Für mich war immer klar, wenn ich von „Pädophilie“ spreche, dann meine ich die gedankliche Hingezogenheit zu Kindern.
Sobald es die gedankliche Ebene verlässt, wenn also Kinder real missbraucht werden, sollte man nicht mehr von „Pädophilie“ sprechen, sondern von „sexuellem Missbrauch“ bzw. von „sexueller Gewalt.“ Ich habe diese Unterscheidung für mich immer klar durchgezogen.
Ich bin mir auch keineswegs sicher, ob die Pädophilie (als sexuelle Präferenzstörung) wirklich die Ursache ist, wenn jemand Kinder missbraucht. Ich beweise ja durch mein eigenes Beispiel, dass ich die gedankliche Neigung unter Kontrolle halten kann, wenn man den Willen dazu hat.
Die eigentliche Ursache für sexuelle Gewalt sehe nicht so sehr in der fehlgeleiteten Sexualpräferenz, sondern im Fehlen von Mitgefühl und Respekt gegenüber dem Kind; also in dem, was man in der Fachwelt „fehlende Opferempathie“ nennt.
Diese fehlende Opferempathie hat mit der sexuellen Präferenz wenig zu tun, sie ist ein Produkt von Erziehung und Sozialisation. Das heißt: Wer selbst nie Liebe, Mitgefühl oder Respekt erfahren hat, kann diese Werte später auch Anderen nicht entgegenbringen. Der sexuelle Trieb ist dann vielleicht Auslöser, aber nicht die eigentliche Ursache einer sexuellen Gewalttat.
Auch den Ausdruck „Triebtäter“ finde ich irreführend, denn die Ursache eines sexuellen Übergriffs ist nicht der Trieb (auch wenn der Täter das für sich vielleicht so empfindet), sondern die gestörte Persönlichkeit. Man muss an er gestörten Persönlichkeit arbeiteten, dann ergibt sich das mit der Triebkontrolle ganz von selbst, denn ein Mensch mit einer reifen und gefestigten Persönlichkeit hat seinen Trieb unter Kontrolle, egal ob er pädophil ist oder nicht.
Marco
Hallo Marco,
„gedankliche Hingezogenheit zu Kindern“
Was genau steckt dahinter?
Auf Grund Deiner Aussage gehe ich davon aus, dass Du damit den gedanklichen Vollzug sexualisierter Gewalt meinst.
Wenn jemand gedanklich sich vorstellt, ein Kind zu töten (Seelenmord), wäre die Sache klarer und er käme nicht auf den Gedanken von „Hingezogenheit zu Kindern“ zu sprechen.
Einen Seelenmord zu planen („gedankliche Ebene“), solltest Du deutlich benennen und nicht versuchen, Dir selbst und anderen etwas vor zu machen, in dem Du von „gedankliche Hingezogenheit zu Kindern“ sprichst.
Viele Täter sprechen sogar von „Liebe“, wenn es um Seelenmord geht. Auch bei einigen Wissenschaftlern ist das noch nicht angekommen, dass dieser Vergleich nicht richtig ist – „Liebe“ mit Seelenmord zu vergleichen.
Freundliche Grüße
Norbert Denef
„ein Mensch mit einer reifen und gefestigten Persönlichkeit hat seinen Trieb unter Kontrolle“
Hat das damit wirklich etwas zu tun?
Gerade auch Personen, welche als absolut sicher und gefestigt gelten, gehören zu den Täterkreisen.
Man sieht es denen eben nicht an, weil deren Fassade so perfekt erscheint.
Von daher finde ich deinen Vergleich nicht passend und sogar irreführend.
Es ist wohl vielmehr das Doppel-Leben, welches viele in Perfektion zu leben in der Lage sind und sich damit tarnen.
Lehrer, Richter, Polizisten, Politiker, Geistliche, usw. – alles Personen in höhergestellte verantwortungsvolle Position – gehören daher nicht weniger zu den Täterkreisen.
Das sollte man dabei keinesfalls außer Acht lassen.
Und maßgebend ist letztlich die Tat und nicht woher diese kommt.
Ein Opfer hat doch nicht weniger zu leiden, wenn es weiß, woher diese Tat ihren Ursprung hat.
Hallo Marco,
wüsste ich von jemandem mit “gedanklicher Hingezogenheit zu Kindern”, ich würde meine Kinder nicht in seine Nähe kommen lassen. Mir drängt sich bei der Vorstellung sofort das Gefühl auf, meine Kinder zu aufreizend angezogen oder ihnen einen zu provozierenden Gesichtsausdruck „vererbt“ zu haben, deretwegen derjenige mit der “gedanklichen Hingezogenheit zu Kindern” letztlich doch seine Gedankenschranke durchbrechen könnte.
Mir ist beigebracht worden, dass ich mit meinen sechs und später neun Jahren selbst Schuld hatte daran, dass ich missbraucht und meine Kinderseele getötet wurde. Ich hatte lange, blonde Locken, das war mein Fehler!
Triebtäter findet man in allen Kreisen, ich kann mich da Huberts Aussagen zu 100 Prozent anschließen.
Viele Grüße,
Elke
Hallo Marco,
ich finde einiges an deiner Ausführung durchaus bedenkenswert und stimmig.
Ich glaube ebenfalls nicht, dass „Pädophilie (als sexuelle Präferenzstörung) wirklich die Ursache ist, wenn jemand Kinder missbraucht“.
Ich bin mir ebenfalls sicher, dass „die eigentliche Ursache für sexuelle Gewalt nicht so sehr in der fehlgeleiteten Sexualpräferenz (liegt), sondern im Fehlen von Mitgefühl und Respekt gegenüber dem Kind.“
Ich möchte noch ergänzen: Im Fehlen von jeglicher Fähigkeit mit (seinen (Täter)/ihren (Täterin)) Gefühlen adäquat umzugehen. Und da es in unserer Gesellschaft (und nicht nur hier) ein Einfaches ist, diese Ignoranz den eigenen Gefühlen und Störungen gegenüber an anderen „Schwächeren“ abzureagieren, ist sexualisierte Gewalt ein so weit verbreitetes Phänomen.
Somit gebe ich dir auch recht: „die Ursache eines sexuellen Übergriffs ist nicht der Trieb (auch wenn der Täter das für sich vielleicht so empfindet), sondern die gestörte Persönlichkeit.“
Mit dem Mythos, sie seien „Triebtäter“, also quasi „ansonsten vernünftige, bewusste, erwachsene, reife“ Persönlichkeiten, denen irgendwie „der Gaul durchgegangen ist“, denen ihr „Trieb“ übel mitgespielt hat, wollen sich Pädokriminelle und andere sexuell Misshandelnde nur ihrer Verantwortung entziehen.
Monika Gerstendörfer in ihrem sehr, sehr klugen und dringend lesenswerten Buch „Der verlorene Kampf um die Wörter“: „Männer die so etwas tun, sind keine „getriebenen Sexualtäter“ oder „Kinderschänder“. Sie sind mit Kalkül handelnde Verbrecher.“
Ein gängiges Klischee in unserer Gesellschaft ist, dass „sexueller Missbrauch“ eine (gestörte) Form von „Sexualität“ sei. Nein! Der „sexuelle Trieb ist“, genau wie du richtig schreibst, „vielleicht Auslöser, aber nicht die eigentliche Ursache einer sexuellen Gewalttat.“
Monika Gerstendörfer: „Die Tatsache, dass der Täter durch die Tat die beiden Kategorien „Sexualität“ und „Gewalt“ aneinanderkoppelt, bedeutet nicht, dass sie auch zusammengehören.“
Die eigentliche Ursache von sexualisierten Misshandlungen sind tief greifende Persönlichkeitsstörungen, die tatsächlich (auch das schreibst du) weit weg von einer „reifen und gefestigten Persönlichkeit“ sind. Eine „reife und gefestigte Persönlichkeit“ wäre dann sehr wahrscheinlich gar nicht mehr in der Lage, anderen, schon gar nicht Kindern, Gewalt anzutun.
Monika Gerstendörfer stellt im Übrigen auch klar, dass „Pädophilie“ ganz klar und einzig „Pädokriminelle“ sind. „Pädophil“, so schreibt sie, „ist die SELBSTBEZEICHNUNG einer besonders perfiden Sorte von Kindesmisshandlern.“ (Hervorhebung durch mich)
Insofern muss ich – zu all dem Richtigen, das du ausgeführt hast – doch auch eine kritische Anmerkung machen:
Du schreibst, mit „Pädophilie“ würdest du „die gedankliche Hingezogenheit zu Kindern“ meinen, und du grenzt sie in deinem Beitrag qualitativ (im Sinne von weniger schlimm, wie ich dich verstehe) von tatsächlich vollzogener sexualisierter Kindesmisshandlung ab.
Kannst du nachempfinden, dass für viele Überlebende von sexualisierter Kindesmisshandlung diese Abgrenzung ziemlich fraglich, wenn nicht sogar eine Provokation ist??
Vielleicht ist dir das nicht bewusst, weil du es selbst nicht erlebt hast (?): Diejenigen, die ihre persönlichen Störungen in Form von Demütigungen und sexualisierter Gewalt uns gegenüber ausgelebt haben, haben diese Taten lange vorher gedanklich durchgespielt. Sie musste ja Strategien entwickeln, wie sie möglichst unbemerkt ihre Gewalttaten ausüben können. Bei vielen von ihnen sind schon ihre Berufswahl (Pfarrer, Jugendtrainer, Sozialarbeiter…) und/oder ihre Partnerwahl (Alleinerziehende, Geschiedene mit Kindern…) von ihrer „gedanklichen Hingezogenheit zu Kindern“ URSÄCHLICH beeinflusst!!
Das heißt, die wenigsten von uns Überlebenden haben an einem Dienstagnachmittag um halb drei „plötzlich“ einen Akt sexueller Misshandlung erlebt. Die meisten von uns Überlebenden kennen aber dieses „Eingekreistwerden“, die schleichende, gezielte Annäherung der Täter, ihre perfide Tarnung und Täuschung (was einem unerfahrenen, leichtgläubigen Kind gegenüber nicht schwierig ist), ihre gemeine Verknüpfung von „Nettigkeiten“ mit Grausamkeiten, etc.
Daher ist für uns diese von dir getroffene Unterscheidung zwischen „gedanklichen“ Tätern und tatsächlichen Tätern irrelevant.
Für uns ist der eine nur (noch) auf einer früheren Stufe als der andere.
Und eine Gefahr für Kinder sind sie aus unserer Wahrnehmung beide.
Deshalb werden für uns auch beide als „Pädokriminelle“ wahrgenommen, ob es nun bereits zu Taten gekommen ist, oder nicht.
Auch eine „gedankliche Hingezogenheit zu Kindern“ – die ich nach deinen Ausführungen als „gedankliche SEXUELLE Hingezogenheit zu Kindern“ verstehe – ist nicht normal. Ein Erwachsener, der Kinder sexuell attraktiv findet, ist nicht gesund. Tut mir leid, das so drastisch sagen zu müssen.
