut, seine Kraft weiter zu kämpfen und nicht zurück zu schrecken vor kirchlicher Macht.
Sehnsucht
Als die Sehnsucht starb verschloss auch die Liebe ihren Mund.
Sie starben lautlos nebeneinander und KEINER bemerkte es.
Ihr kurzes Leben verdanken sie dem eiskalten Herz der Seelenmörderin ©
Ob diese Seelen jemals tatsächlich geheilt werden können?
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Täter nicht immer pädophil sind. Oft kommen sie aus einer „broken- home“ – Szene, die ja dem strengen GENESIS – Bericht recht nahe kommt. Sehr subtil verhalten sich Pädophile, deshalb ist es auch besonders tragisch für die Opfer.
Immer wieder drängt sich mir die Frage auf, was denn in GENESIS an bedingungsloser Liebe zu finden ist – die Gott ja sein soll -?Vielleicht können mir meine Leser da etwas weiterhelfen. Das ist ein ernst gemeinter Wunsch und in keinster Weise polemisch gemeint.
Dem Ansehen der Institution Kirche, wie Bischof Genn aus Münster sagt, ist sicherlich mit diesem Bekanntwerden geschadet worden. Da müssen jetzt glaubwürdige Taten folgen und nicht nur Flickschusterei und Verheimlichung und Bagatellisierung. Ich habe mich lange mit GENESIS vorab beschäftigt. Das ist doch eigentlich der Baustein, auf dem Kirche aufgebaut ist (Ich bin keine Theologin, deshalb frage ich auch sehr viel). So lange dieser, für mich und viele, unerträgliche Baustein nicht verworfen wird, hat Kirche für mich keine Chance zu „überleben“ wie die Opfer.
Da die Kirche größter Arbeitgeber für soziale Berufe ist, haben auch die MitarbeiterInnen unter diesen bekannt gewordenen Fällen zu leiden. Einerseits wollen sie sich solidarisch mit den Opfern zeigen, ziehen evtl. auch einen Austritt aus der Kirche in Betracht, andererseits gefährden sie damit auch ihren Arbeitsplatz, ihre Familie und auch die Versorgung im sozialen Bereich. Nicht Kirchenmitglied – keine Stelle im kirchlichen Dienst. Da einen Kompromiss zu finden, von dem diese Menschen sagen können: – da bin ich mir treu geblieben und kann ein ruhiges Gewissen (im christlichen Sinne) haben – , ist bestimmt eine Gratwanderung.
Der Papst muss sich keine Sorgen machen um seinen Job. Über sich ist nur Gott und absetzen wird er sich sicherlich nicht selbst. Schweigen dazu seine „Schafe“? Er kann sich gar nicht anders verhalten, weil es ja noch den Baustein GENESIS gibt. Es macht auch nichts, wenn er seine missbräuchlichen „Schafe“ schont und umgekehrt, diese ihn. Wie sauber wäre da doch eine klare Stellungnahme der Kirchentreuen. Möglichkeiten gibt es genug. Die Angst ist wahrscheinlich immer noch: entlarvt zu werden und der Wahrheit ins Auge zu schauen. Sicherlich steckt hinter der Entlarvung, die schreckliche Angst vor Enttäuschung.
Da die Kirche auch Arbeitgeber ist und nicht nur Verwalterin und einzige Schatztruhe menschlicher Werte, so lohnt sich ein Blick auf die Verhaltensweisen in der Wirtschaft/ Politik in solchen Fällen. Dort ist es üblich, wenn einer „Mist“ baut, wird ihm fristlos gekündigt – oft auch ohne Angabe von Gründen. Was will Kirche erhalten? Ich weiß es nicht, habe Fantasien im Kopf, aber die gehören hier nicht hin.
Gestern wurde mir mit Erschrecken klar, dass ich z.B. alle Bücher von Alice Miller, Tilmann Moser, Jutta Voss („Kann denn Gehorsam Sünde sein“, „ Das Schwarzmond -Tabu“), etc. gelesen habe, aber die inneren eingestrickten Verbote, diese Bücher verstehen zu dürfen, viel zu groß waren. Wahrscheinlich ist die Angst immer noch zu groß, mir die erlebte Wahrheit vor Augen zu führen( die ja im Verborgenen stattfand und keine Zeugen hatte, somit auch nicht glaubhaft war) Gott hat bisher auch keiner gesehen, oder? Was denn glauben?
