10.03.2010

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir vom Verein Sicheres Leben e.V. aus Gersthofen haben es uns zur Aufgabe gemacht gegen jeglichen Missbrauch zu kämpfen. Seit 1998 sind wir bereits in Sachen Missbrauch tätig, uns sind die verheerenden Folgen solcher Taten durchaus bewusst.

Nun verfolgen wir seit einigen Wochen den „Dammbruch“  missbrauchter Opfer von Seiten der kirchlichen Vertreter. In Internaten und Klosterschulen, egal ob weiblich oder männlich geführt, war Missbrauch und Misshandlung über Jahrzehnte offensichtlich ein Teil des Tages-geschehen. Mit großem Erstaunen hören wir, dass bekannte „Fälle“ durch Versetzung des jeweiligen Täters in eine andere Dienststelle, zum Teil auch wieder mit Kinder und Jugendliche, als erledigt betrachtet wurden.

Für uns stellt sich nun die Frage, ist das Strafgesetzbuch nicht für alle gültig? Warum kann die Kirche innerhalb ihrer Mauern diese Taten auf „ihre Weise“ regeln? Warum greift der Gesetzgeber nicht ein? Was sind die Gründe? Warum muss jeder Übergriff auf Kinder und Jugendliche erst durch Proteste und sonstige Aktionen zur Chefsache gemacht werden? Wie sollen denn unsere Kinder Vertrauen zu dieser Gesellschaft aufbaue, wenn diese schamlos ausgenutzt wird? Im Kloster Ettal gab es am Sonntag den 7.3.2010 einen Gottesdienst der Solidarität. Es kamen 500 Besucher– unter anderem – Ehemalige des Internats, Eltern von Zöglingen, welche jetzt dort unterrichtet werden und Gleichgesinnte. Ein schönes Anliegen dem Kloster die Anerkennung und Solidarität auszusprechen. Das ist richtig. Nicht alle Geistliche, Klosterschwestern, Lehrer und Jugendbetreuer sind Täter.

Aber gehen den auch 500 Menschen für die Opfer auf die Straße, wenn sie nicht direkt betroffen sind? Warum dürfen Menschen die sich diese Straftaten nicht vorstellen können und zu ihrem eigenen Glück nicht erleben mussten, Aussagen machen, dass die Darstellungen der Opfer für übertrieben angesehen werden? Nachzulesen in der Süddeutschen Zeitung vom 8.3.2010 „Ettaler Bekenntnisse“ im Bayernteil. Wir erleben immer wieder, dass Äußerungen von Opfern, in diesem Fall mehrere Hunderte aus verschiedenen Schulen und Internaten aus ganz Deutschland klein gesprochen werden.

Wir weisen nachdringlich darauf hin, dass es mit dieser allgemeinen und dadurch lapidaren Haltung den Opfern nicht leichter gemacht wird, dass Erlebte zu verarbeiten und auszusprechen. Wird denn tatsächlich angenommen, dass mehrere Betroffene eine brutale Misshandlung oder eine sexuelle Belästigung einfach nur so zum Spaß melden? Das Grundgesetz versichert uns allen ein Recht auf Meinungsfreiheit. Gilt das nicht für Opfer sexueller Gewalt? Sie haben auch ein Recht auf Gehör sowie zugleich auf Wiedergutmachung und  Entschädigung.

Unrecht bleibt Unrecht. Ein Leben lang. Es schmerzt immer, egal wie alt man ist.

Wir fordern auf, nicht länger die Verschwiegenheit der zurück liegenden Jahre zu akzeptieren. Durch den unermüdlichen Einsatz von Institutionen (z.B. Opferhilfevereine und sonstige engagierte Mitstreiter) ist es gelungen, die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen, was es bedeutet respektvoll mit unseren Kindern umzugehen.

Bitte lassen Sie es nicht zu, dass wir uns wieder zurück entwickeln

Gabriele Schmidthals-Pluta, Roseggerstr. 25, 86368 Gersthofen
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