Kinder benötigen von Erwachsenen Zuwendung, Schutz, Geborgenheit, Unterstützung, Bestätigung – aber KEINE SEXUELLE Zuwendung, KEINEN SEXUELLEN Schutz, KEINE SEXUELLE Geborgenheit, KEINE SEXUELLE Unterstützung, KEINE SEXUELLE Bestätigung!!!!
Ich anerkenne, dass du hier so offen gesprochen hast, und ich bin sehr froh darüber, wie klar du vieles sehen kannst im Zusammenhang mit „Pädophilie“. Die meisten Pädokriminellen haben da ja deutlich weniger selbstreflektive Fähigkeiten. Ich glaube, das ist durchaus ein Pluspunkt.
Aber wie gesagt: Aus meiner Sicht ist „gedankliche Hingezogenheit zu Kindern“ nur eine andere (und NOCH harmlosere) Ebene desselben Verbrechens.
Lieber Hubert,
du schreibst: „Es ist wohl vielmehr das Doppel-Leben, welches viele in Perfektion zu leben in der Lage sind und sich damit tarnen.“
Hast du eigentlich gemerkt, was du da schreibst?
Meinem Empfinden nach die perfekte Beschreibung einer schweren Dissoziation (Abspaltung).
Insofern ein klarer Hinweis darauf, dass möglicherweise genau DAS das Problem der Kindesmisshandler ist:
Eigene Abspaltung vielleicht ebenfalls als Reaktion auf traumatische Kindheitserlebnisse!
(Das ist keine Entschuldigung für ihre erneuten sexualisierten Kindesmisshandlungen, das habe ich hier für mich schon öfters klargestellt!!!)
Nach außen den „ehrbaren“ Bürger, „tüchtigen“ Familienvater, „vernünftigen“ Richter, „keuschen“ Pfarrer geben, und nach innen ganz viel Kinderschmerz in die dunkelste und schwärzeste Ecke der Seele verstecken, so gut, dass man(n) schon selber nicht mehr merkt, was da um Hilfe schreit.
Und am Ende sind dann wieder alle verschreckt und können sich garnicht erklären, wie es dazu kommen konnte, dass dieser so „ehrbare“ Bürger/Familienvater/Richter/Pfarrer plötzlich zu so „dunklen“ Taten fähig war….
Du schreibst: „Gerade auch Personen, welche als absolut sicher und gefestigt gelten, gehören zu den Täterkreisen.“
Gerade das sind sie nicht: „sicher und gefestigt“, sie tun nur so. Sie spielen „sicher und gefestigt“, um ihre tiefe innere Unsicherheit, ihre Scham, ihre Ängste zu verstecken.
Und wir alle – als Gemeinschaft – spielen mit. Wir wollen „sichere“ und „gefestigte“ Helden, wir wollen niemanden, der „Opfer“ ist, der Schwächen hat und zeigt.
Es ist das problematische Männerbild, das in unserer Gesellschaft herrscht, das so viele (auch Frauen) verführt, in/mit einer „starken“, „heldenhaften“ Fassade nach außen zu treten – egal, wie es innen ausschaut.
Und die Medien spielen die Musik dazu…
Erst einmal vielen Dank für die umfangreichen Kommentare und kritischen Anmerkungen zu meinem Beitrag!
Die Aussagen stammen aus meinem E-Mail-Kontakt mit Norbert. Er bat mich um Erlaubnis, die oben zitierten Zeilen zu veröffentlichen, da ihn die Meinung anderer Leser interessiert. ich selbst hatte zunächst Bedenken, hier zu schreiben, da ich die Gefühle von Opfern nicht verletzten möchte.
Die Vorbehalte und die Skepsis kann ich natürlich gut verstehen, immerhin haben Opfer von sexueller Gewalt ein Schicksal hinter sich, dass sich für Außenstehende kaum jemals erahnen lässt. Andererseits bin ich erstaunt, dass viele Dinge (z B. zur Triebkontrolle) von vielen sehr ähnlich gesehen weden. Was bleibt, ist die Kontroverse um Begrifflichkeiten wie „pädophil, „pädosexexuell“ oder „pädokriminell“, die ja selbst in Fachkreisen höchst uneinheitlich verwedet werden, da es bis heute keine allgemein akzeptierte Defintion gibt.
Was ich mit meinem Beitrag (und mit meiner gesamten Öffentlichkeitsarbeit) zu zeigen versuche, ist die Botschaft: Eine pädophile Ausrichtung ist jederzeit kontrollierbar und muss keineswegs dazu führen, dass sich jemand sexuell an Kindern vergeht. Ich selbst beweise durch mein persönliches Beispiel, dass dies keine Utopie ist, sondern ein Weg, für den sich im Prinzip jeder entscheiden kann.
Hallo Marco,
ich verstehe dein Anliegen und möchte dir auch keineswegs zu nahe treten. Trotzdem habe ich irgendwo Angst vor deinen Aussagen. Du sagst „Eine pädophile Ausrichtung ist jederzeit kontrollierbar und muss keineswegs dazu führen, dass sich jemand sexuell an Kindern vergeht.“
Woher weißt du das? Du hast dein Leben noch nicht zu Ende gelebt, wie kannst du dir da sicher sein, dass du dich niemals an Kindern vergehen wirst? Woher nimmst du diese Sicherheit?
Ich wünsche es dir, ja, wirklich, aber ich würde keine Wette darauf abschließen.
Viele Grüße,
Elke
@Petra
danke für deine sehr passenden Ergänzungen.
Erstmal kann ich doch beruhigen – ich weiß sehr wohl, was ich schreibe 😉
Ich habe ja auch extra so geschrieben, daß sich jeder seinen Teil dazudenken kann oder sollte.
Allerdings sind aber längst nicht alle Täter auch Opfer in dem Bereich gewesen.
Sowas kommt vor, aber ist nicht unbedingt darauf zurückzuführen. Das finde ich noch sehr wichtig.
Und wer als sicher gilt, muss ja nicht wirklich sicher sein.
Aber insgesamt stimme ich deinen Ergänzungen zu.
Hallo zusammen!
Auch ich möchte zunächst allen an dieser „Diskussion“ Beteiligten meine Hochachtung aussprechen und für die im Allgemeinen sehr sachlichen Beiträge danken. Das ist aufgrund der tragischen Lebensgeschichte und der schrecklichen Taten, die viele verkraften mussten, bei einem Reizthema wie Pädophilie mit Sicherheit nicht selbstverständlich!
Da ich selbst von einer pädophilen Neigung betroffen bin, habe ich mir lange überlegt, ob ich hier einen Kommentar schreiben soll… und mich schließlich dafür entschieden.
Damit die wichtigsten Punkte direkt am Anfang klar sind:
1. Ich habe NIE ein Kind in irgendeiner Weise sexuell berührt.
2. Ich verabscheue sexuellen Kindesmissbrauch wie auch alle übrigen Gewalttaten an Kindern.
3. Ich glaube nicht an eine einvernehmliche Sexualität zwischen Kindern und Erwachsenen.
4. Ich lehne kinderpornografische Darstellungen grundsätzlich ab!
Dennoch kenne auch ich diese „gedankliche Hingezogenheit“, die Marco sehr treffend beschreibt. In meinem Fall sprechen wir von Mädchen im Alter von 8/9 – 13/14 Jahren, so schockierend das auch klingen mag, die ich bezüglich ihres Wesens und ihres Äußeren attraktiv finde. Ich bin mir bewusst, dass das für viele wie blanker Hohn klingen muss, aber ich verliebe mich genauso wie die meisten „normalen“ Menschen auch. Mein Interesse dabei ist eben nicht nur rein sexuell. Genauer gesagt ist sogar mein Bedürfnis nach emotionaler Zuwendung und Freundschaft sehr viel größer. Und eines ist mir vollkommen klar, in jeder Sekunde: eine solche Liebe darf in jedweder sexuellen Hinsicht NIEMALS gelebt werden!
Trotzdem spuken zuweilen leider erotische Phantasien (KEINE brutalen Gewaltphantasien!) mit Mädchen dieses Alters in meinem Kopf herum. Das mag für viele Menschen abstoßend sein, aber diese Phantasien bleiben in meinem Kopf. Dagegen kann ich leider nichts tun.
Ich lebe aber seit beinahe 15 Jahren damit, ohne jemals übergriffig geworden zu sein oder das „Bedürfnis“ danach gehabt zu haben.
Ich hege die feste Überzeugung, dass meine Liebe zu Kindern so stark ist, dass ich sie niemals, weder durch „geschickte“ Manipulation, noch mit Gewalt, zu sexuellen Handlungen bringen würde. Ersteres wird ja den meisten Pädophilen leider immer wieder unterstellt…(manchen radikalen auch völlig zu Recht!) Aber auch hier kann ich nur beteuern: Wenn ich einem Mädchen freundlich, aufmerksam und zuvorkommend begegne, dann hat das natürlich etwas mit Sympathie und zärtlichen, liebevollen Empfindungen zu tun, – aber es erwächst daraus keine übermächtige sexuelle Begierde, die alle freundlichen Bekundungen der Intention unterwirft, das Mädchen zu vergewaltigen. Ich weiß, dass ich eine Kinderseele damit für immer zerstören würde!
Mangelnde Empathiefähigkeit oder der Drang zu sexueller Gewalt hat nichts mit der Neigung zu tun. Empathie entsteht im Laufe der gesamten Sozialisation, ebenso wie das Bewusstsein für Gewalthandlungen. Hier kann es aufgrund schädlicher psychosozialer Einflussfaktoren bei jedem Menschen unabhängig von der Neigung zu Fehlentwicklungen kommen.
Ich hege nicht die Illusion, hier jemanden überzeugen zu können, dass Pädophilie nicht grundsätzlich mit „Kinderschändung“ gleichgesetzt werden muss und dass pädophil empfindende Menschen nicht ausschließlich schlecht sind. Eine solche Unterscheidung ist wahrscheinlich nach einer tatsächlichen Missbrauchserfahrung nicht oder nur schwer möglich.
Ich bitte aber darum, den folgenden Satz, der sich auch in Marcos Text widerspiegelt, nochmals zu bedenken: „Niemand kann sich seine sexuelle Präferenz aussuchen. Aussuchen kann man sich aber immer, wie man damit umgeht.“ Diese Wahl hat JEDER, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und die Konsequenzen möglicher Taten berücksichtigt!
Ich persönlich empfinde mich nicht mehr als schlecht, weil ich nie etwas Schlechtes einem Kind gegenüber getan habe und es auch nie zu tun gedenke. Sollte ich aber jemals wie auch immer geartete sexuelle Drangzustände verspüren, würde ich mich umgehend selbst in eine psychiatrische Einrichtung einweisen, um den Geschöpfen, die mir am meisten bedeuten, kein Unrecht zuzufügen. Insofern bin ich mir der immensen Verantwortung, die ich habe, vollkommen bewusst.
Herzliche Grüße
Gabriel
Ich lese hier meistens nur das Wort „Täter“. Frauen missbrauchen auch. Meistens jedoch auf subtilere Weise. Das Buch von Claudia Heyne „Täterinnen“ Offene und versteckte Agressionen von Frauen ist meiner Meinung nach eine Pflichtlektüre für jede Frau und sehr interessant für jeden Mann.
