02. Februar, 2010
Kirchenkritikerin Ranke-Heinemann: Zölibat begünstigt Missbrauch
Berlin (ddp-bln). Die Kirchenkritikerin Uta Ranke-Heinemann hält sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche für “symptomatisch”. Im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen am Berliner Canisius-Kolleg und an anderen Jesuitenschulen kritisierte sie die Sexualmoral der Kirche: “Die Zwangsentsexualisierung von Priestern durch das völlig unnatürliche Zölibat wird weiterhin solche Vorfälle begünstigen”, sagte sie der Nachrichtenagentur ddp.
Dass bei derartigen Missbrauchfällen häufig männliche Kinder und Jugendliche betroffen sind, führt sie auf die Unterdrückung der Frau in der katholischen Kirche zurück: “Die Vertreibung der Frau ist geglückt, die Entsexualisierung hingegen nicht. Das hat zur Folge, dass im Klerus überproportional Männer mit einer homosexuellen Neigung anzutreffen sind. Solange zwangsentsexualisierte, homosexuelle Priester mit Männern, Jugendlichen und Kindern in dunklem Beichtstuhlgewisper vereint sind, wird sich der Beichtstuhl immer mehr zur Kontaktbörse für Homosexuelle entwickeln und sollte darum für Kinder und Jugendliche verboten werden”, sagte Ranke-Heinemann.
Den gesamtem Artkel lesen unter:
http://www.die-newsblogger.de/kritik-an-der-katholischen-sexualmoral-66064
Ja, das habe ich befürchtet (bzw. auch schon an anderer Stelle gehört): Jetzt kommt wieder das Thema „Triebstau“ oder „nicht ausgelebte Sexualität wegen Zölibat“ aufs Tablett.
Nochmal für alle zum Mitschreiben:
„Sexualisierte Gewalt hat mit Sexualität NICHTS ZU TUN. Die Tatsache, dass der Täter durch die Tat die beiden Kategorien „Sexualität“ und „Gewalt“ aneinanderkoppelt, bedeutet NICHT, dass sie auch zusammengehören.“ (Quelle: Monika Gerstendörfer „Der verlorene Kampf um die Wörter“; Hervorhebungen durch mich)
Dass die Kirche EIN beliebter Ort für Pädokriminelle und andere sexuell Misshandelnde ist, liegt nicht am Zölibat und auch nicht an der Homosexualität zahlreicher Priester (nichtpriesterliche Homosexuelle „müssen“ auch nicht Kinder vergewaltigen!), und auch nicht an der (erwiesenen) Frauenfeindlichkeit der Kirche.
Es liegt an der hierarchischen, patrizentrischen Organisationsstruktur, die Oben-unten-Denken fördert, „Weisungsbefugnisse“ und „Unterwerfungen“ vergibt bzw. fordert, die eine „alleinHERRliche“ Figur (Pabst) mit alleiniger Definitionsmacht an ihre Spitze stellt, die im eigenen Saft schwitzt und Jahrhunderte alte Traditionen höher stellt als den normalen Menschenverstand (Kondome Afrika, Eheschließung Priester, Frauenordination…).
DAS ALLES SIND MACHTSTRUKTUREN und innerhalb dieser Machtstrukturen werden Täter geboren (bzw. natürlich auch umgekehrt: diese Organisation ist deshalb für Machtgestörte attraktiv, WEIL sie diese Strukturen hat). Hier gibt es solche mit mehr Privilegien und solche mit weniger (die die Gefühle der Unterlegenheit dann wieder irgendwo kompensieren müssen). Hier gibt es unendlich viele „Gutsein“-Gebote, so dass die eigenen „bösen“, „schlechten“, aufmüpfigen Regungen umgeleitet werden müssen – beispielsweise auf Unterlegene und Abhängige. Hier gibt es überhaupt ganz vieles, was „sein darf“ und was eben nicht (beispielsweise dem Papst widersprechen). Und hier gibt es besonders viele, die eine „religiöse Erziehung“ genossen haben, die sich bei genauem Hinsehen als „Schwarze Pädagogik“ herausstellt.
Das alles – und noch viel mehr – sind die Probleme der katholischen Kirche. Und sie sind der Grund für die sich in Form von sexualisierten Handlungen ausgelebte Gewalt zum Zwecke der Machtdemonstrationen. Natürlich auch zum Zwecke der Befriedigung eines Triebs. Aber nicht des Sexualtriebs, sondern des MACHTTRIEBS, der für bestimmte Menschen (Männer) – und zwar gesellschaftlich durchaus breit akzeptiert – eben sehr stark an die Sexualität gekoppelt ist/wird.