In diesem Sinne wünsche ich allen, die diesen Brief lesen, frohe Ostern.
Poldi
Hallo Poldi,
du fragst in deinem Artike u. a., „was denn in GENESIS an bedingungsloser Liebe zu finden ist – die Gott ja sein soll -?Vielleicht können mir meine Leser da etwas weiterhelfen. Das ist ein ernst gemeinter Wunsch und in keinster Weise polemisch gemeint“.
Ich kann aus deinen geschilderten Erfahrungen nur all zu gut nachvollziehen, welcher Gehirnwäsche man dich unterzogen hat. Ich bin ehemalige Ordensfrau, und habe Altes Testament damals an der Fernuni studiert.
Das Alte Testament, dazu gehört auch das 2. Buch Mose (=Genesis), ist in einer Zeit entstanden, in der sich die Menschen alles, egal ob Naturkathastrophen, ob Plagen, und eben auch die Entstehung der Welt – von der Macht des jeweiligen Gottes her erklärten(nämlich ihren Gott, jedes Volk hatte seinen eigenen, und musste dessen Gott annehmen, wenn sie in Gefangenschaft eines anderen Volkes waren, siehe Moses – der sein Volk aus der Gefangenschaft der Ägypter befreite). Je mächtiger ein Volk war, desto mehr Macht sprach sie IHREM Gott zu. Mit Realität oder Wahrheit hatte das ganze nichts aber auch gar nichts zu tun!!!
Das AT (= Altes Testament) ist rein symbolisch zu sehen und zu verstehen. Die Völker sprachen in Symbolen. Die Zahl 3 zum Beispiel hieß unendlich, daher auch: Jesus ist am 3. Tag auferstanden. Soll heißen, dass die absichtslose, bedingungslose Liebe unbesiegbar ist. Wir in unserer heutigen aufgeklärten Zeit wissen, dass nicht Gott die Welt erschaffen hat, sondern dass sie durch einen Urknall entstand, Chaostheorie usw. Diejenigen, die sich auch heute noch ausschließlich auf das Alte Testament ohne Einbeziehung des Neuen Testaments beziehen, wollen durch einen drohenden Gott ihre eigene Macht unterstreichen, um andere klein zu halten und zu beherrschen.
Das Neue Testament hingegen besagt, dass durch die Geburt Jesu die Erlösung eintrat. von nun galt nicht mehr ZAHN UM ZAHN; AUGE UM AUGE; sondern wer seinen Nächsten liebt, wie sich selbst, dem gelingt ein geglücktes Leben. Auch im Neuen Testament wird sehr viel Symbolik verwendet, aber es wird auf einen gütigen Gott hingewiesen, der drohende, grollende und wütende Gott ist Vergangenheit. Jesus nahm sich der Minderheiten an, half Lahme gehen (heißt, wer seine Last nicht mehr tragen kann, wer daran zerbricht, wer nicht mehr im Stande ist, weiter zu gehen, weil ihn der Schmerz lähmt, der wird durch Liebe wieder gehen lernen. Er beugt sich zum Gebrochenen hinab, begibt sich mit ihm auf eine Ebene. Die 10 Gebote des alten Testaments sind lediglich Angebote, wie ein Gemeinschaftsleben glücken kann, wenn jeder diese Angebote umsetzt. Sozusagen wurde dadurch das Leben in einer rauen und sehr groben Zeit geregelt.
Viele Gläubige verharren bis heute noch an der Mähr eines drohenden, strafenden Gottes. Ein Glaube, der nicht von Liebe und Feiheit geprägt ist, droht dem Radikalismus zu verfallen. Das ist in allen Religionen zu beobachten. Ich selbst kenne diesen dir eingemeißelten kindlichen Glauben, der einschüchtert und einengt, der stets von schlechtem Gewissen geprägt und mit Drohungen und Angst diesen unsichtbaren Gottes einhergeht.
Dir als Erwachsene liegt es aber nun frei, was du glaubst, ob und wofür du diesen Glauben weiterhin in dir tragen willst.
