Das Schicksal der ehemaligen Heimkinder in kirchlichen wie auch in staatlichen Heimen bewegt die Öffentlichkeit. Die »Schwarze Pädagogik« der Nazi-Zeit wurde in vielen Heimen fortgeführt. Zahlreiche Heimkinder leiden noch heute unter den Folgen der ständigen Demütigungen, der erlittenen Misshandlungen und des Missbrauchs. Viele mussten in den Heimen Zwangsarbeit verrichten, ohne dass dafür Rentenbeiträge gezahlt wurden.
An diesem Unrecht waren viele beteiligt, nicht nur die Kirchen. Doch die meisten der Heime wurden von kirchlichen Einrichtungen betrieben. Darum kommt den Kirchen eine besondere Verantwortung zu.
Dieser Verantwortung müssen die Kirchen gerecht werden. Vereinzelt wurden bereits Betroffenheit und Scham bekundet und Entschuldigungen ausgesprochen. Doch dies wird erst vollends glaubwürdig, wenn zum Wort das deutliche Zeichen der Wiedergutmachung hinzutritt, auch wenn nichts wieder „gut“ gemacht werden kann.
Ich rufe die beiden großen Kirchen in Deutschland, die katholische wie die evangelische, gegliedert in (Erz-)Diözesen und Landeskirchen, und ihre diakonisch tätigen Einrichtungen, die Caritas, die Ordensgemeinschaften und das Diakonische Werk mit ihren jeweiligen Untergliederungen auf, in einem öffentlichen Akt Buße zu tun. Der Buß- und Bettag 2010 wäre ein sinnvolles Datum, aber auch der 28. Dezember 2010, der Tag der »Unschuldigen Kindlein«.
Dem Bußakt müssen Taten folgen. So wäre von den Kirchen und ihren Einrichtungen der Grundstock zu einer Stiftung zu legen, aus deren Mitteln Fonds einzurichten sind. Zunächst für angemessene Kompensationszahlungen an die ehemaligen Heimkinder.
Doch eine solche Stiftung sollte nicht ausschließlich vergangenheitsorientiert sein. Auch heutzutage nehmen die Kinder in unserer Gesellschaft nur eine Randstellung ein. In vielen Bereichen steht es um das Kindeswohl nicht zum besten. Hier liegt die Zukunftsaufgabe einer solchen Stiftung: Die Förderung des Kindeswohls. Die Stiftung sollte als Anwalt des Kindes in besonderer Weise für die Interessen unserer Kinder wirken.
Eine solche Stiftung sollte nicht allein von den Kirchen getragen werden. Doch sie könnten die anderen damals Beteiligten nachdrücklich zur Mitfinanzierung einladen: die staatlichen Stellen, die ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen sind und die teilweise ähnliche Heime betrieben haben; auch die Firmen, die von der Zwangsarbeit profitiert haben. Schließlich ist auch deutlich zu machen, dass damals eine ganze Gesellschaft weggeschaut hat – weite Teile schauen auch heute weg, wenn das Kindeswohl übergangen wird.
Buß- und Bettag 2009
Dierk Schäfer
Pfarrer i.R.
Freibadweg 35
73087 Bad Boll
http://dierkschaefer.files.wordpress.com/2009/04/verfahrensvorschlage-rt.pdf
Sehr geehrter Herr Schäfer,
ich finde Ihren Aufruf gut und richtig und hoffe für die betroffenen ehemaligen Heimkinder, dass er gehört wird.
Auf Ihrer sehr interessanten website schreiben Sie : „Zur Zeit sehe ich nicht, dass die Kirchen ihren Elchtest bestehen werden“.
Ich sehe das auch nicht und hoffe sogar, dass aus dem „Tsunami der Schande“ eine „Sintflut der Schande“ wird.
Dies hätte die Wirkung einer „Katharsis“ (Reinigung).
Spirituell lebende Menschen werden sicherlich auch ohne die Institution Kirche zueinander finden.
Für Ihre Arbeit wünsche ich Ihnen viel Erfolg und hoffe, dass Ihr Engagement für die ehemaligen Heimkinder Früchte trägt.
Eine schöne Adventszeit wünscht
Angelika Oetken, Berlin
„Krieg im Vatikan wegen Pädophilie“ titelten die Überschriften in der konservativen italienischen Tageszeitung Il Giornale und anderen Sonntagsausgaben der Landespresse. Diese griffen die Äußerungen Schönborns, die er Ende April in einem Hintergrundgespräch mit österreichischen Journalisten gemacht hatte, auf.
„Interner Streit eskaliert“ liest man heute in den deutschen Medien.
Im Vatikan herrscht dicke Luft. Hintergrund sind Vertuschungen im Umgang mit sexuellem Missbrauch. So sollen Ermittlungen gezielt behindert worden sein. Der Wiener Kardinal Schönborn fordert jetzt eine schonungslose Aufklärung der Missbrauchsfälle. Auch die Bevorzugung des Täterschutzes vor dem Opferschutz müsse beendet werden.