Alles Gute wünscht Euch allen Elvira
Hallo Gabriel,
auch dir möchte ich gerne eine Rückmeldung geben:
Zunächst einmal finde ich – ebenfalls wie bei Marco -, dass sich dein Beitrag angenehm von den üblicherweise wesentlich abstruseren und aggressiveren Aussagen von anderen „Pädosexuellen“ abhebt.
Was ich besonders hervorheben möchte, sind deine klaren Statements zu Beginn deiner Ausführungen (1., 2.,…); sie machen es für mich einfacher, dir zuzuhören.
Was ich ebenfalls anerkennen möchte, ist der Ansatz von euch beiden, EURE EIGENE SOZIALGRUPPE selbstkritisch und selbstreflektiv zu betrachten. Das kenne ich als Frau und Überlebende beispielsweise von der Sozialgruppe „Männer“ und „Täter“ so gut wie überhaupt nicht. Da findet so gut wie keine Auseinandersetzung/Abgrenzung statt, frau hört so gut wie garnichts von Männern, die sich offensiv mit Gewalt- und Machtstrukturen innerhalb ihrer Sozialgruppe kritisch auseinandersetzen, bzw. von ihnen AKTIV distanzieren.
Ich glaube, dass solche innerhalb der Sozialgruppe vorgetragenen Argumente eben innerhalb dieser Sozialgruppe mehr an Auseinandersetzung und Reflektion auslösen, als wenn sie von außen (z. B. von Betroffenen) kommen.
Dennoch gibt es für mich als Überlebende von jahrelanger sexualisierter Gewalt genau in dem Alter, von dem du sprichst, einiges zu hinterfragen.
Du schreibst: „Mein Interesse dabei ist eben nicht nur rein sexuell.“ – Frage/Anmerkung: Aber auch, oder? „Nicht nur rein sexuell“ heißt für mich „AUCH sexuell“.
Du schreibst: „Genauer gesagt ist sogar mein Bedürfnis nach emotionaler Zuwendung und Freundschaft sehr viel größer.“ – Frage/Überlegung: Ein Mädchen zwischen 8/9 – 13/14 Jahren ist emotional noch nicht ausgereift, es befindet sich noch mitten in der Entwicklung zu einem voll ausgereiften Menschen; es ist erst dabei, soziale Fähigkeiten wie beispielsweise Empathie, Zuwendung zu anderen Menschen, Fürsorge, eigene Grenzen etc. zu lernen. Und eigentlich geht dieses „Lernen“ so, dass das Kind diese Emotionen und Fähigkeiten von den Erwachsenen um sich herum vorgelebt (und bestärkt) bekommt.
Das heißt 1.) die Erwachsenen um das Kind herum müssen selbst emotional so ausgereift und stabil sein, dass sie in der Lage sind, diese „Lehre“ verantwortungsvoll umzusetzen – also ohne Projektionen, Drohungen, Erpressungen, und auch ohne den Wunsch, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigt zu bekommen.
Das heißt 2.) ein Mädchen zwischen 8/9 – 13/14 Jahren ist nicht dazu da, die emotionalen Bedürfnisse oder die Bedürfnisse nach Zuwendung eines Erwachsenen zu befriedigen.
Das heißt 3.) dass du dir emotionale Zuwendung und Freundschaft von jemandem wünscht, die unreif ist.
– Frage: Was ist für dich attraktiv an unreifen Formen von Zuwendung und Freundschaft? Oder anders herum: Warum suchst du unreife Formen von Zuwendung und Freundschaft?
Du schreibst: „Dagegen kann ich leider nichts tun.“ (gemeint sind deine erotischen Phantasien mit Mädchen). – Anmerkung: Tut mir leid, aber das halte ich für eine Ausrede. Ehrlicher wäre zu sagen, „Dagegen WILL ich nichts tun.“ Denn ich denke sehr wohl, dass es möglich wäre, sich mal anzugucken (therapeutisch), woher die Hinzugezogenheit zu unreifen (seelisch, emotional und körperlich) Kindern kommt.
Du schreibst: „Wenn ich einem Mädchen freundlich, aufmerksam und zuvorkommend begegne, dann hat das natürlich etwas mit Sympathie und zärtlichen, liebevollen Empfindungen zu tun, – aber es erwächst daraus keine übermächtige sexuelle Begierde, die alle freundlichen Bekundungen der Intention unterwirft, das Mädchen zu vergewaltigen.“
Anmerkung: Siehst du, genau DARIN liegt die Gefahr für die Kinder: Ihr glaubt, ihr könntet eure Gefühle von „Sympathie und zärtlichen, liebevollen Empfindungen“ getrennt halten von euren „sexuellen Begierden“, wenn ihr euch den Kindern nähert.
Doch GERADE dadurch, dass Kinder kognitiv noch nicht so gereift sind, dass sie die Dinge um sich herum noch nicht überwiegend über den Verstand, sondern über das Gefühl wahrnehmen, nehmen sie eben auch eure „doppelte Spur“ wahr. Soll heißen: Auch wenn ihr uns vordergründig vormacht, ihr würdet uns einfach nur „sympathisch“ finden und mit uns befreundet sein wollen, spüren wir die „doppelte Spur“ – nämlich euer sexuelles Begehren -, die mitläuft, und sie VERGIFTET alles, was von euch kommt. Auch das nette.
Sie vergiftet darüber hinaus unsere Seele, weil wir (als Kinder) ja noch dabei sind, zu reifen. Jedes Erlebnis, jede Emotion, jede „Lernerfahrung“ wird als „Lebenswahrheit“ abgespeichert. Das heißt, IHR vergiftet mit eurer doppeldeutigen UND EGOISTISCHEN (denn es geht ja um EUER Bedürfnis nach Zuwendung, EUER Bedürfnis nach Freundschaft – es geht nicht um das Kind) Annäherung an die Kinder DEREN GESAMTES WELTBILD, das ja gerade erst dabei ist, sich auszubilden. Für die Kinder wird zukünftig „Freundschaft“ und „Zuwendung“ immer mit dieser Doppelbödigkeit, diesem versteckt Sexuellen (das von euch gekommen ist) verbunden sein.
UND ZWAR GERADE AUCH, WENN ES „NUR“ GEDANKLICH (SEXUELL) WAR!!!!!!
DESHALB ist „gedankliches Hinzugezogensein“ NICHT weniger gefährlich als tatsächliche Übergriffe!! Es ist – ich schrieb es schon in meinem Kommentar zu Marco – nur eine andere Stufe!
Du schreibst: „pädophil empfindende Menschen nicht ausschließlich schlecht sind.“ – Das habe ich auch nicht gesagt. Ich sagte, ich halte sie für nicht gesund. Und daher bin ich auch der Meinung, dass sie etwas tun können, wenn sie wollen. Nämlich z. B. sich (KOMPETENTE!) therapeutische Hilfe suchen.
Für „schlecht“ – oder besser: verbrecherisch – halte ich allerdings sehr wohl jede ihrer NUR AUF DAS EIGENE INTERESSE ausgerichteten sexualisierten Annäherungen und Handlungen an Kinder/n. Und ihre dämlichen und abstrusen Begründungen ausschließlich zur Rechtfertigung EIGENER INTERESSEN und zur VERLEUGNUNG EIGENER ENTWICKLUNGSDEFIZITE ebenfalls.
Du schreibst: „Sollte ich aber jemals wie auch immer geartete sexuelle Drangzustände verspüren, würde ich mich umgehend selbst in eine psychiatrische Einrichtung einweisen.“ – Anmerkung: Deine Beschreibung von Hinzugezogensein zu Mädchen einer bestimmten Altersspanne deuten für mich darauf hin, dass es sich dabei um „wie auch immer geartete sexuelle Drangzustände“ handelt. Dir mögen sie im Moment vielleicht nicht (gefährlich) „drängend“ vorkommen, aber ein „Drang“ ist es ja bereits, sich zu etwas Bestimmten ganz besonders hingezogen zu fühlen, oder nicht?
Und ich unterstelle jetzt einfach mal sowohl bei dir wie auch bei Marco, dass es sich um eine „sexuelle“ Hinzugezogenheit handelt, denn sonst würdet ihr euch überhaupt nicht mit dem Thema „Pädophilie“ identifizieren.
Also denke ich, dass es verantwortungsvoll wäre, sich BEREITS JETZT um (nochmals: KOMPETENTE!) psychotherapeutische Unterstützung – es muss ja nicht gleich die Psychiatrie sein! – zu bemühen.
Ich erkenne durchaus Verantwortungsbereitschaft in deiner und auch Marcos Zuschrift, und das anerkenne ich, wie gesagt. Daher würde ich mir auch wünschen, wenn solche Menschen wie ihr euch aktiv von dem Begriff „Pädophilie“ distanziert. Es ist keine „Kinderliebe“, die der Großteil derer, die sich als „Pädophile“ bezeichnen, empfinden – im Gegenteil. Und Marco hat das auch so benannt („Fehlen von Mitgefühl und Respekt gegenüber dem Kind“). Es ist pure EIGENLIEBE, es ist das Durchsetzen eigener Interessen – zum Schaden eines Kindes. Selbst wenn ihr euch nicht als „Pädokriminelle“ sehen wollt, weil ihr noch keine TÄTLICHEN Übergriffe unternommen habt, so ist doch der Begriff „Pädophiler“ ebenso falsch.
Liebe Petra,
in deinem Brief an Gabriel hast du haargenau das ausgedrückt, was ich denke und empfinde. Ich hätte es allerdings niemals so klar, deutlich und präzise formulieren können wie du!
Vor ein paar Tagen habe ich noch hier in diesem Forum geschrieben, dass ich kein Opfer von sexueller Gewalt, sondern von Kindesmisshandlung bin. Gestern habe ich dann auf Norberts Website gelesen, was dem 14jährigen Mädchen während des Praktikums in einem Betrieb in Böblingen passiert ist. Darüber habe ich gestern lange nachgedacht und würde heute nicht mehr sagen, dass ich nie sexuelle Gewalt erlebt habe. Ich habe nämlich mit dem Besitzer eines Schäferhundes, mit dem ich im Alter von 15 Jahren oft spazieren gegangen bin, etwas ganz Ähnliches erlebt wie dieses 14jährige Mädchen während des Praktikums.
Das, was du heute an Gabriel geschrieben hast, hat mich noch sehr viel nachdenklicher gemacht als der Bericht, den ich gestern gelesen habe. Mir ist dadurch klar geworden, dass mein Judotrainer, der für mich ein Ersatzvater war, nicht nur väterliche Gefühle für mich gehabt haben kann. Möglicherweise hatte er sogar gar keine väterlichen Gefühle für mich. Das halte ich jetzt für wahrscheinlicher. Ich hatte diese unerfreuliche Geschichte in den letzten dreißig Jahren zum größten Teil verdrängt.