Ich für mich persönlich habe mich für eine ganz persönliche Spiritualität entschieden, die in uns allen innewohnt. Bei manchen tief verschüttet und kaum mehr erkennbar, bei anderen Menschen aber sehr wohl! Diese spirituelle Entwicklung muss jeder für sich selbst vollziehen. Vorbilder oder Mitmenschen, die einem begegnen, können dabei hilfreiche Wegbegleiter werden.
Mich hat eine damalige Mitordensfrau durch ihre befreiende, vorbildhafte Spiritualität überzeugt, dass mein kleinkinhafter, anerzogener Glaube keineswegs Grundlage eines geglückten Lebens sein kann. Siehe auch unter „Neue Artikel“ Zitat einer Ordensfrau, meine Freundin…
Ich hoffe, ich konnte deine Frage annähernd beantworten. Ich würde dir empfehlen, die schönen Teile der Bibel zu lesen, die es auch gibt und Balsam für die Seele sind! Z. B. Hohelied der Liebe, Jeremia, Jesaja, falls du beim Alten Testament bleiben möchtest. Ansonsten wäre auch lesenswert die Bergpredigt, wo Jesus ganz klar äußert, wie geglücktes Leben gelingen könnte. Die findest du im Neuen Testament.
Sarah M.
zu Poldi + Sarah M.
Nach meinem lausig-kalten Osterspaziergang ein paar Gedanken zu Eurem Problem mit dem AT.
Es spricht eine Sprache, die uns heute nur noch mit einigen „Kopfständen“ ver-ständlich würde, wenn wir denn uns darauf einlassen müssten. Müssen wir aber doch nicht! Ich erkannte in den Jahren des 2.Vatikanischen Konzils, wie verheerend sich in der Kirche der fürchterliche Fundamentalismus vergangener Jahrhunderte durch das Miss-verstehen der alten Überlieferung ausgewirkt hatte.
Und das NT?
Hauptaussage wurde für mich: LIEBE DEINEN NÄCHSTEN WIE DICH SELBST. Für mich bedeutet das: meine eigene Wahrheit, das was ich mit meinem Fühlen und Denken wahr-nehme, ist meine Grundlage für den Umgang mit Menschen. Denn da gab es Mit-Menschen, die mit ihren Ansichten + Aussagen meinem Fühlen und Denken entsprachen, die mich auf den Weg führten, der damals, vor 2000 Jahren, uns allen sehr authentisch vorgelebt wurde.
Gerade hier in diesen Foren finde ich die Gültigkeit der Botschaft, die von jenem Berg gepredigt wurde, bestätigt und das ist schauerlich gut so! und ich bin sehr dankbar zu sehen, wie ganz viele ganz schlicht dem jetzt folgen, was ihr Herz wünscht.
Was braucht es mehr? Kirche? Nein! Wer braucht angesichts all des Elends heute noch die Vor(Ver?)führungen alter Herren in ihren violetten, roten und weißen Kleidchen und ebensolchen Schühchen mit ihren bösen Spielchen und Tänzchen vor ihrem ‚goldenen Kalb‘?
Also: es liegt an uns selbst, wie wir unsere Welt wollen!
Wir sehen: es geht, wenn wir nur bei unserem Gespür bleiben + uns dann auf den Weg machen.
Wir erkennen: Herz + Kopf brauchen vielleicht noch manch einen Stolperstein, der uns dann aber nicht mehr zu Fall bringen wird.
Und noch eins: unsere Spiritualität gehört uns! Wir werden wunderhafte Dinge erleben in der Achtsamkeit vor dem, was DAS LEBEN ist.
Hallo Hildegard,
deinen Kommentar kann ich in allen Punkten nur unterstreichen. Auch wenn ich einmal Klosterfrau war, die Betonung liegt auf WAR, bin ich den Dingen, die derzeit und schon immer in der Institution Kirche stattfinden, stattgefunden habe, nicht unkritisch gegenüber gestellt. Ich für mich sehe den Sinn dieser Institution schon lange nicht mehr. Und wie du selbst so schön geschrieben hast: Es liegt an uns selbst, wie wir unsere Welt wollen! Und, die Spiritualität gehört uns, somit jedem – egal ob Christ, Katholik, Atheist, Buddist, Moslem… schnurzegal!!! Und darin liegt das Geheimnis einer jeden einzelnen Person!
