taz.de 30.03.2010
Was wir heute als Missbrauch ansehen, war fester Teil höherer Pädagogik – unter Ausschluss der Frau. Siebzehn Gedanken zur Missbrauchsdebatte.
VON MEIKE SOPHIA BAADER
1. Die öffentliche Diskussion um den Missbrauch an Schulen und Internaten ist wichtig. Es ist gut, dass sie endlich öffentlich geführt wird, denn vieles ist bereits länger bekannt. Erste Diskussionen um die Odenwaldschule gab es bereits 1999, der betroffene ehemalige Schulleiter, Gerold Becker, hat damals alle seine Ämter niedergelegt. Allerdings kehrte er nach zwei Jahren in den Vorstand der Lietz-Schulen zurück. Die meisten jetzt öffentlich diskutierten Fälle stammen aus der Zeit bis 1985, sie liegen also 25 bis 40 Jahre zurück.
2. Interessant ist, warum diese Diskussion jetzt erst als breite Debatte öffentlich geführt wird. Das Schweigen hat Gründe, die bei den Opfern und in der Vergangenheit zu suchen sind.
Frau Baader schreibt in Ihrem Beitrag :
„Das Ende der Diskretion ist also das eigentliche Novum“
Ein sehr treffender Satz.
Seien wir also indiskret.
Allerdings nur gegenüber den für die Taten Verantwortlichen. Nicht gegenüber den Opfern.
Dann aber so indiskret wie irgend möglich.
Verantwortliche fürchten offenbar nichts so sehr wie Öffentlichkeit, das konnte man aus den Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit lernen. Denn Öffentlichkeit bedroht ihre Reputation.
Angelika Oetken, Berlin
Die Zeit ist da, das Schweigen ein Ende, der Ruf nach Gerechtigkeit ist nicht zu überhören,große Wandlungen werden wahrnehmbar, Gott wird die Verbrecher richten die so viel Leid über Kinder in die Obhut der Kirchenbediensteten bringen, es schreit zum Himmel, dieser tausendfache Schrei wurde erhört, Ihr seit wunderbare Menschen mit Charakter und warer Größe, Ihr habt einen Weg gefunden, viele Betroffene schließen sich an, es ist der Weg der Freiheit, Ihr seit die Goldstücke in einem rießigen Haufen verrotter Münzen. Allen alles Gute auf dem nun vor Euch liegenden weiteren Weg, Ihr hab alle eine kleine Kirche in Euch!
25%, das ist sehr viel. Warum – man schlägt sich doch gegen die Stirn – warum schafften es 25%, jeder Vierte, nicht, gehört zu werden? Warum mußten wir uns ins Schweigen drängen lassen, eigentlich in die Selbstzerstörung? Es ist doch nicht so, dass die übrigen 75% Täter wären oder Täter-Sympathisanten (obwohl sie sich faktisch so verhalten).
An dieser Stelle müssen wir die 75% Nicht-Opfer erreichen: dass sie sich mit den Tätern gemein machen. Ihnen die Verantwortung laut klarmachen, die sie damit auf sich nehmen.
Ist nicht auch juristisch gesehen einer mitschuldig, der es unterläßt, Hilfe zu leisten?
Die Leute aus der Feigheit des untätigen Dabeistehens herauslocken…