Ich war im Alter von 13 bis 15 Jahren der Liebling meines Judotrainers. In diesem Alter war ich noch sehr kindlich. Während meine Klassenkameradinnen sich zum ersten Mal in gleichaltrige Jungen verliebt haben, habe ich mir sehnlichste Eltern gewünscht, die mich adoptieren. Ich hatte während meiner Kindheit immer eine große Sehnsucht nach einer liebevollen, intakten Familie und nach Liebe, Schutz und Geborgenheit. Ich habe in Fernsehserien und Spielfilmen gesehen, wie liebevoll Eltern mit ihren Kindern umgehen. Und auch meine Freundinnen hatten liebe Eltern, um die ich sie sehr beneidet habe.
Ich hatte eine Erzeugerin, die mich schwer misshandelt hat und vor der ich oft eine Todesangst haben musste. Meinen Erzeuger kannte ich nicht. Er hat zwar Unterhalt gezahlt, aber hat sich sonst nie um mich gekümmert.
Ich war ein unerwünschtes Kind. Meine Großmutter war sehr katholisch und hat es ihrer Tochter nie verziehen, dass sie sich mit einem verheirateten Mann „eingelassen“ und ein „uneheliches Kind“ bekommen hatte. Meine Großmutter hat mal gesagt, dass meine Geburt das Schlimmste gewesen sei, das ihr je im Leben passiert ist. Da meine Großmutter zwei Weltkriege erlebt hat und von ihrem Mann verprügelt und vergewaltigt worden war, kann man sich ungefähr vorstellen, wie schlimm meine Geburt für sie war, nämlich schlimmer als zwei Kriege und schlimmer als verprügelt und vergewaltigt zu werden.
Ich war ein unendlich einsames und unglückliches Kind. Meine Erzeugerin hat mich gehasst, meine Großmutter hat sich wegen mir geschämt, und meinem Erzeuger war ich völlig gleichgültig. Er hätte keine Träne vergossen, wenn ich gestorben wäre. Mein Todestag wäre ein Freudentag für ihn gewesen, weil er dann keinen Unterhalt mehr hätte zahlen müssen. Geschwister oder andere Verwandte, die sich um mich hätten kümmern können, hatte ich nicht. Ich war mutterseelenallein. Deshalb war ich extrem dankbar für die kleinste freundliche Geste von den Erwachsenen, die ich kannte. Ich hatte glücklicherweise ein paar nette Lehrerinnen und Lehrer.
Als ich 13 Jahre alt war, fing ich mit Judo an. Ich hatte einen Judotrainer, der ganz besonders nett zu mir war. Er war vierzig Jahre alt und hatte zwei Kinder im Alter von sieben und fünf Jahren. Als ich 15 Jahre alt war, habe ich einmal beobachtet, wie der fünfjährige Sohn von meinem Trainer hinfiel und weinte. Er durfte dann auf dem Schoß meines Trainers sitzen und wurde sehr liebevoll getröstet. Dieses Bild werde ich nie vergessen, weil es so rührend war. Ich habe mir damals so sehr gewünscht, auch Eltern zu haben, die mich trösten, wenn ich traurig bin. Ich habe davon geträumt, dass mein Trainer mich adoptieren würde.
Im Alter von 15 Jahren habe ich mir den Film „Elliot, das Schmunzelmonster“ im Kino angesehen. Das ist ein Kinderfilm, in dem es um einen kleinen Jungen geht, der keine Eltern hat. Ein Drache namens Elliot hilft ihm dann, Adoptiveltern zu finden. Außer mir waren nur Mütter mit sechs- bis achtjährigen Kindern im Kino. Im Alter von 15 Jahren war ich zwar geistig normal entwickelt, aber seelisch war ich ungefähr auf dem Entwicklungsstand eines sechsjährigen Kindes.
Als ich den Film „Elliot, das Schmunzelmonster“ sah, war ich wahnsinnig gerührt, als ich sah, wie der große Drache den kleinen Jungen in seinen Armen wiegte, ihn tröstete und ihm ganz vorsichtig mit seiner riesigen Pfote eine Träne abwischte.
Als ich 13 bis 15 Jahre alt war, war mein Judotrainer mein Ersatzvater. Er begrüßte mich völlig anders als meine Vereinskameraden. Er legte seinen Arm um meine Schultern, drückte mich an sich, lächelte und sagte: „Na, Sylvie, alles klar?“ Ich nickte und strahlte ihn an.
Während des Trainings wurde ich häufiger gelobt und überhaupt sehr viel mehr beachtet als meine zum größten Teil männlichen Vereinskameraden. Manchmal gab mein Trainer mir auch einen „freundschaftlichen“ Klaps auf den Po.
Ich fand es toll, dass mein Trainer mich ganz offensichtlich viel lieber mochte als die anderen. Ich hatte das Gefühl, etwas Besonderes für ihn zu sein, während die anderen nur seine Schüler waren. Für die anderen war er ein Trainer. Für mich war er ein Vater. Für ihn war ich sein Kind, während die anderen nur seine Schüler waren. Das dachte ich jedenfalls.
In den Schulferien habe ich meinen Trainer sehr vermisst, weil dann kein Judotraining stattfand. Ich beneidete seine Kinder, die ihn täglich sehen durften.
Als mein Trainer Geburtstag hatte, gratulierte ich ihm. Da umarmte er mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. Darüber habe ich mich sehr gefreut, weil er sonst niemanden aus dem Verein umarmte und küsste. Auch das war wieder ein Beweis dafür, dass ich ihm ganz besonders wichtig sein musste. Für jemanden wichtig zu sein, war für mich wie der Himmel auf Erden, weil ich meiner Erzeugerin und meinem Erzeuger vollkommen gleichgültig war.
Zwischen meinem 15. und 18. Lebensjahr habe ich bei meiner Großmutter gewohnt. Sie hat mich zwar nicht misshandelt, doch sie ging alles andere als liebevoll mit mir um. Ich habe bei meiner Großmutter gewohnt wie eine Untermieterin in einer fremden Wohnung. Meine Großmutter war an Weihnachten, an Sylvester, an Ostern und an allen Wochenenden bei meiner Tante und übernachtete auch dort, so dass ich tagelang allein in der Wohnung meiner Großmutter war. Ich konnte nicht mitfahren zu meiner Tante, weil sie ihre Schwester – meine Erzeugerin – hasste. Deshalb war auch ich bei meiner Tante unerwünscht.
Eine Fünfzehnjährige, deren Geburtstag nicht gefeiert wird und die sogar an Weihnachten allein sein muss, ist so extrem einsam, dass es kaum noch auszuhalten ist.
Ich war ganz allein auf der Welt.
Im Alter von 15 Jahren bin ich oft mit einem Schäferhund spazieren gegangen, den ich sehr geliebt habe. Auch der Hund – er hieß “Hasso” – mochte mich sehr. Er flippte jedes Mal völlig aus, wenn ich kam, um ihn abzuholen. Er sprang wie verrückt an mir hoch, leckte mich ab und konnte sich vor lauter Freude kaum mehr beruhigen.
Der einzige Halt, den ich damals hatte, waren mein Judotrainer und der Schäferhund Hasso, mit dem ich dreimal pro Woche vor dem Judotraining spazieren ging. Ich machte zwei bis drei Stunden lange Spaziergänge mit ihm durch Wiesen und Felder. Ich hatte keine Angst, denn ich wusste genau, dass Hasso mich beschützen würde. Er kam sofort angerannt, wenn ich ihn rief, während er auf seinen Besitzer nicht so gut hörte.
Einmal saß ich auf einer Wiese und weinte. Da kam Hasso zu mir und leckte meine Tränen ab.
Eines Tages geriet ich bei einem Spaziergang mit Hasso in einen heftigen Regen und wurde klatschnass, weil ich keinen Schirm dabei hatte. Als ich Hasso bei seinem Besitzer, der „Herr B.“ hieß, ablieferte, brachte er seinen Hund sofort auf die Terrasse, damit er im Wohnzimmer nicht alles nass und schmutzig machen konnte. Herr B. verriegelte die Terrassentür von innen, damit Hasso sie nicht von außen aufmachen konnte.
Normalerweise lieferte ich Hasso an der Haustür ab und ging dann zum Judotraining, doch an diesem Tag sagte Herr B., dass ich hereinkommen und mir die Haare abtrocknen sollte. Er wusste, dass das Judotraining erst um 18 Uhr anfing und dass ich noch etwa eine Stunde Zeit hatte. Wegen des schlimmen Regens hatte ich Hasso sehr viel früher nach Hause gebracht als sonst.
Ich hatte keine Angst vor diesem Mann, weil ich ihn schon seit einem Jahr kannte und er bisher immer freundlich gewesen war. Deshalb ging ich nichts Böses ahnend ins Haus und wartete im Wohnzimmer, bis Herr B. seinen Hund in den Garten gebracht und die Terrassentür von innen verschlossen hatte. Das Verschließen dieser Tür machte mich nicht misstrauisch, weil Hasso ja wirklich sehr nass und schmutzig war. Er sollte nicht wieder hereinkommen und alle Teppiche und Polstermöbel schmutzig machen.
Nachdem Herr B. die Terrassentür verschlossen hatte, dachte ich, dass er nun ein Handtuch für mich holen würde, damit ich meine nassen Haare abtrocknen konnte, doch als er an mir vorbeiging blieb er plötzlich stehen und hielt mich fest. Ich konnte mich nicht wehren, denn Herr B. war etwa zwei Meter groß und hatte sehr viel Kraft. Er setzte sich auf einen Sessel und zog mich auf seinen Schoß. Mit dem einen Arm hielt er mich fest, und mit der Hand des anderen Arms fummelte er an meiner Brust herum. Ich wehrte mich so gut ich konnte und schrie immer wieder „Hasso! Hasso!“ Um mich besser unter Kontrolle zu bekommen, legte Herr B. mich auf den Boden und setzte sich auf meinen Bauch. Hasso hatte mich gehört und versuchte immer wieder, die Terrassentür zu öffnen. Er bellte und winselte und schien mir helfen zu wollen. Da die Nachbarhäuser zu weit entfernt von Herrn B’s Einfamilienhaus waren, konnte niemand meine Schreie hören.
Als dieser zwei Meter große und sehr schwere Mann auf meinem Bauch saß, bekam ich noch mehr Angst, denn ich war ihm völlig hilflos ausgeliefert. Er hielt mit einer Hand meine beiden Arme fest, und mit der anderen Hand fummelte er weiterhin an meiner Brust herum. Er versuchte auch, mir einen Zungenkuss zu geben. Ich drehte meinen Kopf so schnell ich konnte hin und her und presste die Lippen zusammen, damit die eklige Zunge von Herrn B. nicht meine Lippen berühren konnte.