Zu Poldis Frage möchte ich noch hinzufügen. Genesis ist nicht der Baustein, auf den sich die heutige Kirche beruft. Es ist der Jünger Simon Petrus, Simon nannte er aramäisch Kepha (=“Kaphas“,griechisch Petros, der Fels. Die Kirche begründet ihre Entstehung auf den Satz, den im Johannesbrief lt. Überlieferung Jesus zu Pertrus gesagt haben soll. Du bist der Fels, auf dem ich meine Gemeinde bauen will.
Lieben Gruß
Sarah M.
Lieber Poldi, liebe Sarah,
es ist diese kirchliche Prägung, die ich persönlich nicht einfach so abschütteln kann.
Nun hat mich ein Buch von Anne Wilson Schaef „Mein Weg zur Heilung“ auf eine neue Spur gebracht. Sie schreibt darin:
„Wir sind spirituelle Wesen. Wir sind … von Natur aus mit der gesamten Schöpfung und mit dem, was wir Gott genannt haben, verbunden. Durch unsere Abhängigkeiten schneiden wir uns von diesem Gewahrsein ab und entfremden uns dieses natürlichen Einsseins. Es ist nicht nötig, dass diese Verbindung durch irgend jemanden oder irgend etwas außerhalb von uns selbst kontrolliert wird. Sie existiert. … Die Verbindung selbst existiert von vornherein.“
Bei der katholischen Kirche meint sie, gehe es „um Manipulation und Kontrolle …, um spirituelle Abhängigkeit. Die Kirche braucht die spirituelle Abhängigkeit der Menschen von ihren Dogmen, um ihr eigenes Überleben zu sichern.“
„Ein Lebensprozess-Paradigma bietet uns die Möglichkeit, die Hoffnungen zu verwirklichen, die Jesus und all die andern großen spirituellen Lehrer uns in ihren Worten vermittelt haben. Kann die Kirche es sich leisten, wie all die andern Süchtigen zu handeln und ihre Herrschaftsillusion, ihre Selbstbezogenheit, ihre Dualismen, ihre Unehrlichkeit und ihr verzerrtes Denken über die Spiritualität zu stellen. Hoffentlich nicht.“
Ich spüre in mir immer noch diese Sucht nach Geführtwerden, die Wahrheit gesagt zu bekommen.
In mir sitzt so etwas, wie ein kirchlicher Agent, der dauernd darauf aus ist, mir ein schlechtes Gewissen zu machen.
Kirche – ein Suchtsystem – die Dogmen die Suchtmittel
Die Sucht nach Führung, nach Geführtwerden, nach einer verbindlichen Autorität –
Als wäre da einer, der das Gehen lernt, aber sein Leben lang darauf angewiesen bleibt, dass ihn jemand an die Hand nimmt und ihn führt.
Ich will lernen, diese Krücken abzulegen und meinen eigenen Füßen zu trauen.
Herzliche Grüße
Hans-Martin Gebert
Hallo,
die Institution „christliche Kirche“ gibt es seit fast 2000 Jahren. Der älteste Betrieb der Welt, wenn man so will.
Die Katholische Kirche ist in ihrem Aufbau eigentlich noch so, wie es mal im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus aufgebaut wurde.
Also – ein autoritärer Traditionsladen.
Lange hatte man auch erhebliche weltliche Macht, die natürlich strukturell noch vorhanden ist. Und um die wird mit harten Bandagen gekämpft.
Auf der anderen Seite stehen die Gläubigen und ihre spirituellen Bedürfnisse.
Ich glaube, wenn die Menschen begreifen, daß die „Kirche“ in ihrer jetzigen Form allenfalls noch zum „Ritualdienstleister“ taugt und da ihre Sache nicht eben gut macht, dann ist schon viel gewonnen.
Ich habe den Eindruck, daß es wirklich nur hilft, sich solange von der Institution persönlich abzuwenden bis dort ein Umformungsprozeß statt gefunden hat – oder sich neue, demokratischer organisierte Kirchenorganisationen herausgebildet haben. Ein Anfang ist mit sowas wie „Kirche von unten“ ja schon gemacht.
Angelika Oetken, Berlin