KLEINE ZEITUNG 14.03.2010

Im Zuge der Aufdeckung sexuellen Missbrauchs an deutschen Schulen berichten nun auch zunehmend Prominente von Übergriffen während ihrer Internatszeit. Auch Bodo Kirchhoff wurde in der Schulzeit missbraucht.
Nach der Schriftstellerin und ehemaligen Schülerin der Odenwaldschule, Amelie Fried, beschreibt nun auch der Schriftsteller Bodo Kirchhoff im „Spiegel“ Missbrauch durch einen Lehrer in einem Internat.

Kirchhoff beschreibt, wie er als Zwölfjähriger 1960 im evangelischen Internat Gaienhofen am Bodensee von einem Lehrer wiederholt missbraucht wurde. Der Heimleiter und Religionslehrer, sei „ein großartiger Kantor und verdammter Päderast“ gewesen, schreibt der 61-Jährige. Der Mann habe ihn „unter immer neuen Vorwänden auf sein Zimmer“ geholt und missbraucht.

Über Jahre habe er versucht, den Missbrauch in Worte zu fassen, schreibt Kirchhoff: „Ich musste über etwas sprechen, zu dem es keine Sprache gab, ich musste mir eine erfinden.“ Trotz der sexuellen Liberalisierung der nachfolgenden Jahrzehnte sei ihm dies bis heute nicht wirklich gelungen. „Der ganze Sex-Sprachmüll hat die Sprachnot der Betroffenen nicht gelindert, im Gegenteil: Für die schlichte Wahrheit gab es jetzt gar keine Worte mehr.“ Der Lehrer dagegen sei „mit Billigung der evangelischen Landeskirche davongekommen“.

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