Ich weiß nicht genau, wie lange Herr B. auf meinem Bauch saß und wie lange ich Angst hatte, er würde mich umbringen oder vergewaltigen. Es waren etwa zwanzig Minuten. Irgendwann stand Herr B. auf und zog mich hoch. Er hielt noch meinen Arm fest. Plötzlich wurde ich ganz ruhig und sagte in einem ganz beiläufigen Ton, dass ich jetzt gerne mal ins Badezimmer gehen würde, um meine Haare abzutrocknen. Ich hatte lange und sehr dicke Haare, die immer noch nass waren. Herr B. ließ mich los, und ich ging langsam in Richtung Badezimmer. Doch kurz bevor ich beim Badezimmer ankam, rannte ich wie der Blitz in Richtung Haustür, die zum Glück nicht abgeschlossen war. Ich rannte so schnell ich konnte aus dem Haus in Richtung Turnhalle. Außer mir war noch niemand da. Deshalb kletterte ich auf einen Baum, der vor der Turnhalle stand, und wartete dort auf meine Vereinskameraden und auf meinen Trainer, der ja mein „Ersatzvater“ war. Ich konnte nicht nach Hause gehen, denn ich hatte das dringende Bedürfnis, mit meinem Trainer zu sprechen und von ihm getröstet zu werden. Während ich auf dem Baum saß, sagte ich mir immer wieder, dass ich dort oben sicher sei, denn falls Herr B. kommen würde, um mich von diesem Baum herunterzuholen, würde ich ihm von dort oben ins Gesicht treten. Doch er war mir zum Glück nicht gefolgt. Trotzdem blieb ich auf diesem Baum sitzen, bis mein Trainer kam und die Turnhalle aufschloss.
In der Nähe der Turnhalle waren einige Häuser. Heute würde ich in so einem Fall bei einem dieser Häuser klingeln und die Polizei anrufen, doch damals bin ich nicht auf diese Idee gekommen. Ich war es nicht gewohnt, jemanden um Hilfe zu bitten. Ich war jahrelang immer wieder verprügelt und aus der Wohnung rausgeschmissen worden und habe trotzdem nie jemanden um Hilfe gebeten. Meine Großmutter wusste, dass ich von meiner Erzeugerin mit allen möglichen Gegenständen verprügelt wurde. Sie wusste auch, dass ich oft am späten Abend rausgeschmissen wurde, denn ich kam bereits im Alter von sieben und acht Jahren oft nach 22 Uhr weinend bei ihr an. Im Alter von neun Jahren bin ich sogar einmal mit dem letzten Zug um 23.40 Uhr zu meiner Großmutter gefahren und kam kurz nach Mitternacht bei ihr an. Trotzdem hat meine Großmutter mir nicht geholfen. Sie hat mich immer ein paar Tage später zu meiner Erzeugerin zurückgeschickt.
Wenn mir nicht einmal meine Großmutter hilft, warum sollte ich dann bei fremden Leuten klingeln und sie um Hilfe bitten? Warum hätten diese Leute mir helfen sollen? Und da mir damals nicht klar war, dass Herr B. gerade ein Verbrechen begangen hatte, kam ich auch nicht auf die Idee, bei der Polizei anzurufen. Damals (vor dreißig Jahren) wurde in den Medien und auch sonst niemals über sexuelle Gewalt gesprochen.
Ich habe gehofft, dass mein Trainer mit mir sprechen, mich trösten und mir helfen würde. Doch ausgerechnet an diesem Tag, als ich ihn so dringend gebraucht hätte, beachtete er mich so gut wie gar nicht. Das lag zum Teil daran, dass ich an diesem Tag nicht beim Training mitmachen konnte. Ich zog meinen Judoanzug gar nicht erst an, weil ich wusste, dass ich nicht dazu fähig sein würde, zu trainieren. Ich stand immer noch unter Schock und konnte nicht viel reden. Ich weiß nicht mehr, wie ich meinem Trainer erklärt habe, warum ich nicht beim Training mitmachen konnte. Da ich nicht mit ihm allein war, konnte ich ihm nicht den wahren Grund sagen. Meine anderen Vereinskameraden sollten nicht wissen, was mir passiert war. Ich habe mich ja geschämt.
Ich hatte zwei Jahre lang keine einzige Trainingsstunde versäumt, und es war auch noch nie vorgekommen, dass ich mich auf die Bank gesetzt und beim Training zugesehen hatte. Deshalb hätte meinem Trainer eigentlich auffallen müssen, dass mit mir irgendetwas nicht stimmte. Doch er kam nicht zu mir, um mich zu fragen, was mit mir los ist.
Ich saß eineinhalb Stunden auf der Bank und beobachtete meinen Trainer und die anderen. Ich hoffte, dass mein Trainer nach dem Training noch kurz Zeit haben würde, um mit mir zu sprechen. Deshalb ging ich nicht nach Hause.
An diesem Tag war ein elf- oder zwölfjähriges Mädchen zum Training gekommen, das eine längere Zeit nicht mehr gekommen war. Sie hatte rote Haare und viele Sommersprossen. Sie sah so lustig und frech aus wie Pippi Langstrumpf. Sie lachte viel und war sehr fröhlich. Sie war genau mein Gegenteil: fröhlich und völlig unbefangen. Sie sah aus, als hätte sie noch nie in ihrem Leben etwas Schlimmes erlebt.
Mein Trainer schien von diesem Mädchen ganz begeistert zu sein und flirtete mit ihr. Heute würde ich das „flirten“ nennen. Als ich 15 Jahre alt war, konnte ich das, was ich da beobachtete, gar nicht richtig begreifen. Ich war ja sowieso schon total durcheinander. Ich war unendlich traurig darüber, weil mein Trainer so nett zu diesem Mädchen war und so viel mit ihr lachte und herumalberte, während er mich überhaupt nicht mehr beachtete. Es kam mir so vor, als würde ich gar nicht mehr existieren. Das war ein schreckliches Gefühl.
Je länger ich meinen Trainer und das rothaarige Mädchen beobachtete, desto mehr wurde mir klar, dass ich meinem Trainer nicht vertrauen konnte. Ich habe weder ihm noch sonst jemandem von dem schlimmen Erlebnis mit Herrn B. erzählt. Wenn ich meiner Großmutter davon erzählt hätte, hätte sie mit Sicherheit nur gesagt: „Du bist ja selbst schuld! Warum gehst du denn auch in fremde Häuser?“ Getröstet hätte sie mich nicht. Wenn ich von meiner Erzeugerin verprügelt und rausgeschmissen wurde, hat sie mich hinterher auch nie getröstet.
Das rothaarige Mädchen verlor bald wieder die Freude am Judotraining und kam nicht mehr. Mein Trainer verhielt sich wieder genau so wie immer. Ich wurde von ihm am meisten beachtet, doch ich konnte mich nicht mehr richtig darüber freuen. Ein paar Wochen nach dem schlimmen Erlebnis mit Herrn B. war ich kurz mit meinem Trainer allein auf der Bühne der Turnhalle. Da lächelte er mich an und sagte: „Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, würde ich dich heiraten!“ Er schwärmte mir vor, was ich für ein hübsches und liebes Mädchen sei. Ich sagte dazu nichts, sondern sah ihn nur erschrocken an. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. An diesem Tag habe ich meinen „Ersatzvater“ endgültig verloren. Ich hatte ihn schon zum größten Teil verloren, als er mich ignorierte, obwohl ich seine Hilfe dringend gebraucht hätte, weil ich wegen Herrn B. unter Schock stand. Aber als mein Trainer vom Heiraten sprach, habe ich ihn in genau diesem Augenblick endgültig verloren. Ich stand vor einem großen Scherbenhaufen, war völlig verzweifelt und hatte Suizidgedanken. Ich hatte innerhalb von ein paar Stunden meinen geliebten Hund und meinen „Ersatzvater“ verloren.
Als ich 16 Jahre alt war, kam ein neues Mädchen in unseren Verein, mit dem mein Trainer flirten konnte. Sie war 14 Jahre alt. Ich war darüber nicht traurig, sondern sah diesen Flirt eines 40jährigen mit einer Dreizehnjährigen plötzlich mit ganz anderen Augen. Ich fand, dass mein Trainer sich sehr komisch benahm – nicht wie ein Erwachsener, den man bewundern und den man sich zum Vorbild nehmen konnte. Ich habe immer mehr die Achtung vor ihm verloren, weil sein Verhalten wirklich lächerlich war.
Jetzt weiß ich, dass mein Trainer zwischen meinem 13. und 15. Lebensjahr genau so mit mir geflirtet hatte wie später mit den anderen beiden Mädchen. Ich habe das damals jedoch nie als einen Flirt empfunden.
Ich habe mich auch nie darüber gewundert, dass mein Trainer nur mir einen Klaps auf den Po gegeben hat. Wenn ein Klaps auf den Po „freundschaftlich“ wäre, hätte mein Trainer ja auch meinen männlichen Vereinskameraden einen Klaps auf den Po geben können. Doch das tat er niemals.
Bisher dachte ich, dass dieses Erlebnis mit Herrn B. mir nicht geschadet hat, denn eigentlich war ja nichts passiert. Er hatte mich ja nicht vergewaltigt, und er hatte mich nicht einmal ausgezogen. Aber jetzt glaube ich, dass dieses Erlebnis doch dazu beigetragen hat, dass ich Männern zutiefst misstraue. In meinem Hinterkopf spuken immer noch diese Gedanken herum, dass Männer sich nur für Sex interessieren, dass sie verantwortungslos sind und dass ihnen die Seele und die Gefühle anderer Menschen völlig gleichgültig sind.
An diesem schrecklichen Tag, als Herr B. mich etwa zwanzig Minuten lang in seinem Haus festhielt und mein Trainer mir nicht half, weil er wegen des Flirts mit dem rothaarigen Mädchen zu sehr beschäftigt war, um zu merken, dass ich völlig verstört war, habe ich das Vertrauen zu allen Männern verloren. Zu Frauen hatte ich zu diesem Zeitpunkt sowieso schon lange kein Vertrauen mehr.
Als mein Trainer mir sagte, dass er mich heiraten würde, wenn er zwanzig Jahre jünger wäre, habe ich das auch als großen Vertrauensbruch empfunden. Das war das Ende dieser eigenartigen „Freundschaft“ zwischen meinem Trainer und mir.
Jetzt bin ich 46 Jahre alt und hatte noch nie einen Freund.
Ich hoffe, dass Gabriel und Marco das jetzt lesen. Vielleicht bekommen sie dann eine Vorstellung davon, was solche „harmlosen“ Gedanken, die auch mein Trainer gehabt haben muss, in einem Kind zerstören können.
Ich bin auch der Meinung, dass Gabriel und Marco dringend eine Therapie brauchen. Sie sollten jedoch diese Therapie nicht in der „Charité“ in Berlin machen, weil der Professor, der diese Therapie anbietet, der Meinung ist, dass Männer, die sich zu Kindern hingezogen fühlen, diese „zu sehr lieben“!!! Das ist der größte Quatsch, den ich jemals in meinem Leben gehört habe!!! Wie kann ein Professor nur so dumm sein??? Wie kann ein Psychotherapeut nur ein Verbrechen mit Liebe verwechseln???
