Liebesbeziehung mit Studentin kein sexueller Missbrauch
COBURG – Ein Professor der Hochschule Coburg, der wegen einer Liaison mit einer Studentin zunächst wegen sexuellen Missbrauchs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war, ist in zweiter Instanz freigesprochen worden.
Der 47-Jährige war 2006 mit der jungen Frau, die sich wegen psychischer Probleme an ihn gewandt hatte, eine Liebesbeziehung eingegangen. Statt der erbetenen Therapie hatte er ihr persönliche Gespräche angeboten. Dann kam es zu regem sexuellen Kontakten – auch in den Räumen der Hochschule.
Medikament nach Suizidversuch
Immer wieder sprach der Facharzt mit der labilen Studentin auch über ihre seelische Krankheit. Nach einem Suizidversuch gab ihr der 47-Jährige ein Medikament. Als die junge Frau schwanger von ihm wurde, trieb sie gegen seinen Willen – so seine Aussage – ab.
Nicht über Moral zu entscheiden
«Wir haben nicht über die Moral, über hochschul- oder standesrechtliche Konsequenzen zu befinden«, stellte Richter Gerhard Amend in seiner Urteilsbegründung klar. Der 47-Jährige habe seine Rolle als Facharzt nicht ausgenutzt.
Für die Strafkammer des Landgerichts Coburg sei deutlich geworden, dass zwischen dem Professor und der Studentin «keine Behandlung nach dem Therapeutengesetz« vorgelegen habe. Für einen sexuellen Missbrauch müsse ein Abhängigkeitsverhältnis vorhanden sein. Es habe sich aber um eine Liebesbeziehung gehandelt.
Quelle:
http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=1147798&kat=27&man=3
Lieber Norbert,
diese Geschichte ist so ähnlich, wie meine Geschichte. Natürlich lag ein Abhängigkeitsverhältnis und kein Liebesverhältnis vor. Der Arzt mag so etwas wie Liebe/Zuneigung zu der Studentin empfunden haben und auch die Studentin so etwas wie Liebe/Zuneigung für den Arzt. Aber wieso gibt er ihr Medikamente? Evtl. noch ohne Rezept? Warum schickt er sie nicht zu einem anderen Therapeuten/in?? Warum handelt er so verantwortungslos? Für die verheerenden Folgen von emotionalem, narzisstischem Missbrauch bis hin zum sexuellen Missbrauch gerade durch „Professional“ herrscht eine kollektive „Traumablindheit“. Dieses Trauma, was der Arzt seiner Studentin zufügte, heißt in der Fachsprache „PMT“ (Professionals Missbrauchs-Trauma), weil es durch einen professionellen Helfer (Arzt, Therapeut, Seelsorger etc) zugefügt wurde. Es ist eine Straftat! Im Übrigen hat Frau Dr. Becker-Fischer in ihren Forschungen nachgewiesen, dass die Folgen von emotionalem und narzisstischem Missbrauch in der Therapie genau so verheerend für die betroffenen Patientinnen waren und manchmal sogar für noch mehr Verwirrung auf Seiten der Patientinnen sorgten. Viele Therapeuten etc. (kurz: „Professionelle“) benutzen ihre Patienten/Klienten/Seelen um ihren eigenen Schmerz nicht zu fühlen. Ihre eigene seelische, narzisstische Verwundung, versuchen sie im Patienten zu therapieren, „heilen“ etc. Das ist Missbrauch. Viele „Professionelle“ benutzen ihre Patienten/Klienten/Seelen aber auch um sich von ihnen bewundern zu lassen. Das ist Missbrauch.
Viele „Opfer“ fühlen sich klein, minderwertig, schmutzig, schuldig, schamerfüllt. Das macht sie abhängig von „Anerkennung“ und „Zuwendung“. Und so entstehen „unheilvolle symbiotische“ Beziehungen und Verbindungen. Niemand kann wirklich wachsen. Der eine braucht den anderen und umgekehrt. So drehen sie sich im Kreis und drehen sich und drehen sich.
Was ist „Liebe“? Kann es Liebe sein, wenn es mich krank macht? Kann es Liebe sein, wenn mich etwas festhält und nicht wachsen lässt? Sind intime Gefühle, sexuelle Gefühle „Liebe“. Ist „Liebe“ nicht „Leben“. Sucht die „Liebe“ nicht das Licht? Kann geheime Liebe, die nur im Dunkeln praktiziert wird, „Liebe“ sein? Was ist „Liebe“?
Jesus sagte: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Nehme dein Kreuz/Schmerz auf dich und folge mir nach.
Liebe ist für mich ein Kind der „Freiheit“. Liebe lässt wachsen. Liebe macht frei. Liebe macht nicht krank. Liebe macht nicht abhängig. Liebe macht manchmal traurig. Liebe tut manchmal weh. Wachsen tut manchmal weh! Denn zum Wachstum gehört auch Abschied nehmen, loslassen, nicht festhalten. Offen sein für Neues.
Elvira
Hallo,
ich verstehe da mal wieder etwas nicht.
