Berliner Morgenpost 5.02.2010

Canisius-Kolleg

Ermittlerin Raue spricht von einer „Lawine“

Die Rechtsanwältin und Mediatorin Ursula Raue war lange Vorsitzende der Hilfsorganisation „Innocence in Danger“ und ist seit 2007 Ansprechpartnerin des Jesuitenordens für Opfer sexuellen Missbrauchs. Sie soll zwischen Opfern und Tätern im Fall Canisius vermitteln. Was sie bislang herausgefunden hat.

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Morgenpost Online: Sexueller Missbrauch verjährt zehn Jahre, nachdem das Opfer sein 18. Lebensjahr vollendet hat, schwerer sexueller Missbrauch 20 Jahre danach. Sie hatten angeregt, dass diese Fristen ausgeweitet werden sollten und wollten mit der Justizministerin über dieses Thema sprechen. Was ist daraus geworden?

Ursula Raue: Da hat sich meine Meinung etwas geändert. In einem Prozess, in dem über sexuellen Missbrauch verhandelt wird, muss das Opfer ganz genaue Angaben zu Tag, Zeit und Ort machen. Wer kann das schon Jahre und Jahrzehnte später? Wenn diese Daten aber nicht genannt werden können, reicht es in der Gerichtsverhandlung nicht für eine Verurteilung. Wenn dann am Ende die Täter freigesprochen werden, weil die Erinnerungen der Opfer nicht präzise genug sind oder nicht sein können, ist den Opfern nicht geholfen.

Morgenpost Online: Dann wäre es vielleicht sogar noch schlimmer, als wenn man es gar nicht erst versucht hätte?

Ursula Raue: Ja. Wenn ein solch emotional aufwühlender Prozess mit einem Freispruch enden würde, wäre es mit Sicherheit schlimmer für die Opfer.

Morgenpost Online: Das heißt, die Fristen der Verjährung sind, so, wie sie jetzt festgelegt sind, doch vernünftig?

Ursula Raue: Es gibt gute Gründe dafür.

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Quelle:

http://www.morgenpost.de/berlin/article1252259/Ermittlerin-Raue-spricht-von-einer-Lawine.html