Eine „Freundschaft“ zwischen einem Mann und einem acht- bis vierzehnjährigen Kind, ist in Wirklichkeit keine Freundschaft, sondern der reinste Egoismus. Männer wie mein Trainer haben nicht die geringste Ahnung davon, was in einem Kind in diesem Alter vorgeht. Sie interessieren sich meiner Meinung nach nur für dessen Körper. Und wenn ein Kind gerade nicht verfügbar ist, wird es ganz schnell und ohne mit der Wimper zu zucken gegen ein anderes ausgetauscht. Das hat mit Liebe rein gar nichts zu tun. Wenn man jemanden liebt, verhält man sich diesem Menschen gegenüber fürsorglich und hilft ihm, wenn es ihm schlecht geht. Man lässt ihn nicht im Stich, und man möchte immer nur, dass es ihm gut geht und dass er nicht leiden muss. Ich habe wegen meinem Trainer sehr gelitten, und ich weiß jetzt, dass das nichts mit Liebe oder Freundschaft zu tun hatte.
Ich glaube, dass das Verhalten meines Trainers für mich schädlicher war als dieses Erlebnis mit Herrn B., denn Herr B. war für mich nur ein fremder Mensch, während ich zu meinem Trainer Vertrauen hatte. Er hat mein Vertrauen missbraucht, und das war noch viel schmerzhafter als das Erlebnis mit Herrn B. Mein Trainer hat im Gegensatz zu Herrn B. nie Gewalt angewendet, und trotzdem hat er mir mehr geschadet als Herr B. (Wenn Herr B. mich jedoch vergewaltigt hätte, würde ich natürlich nicht sagen, dass mein Trainer mir mehr geschadet hat als Herr B.!!! Eine Vergewaltigung ist für ein Kind und für einen Jugendlichen ein ganz entsetzliches Trauma!!!)
Ich hatte Glück, dass ich in meiner Kindheit und Jugend sehr wenig Kontakt mit Männern hatte. Ich hatte keine männlichen Verwandten. Meine Erzeugerin und meine Großmutter lebten sehr isoliert und hatten kaum Kontakt mit anderen Leuten. Meine Erzeugerin hatte nach meiner Geburt niemals mehr einen Freund, weil sie nach der Enttäuschung mit meinem Erzeuger von Männern die Nase voll hatte.
Ich glaube, dass so einsame Kinder wie ich, die niemandem vertrauen können und es niemandem erzählen können, wenn sie etwas Schlimmes erlebt haben, ganz leicht Opfer von sexueller Gewalt werden können. Wenn ich in meiner Kindheit mehr Kontakt mit Männern gehabt hätte, wäre möglicherweise einer darunter gewesen, der mich jahrelang vergewaltigt hätte. Wem hätte ich das dann erzählen sollen? Wer hätte mir dann helfen können? Meine Erzeugerin und meine Großmutter ganz bestimmt nicht!
Liebe Petra, ich bin dir sehr dankbar für deine wertvollen Denkanstöße, die hoffentlich auch bei Gabriel und Marco Spuren hinterlassen!!!
Sylvie
Liebe Sylvie,
ich bin sehr traurig und berührt von dem, was du geschildert hast. Es ist schrecklich, dass du so eine einsame Kindheit erleben musstest, mit Menschen um dich herum, die dir so offensichtlich zu verstehen gaben, dass sie dich nicht haben wollen. Und dass sie an dieser klugen, wachen, aktiven und ausdrucksfähigen Persönlichkeit, die sich nicht ausgesucht hatte, in dieser „Familie“ zu „stören“, so wenig liebens-wertes erkennen konnten. Was daran lag, dass sie selbst blind waren für das eigene Liebenswerte in sich.
Aber egal, woran es lag: Sie hatten kein Recht, dich so zu demütigen, so gemein und abweisend zu dir zu sein, dich so im Stich zu lassen.
Viele von uns (glaube ich) kennen ähnliche Formen von Ablehnung durch die Mutter/Erzeugerin, bzw. mutterähnliche Personen. Ich war ebenfalls ein „Unfall“ und meine Mutter hat mich auch nicht gewollt; sie hat mir Zeit meines Lebens zu verstehen gegeben, dass ich „Schuld“ an ihrem Unglück bin (dass sie nun mit einem Kind belastet ist, dass sie dadurch auf dem Heiratsmarkt nur geringe Chancen hat, dass sie „dadurch“ in eine Ehe mit einem gewalttätigen und gestörten Psychopathen „gezwungen“ wurde, etc…).
Leuchtet doch auch ein: Wir sind selber schuld, dass wir auf die Welt gekommen sind. Logisch.
Ich glaube mittlerweile, dass DAS möglicherweise EIN Faktor ist, der späteren Gewalttätern in die Hände arbeitet. Wir Würmchen waren doch ebenso wie jedes andere Kind darauf angewiesen, dass wir Zuwendung, Aufmerksamkeit, Schutz, Unterstützung etc. erhalten. Und da uns unsere Mütter/Erzeugerinnen dies vehement verweigerten, begannen wir mit den beschränkten Mitteln, die uns Würmchen zur Verfügung standen, uns diese Zuwendung, Aufmerksamkeit, Schutz, Unterstützung etc. woanders zu suchen.
(DAS IST KEIN WIE AUCH IMMER GEARTETER HINWEIS AUF „MITSCHULD“ DER OPFER!!!!!!!!!!!!!!!! IM GEGENTEIL: Das bedeutet nämlich auch, dass es in uns drin einen gesunden Kern gibt! Einen gesunden Kern, der mit den geringen Mitteln, die ein Würmchen/Kind zur Verfügung hat, DENNOCH dafür sorgt, dass es die lebens-notwendige menschliche Wärme und Zuwendung erhält!)
Was hätten wir denn sonst auch tun sollen??? Jeder Mensch BENÖTIGT Zuwendung, Aufmerksamkeit, Schutz, Unterstützung etc., um überleben zu können. Ein Würmchen und auch ein Kind und auch ein/e Jugendliche/r sowieso.
Und diese Not von uns Kindern machen sich die Pädokriminellen ebenso wie die Typen, die ihr eigenes Leben (inklusive ihrer eigenen emotionalen Störungen) nicht auf die Reihe kriegen, zu Nutze.
WEIL wir so dringend menschliche Zuwendung benötigten, waren wir so leichte Beute für diese Gewalttäter. (AUCH DAS IST KEINE ERKLÄRUNG/ENTSCHULDIGUNG FÜR DEREN GEWALTTATEN UNS GEGENÜBER!!! Sie handeln als eigenverantwortliche „Erwachsene“!))
Unser Pech war nur, dass die Menschen, die uns zum „Ausweichen“ zur Verfügung standen, gestörte Gewalttäter waren. Auch wenn sie sich als „normale Stiefväter“, „tolle Judotrainer“, „freundliche Nachbarn“, „aufmerksame Pfarrer“, „ehemalige Lehrer“, etc. verkleideten.
Und unser Pech war außerdem, dass eine Gesellschaft wie unsere es diesen Gewalttätern so einfach macht.
Diese Kindesmisshandler „lieben“ Kinder nicht. Sie lieben nicht mal sich selbst, sie wissen garnicht, was Liebe ist. Sie projizieren IHRE EIGENEN Zuwendungsbedürfnisse, IHRE EIGENEN Bedürfnisse nach Schutz und Stärke, IHRE EIGENEN Wünsche nach menschlicher Nähe auf uns.
Auf Kinder, die ihnen weniger gefährlich erscheinen, sie zu durchschauen und ihre wahren Absichten aufzudecken. Auf Kinder, die sich nicht wehren können und somit das mickrige, labile Ego nicht gefährden. Auf Kinder, denen sie sich überlegen fühlen können (was sie dringend benötigen, um überhaupt eine „Beziehung“ zu einem anderen menschlichen Wesen zu beginnen!).
In meinen Augen sind sie krank und unreif in einem psychischen und sozialen Sinn.
Das Problem ist, dass ihre Form der Störung nicht besonders auffällt, weil vieles davon Teil des männlichen Verhaltenskanons und Umgangs mit seinen Emotionen (und Frauen und Kindern) ist. (Ich weiß, ich weiß: es gibt auch Täterinnen! Aber die überwiegende Zahl der sexualisierte Gewalt Ausübenden ist nun mal männlich!)
„Jungen und später Männer haben aufgrund der Vorstellung, die die Erziehung prägen, erhebliche Defizite im Bereich von Beziehung, Zärtlichkeit, Caring und Körperwahrnehmung. (…) So kommen Gewaltbereitschaft und ein erhöhtes Aggressionsniveau viermal häufiger bei Jungen als bei Mädchen vor. Diese Störung des Sozialverhaltens ist gekennzeichnet durch provokatives Verhalten, Sachbeschädigungen, Lernverweigerung und damit verhängnisvollerweise verbunden mit Überheblichkeit bis hin zu omnipotenten Größenvorstellungen, frei von Selbstkritik, die sich jeder Realitätsprüfung entzieht. WEGEN DES FEHLENS VON SELBSTKRITIK UND UNRECHTSBEWUSSTSEIN GIBT ES NUR WENIG THERAPIEMOTIVATION BEI GEWALTTÄTERN.“ (Dr. Ingrid Olbricht, Psychotherapeutin, Ärztin für Psychosomatik) (Hervorhebung durch mich)
Und sie definiert auch ganz klar: „Sexuelle Traumatisierung ist alles, was der sexuellen Befriedigung des Täters auf Kosten des Kindes dient.“
Nach der Lektüre von Monika Gerstendörfers Buch („Der verlorene Kampf um die Wörter“) möchte ich sogar noch weiter gehen: „Sexuelle Traumatisierung ist alles, was mittels Anwendung von sexualisierter Gewalt der Stabilisierung der Psyche des Täters dient.“
Ein Letztes zu deinem Judotrainer: Ein Klaps auf den Po ist – egal ob an Jungen oder Mädchen – eine Grenzüberschreitung! Ein Kuss auf die Wange von einem Nichtfamilienmitglied ist eine massive Grenzüberschreitung (sie kann schon von einem Familienmitglied eine massive Grenzüberschreitung sein, je nachdem, wie das KIND das empfindet!)!
Die Aussage eines 40jährigen „Erwachsenen“ gegenüber einer 15jährigen Heranwachsenden, sie wäre eine „Heiratskandidatin“ für ihn, ist sexualisierte Gewalt! Der „Erwachsene“ BENUTZT seine Machtstellung (als Mann/“Erwachsener“ und als Trainer) gegenüber einer Abhängigen, um seine „gedankliche Hinzugezogenheit“, ich würde sagen: SEINE SELBSTBEZOGENHEIT (denn er fragt ja nicht, ob der/die andere ebenfalls so empfindet!), zum Ausdruck zu bringen. Und zwar durch Anspielung auf die Geschlechtlichkeit der Heranwachsenden (die meisten Männer heiraten WEIBLICHE Wesen!).
Das alles – ich sagte es schon – fällt nur den wenigsten als das auf, was es ist, weil es „normales“ Männerverhalten ist.
Das Erlebnis mit dem Hundebesitzer ist eindeutig. Und ich bin echt froh, dass du so blitzgescheit und schnell warst, und dich in Sicherheit bringen konntest! Ich sage ja: Wir haben einen kraftvollen „Überlebens-Kern“ in uns.