Der innerkirchliche Streit über den Umgang mit sexuellem Missbrauch ist eskaliert. Am Wochenende wurden Vorwürfe des Wiener Kardinals Christoph Schönborn bekannt, im Fall seines Vorgängers Hans Hermann Groer habe der langjährige Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano Missbrauchs-Ermittlungen verhindert. Der vatikanische Außenminister Sodano habe sich damit gegen den damaligen Kardinal Joseph Ratzinger durchgesetzt. Der heutige Papst Benedikt XVI. habe 1995 die Vorwürfe gegen Groer untersuchen lassen wollen, dieser habe sich an jungen Seminaristen vergangen. Der 1995 zurückgetretene und 2003 gestorbene Groer hatte die Anschuldigungen bestritten.
Nach einer Zusammenfassung der österreichischen Nachrichtenagentur Kathpress, die sich auf Presseberichte stützte, sprach sich Schönborn angesichts der anhaltenden Austrittswelle erneut für eine schonungslose Aufklärung der Missbrauchsfälle aus. „Die Zeit des Vertuschens ist vorbei.“ Vorbei sei auch jede Bevorzugung des Täterschutzes vor dem Opferschutz.
Bereits im April hatte eine katholische Publikation in den USA Sodana Vertuschung im Fall eines pädophilen amerikanischen Priesters vorgeworfen. Der Vatikan räumte daraufhin ein, dass die Anschuldigungen gegen den 2008 verstorbenen Geistlichen zuträfen, nachdem er sie zunächst bestritten hatte.
Ob der Opferschutz nun tatsächlich eine wahrnehmbare Form annimmt, wird sich zeigen. Im Fall des Bistums Speyer offenbar noch nicht. In der Ältesten Diözese Deutschlands hat man einen „Täteranwalt“, einen Strafverteidiger, als „unabhängigen“ Ombudsmann eingesetzt. Falls nun tatsächlich die Prioritäten zugunsten der Opfer vertauscht werden würden, dürfte diese Position in Kürze neu zu besetzen sein!
Wenn jemand Interesse an dieser Position haben sollte, kann er sich unter der Email-Adresse generalvikar@bistum-speyer.de direkt an den Generalvikar Dr. Franz Jung, oder an den dortigen Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Email-Adresse bischof@bistum-speyer.de wenden. Viel Erfolg bei der Bewerbung.
@anno1968: will der Vatikan sich hinter Sodano verstecken?
Herr Ratzinger, bitte, bekennen Sie sich wenigstens jetzt zu Ihrer – menschlich verständlichen – Schwäche, sich nicht schon vor 5 Jahren mit dem Lorbeer der Aufklärung geschmückt zu haben!
Das Schweigen müssen SIE jetzt beenden!
Wir wollen das so, IM NAMEN ALL DERER, die bereits zerbrochen sind und all der Verzweifelten, die auch heute noch keine Worte, keinen inneren Frieden finden – kein Kind darf länger im Namen Gottes Gewalt erfahren!
Wir erwarten schlicht von Ihnen MENSCH-werdung, weil wir uns in guter Gesellschaft wissen mit dem, auf den WIR ALS OPFER uns rechtmäßig berufen dürfen.
Vorschlag:
Einfach mal ein Gedankenspiel machen und sich ganz andere Fragen stellen –
In welchen Zusammenhängen hat die Institution Katholische Kirche, besonders die Kirchenführung (Papst und Kardinäle) in der Vergangenheit immer entschlossen gehandelt?
Schon allein der Suchlauf spuckt bei den Stichworten „Frauenrechte/Katholische Kirche“ und „Befreiungstheologie/Katholische Kirche“ jede Menge Meldungen aus.
Nächste Frage : Was wäre für die Institution Katholische Kirche denn so schlimm daran, Frauen als gleichberechtigt anzusehen und Befreiungstheologen zu unterstützen?
Ich weiß keine schlüssige Antwort, denn die Katholische Kirche sieht sich doch nicht als weltliche Einrichtung an, oder etwa doch?
Nächste Frage: Wenn man gegenüber „Frauenbefreiern“ und „Diktaturauflösern“ so vehement so entschlossen und entschieden handeln kann, warum dann nicht gegenüber Kirchenbediensteten, die Kinder sexuell misshandeln?
Weil das eine gefährlich für die Institution ist, das andere egal oder sogar förderlich?
Nächste Frage: Warum ist die sexuelle Misshandlung von Kindern durch Kirchenbedienstete in den Augen der Kirchenführer weitaus weniger schlimm als die Gleichstellung von Frauen und die Abschaffung von Diktaturen?
Weil „befreite“, gleichgestellte Menschen gefährlich für die Institution sind, misshandelte, gedemütigte Kinder aber egal oder sogar erwünscht?