Einerseits diese Begründung von Richter Amend :
«Wir haben nicht über die Moral, über hochschul- oder standesrechtliche Konsequenzen zu befinden«, stellte Richter Gerhard Amend in seiner Urteilsbegründung klar. Der 47-Jährige habe seine Rolle als Facharzt nicht ausgenutzt.
Dann aber dieses Statement :
„Für einen sexuellen Missbrauch müsse ein Abhängigkeitsverhältnis vorhanden sein. Es habe sich aber um eine Liebesbeziehung gehandelt.“
Ich habe mal etwas in Rechtsglossaren über „Liebesbeziehung“ gegoogelt. Da war genauso wenig zu finden wie eine klare Definition von „Liebesbeziehung“ bei wikipedia.
Ich empfinde das als widersprüchlich.
Einerseits befindet das Gericht – zurecht – dass es nicht über „Moral“ zu entscheiden hat, andererseits sieht es sich aber in der Lage, zu beurteilen, ob es sich bei dem „Verhältnis“ des Professors und Facharztes zu einer – seiner? – Studentinnen um ein Abhängigkeits- oder ein Liebesverhältnis gehandelt hat.
Finde ich schräg ….
Moralisch und menschlich natürlich trotzdem das Letzte – aber es wird ja eh immer mehr Menschen klar, dass es weniger „Götter in Weiß“ als „egozentrische Streber in weißen Kitteln“ gibt.
Positiv ist immerhin, dass so eine Anklage ja für gewöhnlich an einem „VIP“ kleben bleibt, egal wohin der jetzt geht. Vor allem in so einem Beruf.
Selbst wenn standesrechtlich wahrscheinlich nichts zu machen ist.
Die „miese Presse“ ist meistens sowieso viel wirksamer.
Hoffe, dass die Studentin sich jetzt echte, professionelle Hilfe holt.
Grüße von
Angelika Oetken, Berlin
Hallo,
Ich kann diese Rechtssprechung ebenfalls nicht nachvollziehen. Eine Respektsperson / Authorität nutzt seinen Einfluß auf abhängige Menschen aus, um persönliche Wünsche und Vorlieben durchzusetzen. Diese Abhängigkeitsbeziehung wird dann als „Liebesbeziehung“ trivialisiert für die es keinerlei straf- oder standesrechtliche Konsequenzen zu befürchten gibt.
Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie leicht man in eine solche Abhängigkeitssituation hereinrutschen kann, ich hatte vor ein paar Jahren eine Beziehung mit meinem Zahnarzt, der meine Angst und Unsicherheit, aber auch meine Bewunderung für ihn und seinen Berufsstand ausgenutzt hat. Ich wollte mir gegen Ende meines Studiums ein paar Amalgam-Plomben entfernen lassen, hatte aber grosse vor zahnmedizischen Eingriffen. Der damalige Arzt gabe sich sehr freundlich und mitfühlend, da ich gegen Ende meines Studiums eh unter grossen Druck stand, war ich sehr angetan von seinem Auftritt und dadurch auch sehr geschmeichelt. Beim nächsten Besuch machte ich mich besonders hübsch, gut geschminkt, schöner Rock, er nahm das auch zur Kenntnis, da ich die letzte in der Praxis war, bot er mir nach dem Termin an mich nach Hause zu fahren, wo wir dann sofot bei mir im Bett landeten. In dieser Nacht war ich die glücklichste Frau der Welt. Diese Beziehung blieb allerdings ausschliesschlich sexuell, d.h. Behandlung, danach sind wir in der Regel zu ihm gefahren, ich „durfte“ über Nacht bleiben, mir wurde allerdings immer wieder von ihm eingeschärft, dass niemand es wissen dürfe, dass wir ein Verhältnis hätten, weil er sonst standesrechtliche Konsequenzen zu fürchten hätte. Einmal traf ich ihn zufälligerweise in einem Biergarten zusammen mit einem Kollegen, wo er mich diesem als seine Patientin vorstellte. Ein Tag später hatte ich wieder Termin bei ihm, diesmal war es eine recht unangenehme Wurzelbehandlung mit starker Betäubung, er fuhr mich danach zu sich nach Hause, vom Rest weiss ich nichts mehr. Als ich in der früh aufwachte, hatte ich leichte Schmerzen im Schritt, es war mir sofort klar, dass ich in dieser Nacht Geschlechtsverkehr hatte. Als ich ihn danach fragte, grinste er nur vielsagend. Mir war danach klar, dass ich mich aus dieser Abhängigkeit unbedingt lösen musste, mit Hilfe einer guten Freundin und meiner Eltern ist mir das auch gelungen. Seinerseits kamen danach immer wieder Anrufe und SMS, ob wir uns nicht noch einmal bei Ihm (!!) treffen könnten, ich habe immer die Kraft gehabt, diese zu ignorieren, obwohl ich diesen Mann eine Zeit lang wirklich richtig geliebt habe, Aber wie sagt der Volksmund so schön „Liebe macht blind“, das ganze Drama hat so ziemlich genau ein Jahr gedauert, ich knabbere sechs Jahre später immer noch dran.