Schöne Grüße
Petra
Sehr geehrter Marco,
von den Psychologen der Berliner Charité wird Pädophilie als die „ausschließliche oder überwiegende sexuelle Ansprechbarkeit durch vorpubertäre Kinderkörper“ bezeichnet. Ich empfinde diese Definition als treffend, da durch das Wort „Kinderkörper“ die Objektfunktion des Auslösers des sexuellen Triebes gut herauskommt. Ich empfinde den Begriff Pädophilie, so wie er in derzeitigen Diskussionen und Zeitungsartikeln gebraucht wird, als oft verschleiernd und verharmlosend, da dieser Begriff Liebe vortäuscht, wo es sich um Machtmißbrauch eines Stärkeren einem Schwächeren gegenüber handelt. Auch den Begriff „Pedosexualität“ halte ich für verschleiernd, da sofort eine gedankliche Verbindung zu „Homosexualität, Heterosexualität“ in den Köpfen der Menschen stattfindet, quasi im Unterbewußtsein der Reflex anspringt „zu schützende sexuelle Minderheit“.
Es darf keinen sexuellen Mißbrauch an Schwächeren geben; die Opfer sind in unserer Gesellschaft besonders Frauen, Kinder und behinderte Menschen. Es ist Aufgabe aller, dass dies nicht geschehen darf. Es ist Aufgabe aller, dass die Täter als das behandelt werden, was sie sind, als Gewaltverbrecher.
Dies ist in der Tat in unserer Gesellschaft nicht der Fall Ich habe den Eindruck, dass in den Köpfen der meisten Menschen zu diesem Theam eine große Verwirrung herrscht. Die allgemeine Sprachverwirrung ist deren Ausdruck. Achten wir genau darauf, welche Worte von wem in welchem Zusammenhang gebraucht werden: „An ihrer Sprache sollt ihr sie erkennen“.
Frank Linnhoff
Lieber Frank Linnhoff,
Sie haben mit Ihrer Argumentation vollkommen Recht.
Erwachsen-werden, Reifen hat vor allem damit zu tun, allerlei kindliche bwz. „animalische“ Impulse zu unterdrücken, zu kanalisieren und sich selbst so zu steuern, daß man in Frieden mit anderen zusammenleben kann.
Wir lernen, daß wir im KadeWe nicht den schicken Seidenpullover für 2000 Euro klauen, genauso wenig wie die coole Leica-Camera, eine neue Spielkonsole, sündhaft teure Süßigkeiten, 150 Jahre alten Whiskey oder wovon wir uns sonst angesprochen fühlen.
So etwas nennt man Impulskontrolle.
Ein Schimpanse, der uns dorthin begleitet, würde wahrscheinlich anderen Normen folgen. Aber wir sind ja Menschen.
Genauso verhält es sich mit der „Erotik“.
Das „Kindchenschema“ löst in uns allen mehr oder minder starke Anziehung aus.
Fast unwillkürlich möchten wir kleine Kinder streicheln oder an uns drücken.
Es gibt eine nachweisbare, den meisten Menschen gar nicht recht bewußte erotische Reaktion auf Kinderkörper.
Genauso wie es erotische Reaktionen auf erwachsenen Menschen gibt, die wir anziehend finden.
Allerdings haben wir gelernt, damit umzugehen. Genauso wie wir gelernt haben, in Kaufhäusern nicht zuzulangen oder unliebsamen Arbeitskollegen nicht einfach den Hals umzudrehen.
Auch wenn uns die inneren Impulse was anderes sagen…
Von Erwachsenen kann erwartet werden, daß sie mit ihren Neigungen umgehen und sich steuern.
Eine angebliche „Prägung“ ist überhaupt keine Entschuldigung und die Argumentationslinie entspricht in etwa der, die früher bei uns und heute noch in patronal geprägten Kulturen herangezogen wird, wenn es um Vergewaltigung geht – „die Frau hat aufreizend gelächelt, bzw. einen kurzen Rock angehabt“.
So etwas ist billig und hat mit „Liebe“ gar nichts zu tun, denn „Liebe“ beinhaltet die Reife und die Fähigkeit, Verantwortung zu tragen. Genau das wollen ja „Pädophile“ nicht unbedingt. Vor dem „Nachreifen“ drücken sie sich gern herum. Es ist so lästig.
Wenn man diese Gedanken nämlich weiterdenkt, hieße das, daß bestimmte Menschen (in diesem Fall Männer) ohne ständige Aufsicht gar nicht mehr mit Kindern zusammenkommen dürften.
In den USA ist man ja in einigen Bundesländern schon so weit gegangen, daß „Pädophile“ in Reservaten leben müssen, z.B. unter Autobahnbrücken, damit sie nicht mit Kindern in Kontakt kommen.
Eigentlich auch keine gute Lösung.
Herzliche Grüße von
Angelika Oetken, Berlin
Für Angelika Oetken und Frank Linnhoff!
Meine Meinung: Es geht nicht um Unterdrückung von Gefühlen und Impulsen. Es geht um Integration und Verwandlung. Es geht um Transformation und das ist möglich! Und ich sage es noch einmal, Frauen missbrauchen ebenfalls und genau so häufig. Nur sehr viel subtiler! Wir sollten nicht immer nur von Tätern sprechen, sondern von TäterInnen.
Elvira
Liebe Frau Oetken,
es ist Ihnen sicherlich nicht bewußt, daß Sie Pädophilen das Wort reden, wenn Sie behaupten, daß sich jeder erwachsene Mensch natürlicherweise erotisch von kleinen Kindern angezogen fühlt. Wenn Sie das gleiche unter Erotik verstehen wie ich – nämlich eine sexuelle „Schwingung“- dann muß ich Ihnen widersprechen.
Kleinen Kindern mit Erotik zu begegnen bedeutet, sie für die eigenen Bedürfnisse zu missbrauchen.
Übergriffige (also erotische ) Nähe zu kleinen Kindern ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet und deshalb wird diese Übergriffigkeit als „natürlich“ angesehen. Diese Übergriffigkeit wird von Generation zu Generation unreflektiert weitergegeben. Man denke nur an die berüchtigten feuchten Tantenküsse. Nicht die Nässe dieser Küsse ist das Ekelerregende, sondern die damit verbundene Geilheit.
Kinder haben an sich keine Erotik, weil sie keine Sexualität haben. Da hat Freud und alle, die ihm nachfolgten unrecht gehabt. Die erotische Schwingung des Erwachsenen ist auf jeden Fall irritierend für das Kind.
Von daher ist es auch sinnlos, wenn Erwachsene diese Übergriffs“impulse“ (= weitergegebener Machtmissbrauch) unterdrückt, denn das Kind nimmt genau diese unterdrückten Impulse wahr, was genau so irritierend ist.
Einzige Lösung ist, sich in das Kleinkind hineinzuversetzen, das man einmal war und zu SPÜREN, wie man unter der erotischen Übergriffigkeit der Erwachsenen gelitten hat. Dann braucht man den Impuls nicht mehr unterdrücken, sondern er verschwindet ganz von selbst.
Zu dieser Selbstreflektion sind die meisten Menschen in dieser Gesellschaft nicht willens und fähig.
Das Märchen von der Triebkontrolle stammt auch von Freud. Dahinter steckt das Menschenbild, daß das kleine Kind „roh“ ist und erst geschliffen werden muß. Mittelalter. Die destruktiven „Triebe“ sind allesamt Reaktionen auf erlebte und verdrängte Gewalt in der Kindheit.
Ich frage mich warum so ein Täter, wenn der sich als Kind zu mir hin gezogen gefühlt haben soll .
Warum der dann heute, wo ich um einiges älter bin immer noch an mir intersesse hat und mich wirr im Kopf machen will und kontrolieren, mit Zuwendung spart.
Soll das heißen, dass ich immer noch ein Kind in seinen Augen sein soll?
Nun ja, er sucht ja schon neue Opfer.
Weil ich mich wol immer mehr gewert habe?
Eben sehr junge Frauen, wo man Kinder mit haben kann, oder wo schon Kinder da sind, die wohl passen.
Oder ich habe das bisher nicht mitbekommen ?
So wie er in der Kindheit es auch bei anderen gemacht hat .
An Norbert Denef:
Ich beobachte nun schon seit mehr als 10 Jahren die Szene. Ich kenne kaum eine Überlebenden-Seite, die nicht von Täter-Lobbyisten zu unterwandern oder in irgend einer Form „umzudrehen“ versucht wurde. Die obigen Einträge belegen, dass dies auch hier versucht wird.
Ich habe für diese Fälle bei mir eine passene Umgangsform gefunden: löschen.
Bevor sich Täter-Lobby-Dynamiken immer weiter ausbreiten. Einfach nur löschen. Das ist die einzige Sprache, die hartgesottene Leugner der Folgen von Missbrauch und Verdreher der nachgewiesenen Tatsachen wirklich verstehen. Jeder Versuch einer sachlichen Auseinandersetzung heizt sie in ihren Behauptungen nur weiter an.
Wer sich über Täter-Lobbyismus und Pädophilie informieren möchte, hier zwei Artikel von mir:
http://www.aufrecht.net/utu/taeter-lobby.html
http://www.aufrecht.net/utu/paedophile.html
Um die Dynamiken etwas besser zu verstehen:
http://www.aufrecht.net/utu/gefahren.html
Freundliche Grüße von einem ebenfalls von religiösem Missbrauch Betroffenen,
Utu
Hallo Utu, Vorsicht beim Kategorisieren von Kommentaren und Kommentierenden – diese Debatte ist sehr interessant, weil sie in sehr subtile Bereiche der Wahrnehmung geht. Mir gibt sie sehr zu denken, lässt mich reflektieren, wie ich mich emotional zu Kindern verhalte – und ich würde ungern deswegen gleich in die Täter-Kategorie geschoben werden. Ihre Links habe ich mir unter „Favoriten“ gespeichert – das ist ausgezeichnete Arbeit, sehr interessant, danke!
Ich habe beim Lesen der Beiträge zu diesem Thema gemerkt, daß ich jetzt wirklich Ostern anfangen sollte, ein Glossar für diese homepage anzulegen, das wir dann alle zusammen nach und nach vervollständigen können.
Nehme ich mir fest vor.
Vorab :
Ich plädiere dafür, im Zweifelsfall bei mehrdeutigen Begriffen die Definitionen von „wikipedia“ oder „Meyers Lexikon“ zu nutzen.
Hier die Definition von wikipedia zum Stichwort „Erotik“:
„Die Erotik (altgr. eros ,Liebe’) bezeichnet ursprünglich die sinnlich-geistige Zuneigung, die ein Mensch einem anderen entgegenbringt. Sie wird von Sexualität und Liebe insofern unterschieden, als Sex die trieb- und körpergesteuerte, Liebe die emotional-seelische und die Erotik die psychologisch-geistige Anziehung zu einer anderen Person bezeichnet.