Nächste Frage : Wie reagieren Kinder auf sexuelle Misshandlung?
Wie reagieren Frauen und von Diktaturen unterdrückte Menschen auf Befreiung und Gleichstellung?
Kinder schämen sich, werden gefügig, schwach, manipulierbar – womöglich neue Priester? Oder „demütige“ manipulierbare Ehefrauen?
Befreite, gleichgestellte Menschen treffen eigene Entscheidungen, sind unabhängig und stolz auf sich?
Nächste Frage: Warum könnte von Seiten der Kirchenführung Interesse daran bestehen, weiterhin zu vertuschen, nichts zu tun, zu manipulieren ?
Dumme Frage!
Angelika Oetken, Berlin
Nächste Frage:
Warum wählen die unzähligen Bischöfe, die mit der Handhabe des Papster bzgl. diesem Themas nicht einverstanden sind, diesen von ihnen irrtümlich gewählten Papst nicht wieder ab, stürzen ihm von Thron???
Das ist doch so üblich bei fundamentalistisch ausgeprägten Vereinen.
Berechtigte Frage???
Sarah M.
Vor der Vergebung hat der liebe Gott was gesetzt……. ?
….oder denn sie wissen nicht was sie tun….sie wissen sehr wohl….glauben aber sie bekommen ihre verirrten Schäfchen wieder ins Trockene…wer es glaubt…..selig ist-was nicht mehr zu ändern ist….Erzbistum geht bis auf weiteres von der Unschuld eines Priesters aus…..auch in Meckl.-Vorpommern-ein Pfarrer verging sich an kleine Jungs….man bedauert,dass der Pfarrer schon verstorben ist….ob der sich von Oben jetzt wohl schämt ??? —-Oder ist Frage nicht angebracht……ich jedenfalls habe mir einen Termin geholt und werde morgen in scheinbar verstaubten Archiven blättern und ich blättere so lange bis ich fündig werde…ich muß da allein hin,aber was sagten Sie mal,liebe Sarah M-wenn ich mir vorstelle ihr kommt alle mit-oh man…eine wunderschöne Vorstellung……..nun ja,ich will mal nicht so tun-als ob ich nicht heule und das wohl ziemlich laut….Merzedes
… lauter berechtigte Fragen!
Das Kirchenvolk muss erkennen, dass die Zeit abgelaufen ist. Ist es bereit, Fragen zu beantworten? Forderungen zu stellen? „Nachfolge“ anzutreten? (Es geht um Freiheit!)
Dann wäre es reif für ordinierte Frauen, Abschaffung von Zwangszölibat, soziales und politisches Engagement frei denkender Kirchenleute und auch für die Abwahl unerträglicher Hierarchen. (Verantwortung!)
Bequemer ist es Augen und Ohren zu zu machen und zu schweigen.
Wer aus seiner Kirche vor 20 Jahren ausgetrat, muss heute die Kirchensteuer nachzahlen, weil er das damals seinem Pfarrer nicht mitteilte …?! (Geld!)
Wie lange machen Bürger demokratischer Gesellschaften das absolutistische Gehabe noch mit???
Das „Heilig, heilig“ der Kleriker sitzt zu tief, fürchte ich.
Aber das ist nicht Glauben – ich nenne das ABERGLAUBEN!!!
Hallo Mercedes,
das ist ja wunderbar, dass Sie endlich einen Einblick in die verstaubten Archive erhalten. auch wenn Sie keinen mitnehmen dürfen, es gibt ja immer noch die kleine, zierliche – unscheinbare Digitalkamara :-).
Und natürlich kommen wir imaginär alle mit :-).
Und ja, es ist Ihr Recht, laut zu weinen! Die angestauten Tränen müssen raus, dürfen raus, haben ihre Berechtigung!
Ich drücke Ihnen alle Daumen, Zehen und was sonst noch so möglich ist 🙂 und wünsche Ihnen jeden erdenklichen Erfolg!!!
Frage: Warum dürfen Sie niemanden mitnehmen, auch nicht einen Anwalt???
Sarah M.
Liebe Sarah M,ich glaube einfach-es ist besser allein zu gehen.Ich werde den ganzen Tag brauchen,wenn das mal reicht….. .Ich bin hier so einigen Leuten ziemlich unbequem und im Blätterwald hab ich nie meinen Mund gehalten.Die Erfahrung sagte mir dann-reden ja,aber den Zeitpunkt abpassen,leider….der Zeitpunkt ist längst da und überfällig-übrigens-ich habe gelernt was kleine Dinger so alles können..danke für Daumen und Zehen drücken…Merzedes
Guten Morgen,
meine Freundin ist kurzfristig aus dem Urlaub gekommen und holt mich gleich ab.Ich bin also nicht allein und imaginär sowieso nicht.Jetzt haben wir zwei Digis und hoffentlich lassen sie uns zu zweit rein.Ich bin völlig aufgelöst……,aber ich schaff das ! Merzedes