derStandard.at 05. Februar 2010,

Pater von Gemmingen

Er verglich die Situation des Ordens mit der von Juden zur NS-Zeit – Jesuiten-Chef reagiert mit scharfe Kritik: „Vollkommen inakzeptabel“

Im Skandal um sexuellen Missbrauch an katholischen Jesuiten-Schulen in Deutschland hat Pater Eberhard von Gemmingen nun mit einem Verweis auf die Judenverfolgung vor einem Generalverdacht gegen seinen Orden gewarnt. Der frühere Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan sagte in einem Interview: „Es ist fatal, nun den ganzen Orden schlecht zu machen. Ich muss einen Vergleich ziehen: Mit den Juden ist es so losgegangen, dass vielleicht der ein oder andere Jude Unrecht getan hat. Dann aber hat man schlimmerweise alle angeklagt und ausrotten wollen. Man darf nicht von einzelnen Missetaten ausgehen und eine ganze Gruppe verurteilen. Und die Gefahr, dass das passiert, ist groß.“

Der 73 Jahre alte von Gemmingen nahm zugleich einen der Patres in Schutz, die sexuellen Missbrauch begangen haben sollen. „Ich stehe zu ihm. Der hat gesündigt, wenn ich das so sagen darf. Leider laufen in Deutschland noch viele andere Sünder rum, auf die niemand mit dem Finger zeigt“, sagte von Gemmingen. Es sei aber gut, dass die Fälle aufgedeckt werden. Von Gemmingen war selbst Schüler und Präfekt am Jesuiten-Kolleg in Sankt Blasien im Schwarzwald, in dem es auch Opfer gab.

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Quelle:

http://derstandard.at/1263706842789/Pater-von-Gemmingen-Jesuit-zieht-NS-Vergleich-im-Missbrauchsskandal