Diese Unterscheidung wird in der Umgangssprache jedoch nicht vollzogen. Hier ist Erotik zumeist gleichbedeutend mit Sexualität, wobei die Erotik noch von der Pornografie abgegrenzt wird. Im Sinne dieser Unterscheidung zielt letztere nicht auf die phantasievolle sexuelle Erregung, sondern auf die pure Befriedigung des Sexualtriebs“
Zur Frage, ob man sich in diesem Forum mit Menschen austauschen sollte, die sich offen zu ihrer „Pädophilie“ bekennen :
Grundsätzlich ja.
Ich plädiere sehr dafür, den Menschen und seine Taten zu trennen.
Ich habe auch schon mit Mördern und Brandstiftern über das gesprochen, was sie getan haben. Aber auch deutlich gesagt, was ich davon halte.
Ich kann sicherlich manche Tat nachempfinden, ohne daß ich sie deshalb gutheißen würde.
Und ich finde es sehr bedenklich, im Zuge eines vermeintlich „politisch korrekten“ Vorgehens und/oder Sprachgebrauchs ein Urteil darüber zu fällen, was ein Mensch empfindet oder äußern darf.
Wenn wir uns nicht auch über Widersprüche und Verborgenes, auch „unkorrektes“ austauschen, dann besteht die Gefahr, daß wir an der Oberfläche bleiben. Vor allem dann, wenn wir etwas ändern wollen.
Und dazu ist dieses Forum ja da.
Urteile und Sanktionen stehen uns nur zu, wenn jemand tatsächlich Grenzen überschritten hat.
Dann sollten wir sehr konsequent handeln, was in unserer Gesellschaft ja nicht unbedingt geschieht.
Im Falle von sogenannten Pädophilen finde ich den Standpunkt der Psychoanlytiker überzeugend : Menschen, die so empfinden, sind sexuell unreif und ihr Verhalten hat den Charakter einer Sucht.
Im Umgang mit Süchtigen hat sich Annahme gepaart mit Konsequenz und Kontrolle bewährt, Ausgrenzung und Diffamierung nicht.
Ich mache mir vor allem darüber Gedanken, warum es so viele Menschen gibt, die die Neigung verspüren, Kinder sexuell zu „gebrauchen“.
Diese Frage kann ich nur beantworten und daraus Veränderungen ableiten, wenn ich mich mit den Tätern und ihren Persönlichkeiten auseinandersetzte.
Und wenn in Foren wie diesem deutliche, durchaus kontroverse Diskussionen geführt werden.
Zur Frage der kindlichen Sexualität : Sexualität fällt nicht plötzlich vom Baum, sondern entwickelt sich.
Wer allerdings diese Tatsache, so wie es die „Täterlobby“ immer wieder tut, als Argument heranzieht, dafür zu plädieren, daß Kinder mit Erwachsenen sexuell verkehren sollten, der hat und/oder will zwei Sachen nicht verstehen und anerkennen :
a) Kinder können mit der Sexualität von Erwachsenen nichts anfangen
b) die weltumspannende Tabuisierung von sexuellen Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern hat sich nicht umsonst so gut wie überall etabliert
Dasselbe gilt für das Verbot, andere Menschen zu töten oder sie zu bestehlen.
Angelika Oetken, Berlin
Der Täterlobby sollte hier in diesem Forum kein Raum gegeben werden und es sollte auch kein Austausch mit ihnen stattfinden. Menschen, die hier pädophiles Gedankengut darstellen wollen, sollten grundsätzlich sofort gelöscht werden. Ich habe dieselben Befürchtungen wie utu, dass sich in dieses Forum die Täterlobby einschleicht. Leider befindet sich die Täterlobby auch in Therapierichtungen. Zwei Therapierichtungen gehören für mich eindeutig zur Täterlobby: die Psychoanalyse und die systemische Familientherapie. Die Psychoanalyse beruht auf einer Lehre, die falsch ist. Die Oedipustheorie ist falsch und die Triebtheorie ist falsch. Psychoanalytiker haben noch bis in die achtziger Jahre Frauen, die missbraucht wurden, erzählt, dass der sexuelle Missbrauch auf Fantasien beruht und gar nicht stattgefunden hat. Immer noch sollen es 60% aller Psychoanalytiker sein, die so etwas erzählen. Missbrauchsopfer benötigen Mitgefühl sowie die VOLLE PARTEILICHKEIT ihrer Therapeuten. Wo sie dies in der Regel in keinem Fall finden, ist bei der Psychoanalyse und der systemischen Familientherapie.
Lieber Norbert, KEIN RAUM FÜR PÄDOPHILE AUF DIESER SEITE. BITTE LÖSCHEN!!!
Mit den Tätern können sich andere auseinandersetzen. Dies ist ein Opferforum.
Nochmals: Pädophilie als Fachbegriff bezeichnet eine Sexualpräferenz und hat nichts mit gedanklicher Hingezogenheit zu irgendjemandem zu tun, sondern mit Sex. Und zwar Sex mit Kindern.
Nochmals zum Mitmeißeln: http://www.aufrecht.net/utu/paedophile.html
Die obigen Behauptungen stellen eine Verdrehung und Bagatellisierung dar und sind unverhohlener Täter-Lobbyismus. Bitte löschen!
Sehr geehrter Utu,
nach Lesen ihrer zwei Kommentare, in welchen Sie auffordern, den Brief von Marco mit dem Titel „Gedankliche Hingezogenheit zu Kindern“ zu löschen (so zumindest habe ich Sie verstanden), habe ich noch einmal in Ruhe diesen Brief durchgelesen. Was lese ich aus diesem Brief?
Marco gibt sich eindeutig als pädophil zu erkennen, er bemüht sich, seinen Sexualtrieb zu beherrschen, er ist sich darüber bewußt, dass Sex mit Kindern ein Verbrechen ist. Ich höre (subjektiv) seine Angst heraus, dass ihm nicht mehr gelingen könne, Herr seiner sexuellen Phantasien zu sein. Er beschwichtigt sich selbst mit Worten wie „gedankliche Hingezogenheit zu Kindern“.
Ich erkenne hier keine „kriminelle Energie“ sondern Hilflosigkeit.
Ich kann nicht erkennen, dass Marco einer Täterlobby angehört, denn dann hätte er sich nicht in diesem Forum geoutet, zumindestens nicht mit diesen Worten.
Seine Beschwichtigungversuche gehen in seinem Kommentar zu den ersten Kommentaren dieses Forums noch weiter, indem er ausführt, dass es keine klare Definition der Begriffe „Pädophilie, Pädosexualität etc. “ gebe.
Wir wissen, dass er irrt, es gibt klare Definitionen.
Ich meine, dass Marco sich auf einem sehr gefährlichen Weg befindet, möchte ihm raten, sich unbedingt und schnellstens in eine Therapie zu begeben, in welchem ihm geholfen wird, sich selbst und das Funktionieren seines Denkens zu erkennen. Für mich, der ich selbst betroffen bin von sexuellem Mißbrauch als Kind, ist die Veröffentlichung des Briefes von Marco in diesem Forum und die vielen Kommentare sehr hilfreich, mir darüber klar zu werden, was „Tätersprache“ ist. Insofern möchte ich Ihnen, Utu, widersprechen.
Frank Linnhoff
Die bekennenden Pädophilen „Marco“ und „Gabriel“ haben auf ihre Darstellungen hier im Forum von Vielen klare, deutliche Rückmeldungen bekommen, die insgesamt einen Tenor haben :
Die „Pädophilie“ ist das persönliche Problem des „Pädophilen“ und der steht deshalb in der Verantwortung, dafür zu sorgen, daß er sich an die in unserer Gesellschaft geltenden Normen hält. Ob durch Selbstkontrolle oder Therapie – auch das ist die Verantwortung des „Pädophilen“.
Bisher haben „Marco“ und „Gabriel“ hier nichts mehr veröffentlicht, insofern scheinen sie entweder die Botschaft verstanden und akzeptiert zu haben oder sie haben so inakzeptable Beiträge formuliert, daß Herr Denef sie nicht veröffentlicht hat.
Ich bin froh um diesen Austausch. Persönlich kenne ich keinen „Pädophilen“ – bzw. keinen, der sich outet – insofern wäre ich ansonsten auf Literatur angewiesen bzw. auf die Beiträge eines Herrn Prof. Beier.
Die direkte Auseinandersetzung ist mir lieber.
Angelika Oetken, Berlin
Liebe Frau Oetken,
ich fürchte, daß sich das Rätsel des sexuellen Missbrauchs nicht ergründen läßt, indem man sich mit den Tätern auseinandersetzt. Denn die wenigsten Täter haben einen Einblick in ihre Psyche.
Man kann davon ausgehen, daß 100% der Täter/innen selbst Opfer von sexualisierter oder/und körperlicher/psychischer Gewalt gewesen sind.
Daher ist auch sexualisierte Gewalt so weit verbreitet. Gewissermaßen eine „Volkskrankheit“. Das Problem ist die Verdrängung des Themas. Ich vermute stark, daß ein großer Anteil der Täter/innen nicht mal Erinnerungen an die selbst erlittene sexuelle Gewalt hat, auch weil diese oft schon im Säuglingsalter beginnt und später regelmäßig abgespalten wird. Erst selbst zum Täter zu werden bringt dann das Trauma „ans Licht“.
Die Tatsache selbst Opfer gewesen zu sein entschuldigt natürlich in keinem Fall kriminelles Verhalten.
Insofern können hier sog. Pädophile gern mitdiskutieren, aber als Opfer und nicht als Täter.
An die Redaktion:
Ich bin unbedingt dafür, keine Beiträge von sog. Pädophilen hier zuzulassen. Das bedeutet eine Retraumatisierung und auch eine Abschreckung für Opfer.
Außerdem würde hier dann genau das passieren, was genau Norbert Denef und andere zurecht in der öffentlichen Diskussion anprangern:
Es soll über die OPFER geredet werden, nicht über die Täter!
Frage: ist hier der richtige Ort, an dem sich Pädophile outen können sollen?
Diese grundsätzliche Frage stellt sich Norbert Denef und dem zu gründenden Verein. Von der Antwort hängt ab, ob ich diesen Verein weiterempfehlen werde.
Ich habe mich klar entschieden: Pädophilie und gleichzeitiger Opfer-Status (sofern vorhanden) führen zu einem Rollen- und Interessens-Konflikt. Ein Pädophiler eignet sich grundsätzlich nicht als Repräsentant von Opfer-Lobby-Arbeit. Pädophile in Doppelrollen gibt es bereits genug (siehe http://www.aufrecht.net/utu/taeter.lobby.html ). Will der zukünftige Verein solche Doppelrollen dulden oder gar fördern?
Der Umgang mit dieser Frage wird auch dann Auswirkungen haben, wenn man sich nicht damit beschäftigt. Daher rate ich zu einer reflektierten Beschäftigung, insbesondere mit der Literatur (z.B. Ursula Enders, Dirk Bange u.a.).
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Hallo Utu,
Mit dem Artikel „Gedankliche Hingezogenheit zu Kindern“ wurde das Thema „Pädophilie“ ausführlich besprochen und damit abgeschlossen – NetzwerB wird kein „Ort, an dem sich Pädophile outen können sollen“.
Herzliche Grüße
Norbert Denef